Auf dem See – Goethe

Du bist auf der Suche nach einer „Auf dem See“ Gedichtanalyse? Dann bist du hier genau richtig. Wir zeigen dir in diesem Beitrag und im Video , wie du eine gute Analyse schreibst. 

Inhaltsübersicht

Auf dem See – Goethe: Übersicht

„Auf dem See“ ist ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe . Es existieren zwei Fassungen, die erste von 1775 und die zweite von 1789. Du kannst das Gedicht dem Sturm und Drang zuordnen. In dem Gedicht geht es um ein lyrisches Ich, das eine Bootstour auf einem See macht. Dabei schöpft es neue Energie aus der Natur und entwickelt sich weiter. Somit ist das lyrische Ich am Ende des Gedichts reifer als am Anfang.

In deiner „Auf dem See“ Analyse gehst du auf Inhalt, Form und Sprache ein. Wenn du nochmal wiederholen möchtest, wie du bei einer Gedichtanalyse genau vorgehst, dann sieh dir hier unser Video dazu an. 

Auf dem See – Goethe: Analyse

Schau dir zunächst das Gedicht an:

Johann Wolfgang von Goethe

Auf dem See (1789)

Und frische Nahrung, neues Blut
Saug‘ ich aus freier Welt
Wie ist Natur so hold und gut,
Die mich am Busen hält!
Die Welle wieget unsern Kahn
Im Rudertakt hinauf,
Und Berge, wolkig, himmelan,
Begegnen unserm Lauf.

Aug‘, mein Aug‘, was sinkst du nieder?
Goldne Träume, kommt ihr wieder?
Weg, du Traum! so gold du bist;
Hier auch Lieb‘ und Leben ist.

Auf der Welle blinken
Tausend schwebende Sterne 
Weiche Nebel trinken
Rings die türmende Ferne;
Morgenwind umflügelt
Die beschattete Bucht
Und im See bespiegelt
Sich die reifende Frucht.

Eine Aufgabenstellung für Goethe — „Auf dem See“ könnte zum Beispiel so aussehen:

Analysiere und interpretiere das Gedicht „Auf dem See“ von Johann Wolfgang von Goethe und gehe dabei auf Inhalt, Form und Sprache ein. Berücksichtige insbesondere, dass es sich bei „Auf dem See“ um ein Gedicht aus dem Sturm und Drang handelt und gehe in deiner Analyse auf typische Merkmale der Epoche ein.

Auf dem See – Goethe: Gliederung

Für deine Gedichtanalyse könntest du folgende Gliederung nutzen:

  1. Einleitung: Wichtigste Informationen zu Goethes Gedicht „Auf dem See“ 
  2. Hauptteil
    2.1 Inhalt: Kernaussage und Aufbau in drei Sinnabschnitten
    2.2 Form: Entwicklung und Reife des lyrischen Ichs
    2.3 Sprache: Die Natur als Mutter 
  3. Schluss: Kraft schöpfen in der Natur 

Für deine Gedichtanalyse brauchst du immer eine Deutungshypothese . Das bedeutet, dass du eine Behauptung über das Gedicht aufstellst und diese im Laufe der Interpretation begründest. 

In unserer Aufgabenstellung ist die Deutungshypothese bereits vorgegeben: Du sollst begründen, warum es sich bei „Auf dem See“ um ein typisches Gedicht aus dem Sturm und Drang handelt. In deiner Analyse beziehst du dich also immer wieder auf den Sturm und Drang und führst konkrete Beispiele an. 

Auf dem See – Goethe: Einleitung

In deiner Einleitung nennst du die wichtigsten Eckdaten des Gedichts. Danach beschreibst du kurz den Inhalt und erwähnst, worauf du in der Interpretation deinen Fokus legst. Eine kurze Einleitung für „Auf dem See“ könnte zum Beispiel so aussehen: 

Johann Wolfgang von Goethes Gedicht „Auf dem See“ erschien im Jahr 1789. Darin geht es um die persönliche Entwicklung des lyrischen Ichs. Bei einer Bootstour auf einem See schöpft das lyrische Ich neue Lebenskraft aus der Natur. Das Gedicht ist ein typischer Vertreter des Sturm und Drang. Im Folgenden soll „Auf dem See“ analysiert und interpretiert werden. Dabei wird besonders auf die Epochenmerkmale des Sturm und Drang eingegangen. 

Auf dem See – Goethe: Hauptteil

Im Hauptteil gehst du, wie bereits in der Gliederung angedeutet, auf Inhalt, Form und Sprache des Gedichts ein. 

