Desertifikation
Desertifikation bedeutet, dass sich Wüsten ausbreiten. Wo das Phänomen auftritt und was du über die Ursachen, Folgen sowie Gegenmaßnahmen wissen solltest, erklären wir dir hier oder direkt in unserem Video!
Inhaltsübersicht
Was ist Desertifikation?
Du kannst den Begriff ‚Desertifikation‘ (lat. „desertus facere“ = wüst machen) mit ‚Wüstenbildung‘ oder ‚Verwüstung‘ beschreiben. Das bedeutet konkret, dass fruchtbare Böden durch menschliches Eingreifen wie Übernutzung oder auch indirekt durch den Klimawandel dauerhaft beeinträchtigt bzw. zerstört werden (Bodendegradation).
Das hat immense Folgen: Die Vegetation verschwindet und es kommt zu einer Ausdehnung von Wüsten — das Land wird also unfruchtbar.
Betroffen von Desertifikation sind trockene (aride und semiaride) Gebiete wie Teile in Nordafrika (Sahelzone ), Südamerika, Zentralasien, der Südwesten der USA und Südeuropa (z.B. Spanien). Zur Veranschaulichung: Wir verlieren dadurch jährlich Böden, die die Größe der gesamten Ackerfläche Deutschlands haben.
Desertifikation (engl. desertification, auch Sahel-Syndrom) bedeutet, dass in trockenen Gebieten die Naturgüter wie Boden, Wasser und Vegetation durch menschliches Eingreifen beeinträchtigt oder zerstört werden.
Desertifikation Ursachen
Wie entsteht Desertifikation? Die meisten Ursachen der Desertifikation basieren auf menschlichem Handeln, woher auch der Begriff ‚man made deserts‘ stammt. Klimatische Ereignisse wie schwankende Niederschlagsmengen, die zu Dürreperioden führen, können die Folgen zudem noch verstärken.
Hier haben wir dir wichtige Ursachen für Desertifikation zusammengefasst:
- Zunahme der Bevölkerung: Das Bevölkerungswachstum hat zur Folge, dass mehr Bedarf an Nahrungsmitteln da ist. Das geht einher mit der Abkehr von der traditionellen, nachhaltigen Lebensweise und den Bewirtschaftungsmethoden.
- Überweidung: Zu viele Tiere fressen mehr Pflanzen aus dem Boden, als wieder nachwachsen können. So verliert der Boden seine Pflanzendecke und wird lockerer, da ihm der Halt der schützenden Pflanzenwurzeln fehlt. Das wiederum kann zu einer zu Dünenbildung und einer Bodenerosion (Abtragung) führen.
- Übernutzung der Böden: Darunter verstehst du einen nicht-angepassten landwirtschaftlichen Anbau. Beispiele sind: kürzere Brachezeiten, falsche Bewässerungstechniken und Bewirtschaftungsmethoden, zu viel Düngung. Das führt zu geringerem Pflanzenwuchs und begünstigt eine Erosion.
- Entwaldung: Die Wälder werden vernichtet, um beispielsweise mehr Flächen für Ackerland zu erhalten oder um Brenn- und Bauholz zu gewinnen. Auch das mündet in eine Erosion.
- Wasserverbrauch: Aufgrund der wachsenden Bevölkerung wird mehr Wasser benötigt — aber auch, um landwirtschaftliche Flächen zu bewässern oder für den Tourismus. Oft wird dabei nicht sonderlich sparsam mit der lebenswichtigen Ressource umgegangen.
- Klimawandel: Der durch den Menschen verursachte Klimawandel verstärkt die sowieso schon ungünstigen Bedingungen an trockenen Orten. So tragen weniger Niederschläge und höhere Temperaturen zur Ausbreitung von Wüsten bei.
Desertifikation Folgen
Die Folgen der Desertifikation für Mensch und Umwelt können drastisch sein:
- Die natürliche Vegetation verschwindet: Dünenbildung, Bodenerosion und Austrocknung durch fehlende Verdunstung sind die Folge.
- Die Bodenfruchtbarkeit nimmt ab: Die Erde trocknet aus, versalzt und versandet.
- Der Grundwasserspiegel sinkt ab.
- Die Wasserqualität verschlechtert sich.
- Außerdem können Überschwemmungen auf dem verödeten Land auftreten, da kein Wasser mehr in den Boden eindringen kann.
- Die Vielfalt einiger Tier- und Pflanzenarten geht zurück.
- Armut, Massenwanderungen wie die ‚Landflucht‘, Konflikte und Hungersnöte treten auf.
