Bismarcks Außenpolitik

Die Sicherung des Friedens und der eigenen Stellung: Diesen Aufgaben musste sich die Außenpolitik Bismarcks stellen. Wie Bismarck das gelang und welche weiteren Ziele er hatte, erfährst du in diesem Beitrag und unserem Video .

Inhaltsübersicht

Was war die Außenpolitik Bismarcks?

Bismarcks Außenpolitik war darum bemüht, den europäischen Frieden zu sichern und die Macht des Deutschen Reiches zu wahren. Zu diesen Zwecken schloss Otto von Bismarck Bündnisse mit anderen großen Nationen wie Russland oder Österreich-Ungarn. Bismarcks Bündnissystem wurde von den anderen Ländern gelobt und der Reichskanzler verdiente sich dadurch ihr Vertrauen.

Durch seine Bündnisse isolierte er Frankreich: Die Nation, gegen die das Deutsche Reich zuvor im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) verloren hatte. 

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Reichskanzler und Friedenssicherer Otto von Bismarck

Außerdem wehrte sich Otto von Bismarck gegen eine Einmischung Deutschlands in die weltweit stattfindende Kolonialpolitik. Nichtsdestotrotz wirkte er als Vermittler zwischen den anderen Ländern und sicherte sich dadurch eine gute außenpolitische Stellung.

Politische Herausforderungen für Bismarck nach der deutschen Reichsgründung

Nach der Reichsgründung (1871) befand sich Europa in einem Ungleichgewicht. Preußen und die süddeutschen Staaten waren in einem mächtigen Deutschen Staat geeint. Auf der anderen Seite standen die anderen europäischen Staaten wie Frankreich und Österreich-Ungarn, die nun um ihre eigene Macht fürchteten.

Bismarck war deswegen darum bemüht, zwei Punkte zu verdeutlichen

  1. Die neue Großmacht Deutschland würde keine Bedrohung für die anderen europäischen Staaten darstellen.
  2. Das Deutsche Reich würde nicht die Vormachtstellung in Europa anstreben.

Erschwerend kam dazu, dass Bismarck sich vor der Reichsgründung immer für eine Machtexpansion des Deutschen Reiches einsetzte. Obendrein war das Deutsche Reich den anderen Staaten wirtschaftlich und militärisch weit voraus, was in den anderen Staaten für Verunsicherung sorgte. Und nicht nur das, denn der Reichskanzler befürchtete, dass Frankreich sich in einem Revanchekrieg für die Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg rächen wollte.

Doch wie konnte er den anderen Staaten jetzt verdeutlichen, dass er seine Macht nicht weiter ausbauen wollte, sondern sich um den Frieden in Europa sorgte? Bismarck stand vor vielen Herausforderungen, doch als kluger Taktiker hatte er schon einen Plan.

Ziele der Außenpolitik Bismarcks

Abgesehen von der Rolle als Reichskanzler wollte sich Otto von Bismarck nun in einer neuen Position etablieren, nämlich als Friedenssicherer Europas. Das bedeutete, dass er nicht mehr mit Gewalt für den Frieden kämpfen wollte. Bismarck sah das Deutsche Reich nämlich als „saturiert“ an. 

Ein „saturiertes“ Reich

„Saturiert“ bedeutet so viel wie „befriedigt“ oder „gesättigt“. In der Außenpolitik Bismarcks bedeutet der Begriff, dass er sich mit der aktuellen Landesgröße zufrieden gab. 

Weil das Deutsche Reich saturiert war, hatte Bismarcks Außenpolitik kein Bestreben mehr, das Gebiet noch weiter zu vergrößern. Bismarck war es wichtiger, den Frieden im eigenen Land und zu den anderen Ländern zu sichern. Doch er verfolgte diese Strategie nicht ohne einen Hintergedanken: Er befürchtete nämlich, dass ein erneuter Krieg diesmal viele europäische Staaten betreffen und das zu einer großen Katastrophe führen würde. 

