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Beim Lernen am Modell nimmt sich eine Person eine andere Person zum Vorbild und ahmt ihr Verhalten nach. Hier erklären wir dir, wie die Person dabei eine neue Verhaltensweise lernt. Schau dir jetzt unser Video zum Modelllernen an, um das Thema noch schneller zu verstehen!

Inhaltsübersicht

Lernen am Modell einfach erklärt

Das Lernen am Modell ist eine Lerntheorie von Albert Bandura. Dabei eignet sich eine Person eine neue Verhaltensweise aktiv an oder wiederholt bekannte Verhaltensweisen öfter bzw. seltener. Dazu beobachtet sie eine andere Person – das sogenannte Modell – und imitiert ihr Verhalten. Außerdem beobachtet sie, welche Konsequenzen die Verhaltensweise für die Person hat. Einfach ausgedrückt, ist das Lernen am Modell also Lernen durch Nachahmung. So kannst du auch bewusst völlig neue und komplexe Verhaltensweisen erlernen.

Ein Kind lernt zum Beispiel sich die Schnürsenkel zu binden, indem es versucht, es den Eltern nachzumachen. 

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Lernen am Modell
Hinweis

Du kannst das Lernen am Modell auch als Modelllernen, Nachahmungslernen, Imitationslernen oder Beobachtungslernen bezeichnen. Außerdem wird die Lerntheorie häufig sozial kognitive Lerntheorie, soziale Lerntheorie oder kognitive Lerntheorie genannt. Du kannst auch diese Schreibweisen verwenden: Sozialkognitive Lerntheorie, sozial-kognitive Lerntheorie. Auf Englisch heißt das Modell social cognitive theory

Beobachter und Modell

Die Person, die eine andere Person beobachtet, um sich die Verhaltensweise abzuschauen, nennst du Beobachter. Die Person, die die Verhaltensweise „vorführt“, heißt Modell, Leitbild oder Vorbild. Das Modell muss nicht unbedingt eine Person sein, die du auch im echten Leben kennst. Es können auch Figuren aus Filmen oder Büchern sein. 

Wichtig ist aber, dass sich der Beobachter mit dem Modell identifizieren kann. Nur so hat er die Motivation, sich aktiv die Verhaltensweise anzueignen. Das Modell ist außerdem sein Vorbild. Es hat meistens einen hohen sozialen Status, genießt Ansehen, hat Macht, ist sympathisch oder ist attraktiv. 

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Beobachter & Modell

Lerneffekte und Beispiele

Beim Lernen am Modell gibt es vier mögliche Lerneffekte, die auftreten können.

Modellierender Effekt: 

  • Du lernst eine völlig neue Verhaltensweise.
  • Beispiel: Du bist noch nie Ski gefahren. Jetzt hast du aber beschlossen, einen Skikurs zu machen und beobachtest genau, welche Bewegungen dein Skilehrer macht. 

Enthemmender Effekt:

  • Dir ist die Verhaltensweise bereits bekannt.
  • Aber durch die Beobachtung sinkt deine Hemmschwelle, dich so zu verhalten, weil das Modell mit der Verhaltensweise erfolgreich war. 
  • Beispiel: Du kannst Fahrradfahren, machst es aber nicht sehr oft und nicht sehr gerne. Jetzt beobachtest du jemanden, der sehr viel Spaß beim Fahrradfahren hat. Du beschließt auch wieder mal Fahrrad zu fahren. 

Hemmender Effekt: 

  • Dir ist die Verhaltensweise bereits bekannt.
  • Aber durch die Beobachtung hebt sich deine Hemmschwelle, dich so zu verhalten, weil das Modell mit der Verhaltensweise unangenehme Konsequenzen hatte. 
  • Beispiel: Du stehst genervt an einer roten Ampel und überlegst, ob du sie einfach so bei rot überqueren solltest. Jetzt kommt eine andere Person, die einfach bei rot los läuft. Dabei übersieht sie ein Auto und es kommt fast zu einem Zusammenstoß. Du erkennst, dass es keine gute Idee ist, bei Rot über die Ampel zu gehen. 

Auslösender Effekt: 

  • Dir ist eine Verhaltensweise bereits bekannt. 
  • Das Verhalten wird aber erst durch die beobachtete Person ausgelöst („Gruppenzwang“).
  • Beispiel: Im Fußballstadium jubeln alle Fans ihrer Mannschaft zu, auch du schließt dich an und fängst an zu jubeln. 
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Lerneffekte

Phasen des Modelllernens nach Bandura

Albert Bandura hat das Lernen am Modell in zwei Phasen unterteilt: In die Aneignungsphase und in die Ausführungsphase.

Aneignungsphase (Akquisition)

Die Aneignungsphase beginnt mit der Aufmerksamkeitszuwendung (Attention) zum Modell. Du nimmst dein Modell / Vorbild und seine Verhaltensweise bewusst wahr. 

Du beobachtest zum Beispiel jemanden beim Fahrradfahren. 

Du merkst dir die Verhaltensweise in der Behaltensphase (Retention). Es kann auch eine längere Zeit vergehen, bis du das Verhalten nachahmst und somit das erste Mal selbst aktiv ausführst. 

Du weißt jetzt, dass du zum Fahrradfahren in die Pedale treten musst. Außerdem ist es wichtig, das Gleichgewicht zu halten. Selbst ausprobiert hast du es aber noch nicht. 

Ausführungsphase (Performance) 

Die Ausführungsphase startet mit der motorischen Reproduktionsphase (Production). Hier wendest du die neu erlernte Verhaltensweise das erste Mal selbst an und imitierst die Verhaltensweise aus deiner Erinnerung. 