Auf dem See – Goethe: Inhalt

Schau dir die drei Strophen des Gedichts an. Worum geht es? Wie kannst du sie zusammenfassen? Eine kurze Inhaltsangabe der ersten Strophe könntest du zum Beispiel so formulieren:

In der ersten Strophe von Goethes Gedicht „Auf dem See“ beschreibt das lyrische Ich seine Beziehung zur Natur. Auf einer Bootsfahrt vergleicht es die Natur mit einer Mutter, durch die das lyrische Ich neue Lebenskraft findet. Das Boot des lyrischen Ichs wird dabei zu einer Wiege. Aus der freien Umgebung schöpft das lyrische Ich neue Energie. 

Achte auch immer darauf, ob sich der Schauplatz, die Gefühle des lyrischen Ichs oder die Stimmung im Gedicht ändern.

Merke: Den Sprecher eines Gedichts bezeichnest du als lyrisches Ich . Du darfst es allerdings nicht mit dem Autor verwechseln!

Sieh dir auch die restlichen Strophen des Gedichts an. In Strophe zwei schlägt die Stimmung des lyrischen Ichs um und es wendet sich nach innen. In der dritten Strophe ist die trübe Stimmung dann wieder vergessen und das lyrische Ich beschreibt erneut die Natur. Allerdings ist die Stimmung jetzt ruhiger und ausgeglichener als in Strophe eins. Das lyrische Ich ist also reifer geworden. Folgende Fragen können dir helfen, den Inhalt noch weiter zusammenzufassen und dich auf die Epoche des Sturm und Drang zu beziehen:

  • In der zweiten Strophe wechselt die Stimmung. Das lyrische Ich blickt auf unangenehme Träume zurück. Was könnte mit den „Goldenen Träumen“ (V. 10) gemeint sein? Handelt es sich hierbei vielleicht um materielle oder gesellschaftliche Zwänge, die der „freien Welt“ (V. 2) der Natur gegenüberstehen?
  • Worauf bezieht sich die „reifende Frucht“ in Vers 20? Ist es vielleicht eine Beschreibung für das lyrische Ich, das als Teil der Natur ebenfalls herangewachsen und reifer geworden ist? 
  • Findest du im Gedicht Themen, die typisch für die Epoche des Sturm und Drang sind? → Lösung: Leidenschaft für die Natur, Fokus auf Gefühle

Auf dem See – Goethe: Form

In diesem Teil deiner Analyse schaust du dir Reimschema, Versmaß, Metrum und Kadenz genauer an. Wenn du nochmal wiederholen möchtest, worauf du dabei achten musst, dann klick einfach hier: Reimschema , Versmaß , Metrum , Kadenz

Wichtig ist, dass du die formalen Merkmale nicht nur aufzählst, sondern auch interpretierst und ihre Wirkung im Gedicht beschreibst. Dabei gehst du auch wieder auf den Sturm und Drang ein. Ein kleiner ausformulierter Teil zur Form könnte so aussehen: 

Die erste Strophe besteht aus acht Versen mit Kreuzreimen. Dabei wechseln sich vierhebige und dreihebige Jamben ab. So entsteht ein gleichmäßiger Rhythmus. Dieser passt zur Wellenbewegung, die das lyrische Ich beschreibt. Die durchgehend männlichen Kadenzen der ersten Strophe tragen zu dieser Gleichmäßigkeit bei. Die zweite Strophe besteht nur aus vier Versen mit Paarreimen. Außerdem gibt es hier vierhebige Trochäen und jeweils zwei weibliche und zwei männliche Kadenzen. Die plötzlich umschlagende Stimmung zwischen den beiden ersten Strophen zeigt sich also auch in der Form. Die dritte Strophe besteht wieder aus acht Versen. Wie in Strophe eins gibt es hier einen Kreuzreim. Darüber hinaus finden sich männliche und weibliche Kadenzen. Strophe drei kombiniert formale Merkmale aus den beiden vorherigen Strophen.

Gut zu wissen: Tipps & Tricks
  • Der Kreuzreim hat das Reimschema abab. Das siehst du zum Beispiel in der ersten Strophe: Blut — gut, Welt — hält.
  • Der Paarreim folgt dem Schema aabb. Das erkennst du in Strophe zwei: nieder — wieder, bist — ist.
  • Um die Kadenz zu bestimmen, schaust du dir die letzte Silbe an. Endet der Vers auf eine unbetonte Silbe, ist die Kadenz weiblich: Sterne (V. 14). Bei einer betonten Silbe hingegen sprichst du von einer männlichen Kadenz: Blut (V. 1).

Folgende Fragen helfen dir, in deiner Analyse noch weiter auf die Form einzugehen. 