Bismarcks Außenpolitik vertraute auf ein wichtiges politisches Mittel, um sich Verbündete zu schaffen: Bündnisse. Mit den Bündnisverträgen wollte der Kanzler sicherstellen, dass unter den Partnern des Vertrages kein Krieg zustande kam. Und nicht nur das! Denn mit den Bündnissen konnte er den Erzfeind Frankreich in die Schranken weisen

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Die Bündnispolitik Bismarcks

Dreikaiserbündnis

Im ersten Bündnis, auch Dreikaiserbündnis genannt, schloss er sich mit den Staaten Russland, Deutschland und Österreich-Ungarn zusammen. Das Hauptziel des Abkommens lag darin, die bestehende Monarchie in allen drei Ländern zu sichern.

Doch Bismarck hatte ein Detail übersehen: Sowohl Österreich-Ungarn als auch Russland wollten ihre Macht auf dem Balkan ausbauen und deswegen kam es zu Spannungen

Zweibund

Der nächste Schritt in Bismarcks Außenpolitik lag darin, die Beziehung zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn zu sichern. Beide fürchteten nämlich, dass Russland einen Krieg gegen Österreich-Ungarn anstacheln würde.

Doch Bismarck war vorausschauend: Er schloss ein zweites Bündnis (Zweibund), diesmal nur mit Österreich-Ungarn, um die Bündnispartner gegen einen möglichen Angriff Russlands zu schützen. Denn falls Russland Österreich angreifen sollte, würde das Deutsche Reich unter Bismarck mit seinen Truppen und Waffen den Österreichern zu Hilfe eilen. Und auch Deutschland sollte im Falle eines Angriffes Unterstützung von Österreich erhalten.

Dreibund

Zu dem Zweibund kam in dem Bündnissystem Bismarcks kurz darauf noch Italien dazu. Das südeuropäische Land sollte Deutschland oder Österreich-Ungarn zur Hilfe kommen, falls ein anderes Land sie angreifen sollte. Und Italien erhoffte sich noch einen weiteren Vorteil aus dem Bündnis: noch mehr Einfluss in der Kolonialpolitik durch die Hilfe der anderen Staaten. Später schloss sich Rumänien dem Bündnis an, da es sich von den Bündnispartnern zuvor eingeengt sah.

Doch die Partnerschaft zwischen Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich geriet in eine Krise.

Rückversicherungsvertrag

Das Deutsche Reich hatte sich in seinen Bündnissen immer mehr von Russland entfernt, doch Bismarck erkannte, wie wichtig die Beziehung war. Deshalb schloss er einen geheimen Rückversicherungsvertrag mit der Zarennation, denn die Stimmung in Deutschland war allgemein antirussisch.

Bei dem Vertrag handelte es sich um ein Neutralitätsabkommen, das der jeweils anderen Nation im Falle eines Krieges die Neutralität zusicherte. Indirekt half das Deutsche Reich Russland dabei, im Balkan vorzudringen, denn Bismarck erkannte im Rückversicherungsvertrag die historischen Rechte Russlands an. Aus diesem Grund sollte Österreich-Ungarn nichts von diesem Vertrag erfahren.

Merke: Bismarcks Außenpolitik war insgesamt erfolgreich, denn es kam in den Jahren des Reichskanzlers zu keinem Krieg. Außerdem pflegte er durch die Bündnisse gute Beziehungen zu anderen europäischen Staaten und isolierte gleichzeitig Frankreich.

Kolonialismus unter Bismarck

Obwohl Bismarck selbst keine Reichserweiterung anstrebte, bestimmte eine politische Entwicklung die Außenpolitik vieler europäischer Länder: der Kolonialismus. Auch hier zeigte Bismarck, dass sich seine politische Strategie im Vergleich zu seiner Zeit als Ministerpräsident geändert hatte, denn er stellte sich gegen den Kolonialismus des Deutschen Reiches. Aber warum? 

