Du suchst eine Gedichtanalyse zu Georg Heym — „Der Gott der Stadt“? In unserem Beitrag und im Video erfährst du alles, was du für eine gelungene Analyse wissen musst.

Inhaltsübersicht

Der Gott der Stadt – Übersicht

„Der Gott der Stadt“ ist ein expressionistisches Gedicht aus dem Jahr 1910, das von Georg Heym verfasst wurde. Es handelt von einem Gott namens Baal, der Herrscher über die Stadt ist und sowohl die Menschen als auch die Stadt selbst kontrolliert. Scheinbar willkürlich lässt er seinen Zorn an den Stadtbewohnern aus und setzt beispielsweise Straßen in Brand.

In deiner Analyse zu „Der Gott der Stadt“ gehst du auf Inhalt, Form und Sprache des Gedichts ein. Wenn du dir unsicher bist, wie du generell bei deiner Gedichtanalyse vorgehst, dann hilft dir unser Video dazu sicher weiter.

Der Gott der Stadt – Analyse

Wirf zunächst einen Blick auf das Gedicht:

Georg Heym
Der Gott der Stadt

Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.
Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit
Die letzten Häuser in das Land verirrn.

Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,
Die großen Städte knien um ihn her.
Der Kirchenglocken ungeheure Zahl
Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.

Wie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik
Der Millionen durch die Straßen laut.
Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik
Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.

Das Wetter schwält in seinen Augenbrauen.
Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.
Die Stürme flattern, die wie Geier schauen
Von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.

Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust.
Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt
Durch eine Straße. Und der Glutqualm braust
Und frisst sie auf, bis spät der Morgen tagt.

Eine Aufgabenstellung für Georg Heym – „Der Gott der Stadt“ könnte so aussehen:

Analysiere und interpretiere das Gedicht „Der Gott der Stadt“ von Georg Heym und gehe dabei auf Inhalt, Form und Sprache ein. Berücksichtige insbesondere, dass es sich bei „Der Gott der Stadt“ um ein Gedicht aus dem Expressionismus handelt und gehe in deiner Analyse auf typisch expressionistische Merkmale ein.

Schon gewusst?

  • Baal war im Altertum eine Bezeichnung für verschiedene Götter und verkörperte oft einen Wettergott, einen Berggott oder einen Fruchtbarkeitsgott. Das Christentum jedoch machte Baal zu einem Dämon und setzte ihn mit Satan gleich.
  • Die Korybanten waren die Priester und Diener der griechischen Göttin Kybele. Sie sind bekannt für wilde Rituale, mit denen sie die Göttin anbeteten. Ekstatische Tänze, Trinkgelage, Waffenvorführungen oder Darbietungen von sexuellen Handlungen waren dabei keine Seltenheit. 

Der Gott der Stadt – Gliederung

Du könntest für deine Analyse folgende Gliederung nutzen: 

  1. Einleitung: Wichtigste Informationen zu Heyms Gedicht „Der Gott der Stadt“ 
  2. Hauptteil
    2.1 Inhalt: Kernaussage und Aufbau in fünf Strophen
    2.2 Form: Regelmäßigkeit als Ausdruck für Gefangenschaft und Unterwerfung
    2.3 Sprache: Leben in der Stadt als eine Messe für den Gott Baal
  3. Schluss: Abhängigkeit der Stadtbewohner

Außerdem brauchst du für deine Gedichtanalyse immer eine Deutungshypothese . Das heißt, du stellst eine Behauptung über das Gedicht auf, die du im Laufe deiner Interpretation begründest.

Aus unserer Aufgabenstellung kannst du die Deutungshypothese bereits herauslesen: Du sollst zeigen, warum es sich bei „Der Gott der Stadt“ um ein typisch expressionistisches Gedicht handelt. Deine Aufgabe ist es also, dich in der Analyse immer wieder auf den Expressionismus zu beziehen und konkrete Beispiele für die Einordnung in die Epoche in deinen Text einzubinden.