Übrigens: Weltweit sind circa 110 Länder und über eine Milliarde Menschen von Desertifikation betroffen — mit einer Fläche, die dreimal so groß ist wie Europa. Besonders in Entwicklungsländern tritt das Phänomen häufig auf: In Afrika ist sogar 46 Prozent der Landfläche bedroht.
Das folgende Schaubild veranschaulicht die Folgen der Desertifikation:
Desertifikation Gegenmaßnahmen
Um den Lebensraum und die Existenzgrundlage der Menschen wieder herzustellen, gibt es weltweit zahlreiche Maßnahmen gegen Desertifikation. Die Vereinten Nationen (UN) unterzeichneten beispielsweise 1994 ein Umweltabkommen, um Wüstenbildung zu bekämpfen. Das Ziel ist es, eine nachhaltigere Bodennutzung zu etablieren, um das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen.
Mögliche Lösungen zur Bekämpfung von Desertifikation sind:
- Wiederaufforstungsprojekte: Gezieltes Anpflanzen von Bäumen und Sträuchern (Beispiel: Afrikas Grüne Mauer im Sahel) soll die Vegetation wiederherstellen.
- nachhaltigere Nutzung von Ressourcen (Wasser und Boden): Das gelingt zum Beispiel durch Tröpfchenbewässerung und dürreresistentes Saatgut
- Verbesserung der Lebenssituation der Menschen: Mediziner und Entwicklungshelfer werden eingesetzt, sowie Lebensmittel und Medikamente geliefert.
- Einsatz von Solarkochern: Dadurch soll aus Sonnenenergie Wärme zum Kochen erzeugt werden. So kann die Abholzung reduziert werden, da dafür kein Brennholz benötigt wird.
- Ausbildungsprogramme: Die Bevölkerung wird hinsichtlich nachhaltiger Lebensweisen und Bewirtschaftungsmethoden besser aufgeklärt.
- Bau von Stein- oder Lehmwällen: Sie sollen verhindern, dass Regenwasser zu schnell abfließen kann.
- Mitbeteiligung der lokalen Bevölkerung: Die Bevölkerung wirkt bei politischen Entscheidungen und geplanten Maßnahmen mit. Nur so können auch langfristige Erfolge erzielt werden.
Desertifikation Beispiele
Hier zeigen wir dir einige konkrete Beispielregionen, die von Desertifikation betroffen sind:
Spanien:
Auch in europäischen Länder wie Spanien tritt eine Ausbreitung der Wüste auf. Ursachen für die Desertifikation sind dort neben den klimatischen Bedingungen wie Dürre auch der ‚Bauboom‘. Hier spielt vor allem der Tourismus eine große Rolle — für Hotels, Freizeitparks usw. mussten viele Hektar Wald gerodet werden. Auch exzessive Landwirtschaft durch Anbau von Gemüse wie Salat, für die künstliche Bewässerung eingesetzt wird, leistet ihren Beitrag dazu.
Ganze 75 Prozent der Fläche Spaniens sind von der Desertifikation gefährdet — besonders in den Provinzen Murcia, Almería und Alicante. Neben Spanien kommt es beispielsweise auch in Griechenland, Kroatien oder Italien zur Wüstenbildung.
China:
Auch in China wächst die Wüste. Hier spielt das Bevölkerungswachstum eine Rolle: Die sowieso schon kargen und nährstoffarmen Böden müssen dadurch für mehr Nahrung sorgen. Auch die Industrialisierung und die damit verbundene Entwaldung sowie der steigende Wasserbedarf tragen zur Desertifikation in China bei.
Dadurch verliert China ganze 2500 Quadratkilometer Land — ungefähr die Fläche des Saarlands. Mit speziellen Aufforstungsprojekten gelang es der Volksrepublik aber bereits ihren Waldanteil von 5 Prozent auf 14 Prozent zu steigern.
Aralsee:
Der in Zentralasien liegende See war 1960 noch das viertgrößte Binnengewässer der Erde — ungefähr so groß wie Bayern. Heute sind nur noch Überreste vorhanden. Schuld daran ist er Mensch: Der See schrumpfte auf nur noch ein Zehntel seiner Fläche und versalzte stark. Vor allem die ständige Wasserentnahme, um riesige Baumwollfelder zu bewässern, trug dazu bei. Trotz Rettungsmaßnahmen wie dem Bau von Staudämmen hat sich an der Situation nicht wirklich etwas geändert.
Ein Vorher-Nachher Vergleich der Jahre 1989 und 2014 zeigt deutlich das Ausmaß der Desertifikation am Aralsee:
Auch in der Sahelzone — einer Region in Nordafrika — tritt Desertifikation auf. Was hierfür die regionalen Gründe sind und wie die sogenannte ‚Grüne Mauer‘ die Wüstenausbreitung verhindern soll, erklären wir dir hier .