Die Deutungshypothese ist die Leitfrage, der du in deiner Textanalyse folgst. Wie du dabei konkret vorgehst, erfährst du in diesem Beitrag. Schau dir hier gleich unser Video dazu an!
Die Deutungshypothese (auch Interpretationshypothese) ist ein fester Bestandteil der Gedichtanalyse und Gedichtinterpretation . Sie begegnet dir aber auch in der Textanalyse von anderen Textsorten, wie z. B. Kurzgeschichten .
Mit der Deutungshypothese gibst du in wenigen Sätzen das Hauptthema eines Textes wieder. Du beschreibst darin die Intention des Autors. Du sagst also, was der Autor mit seinem Text grundsätzlich aussagen will.
Die Interpretationshypothese formulierst du immer in der Einleitung deiner Analyse. Sie gibt dabei die grobe Richtung vor. Im Hauptteil deiner Analyse bzw. Interpretation untersuchst du, ob sie auch tatsächlich zutrifft.
Das Wort „Hypothese“ leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet so viel wie „Unterstellung“. Mit der Deutungshypothese (auch Interpretationshypothese) stellst du eine Vermutung über die Kernaussage eines Textes an. Im Unterschied zur These kannst du die Deutungshypothese im Laufe deiner Analyse noch widerlegen.
In Deutsch verwendest du die Interpretationshypothese vor allem in der Einleitung von Gedichtanalysen. Einer Deutungshypothese geht aber auch eine gute Vorbereitung voraus.
Denn dazu musst du erst einmal den Inhalt des Textes verstehen. Oft ist es hilfreich, die Sinnabschnitte von Gedichten Strophe für Strophe zusammenzufassen. Bei Prosatexten , also zum Beispiel Kurzgeschichten oder Novellen , kannst du Absatz für Absatz vorgehen. Weitere Tipps zur Inhaltsangabe erhältst du hier.
Ausgehend von deinen Sinnabschnitten kannst du dann überlegen, welche Hauptaussage der Autor mit seinem Text treffen wollte.
Wie du eine Interpretationshypothese formulieren kannst, schauen wir uns am besten am Beispiel von Andreas Gryphius‘ Barockgedicht „Es ist alles eite l“ an. Wir verwenden dafür nur die erste Strophe:
Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden,
was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein,
auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.
Deutungshypothese Beispiel: Gedicht
In seinem Gedicht „Es ist alles eitel“ aus dem Jahr 1637 beschreibt Andreas Gryphius das pessimistische Weltbild seiner Zeit. Alles, was jetzt noch blüht und lebt, wird durch Zerstörung und spätestens durch den Tod ein Ende finden. Das Thema seines Gedichts ist damit die Vergänglichkeit, die er mit dem Begriff „Eitelkeit“ benennt.
Wie bei Interpretationen generell gibt es auch bei Deutungshypothesen kein Richtig oder Falsch. Zunächst einmal ist jede Interpretationshypothese möglich. Du solltest sie aber im Hauptteil deiner Interpretation gut begründen können.
Bei einem Prosatext gehst du ganz ähnlich vor. Wenn du zum Beispiel eine Interpretationshypothese zur Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch „ von Wolfgang Borchert formulieren sollst, könnte das so aussehen:
Deutungshypothese Beispiel: Kurzgeschichte
In seiner Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ aus dem Jahr 1947 erzählt Wolfgang Borchert von einem Jungen, der im Zweiten Weltkrieg die Leiche seines kleinen Bruders bewacht. Ein alter Mann schafft es, den Jungen für kurze Zeit abzulenken. Mit seiner Kurzgeschichte zeigt Borchert zum einen die grauenhaften Folgen des Kriegs, zum anderen spendet er auch Hoffnung. Denn selbst in den Trümmern kann menschliches Verhalten – wie die des alten Mannes – Trost spenden.
Tipp: In vielen Fällen ist es hilfreich, den Entstehungshintergrund zu Texten zu kennen. Dazu zählt sowohl die Zeit, in der ein Text entstanden ist, als auch die Biografie des Autors. In unserem Beispiel für die Kurzgeschichte solltest du unbedingt mit einbeziehen, dass der Text in der unmittelbaren Nachkriegszeit entstanden ist.
Ein weiteres Beispiel für die Interpretation einer Kurzgeschichte von Wolfgang Borchert findest du hier .
Die Begriffe Deutungshypothese, Gedichtinterpretation und Gedichtanalyse treten oft gemeinsam auf. Damit du sie voneinander abgrenzen kannst, haben wir hier die wichtigsten Infos zusammengestellt:
Deutungshypothese: Dabei handelt es sich um die Vermutung darüber, welche Intention, also Absicht, der Autor mit seinem Text verfolgt. Sie kann sich entweder bestätigen oder als falsch herausstellen. Diese Frage beantwortest du im Schluss deiner Analyse bzw. Interpretation.
Gedichtanalyse : In der Gedichtanalyse untersuchst du ein Gedicht auf seinen Inhalt, seine Form und seine Sprache. Merkmale wie das Versmaß , das Reimschema und die Kadenz können zum Beispiel Bestandteile deiner Analyse sein.
Gedichtinterpretation : Bei der Gedichtinterpretation geht es darum, die Ergebnisse deiner Gedichtanalyse zu deuten. Dabei setzt du die einzelnen Bestandteile des Gedichts in einen größeren Zusammenhang und schreibst ihnen eine Bedeutung zu. Die Deutungshypothese hilft dir dabei. Denn sie gibt dir die Richtung für die Gedichtinterpretation vor.
Hier haben wir für dich noch ein paar Satzanfänge zusammengestellt. So kannst du ganz leicht deine eigene Deutungshypothese formulieren.
In unserer Zusammenfassung findest du noch einmal die wichtigsten Informationen auf einen Blick:
Deutungshypothesen sind besonders wichtig für Gedichtanalysen. Wenn du dein theoretisches Wissen zu Gedichten testen willst, dann schau dir auch noch dieses Video
an! Darin zeigen wir dir an einem konkreten Beispiel, wie du bei der Gedichtanalyse vorgehst.
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