Dunning-Kruger-Effekt
Du willst wissen, was der Dunning-Kruger-Effekt ist und wo du ihn im Alltag beobachten kannst? Dann ist dieser Artikel genau das Richtige für dich!
Inhaltsübersicht
Was ist der Dunning-Kruger-Effekt?
Der Dunning-Kruger-Effekt ist einfach erklärt: Personen mit wenig Wissen halten sich oft für besonders kompetent und überschätzen sich selbst.
Das kennst du bestimmt aus dem Alltag: Junge Menschen, die gerade ihren Führerschein gemacht haben, halten sich beispielsweise oft für die besten Autofahrer — dabei verursachen gerade sie die meisten Unfälle! Der Dunning-Kruger-Effekt kann also sogar ziemlich gefährlich werden!
Schuld daran ist eine Art Teufelskreis der Selbstüberschätzung. Er läuft in vier Stufen ab:
- Inkompetente Menschen überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten.
- Aufgrund ihrer Inkompetenz erkennen sie das aber nicht!
- Deshalb können sie ihre Kompetenzen auch nicht steigern.
- Sie unterschätzen das Wissen anderer.
Was es genau mit dem Dunning-Kruger-Effekt auf sich hat, erfährst du auch in unserem Video !
Ursprung des Dunning-Kruger-Effekts
Der Dunning-Kruger-Effekt wurde zum ersten Mal 1999 von den amerikanischen Psychologen David Dunning und Justin Kruger beschrieben.
Sie ließen Studierende Grammatik- und Logikrätsel bearbeiten. Das Erstaunliche: Die Personen mit den schlechtesten Ergebnissen glaubten, dass ihre Lösungen sehr gut waren! Kompetente Studierende dagegen unterschätzten ihre eigene Leistung.
Schon gewusst? Im Zusammenhang mit dem IQ heißt der Dunning-Kruger-Effekt auch „Downing-Effekt“.
Als Paradebeispiel für den Effekt diente zudem ein äußerst merkwürdiger Banküberfall aus dem Jahr 1995. Ein Mann überfiel völlig unmaskiert eine Bank und war dann ziemlich verwundert, als er kurz darauf festgenommen wurde.
Er hatte gedacht, für die Kameras unsichtbar zu sein — weil er sich das Gesicht mit Zitronensaft eingerieben hatte! Er meinte nämlich, Zitronensaft wäre eine Art „Geheimtinte“. Der Bankräuber war offenbar zu inkompetent, um sein mangelndes Wissen zu erkennen.
Das Syndrom der Selbstüberschätzung heißt Dunning-Kruger-Effekt. Die Begriffe „Danny Kruger Effekt„, „Daniel Kruger Effekt“ oder „Danning Kruger Effekt“ sind also falsch. Bei dem Wort „Dunning Kruger effect“ handelt es sich um die englische Schreibweise.
Der Dunning-Kruger-Effekt im Alltag
Das Syndrom der Selbstüberschätzung zeigt sich aber nicht nur bei absurden Banküberfällen, sondern tagtäglich im Alltag:
- Bestimmt kennst du Personen, die beim Fußballschauen der Meinung sind, viel bessere Entscheidungen zu treffen als der professionelle Trainer.
- Das zeigt sich auch in der Politik: Viele Wähler sind der Meinung, selbst besser regieren zu können als die aktuellen Politiker.
- Während der Corona-Pandemie waren viele „Hobby-Virologen“ der Meinung, mehr Ahnung von dem Virus zu haben als die Mediziner. Corona hat den Dunning-Kruger-Effekt somit sehr deutlich gemacht.
- Außerdem denkt der Großteil der Autofahrer, besser Auto zu fahren als der Durchschnitt!
- Berufsanfänger überschätzen oft ihre eigenen Fähigkeiten und halten sich für kompetenter als ihre erfahrenen Kollegen.
- Teilnehmende in Castingshows sind häufig der Meinung, sich von ihrer besten Seite präsentieren zu können. Sie sind oft irritiert, wenn sie dafür vom Publikum negatives Feedback bekommen.
