Schizophrenie
Bei einer Schizophrenie nehmen die Betroffenen die Realität anders wahr, als sie tatsächlich ist. Schau dir jetzt auch unser Video zu dem Thema an!
Inhaltsübersicht
Was ist Schizophrenie?
Die Schizophrenie ist eine schwere psychische Störung. Die Betroffenen erleben die Realität deutlich anders, als sie tatsächlich ist. Ihre Wahrnehmung, ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihr Handeln weichen also stark von denen eines gesunden Menschen ab. Betroffene leiden daher häufig unter Wahnvorstellungen (Beispiel: Verfolgungswahn) und Halluzinationen (Beispiel: Hören von Stimmen).
Die Schizophrenie (englisch schizophrenia) ist im ICD 10 (F20) als psychische Störung festgehalten. Sie zählt zu den sogenannten endogenen Psychosen. Bei einer Psychose nehmen die Betroffenen die Realität abweichend davon wahr, wie sie tatsächlich ist. Endogen bedeutet, dass die Psychose „von innen heraus“ ohne körperliche Ursachen oder situative Umstände entsteht.
Krankheitsbild
Bei Betroffenen von einer Schizophrenie unterscheiden sich die einzelnen Krankheitsbilder meistens stark voneinander.
Bevor die Schizophrenie ausbricht, klagen die Betroffenen häufig über folgende Anzeichen (Prodromalphase):
- Schlafstörungen
- Starke innere Anspannung und Reizbarkeit
- Geräusch- und Lichtempfindlichkeit
- Misstrauen gegenüber anderen Menschen
- Isolation vom sozialen Umfeld
Wenn die Erkrankung ausbricht, dann verläuft sie in Schüben. Es wechseln sich die sogenannten akuten Phasen und die chronischen Phasen ab.
Wichtig: Betroffene können sich anonym Unterstützung und Beratung holen. Die Telefonseelsorge hilft online und telefonisch unter 0800 111 0 111 kostenlos weiter.
Akute Phase
In der Akutphase treten bei den Betroffenen Symptome auf, die bei gesunden Menschen nicht vorkommen (Positiv-Symptomatik). Hier kommt es zu Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Außerdem sind die Betroffenen sehr aktiv (Überaktivität).
Chronische Phase
Die chronische Phase ist geprägt von psychischen und emotionalen Einschränkungen – also von körperlichen Funktionen, die bei einem gesunden Menschen stärker ausgeprägt sind (Negativ- / Minus-Symptomatik). Die unter Schizophrenie Leidenden sind antriebslos und energielos. Sie vernachlässigen ihre Interessen und ihr soziales Umfeld und ziehen sich zurück. Außerdem wirken sie emotionslos.
Menschen, die unter einer Schizophrenie leiden, haben keine gespaltene Persönlichkeit. Die psychische Erkrankung, bei der eine Person mehrere Persönlichkeiten in sich trägt, die abwechselnd zum Vorschein kommen, nennst du dissoziative Identitätsstörung.
Schizophrenie Symptome
Betroffene, die unter einer Schizophrenie leiden, weisen meistens folgende Symptome auf:
Ich-Störung:
Bei den Betroffenen verschwimmen die Grenzen zwischen ihrer Umwelt und sich selbst („Ich“). Sie haben das Gefühl, dass ihre Gedanken von einem Fremden stammen und nicht ihre eigenen sind. Sie gehen oft davon aus, dass Fremde ihre Gedanken hören oder sogar beeinflussen können. Daher fühlen sie sich teilweise manipuliert oder fremdgesteuert.
Wahnvorstellungen
Die Betroffenen entwickeln häufig Wahnvorstellungen. Sie stellen sich die Realität also anders vor, als sie tatsächlich ist (Beispiel: Verfolgungswahn, Größenwahn).
Halluzinationen
Bei Halluzinationen nehmen die Betroffenen Dinge wahr, die in der Realität gar nicht da sind (Beispiel: Hören von Stimmen).
Antriebsstörungen
Die Betroffenen sind oft weniger aktiv, spontan und ergreifen seltener die Eigeninitiative. Sie ziehen sich von Interessen und ihrer sozialen Umgebung zurück.
Kognitive Störungen
Die Betroffenen haben häufig Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme.
Denk- und Sprachstörungen
Die Äußerungen von Schizophrenen wirken oft zusammenhangslos und unlogisch. Häufig stimmt der Satzbau nicht oder das Thema wird abrupt gewechselt. Außerdem verwenden sie skurrile Wörter oder erfinden neue Wörter (Neologismen ).
Emotionales Abflachen
Die emotionalen Reaktionen der Betroffenen lassen nach und sie stumpfen ab. Ihr Gesichtsausdruck ist starr und leer (Affektverflachung).