  • Die erste Strophe hat einen gleichmäßigen Rhythmus. Findest du im Text Bewegungen, die auch diese Gleichmäßigkeit aufzeigen? → Lösung: Die Wellenbewegung (V. 5), der Rudertakt (V. 6)
  • In der zweiten Strophe ändert sich der Rhythmus plötzlich, denn statt einem Jambus  gibt es hier einen Trochäus . Passt diese Änderung des Metrums zur Stimmung des lyrischen Ichs? Hat auch das lyrische Ich einen Gefühlsumschwung?
  • In der dritten Strophe finden sich sowohl Kreuzreime wie in Strophe eins, als auch weibliche Kadenzen wie in Strophe zwei. Wie passt diese Kombination der formalen Merkmale zur Gefühlslage des lyrischen Ichs? Hat es sich vielleicht weiterentwickelt? Zeigen die einzelnen Merkmale vielleicht Erfahrungen, an denen das lyrische Ich gewachsen ist?

Auf dem See – Goethe: Sprache

Am Ende des Hauptteils schaust du dir die sprachliche Gestaltung des Gedichts genauer an. Dabei kannst du beschreibende Adjektive heraussuchen, auf die Zeitformen im Gedicht eingehen oder überlegen, aus welchem Wortfeld die Nomen stammen. Ein Wortfeld ist eine Gruppe von Wörtern, die zur gleichen Wortart gehören und eine ähnliche Bedeutung haben. Außerdem suchst du Stilmittel und beschreibst ihre Wirkung im Gedicht. Eine kurze Ausformulierung zum Stilmittel der Personifikation (Vermenschlichung) in „Auf dem See“ könnte zum Beispiel so aussehen:

In Goethes „Auf dem See“ wird die Natur personifiziert. In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich die Natur als „so hold und gut“ (V. 3). Damit schreibt es ihr also menschliche Eigenschaften zu. Darüber hinaus hält die Natur das lyrische Ich „am Busen“ (V. 4). Somit nimmt sie also die Rolle der Mutter ein und versorgt das lyrische Ich mit „frischer Nahrung“ (V. 1). Die Wellen des Sees wiegen zudem das Boot des lyrischen Ichs (V. 5). Die Beziehung zwischen der Natur und dem lyrischen Ich gleicht also der Beziehung von Mutter und Kind. Die Natur ist fürsorglich und ernährt und schützt das lyrische Ich. 

Es gibt auch noch andere sprachliche Mittel und Phänomene, auf die du eingehen kannst. Insgesamt solltest du dir mindestens vier Stilmittel genauer anschauen. 

  • Mit welchen Metaphern umschreibt das lyrische Ich seine neu gewonnene Lebensenergie in Strophe eins? → Lösung: „frische Nahrung, neues Blut“ (V. 1). Das lyrische Ich beschreibt seine neue Lebenskraft also als Nahrung, die es aufnimmt und sich dadurch stärker fühlt.
  • In der dritten Strophe finden sich eine Reihe von Enjambements (z. B. V. 17-18: Morgenwind umflügelt / Die beschattete Bucht). Der Satz erstreckt sich also über zwei Verse. Somit wird der Lesefluss hier nicht unterbrochen, sondern bleibt bestehen. Passt diese fließende Bewegung auch zum Inhalt? Zeigt das Enjambement hier vielleicht die sanfte Brise des Windes?
  • Findest du die Hyperbel in Vers 14? Welche Wirkung hat die Übertreibung beim Beschreiben der Natur? → Lösung: Das lyrische Ich beschreibt „Tausend schwebende Sterne“ (V. 14), die sich im Wasser spiegeln. Durch die Hyperbel verbindet das lyrische Ich die Natur mit Grenzenlosigkeit und Freiheit.
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Auf dem See – Goethe: Schluss

Im Schluss deiner Analyse fasst du die wichtigsten Erkenntnisse noch einmal zusammen. Außerdem überlegst du dir, welche Bedeutung das Gedicht haben könnte. Ein kurzer ausformulierter Schlussgedanke zu „Auf dem See“ könnte so aussehen: 

Goethes Gedicht beschreibt die persönliche Entwicklung des lyrischen Ichs, die sich in der Natur spiegelt. Dabei symbolisieren die Strophen verschiedene Lebensstadien wie frühe Kindheit und Jugend. Am Ende ist das lyrische Ich reifer geworden. Typisch für den Sturm und Drang stehen in diesem Entwicklungsprozess die Gefühle des lyrischen Ichs im Vordergrund. Die Freiheit, die das lyrische Ich in der Natur findet, gibt ihm neue Lebensenergie. Zeit in der Natur zu verbringen kann also belebend wirken und neue Inspiration erwecken. 

Gedichtanalyse Beispiel

Jetzt weißt du, wie du Goethes „Auf dem See“ analysieren und interpretieren kannst. Wenn du noch auf der Suche nach einem ausführlichen Beispiel und hilfreichen Formulierungen für deine Gedichtanalyse bist, haben wir hier das passende Video für dich. 

Zum Video: Gedichtanalyse Beispiel
Zum Video: Gedichtanalyse Beispiel

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