Du siehst, dass Personen in all diesen Situationen ihr eigenes Wissen und Können überschätzen.
Der Dunning-Kruger-Effekt klingt teilweise nicht sonderlich wissenschaftlich, sondern eher nach „Küchenpsychologie“. Tatsächlich wurden die Forschungen von Dunning und Kruger mit dem satirischen IG-Nobelpreis ausgezeichnet. Ihn bekommen Forschungsarbeiten, die erst zum Lachen und dann zum Nachdenken anregen.
Auch einige andere Psychologen kritisieren den Dunning-Kruger-Effekt. Trotzdem lässt sich nicht abstreiten, dass er im Alltag ziemlich oft vorkommt!
Wie entsteht der Dunning-Kruger-Effekt?
Es gibt ein paar Gründe dafür, dass der Dunning-Kruger-Effekt so oft auftritt: Zum einen hilft er Menschen dabei, ein positives Selbstbild von sich aufrechtzuerhalten. Sie sind glücklich, wenn sie sich selbst für kompetent halten.
Zum anderen führt der Effekt teilweise sogar zu besseren Ergebnissen. Wenn du dich nämlich ein bisschen überschätzt, traust du dir schwierigere Aufgaben zu und kannst so auch mehr erreichen. So erleben Menschen, dass ihre Selbstüberschätzung positive Auswirkungen hat und der Dunning-Kruger-Effekt wird verstärkt.
Oft treten Inkompetenz und Ignoranz (absichtliche Unwissenheit) zusammen auf. Personen sind einerseits nicht kompetent (Inkompetenz), wollen aber gleichzeitig auch nichts dazulernen (Ignoranz). Ihnen fehlt es somit an Einsicht und Selbsterkenntnis. Den bekannten Satz „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ wirst du von Betroffenen also eher selten hören!
Übrigens: Das Gegenteil des Dunning-Kruger-Effekts ist das Imposter-Syndrom. Es besagt, dass manche Menschen zwar sehr kompetent sind, aber dauerhaft ihr eigenes Wissen unterschätzen und so ein geringes Selbstbewusstsein haben.
Wie kann man den Dunning-Kruger-Effekt vermeiden?
Du überlegst gerade, ob Menschen in deinem Umfeld manchmal zum Dunning-Kruger-Effekt neigen? Oder sogar du selbst? Keine Sorge! Mit ein paar Tipps lassen sich die Symptome vom Dunning-Kruger-Effekt vermeiden.
Selbstreflexion
Menschen haben oft einen Hang zur Selbstüberschätzung. Sich das bewusst zu machen, ist der erste Schritt zur Besserung. Das ist oft leichter gesagt als getan — aber es führt kein Weg an intensiver Selbstreflexion vorbei!
Feedback von anderen
Personen, die zu Selbstüberschätzung neigen, wollen oft zunächst kein Feedback annehmen und wehren sich dagegen. Aber wenn andere ihnen immer wieder ihre Schwächen vor Augen führen, können sie sie irgendwann auch einsehen.
Stufen der Kompetenzentwicklung verstehen
Dabei hilft es, zu verstehen, dass Wissensaneignung in mehreren Stufen abläuft:
- Anfänger
- Fortgeschrittener
- Kompetenter
- Versierter
- Experte
Der Dunning-Kruger-Graph zeigt die einzelnen Phasen:
Viele Fortgeschrittene neigen zum Dunning-Kruger-Effekt, weil sie das Gefühl haben, im Vergleich zum Anfänger schon ziemlich viel zu wissen. Sie sollten sich die anderen Stufen vor Augen führen. Das hilft dabei, zu erkennen, dass ein Fortgeschrittener eben noch kein Experte ist!
Phasenmodell des Lernens verstehen
Auch das „Plateauphasenmodell des Lernens“ geht davon aus, dass Lernen in Stufen stattfindet. Dabei gibt es immer wieder einen Fortschritt, gefolgt von einem Plateau (gleichbleibendes Niveau). Hier wird schon bekanntes Wissen geübt und automatisiert, bevor wieder Neues gelernt wird.