Einschränkungen bei der Psychomotorik
Die Betroffenen können zum einen völlig erstarrt und bewegungslos sein (Stupor). Zum anderen können sie aber auch ständig bestimmte Bewegungsabläufe wiederholen (motorische Erregung).
Arten der Schizophrenie
Abhängig davon, welche Symptome in der Akutphase vorherrschen, kannst du zwischen den folgenden drei Arten der Schizophrenie unterschieden:
- Paranoide Schizophrenie
- Hebephrene Schizophrenie
- Katatone Schizophrenie
Häufig können sich bei einem Betroffenen aber auch Symptome verschiedener Arten zeigen. Eine eindeutige Zuordnung ist deswegen nicht immer möglich.
Paranoide Schizophrenie
Die paranoide Schizophrenie ist die Art, die am häufigsten auftritt. Die akute Phase ist geprägt von Wahnvorstellungen und Halluzinationen.
Mögliche Wahnvorstellungen:
- Verfolgungswahn: Betroffener ist überzeugt, dass er von andern Personen, Organisationen oder von übernatürlichen / außerirdischen Wesen verfolgt wird.
- Beziehungswahn: Betroffener bezieht Geschehnisse in der Umwelt auf sich selbst (Beispiel: „Eine schwarz gekleidete Person ist der Teufel. Das ist eine Warnung, dass er umgebracht wird.“).
- Größenwahn: Betroffener ist davon überzeugt, dass er eine weltbewegende Aufgabe erfüllen muss (Beispiel: Welt retten).
- Vergiftungswahn: Betroffener geht davon aus, dass in Lebensmitteln schädliche Substanzen wie Gifte, Drogen, Medikamente oder Exkremente beigemischt sind.
- Hypochondrischer Wahn: Betroffener ist davon überzeugt, dass er an einer schwerwiegenden körperlichen Erkrankung leidet.
Mögliche Halluzinationen:
- Akustische Halluzinationen: Betroffener hört freundliche / bedrohliche / befehlende / beschimpfende Stimmen, ohne dass tatsächlich jemand spricht.
- Körperliche Halluzinationen: Betroffener hat das Gefühl, dass etwas mit seinen Organen nicht stimmt (Beispiel: Gefühl, dass die beiden Gehirnhälften aneinander reiben).
- Visuelle / optische Halluzinationen: Betroffener sieht etwas, das gar nicht da ist.
- Berührungshalluzinationen: Betroffener hat das Gefühl, dass ihn etwas / jemand berührt, ohne dass etwas / jemand da ist.
Hebephrene Schizophrenie / Hebephrenie
Bei der hebephrenen Schizophrenie sind das Denken, der Antrieb und die Emotionen des Betroffenen stark beeinträchtigt.
Sie äußert sich zum Beispiel wie folgt:
- Gedanken und Äußerungen des Betroffenen erscheinen zusammenhangslos und unlogisch, teilweise sprechen die Betroffenen gar nicht mehr.
- Unangebrachtes Verhalten (Beispiel: Betroffener ist in trauriger Situation albern.)
- Betroffene können depressiv oder euphorisch sein.
Katatone Schizophrenie
Die katatone Schizophrenie ist in der Akutphase gekennzeichnet durch psychomotorische Störungen — also Störungen der „normalen“ Bewegung.
Hier unterscheidest du zwischen zwei abwechselnd auftretenden Erscheinungsbildern:
- Erregter Zustand: Merkwürdig erscheinende Bewegungen mit Händen, Armen oder Beinen, Zielloses Umherlaufen, ständiges Wiederholen von Aussagen oder Bewegungen eines anderen.
- Starrezustand (Stupor): Stundenlanges Verharren in ungewöhnlicher Position. Patienten sind zwar wach, reagieren und sprechen aber nicht (Mutismus).
Verbreitung von Schizophrenie
Von 10 000 Menschen in Deutschland leiden etwa 25 an Schizophrenie. Männer und Frauen erkranken etwa gleich häufig. Bei Männern tritt die Erkrankung meistens etwa zwischen dem 15. und dem 25. Lebensjahr auf. Bei Frauen bricht sie durchschnittlich erst etwas später zwischen dem 20. und den 35. Lebensjahr aus.
Schizophrenie Ursachen
Wie genau eine Schizophrenie ausgelöst wird, ist von Psychiatern noch nicht genau erforscht. Wahrscheinlich ist die Ursache aber ein Zusammenwirken der folgenden Faktoren:
Genetische Ursachen und Vererbung
Verschiedene Studien haben herausgefunden, dass Schizophrenie vererbbar ist. Ist nur ein Elternteil von Schizophrenie betroffen, erkrankt das Kind zu circa 10 % auch daran. Wenn beide Elternteile darunter leiden, steigt die Wahrscheinlichkeit auf Vererbung auf ungefähr 40 %.
