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Abschied – Joseph von Eichendorff

Du willst wissen, wie du das Gedicht „Abschied“ von Joseph von Eichendorff interpretieren kannst? Dann bist du hier genau richtig. In diesem Beitrag und im Video zeigen wir dir, wie deine Gedichtanalyse gelingt. 

Quiz zum Thema Abschied - Joseph von Eichendorff
5 Fragen beantworten
Inhaltsübersicht

Abschied – Joseph von Eichendorff: Übersicht

Das Gedicht „Abschied“ von Joseph von Eichendorff  wurde 1810 verfasst. Du kannst es der Epoche der Romantik zuordnen. In dem Gedicht geht es um das lyrische Ich , das im Wald Zuflucht vor dem hektischen Leben sucht. Jedoch stellt das Gedicht auch einen Abschied dar, weil das lyrische Ich die Natur bald zurücklassen muss. 

In einer Gedichtanalyse schaust du dir Inhalt, Form und Sprache des Gedichts genauer an. Wenn du noch einmal wiederholen möchtest, wie du dabei genau vorgehst, haben wir hier das passende Video für dich.

Abschied – Joseph von Eichendorff: Analyse 

Sieh dir zunächst das Gedicht an:

Joseph von Eichendorff

Abschied 

O Täler weit, o Höhen,
O schöner, grüner Wald,
Du meiner Lust und Wehen
Andächtger Aufenthalt!
Da draußen, stets betrogen,
Saust die geschäftge Welt,
Schlag noch einmal die Bogen
Um mich, du grünes Zelt!

Wenn es beginnt zu tagen,
Die Erde dampft und blinkt,
Die Vögel lustig schlagen,
Daß dir dein Herz erklingt:
Da mag vergehn, verwehen
Das trübe Erdenleid,
Da sollst du auferstehen
In junger Herrlichkeit!

Da steht im Wald geschrieben
Ein stilles, ernstes Wort
Von rechtem Tun und Lieben,
Und was des Menschen Hort.
Ich habe treu gelesen
Die Worte, schlicht und wahr,
Und durch mein ganzes Wesen
Wards unaussprechlich klar.

Bald werd ich dich verlassen,
Fremd in der Fremde gehn,
Auf buntbewegten Gassen
Des Lebens Schauspiel sehn;
Und mitten in dem Leben
Wird deines Ernsts Gewalt
Mich Einsamen erheben,
So wird mein Herz nicht alt.

Eine Aufgabenstellung für Eichendorff – „Abschied“ könnte so lauten:

Analysiere und interpretiere das Gedicht „Abschied“ von Joseph von Eichendorff und gehe dabei auf Inhalt, Form und Sprache ein. Berücksichtige insbesondere, dass es sich bei „Abschied“ um ein Gedicht aus der Romantik handelt und beziehe in deine Analyse typisch romantische Merkmale ein.

Abschied – Joseph von Eichendorff: Gliederung

Für deine „Abschied“ Gedichtanalyse könntest du folgende Gliederung nutzen: 

  1. Einleitung: Wichtigste Informationen zu Eichendorffs Gedicht „Abschied“ 
  2. Hauptteil
    2.1 Inhalt: Zwei Welten 
    2.2 Form: Gleichmäßigkeit durch harmonische Kadenzen
    2.3 Sprache: Anapher als feierliche Ansprache
  3. Schluss: „Abschied“ als romantischer Konflikt zwischen Vernunft und Gefühl

Für deine Gedichtanalyse brauchst du immer eine Deutungshypothese . Das bedeutet, dass du eine Behauptung über das Gedicht aufstellst und diese im Laufe der Interpretation begründest.

In unserem Beispiel ist die Deutungshypothese bereits vorgegeben. Du sollst zeigen, wieso „Abschied“ ein typisch romantisches Gedicht ist. In deiner Interpretation beziehst du dich daher auf die Epoche der Romantik und unterstützt deine Analyse mit passenden Beispielen.

Abschied – Eichendorff: Einleitung

In deiner Einleitung nennst du kurz die Eckdaten zum Gedicht. Danach gehst du auf den Inhalt ein und gibst an, worauf du deinen Fokus in der Interpretation legst. Eine Einleitung zum „Abschied“ Gedicht könnte zum Beispiel so aussehen: 

Joseph von Eichendorffs Gedicht „Abschied“ erschien im Jahr 1810 und ist ein typischer Vertreter der Romantik. Es geht um das lyrische Ich, das im Wald Zuflucht vor der hektischen Welt findet. Die positive Stimmung in der Natur wird jedoch getrübt, da das lyrische Ich den Wald zurücklassen muss, um in die Stadt zu ziehen. Im Folgenden soll „Abschied“ analysiert und interpretiert werden. Dabei wird besonders auf die Epochenmerkmale eingegangen, die in dem Gedicht vertreten sind. 