Einige Wochen später hast du ein Fahrrad. Du setzt dich drauf und versuchst, das Gelernte selbst auszuführen. Das in die Pedale treten klappt schon sehr gut, mit dem Gleichgewicht Halten hast du aber noch ein paar Probleme. 

Darauf folgt die Verstärkungs- und Motivationsphase (Motivation). Du schaust dir also die Konsequenzen der Verhaltensweise an. Bandura unterscheidet hier zwischen vier möglichen Verstärkern:

    • Externe Bekräftigung (Dein Nachbar lobt dich, weil du so fleißig Sport machst
    • Externe stellvertretende Bekräftigung (Das Modell wird gelobt, weil es so fleißig Sport macht
    • Direkte Selbstbekräftigung (Du bist stolz auf dich, weil du so fleißig Sport machst
    • Stellvertretende Selbstbekräftigung (Das Modell ist glücklich, weil es Sport macht und du überträgst das auf dich
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Phasen des Modelllernens

Lernerfolg beim Lernen am Modell

Wie erfolgreich du eine neue Verhaltensweise durch das Lernen am Modell erlernst, ist vor allem von zwei Faktoren abhängig:

  • Wie groß ist der Unterschied zwischen deinem eigenen Können und den beobachteten Fähigkeiten? Je größer der Unterschied, desto schwieriger ist das Erlernen. 
  • Wie häufig beobachtest du das Verhalten? Je öfter du die Verhaltensweise siehst, desto leichter kannst du einzelne Handlungsschritte nachahmen

Beispiel: Du schaust einem Elektriker zu, wie er eine Lampe montiert. Du selbst weißt über Strom ziemlich wenig. Die Differenz zwischen deinem eigenen Können und den beobachteten Fähigkeiten des Handwerkers ist also ziemlich groß. Er bringt sehr viele Lampen in deiner Wohnung an und du beobachtest ihn bei jeder Lampe. Er erklärt dir sogar, die einzelnen Schritte, die er dabei ausführt. Danach weißt du mehr darüber, wie du eine Lampe montierst. 

Fallbeispiel: Bobo Doll Experiment

Das Bobo Doll Experiment von Albert Bandura ist eins der bekanntesten sozialpsychologischen Experimente zum Lernen am Modell. 

Bandura hat Vorschulkinder in vier Gruppen eingeteilt und hat ihnen aggressives Verhalten gezeigt: 

  • Gruppe 1 hat beobachtet, wie Erwachsene eine große Puppe – die Bobo Doll – schlagen. 
  • Gruppe 2 hat beobachtet, wie Erwachsene in einem Film die große Puppe schlagen.
  • Gruppe 3 hat beobachtet, wie als Katzen verkleidete Erwachsene in einem Film die große Puppe schlagen.
  • Gruppe 4 hat nichts beobachtet. Sie war die Kontrollgruppe. Mit ihr wurde das Verhalten der Vorschulkinder ohne Lernerfahrung untersucht.

Anschließend kamen die Kinder in einen Raum, indem sich die Bobo Doll befand. 

Das Ergebnis was, dass die Kinder aus Gruppe 1 bis 3 (Experimentalgruppen) fast doppelt so oft ein aggressives Verhalten gegenüber der großen Puppe zeigten, als die Kinder aus Gruppe 4. Sie haben also das aggressive Verhalten der Erwachsenen nachgeahmt. 

Fallbeispiel: Rocky Experiment

Im Rocky Experiment haben Bandura und Walters das Bobo Doll Experiment etwas abgewandelt. Die Kinder wurden dieses Mal in drei Gruppen aufgeteilt. Ihnen wurde ein Film gezeigt, in dem sich der Erwachsene namens Rocky aggressiv gegenüber einer Puppe namens Bobo verhält (Schlagen, Beschimpfen). Das Ende des Films unterschied sich bei den drei Gruppen:

  • Gruppe 1: Rockys aggressives Verhalten wurde belohnt
  • Gruppe 2: Rockys aggressives Verhalten wurde bestraft
  • Gruppe 3: Rockys Verhalten hatte keine Konsequenzen

Danach wurden die Kinder in einen Raum mit verschiedenen Spielzeugen geführt. Darunter befand sich auch die Bobo Puppe aus dem Film. 

Ergebnis: Die Kinder aus Gruppe 1, die sahen, dass Rocky für sein aggressives Verhalten belohnt wurde, verhielten sich deutlich häufiger aggressiv gegenüber der Bobo Doll. 

Die beiden Bobo Doll Experimente sprechen also dafür, dass auch aggressives Verhalten durch das Lernen am Modell erlernt werden kann. 

Operante Konditionierung

Die operante Konditionierung zählt genau wie das Lernen am Modell zu den bekannten Lerntheorien. Bei beiden Theorien werden auch die Konsequenzen des Verhaltens mit in den Lernprozess einbezogen.

Beim Lernen am Modell werden kognitive Prozesse betrachtet. Somit wird auch dem Beobachter die Fähigkeit zugeschrieben, über sein Verhalten selbst zu entscheiden.

Die operante Konditionierung zählt neben der klassischen Konditionierung zu den behavioristischen Lerntheorien. Im Behaviorismus werden alle kognitiven Prozesse, die im Gehirn des Menschen ablaufen, abgelehnt. Bei der operanten Konditionierung entscheidet sich der Lernende also nicht bewusst für ein Verhalten, sondern führt es aus, weil es ihm so antrainiert wurde. Dich interessiert, wie du jemanden mit der operanten Konditionierung eine neue Verhaltensweise beibringst? Dann schau dir jetzt unser Video zu dem Thema an. 

Zum Video: Operante Konditionierung
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