Auch hier kommt wieder das Stichwort „saturiert“ ins Spiel. Denn er konnte nur in der aktuellen Größe des Deutschen Reiches für Frieden sorgen. Aber Bismarck sah sich mit innenpolitischen Unruhen konfrontiert und war gezwungen, etwas dagegen zu tun. Um davon abzulenken, stieg er in den Kolonialismus ein und verfolgte dabei die Strategie des Sozialimperialismus.

Was bedeutet Sozialimperialismus?

Unter Sozialimperialismus fasst du außenpolitische Handlungen zusammen, die dazu dienen, innenpolitische Probleme zu verschleiern. Wie der zweite Teil des Wortes schon andeutet, haben die Aktionen meist mit dem Imperialismus zu tun, also der Machterweiterung eines Landes.

Bismarck beteiligte sich aber nicht direkt am Kolonialismus, sondern nahm eine Vermittlerrolle für die anderen Länder ein. Bei der Kongokonferenz (1884) in Berlin ging es nämlich darum, den Kontinent Afrika unter den Großmächten Europas aufzuteilen.

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Bismarck bei der Kongokonferenz als „ehrlicher Makler“

Bismarck spielte sich dort als „ehrlicher Makler“ auf, denn er vermittelte zwischen den streitenden Ländern. Das war wichtig, um den Frieden zwischen den zukünftigen Kolonien zu wahren. Bismarcks Strategie, die eigenen Interessen für die deutsche Außenpolitik zurückzustellen, ging auf. Die anderen Nationen vertrauten ihm. 

Ende der Außenpolitik Bismarcks

Im Deutschen Reich standen sich zwei mächtige Männer mit unterschiedlichen politischen Ansichten gegenüber: der Reichskanzler Otto von Bismarck und Kaiser Wilhelm II. Der Kaiser hatte ganz andere Vorstellungen davon, wie sich das Deutsche Reich zukünftig entwickeln sollte. Wilhelm II. wollte das Deutsche Macht zur Weltmacht aufbauen und mischte sich deswegen in den Kolonialismus ein. Seine Haltung war das genaue Gegenteil von dem, wofür Bismarck sich eingesetzt hatte. Der Monarch träumte von einem „Platz (Deutschlands) an der Sonne“.

Zudem entbrannte eine innerpolitische Debatte um die von Bismarck eingeführten Sozialgesetze. Kaiser Wilhelm verwehrte Bismarck die finanzielle Unterstützung und schwächte dadurch seinen politischen Gegner Bismarck. Im Jahr 1890 endet mit der Abdankung des Reichskanzlers auch die Außenpolitik Bismarcks. 

Bismarcks Außenpolitik Zusammenfassung
  • Deutsches Reich war laut Bismarck nach vielen Kriegen „saturiert
  • Er verfolgte keine Machterweiterung des Reiches
  • Ziele von Bismarcks Außenpolitik: Friedenssicherung in Europa, Isolierung Frankreichs, Stellung des Reichskanzlers als „ehrlicher Makler
  • Bismarcks Außenpolitik sah keine aktive Teilnahme im Kolonialismus vor
  • Bismarcks Bündnissystem: Deutscher Reichskanzler schloss Allianzen mit anderen europäischen Nationen
  • ab 1873: Dreikaiserbündnis (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Russland)
  • ab 1879: Zweibund (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn)
  • ab 1879: Dreibund (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Italien)
  • ab 1883: Rumänien schloss sich dem Dreibund an
  • 1887-1890: Rückversicherungsvertrag (Deutsches Reich, Russland)
  • 1890: Ende der Außenpolitik Bismarcks aufgrund seiner Abdankung

Otto von Bismarck

Super, du weißt jetzt genau, was die Inhalte von Bismarcks Außenpolitik waren und was er damit erzielen wollte! Du möchtest noch mehr über den ersten Reichskanzler Otto von Bismarck und seinen Aufstieg erfahren? Dann schau dir unser Video zu ihm an.

Zum Video: Otto von Bismarck
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