Der Gott der Stadt Analyse – Einleitung

In deiner Einleitung nennst du die wichtigsten Eckdaten des Gedichts. Du gehst zudem kurz auf den Inhalt ein und erklärst, worauf du deinen Fokus in der Interpretation legst. Eine kurze Einleitung für „Der Gott der Stadt“ könnte folgendermaßen aussehen:

Das Gedicht „Der Gott der Stadt“ stammt von Georg Heym und wurde im Jahr 1910 veröffentlicht. Es ist ein typischer Vertreter expressionistischer Stadtlyrik. „Der Gott der Stadt“ handelt von einer Gottheit namens Baal, die über die Stadt herrscht und ihren Zorn an den Bewohnern und der Stadt selbst auslässt. Der Gott Baal steht symbolisch für das städtische Leben, das die Menschen abstumpft und zu einer einheitlichen Masse verschmelzen lässt. Im Folgenden soll „Der Gott der Stadt“ analysiert und interpretiert werden. Insbesondere wird dabei auf die Epochenmerkmale eingegangen, die im Gedicht vertreten sind.

Der Gott der Stadt Analyse – Hauptteil

Wie du in der Gliederung bereits gesehen hast, gehst du im Hauptteil deiner Gedichtanalyse auf Inhalt, Form und Sprache ein.

Der Gott der Stadt: Inhalt

Schau dir die fünf Strophen des Gedichts genau an. Worum geht es? Was passiert in den einzelnen Strophen? Die 1. Strophe könntest du folgendermaßen zusammenfassen:

Das Gedicht beginnt damit, dass der Gott Baal auf einem Häuserblock sitzt und über die Stadt blickt. Zunächst wird sein Name noch nicht genannt und es ist nur vom „ihm“ die Rede — in der ersten Strophe wird also noch nicht klar, dass es sich dabei um den Gott Baal handelt. Er blickt in die Ferne, während er von schwarzen Winden umweht wird. Am Stadtrand sieht er einige Häuser, die vermutlich zu einem Vorort der Stadt gehören. Der Gott Baal wird beim Anblick dieser Häuser zornig. Die Gebäude entziehen sich seinem Einflussgebiet, denn Baal ist der Herrscher der Stadt und hat außerhalb der Stadtgrenzen und in den Vororten keine Macht.

Untersuche auch die restlichen vier Strophen des Gedichts. Die Strophen 2 und 3 erwecken den Eindruck, als würden die Stadt und ihre Bewohner eine düstere Messe für den Gott Baal feiern. Denn es ertönen Kirchenglocken und Heym setzt den Qualm der Fabriken mit Weihrauch gleich. In den Strophen 4 und 5 bricht die Nacht herein und Baal steckt — aus Zorn, aber scheinbar auch aus Willkür — eine Straße in Brand. Schau dir bei der Zusammenfassung des Inhalts auch immer an, ob sich im Gedicht beispielsweise der Schauplatz oder die Stimmung ändern.

Um den Inhalt des Gedichts weiter zusammenzufassen und dich auf Merkmale des Expressionismus zu beziehen, können dir folgende Fragen helfen:

  • Am Anfang erfährst du bereits, dass Baal wütend ist. Wie entwickeln sich die Gefühle des Gottes im Laufe des Gedichts? Versuchen die Stadt und ihre Bewohner ihn möglicherweise mit einer Art Messe zu besänftigen? Gelingt es ihnen oder wird Baal nur noch wütender?
  • Zu welcher Tageszeit spielt das Gedicht? Bleibt die Tageszeit immer die gleiche oder wird der Verlauf eines Tages oder einer Nacht beschrieben?
  • Findest du expressionistische Merkmale im Gedicht? Bereits der Titel gibt dir einen Hinweis.
    → Lösung: Stadt/Großstadt; der Mensch nicht als eigenständiges Individuum, sondern als Untertan der Stadt und des Gottes Baal; Neuanfang: der Morgen als Neubeginn

Der Gott der Stadt: Form

In diesem Teil deiner Gedichtanalyse betrachtest du das Reimschema, das Metrum bzw. Versmaß und die Kadenzen genauer. Wenn du nicht genau weißt, was du darunter verstehst, dann schau einfach hier vorbei: Reimschema Versmaß Metrum Kadenz .