Du unterschiedest in dem Modell drei Typen von Lernern:
- Die Ersten brechen schon nach einem Plateau frustriert ab, weil sie nicht vorankommen.
- Die Zweiten bleiben auf dem ersten Plateau stehen. Ihnen reicht das erworbene Halbwissen.
- Die Dritten nutzen jedes Plateau, um ihr bisheriges Wissen zu vertiefen. Dann lernen sie motiviert weiter und werden schließlich zu richtigen Experten!
Wenn du dieses Modell im Hinterkopf hast, kannst du im Alltag immer wieder reflektieren, wie du selbst gerade an Aufgaben und neue Lerninhalte herangehst.
Vorteile und Nachteile des Dunning-Kruger-Effekts
Der Dunning-Kruger-Effekt ist aber nicht immer etwas Negatives! Tatsächlich kann er auch Vorteile mit sich bringen:
- Außenwirkung: Auch wenn eine Person nicht wirklich kompetent ist, strahlt sie durch ihre Selbstüberschätzung, Kompetenz und Entscheidungsfähigkeit aus. Das hat oft Vorteile im privaten und im beruflichen Umfeld. Die Person bekommt dann zum Beispiel einfacher eine Gehaltserhöhung.
- Selbsterfüllende Prophezeiung: Wenn eine Person sehr von sich überzeugt ist, geht sie natürlich selbstbewusster an Aufgaben heran — auch wenn sie für diese Aufgaben eigentlich gar nicht qualifiziert ist. Durch die erhöhte Motivation und Energie erreicht sie aber am Ende trotzdem ihr Ziel.
Natürlich sind aber auch die Nachteile der Symptome des Dunning-Kruger-Effekts nicht zu übersehen:
- Abwärtsspirale: Durch ihre Inkompetenz erkennen Betroffene gar nicht die Notwendigkeit, sich mehr Wissen anzueignen. So bleiben sie aber weiterhin inkompetent und der Effekt bleibt bestehen!
- Fehler: Wenn Menschen sich fälschlicherweise für kompetent halten, kann das zu fatalen Fehlern führen. Ein Chemielaborant, der gar nicht so genau weiß, was er da eigentlich tut, kann schnell mal das ganze Labor in die Luft jagen!
- Narzissmus : Bei einem ausgeprägten Dunning-Kruger-Effekt zeigen Personen teilweise narzisstische Züge. Sie halten sich also selbst für die Allerbesten und werden damit für ihr Umfeld zur Belastung.
Dunning-Kruger-Effekt — häufigste Fragen
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Wie erkenne ich den Dunning-Kruger-Effekt?
Der Dunning-Kruger-Effekt beinhaltet vier Stufen:
1. Inkompetente Menschen überschätzen ihr eigenes Wissen und Können.
2. Wegen ihrer Inkompetenz erkennen sie das aber nicht.
3. Aufgrund dieser Ignoranz können sie ihr eigenes Wissen und ihre Kompetenz auch nicht steigern.
4. Sie unterschätzen das Wissen Anderer.
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Was ist der Dunning Kruger Effekt?
Der Dunning-Kruger-Effekt wurde von den Psychologen David Dunning und Justin Kruger 1999 an der Cornell University entdeckt. In einer Studie fanden sie heraus, dass Personen mit weniger Kompetenzen eher ihre eigenen Fähigkeiten überschätzen.
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Was ist das Dunning Kruger Syndrom?
Der Dunning-Kruger-Effekt (nicht: Dunning-Kruger-Syndrom) sagt, dass inkompetente Menschen ihre eigenen Fähigkeiten oft überschätzen. Gleichzeitig unterschätzen sie das Wissen und Können kompetenterer Menschen.
Narzissmus
Ein stark ausgeprägter Dunning Kruger Effekt kann teilweise narzisstisch wirken. Was sich hinter der Persönlichkeitsstörung Narzissmus genau verbirgt, erfährst du hier !