Stress und negative Erfahrungen
Menschen, die an Schizophrenie erkranken, hatten auch vor der Erkrankung häufig Probleme damit, mit belastenden und stressigen Situation gut umzugehen. So kann bei den Menschen ein kritisches Lebensereignis die Krankheit auslösen. Eine solche belastende Situation kann zum Beispiel die Diagnose einer schweren Krankheit oder der Tod eines Angehörigen sein.
Veränderungen im Gehirn
Bei Schizophrenen wurde eine Veränderung der Strukturen im Gehirn festgestellt. Vor allem das sogenannte limbisches System — das Zentrum für Emotionen — ist betroffen.
Probleme bei der Regulation von Neurotransmittern
Neurotransmitter sind Botenstoffe, die für verschiedene körperliche Reaktionen verantwortlich sind. Schizophrene schütten zu viel vom Botenstoff Dopamin aus. Dopamin ist dafür zuständig, dass wir für unser Handeln belohnt werden.
Drogenkonsum
Einige Experten vermuten, dass der Konsum von Drogen wie Kokain, LSD, Amphetaminen oder Cannabis die Erkrankung hervorrufen kann.
Außerdem kann die Einnahme den Verlauf einer Schizophrenie deutlich verschlimmern.
Diagnose
Die Diagnose Schizophrenie wird meistens in einer Fachklinik für Schizophrenie oder von einem Facharzt für Psychiatrie gestellt.
Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen wie Hirnerkrankungen (Bsp. Hirntumor, Epilepsie) oder andere psychische Erkrankungen (Bsp. bipolare Störung , Depression, Angststörungen), aber auch Rauschzustände (durch bspw. Kokain, LSD oder Alkohol) müssen für eine eindeutige Diagnose ausgeschlossen werden.
Behandlung Schizophrenie
Eine schizophrene Störung wird mit Medikamenten und psychotherapeutisch behandelt. Häufig müssen sich die Patienten auch einem Aufenthalt in einer Klinik unterziehen.
Medikamentöse Behandlung
Es werden meistens folgende Medikamente zur Behandlung eingesetzt:
- Neuroleptika (Antipsychotika): Mildern der Psychose (weniger Angstzustände, Wahnvorstellungen und Halluzinationen).
- Antidepressiva: Bei depressiv gestimmten Patienten; um ihre Stimmung, ihren Antrieb und ihre Leistungsbereitschaft zu verbessern.
- Beruhigungsmittel: Starke Ängste während der akuten Phasen werden erträglicher.
Psychotherapeutische Behandlung
Eine psychotherapeutische Behandlung kann dem Betroffenen helfen, mit der Krankheit langfristig besser umzugehen. Der Fokus liegt hier vor allem auf folgenden vier Aspekten:
- Durch Informationen Verständnis für die Krankheit schaffen und Angst vor der Krankheit mildern.
- Strategien lernen für einen besseren Umgang mit Stress (Coping Strategien )
- Verarbeiten von beängstigenden Erlebnissen während der Krankheit.
- Lernen, eine schizophrene Phase über Frühwarnzeichen (Bsp. Schlafstörungen, starke Reizbarkeit) zu erkennen und ihr so entgegenzuwirken.
Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik
Zu Beginn erfolgt die Behandlung meistens stationär. Nur so kann der Patient rund um die Uhr medikamentös und psychotherapeutisch versorgt werden.
Wenn bei einem an Schizophrenie Leidenden eine akute Gefahr für sich selbst oder andere besteht, kann auch eine Zwangseinweisung in eine psychiatrische Klinik erfolgen.
In der Regel kann der Patient aber nach einiger Zeit wieder zu Hause leben. Die Angehörenden können ihn dabei gut unterstützen.
Grundsätzlich ist eine Schizophrenie nicht heilbar. Allerdings kann können die Patienten durch die richtige Behandlung ihre Symptome gut kontrollieren und so Rückfälle vermeiden.
Angehörige von Schizophrenen
Unter einer Schizophrenie leidet nicht nur der Betroffene, sondern auch sein soziales Umfeld. Für die Angehörigen ist die Situation oft sehr belastend, da sie den Erkrankten in den wahnhaften und halluzinativen Phasen oft kaum wieder erkennen. Auch eine sinnvolle Kommunikation gestaltet sich schwierig. Außerdem kann hinzukommen, dass der Betroffene seinen Angehörigen mit großem Misstrauen gegenüber tritt, da er das Gefühl hat, dass seine Angehörigen ihn manipulieren und seine Gedanken kontrollieren.
Gleichzeitig ist es aber wichtig, dass die Angehörigen den Betroffenen unterstützen und so den Krankheitsverkauf positiv beeinflussen. Daher sollte sich das nahe soziale Umfeld bei einem Arzt oder Psychiater unbedingt ausführlich über die Erkrankung informieren.