Wichtig ist, dass du die formalen Merkmale des Gedichts nicht nur nennst, sondern auch gleich interpretierst und ihre Wirkung beschreibst. In unserem Fall gehst du auch hier wieder auf den Expressionismus ein. Ein kleiner ausformulierter Teil zur Form könnte so lauten:

„Der Gott der Stadt“ besteht aus insgesamt fünf Strophen mit je vier Versen , die durchgängig einen Kreuzreim aufweisen. Beim Reimschema handelt es sich in allen Versen um einen fünfhebigen Jambus und die Kadenzen sind ausschließlich männlich. Die durchgehend regelmäßige Form des Gedichts ist untypisch für den Expressionismus. Expressionistische Lyrik tendierte dazu, sprachliche und formale Regeln zu brechen und mit Metrum und Reimschema zu experimentieren. Die gleichmäßige Form passt jedoch gut zum Inhalt des Gedichts. Wie die Worte in den vorgegebenen Rhythmus des Gedicht hineingezwängt werden, so sind auch die Menschen in der Stadt gewissermaßen eingesperrt. Sie sind Gefangene des tristen, monotonen Großstadtlebens und haben keine Möglichkeit, dem Zorn und der Willkür des Stadtgottes Baal zu entkommen.

Gut zu wissen – Tipps & Tricks:
  • Der Kreuzreim hat immer das Reimschema abab. Das kannst du beispielsweise in der 1. Strophe sehen: breit-Einsamkeit, Stirn-verirrn.
  • Um die Kadenz zu bestimmen, schaust du dir die letzte Silbe eines Verses an. „Einsamkeit“ (V. 3) endet auf eine betonte Silbe, die Kadenz ist also männlich. Endet ein Vers auf eine unbetonte Silbe, handelt es sich um eine weibliche Kadenz.

Um in deiner Analyse noch weiter auf die Form des Gedichts einzugehen, können dir folgende Fragen helfen:

  • Durch die regelmäßige Form ist das Gedicht sehr melodisch und durch den eingängigen, einfachen Rhythmus erinnert es an ein Lied. Findest du im Gedicht ein Geräusch, das ebenfalls an Musik erinnert und eine regelmäßige Tonfolge hat? Schau dazu in Strophe 2 nach. 
  • Schau dir die Elemente (Feuer, Luft, Wasser) an, die im Gedicht vorkommen. Führen sie auch gleichmäßige Bewegungen aus, die zur Form des Gedichts passen?
  • Wirf noch einmal einen Blick auf die Kadenzen. Sie sind durchgehend männlich, also endet jeder Vers auf eine betonte Silbe. Die Verse verklingen somit nicht einfach, sondern finden ein hartes, abruptes Ende. Könnte das womöglich den Zorn des Gottes Baal widerspiegeln, den er letztendlich an der Stadt und ihren Bewohnern auslässt?

Der Gott der Stadt: Sprache

Als letzten Punkt des Hauptteils nimmst du noch die sprachliche Gestaltung des Gedichts unter die Lupe. Du kannst beispielsweise beschreiben, in welcher Zeitform das Gedicht steht, aus welchem Wortfeld die Nomen im Gedicht stammen oder nach besonders aussagekräftigen Adjektiven suchen. Ein Wortfeld ist eine Gruppe von Wörtern, die zur gleichen Wortart gehören und eine ähnliche Bedeutung haben. Außerdem gehst du auf Stilmittel und ihre Wirkung im Gedicht ein. Eine kurze Ausformulierung für „Der Gott der Stadt“ zum Wortfeld „Religion“ könnte so aussehen:

Heym beschreibt den Gott Baal als Herrscher über die Städte und deren Bewohner. Das Gedicht erweckt den Eindruck, als würden die Stadt und die Menschen eine Messe für Baal feiern und es finden sich viele Wörter rund um Religion und die Anbetung eines Gottes. Die „Städte knien“ (V. 6) vor dem Gott Baal nieder, um ihn zu würdigen und sich ihm zu unterwerfen. Die Kirchenglocken läuten (vgl. V. 7) und der Qualm der Fabriken umweht Baal wie „Duft von Weihrauch“ (V. 12). Die Stadtbewohner vergleicht Heym mit Korybanten, den Priestern und Dienern der griechischen Göttin Kybele. Wie die Korybanten der Göttin dienten und in geradezu ekstatischen Tänzen die Opfer für die Göttin feierten, tanzen auch die Stadtbewohner im Gedicht für den Gott Baal.

In deiner Analyse solltest du auf mindestens drei weitere sprachliche Eigenheiten des Gedichts eingehen. Du kannst dich dabei an folgenden Fragen orientieren:

  • Schau dir die Adjektive im Gedicht an. Findest du Farben, die eine gewisse Stimmung vermitteln? Und inwiefern sind Farbadjektive typische für den Expressionismus?
    → Lösung: „schwarz“ (V. 2), „rote“ (V. 5), „schwarzer“ (V. 8); vor allem die Farben Rot und Schwarz sind typisch für expressionistische Lyrik, sie stehen für Bedrohung, Gefahr, Tod oder Krieg
  • Findest du eine Personifikation , also eine Vermenschlichung, in Vers 6? Zeigt sie womöglich, dass Baal so mächtig ist, dass sich ihm sogar unbelebte Gegenstände und Bauwerke unterwerfen?
    → Lösung: „die großen Städte knien“
  • In der letzten Strophe gibt es ein Enjambement , also einen Zeilensprung. Hier ist von Feuer und Wasser die Rede, zwei Elemente, die sich ungehemmt ausbreiten können und oft mit fließenden Bewegungen in Verbindung gebracht werden. Fließt durch das Enjambement auch der Vers über die Zeile hinweg so wie die beiden Elemente?
    → Lösung: „Ein Meer von Feuer / Jagt durch eine Straße“ (V. 8-9)
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Der Gott der Stadt Analyse – Schluss

Im Schlussteil fasst du die Erkenntnisse deiner Analyse noch einmal kurz zusammen. Außerdem überlegst du dir, was das Gedicht für eine Bedeutung hat. Für Heyms „Der Gott der Stadt“ könnte ein ausformulierter Schlussgedanke folgendermaßen lauten:

Heym beschreibt in seinem Gedicht den übermächtigen Gott Baal, der über die Städte und ihre Bewohner herrscht. Sie huldigen ihm in einer bizarren Messe, die Baal allerdings nicht besänftigen kann: Er lässt seinen Zorn an der Stadt aus und steckt eine Straße in Brand, wo sowohl die Umgebung als auch die Menschen den Flammen zum Opfer fallen. Das Gedicht ist ein typisches Gedicht des Expressionismus, was sich an seiner Form und dem Großstadt-Motiv erkennen lässt. Auch heutzutage wird das Leben in der Stadt oft von Faktoren bestimmt, auf die der Einzelne keinen Einfluss hat. Die Bewohner sind angewiesen auf die Infrastruktur der Stadt, auf immer teurer werdenden Wohnraum und die begrenzten Flächen für Freizeit und Erholung, wie beispielsweise Parkanlagen.

Expressionismus

Jetzt weißt du, wie du „Der Gott der Stadt“ — Georg Heym analysieren und interpretieren kannst. Um eine gute Analyse zu verfassen, musst du über die Epoche des Gedichts Bescheid wissen. Schau dir also gleich unser Video zum Expressionismus an.

Zum Video: Expressionismus
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