Abschied – Joseph von Eichendorff: Hauptteil

Wie du bereits in der Gliederung gesehen hast, gehst du im Hauptteil deiner Analyse auf Inhalt, Form und Sprache ein. 

Abschied —  Joseph von Eichendorff: Inhalt

Schau dir die vier Strophen genauer an: Worum geht es? Was passiert in den jeweiligen Strophen? Eine kurze Inhaltsangabe zur ersten Strophe könnte so aussehen: 

Eichendorffs Gedicht „Abschied“ besteht aus vier Strophen. In der ersten Strophe spricht das lyrische Ich den Wald direkt an. Es stellt die Natur der hektischen Außenwelt gegenüber und bittet um Schutz und Zuflucht im Wald. Dabei beschreibt es sein Umfeld als Zelt, dass das lyrische Ich vor dem turbulenten Leben außerhalb des Waldes abschirmt.

Achte in deiner Inhaltsangabe immer darauf, ob sich der Schauplatz, die Stimmung oder die Gefühle des lyrischen Ichs ändern. Zur Erinnerung: Als lyrisches Ich bezeichnest du den Sprecher in einem Gedicht. Du darfst das lyrische Ich aber nicht mit dem Autor verwechseln!

Wirf auch einen Blick auf die restlichen Strophen des Gedichts. In der zweiten Strophe beschreibt das lyrische Ich den Anbruch eines neuen Tages. Wie für für die Romantik typisch liegt hier der Fokus auf den Gefühlen des lyrischen Ichs. Folgende Fragen können dir dabei helfen, den Inhalt weiter zusammenzufassen und dich auf die Epoche der Romantik zu beziehen: 

  • Typisch für die Romantik ist ein Bezug zur Natur. Wie beschreibt das lyrische Ich die Stimmung im Wald? Was sieht und hört es?
    → Lösung: Das lyrische Ich beschreibt die Zeit im Wald als andächtigen Aufenthalt (V. 4). Die Stimmung ist also ruhig und entspannt. Außerdem hört das lyrische Ich Vogelgezwitscher (V. 11) und sieht, wie der Wald und die Tiere an einem neuen Morgen aufwachen. Dieser Tagesanbruch vertreibt alle Sorgen und lässt das Herz des lyrischen Ichs erklingen (V. 12). Der Sprecher freut sich also über das Schauspiel der Natur.
  • Ein typisches romantisches Motiv ist die Sehnsucht. Findest du sie hier?
    → Lösung: Die Sehnsucht tritt in der ersten Strophe auf. Das lyrische Ich beschreibt die „Lust und Wehen“ (V. 3), die bei seinem Aufenthalt im Wald hervorgerufen werden.
  • In der letzten Strophe wirft das lyrische Ich einen Blick in die Zukunft. Welche Stimmung kommt am Ende des Gedichts auf? Schau dir dabei vor allem die letzte Zeile an.
    → Lösung: Das lyrische Ich muss sich vom Wald verabschieden („Bald werd ich dich verlassen“ V. 25). Dennoch herrscht am Ende eine hoffnungsvolle Stimmung. Die Erinnerung an die Natur spendet dem lyrischen Ich Kraft („So wird mein Herz nicht alt“ V. 32).

Abschied — Joseph von Eichendorff: Form

Als Nächstes schaust du dir das Reimschema, Versmaß, Metrum und die Kadenzen an. Wenn du nicht mehr weißt, was das ist, dann klick einfach hier: Reimschema , Versmaß , Metrum , Kadenz . In der Analyse ist es wichtig, dass du die formalen Merkmale nicht nur aufzählst, sondern auch interpretierst. Beschreibe deshalb auch ihre Wirkung im Gedicht. In unserem Fall gehst du auch hier wieder auf die Romantik ein. Ein kleiner ausformulierter Teil zur Form könnte so aussehen: 

Die vier Strophen des Gedichts bestehen aus jeweils acht Versen mit Kreuzreimen . Dabei wechseln sich weibliche und männliche Kadenzen ab. Das Versmaß ist regelmäßig und es handelt sich durchgängig um einen dreihebigen Jambus . Diese Gleichmäßigkeit spiegelt die Ruhe wider, die das lyrische Ich in der Natur findet. In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich die hektische Außenwelt. Es fühlt sich „betrogen“ (V. 5) von der Welt, die „saust“ (V. 6). Im Wald findet das lyrische Ich Schutz. Die Gleichmäßigkeit des Metrums und Reimschemas unterstreicht also die friedliche Stimmung im Wald.

Gut zu wissen – Tipps & Tricks 
  • Um die Kadenz zu bestimmten schaust du dir die letzte Silbe eines Verses an. Ist diese unbetont, dann handelt es sich um eine weibliche Kadenz (z. B. V. 29: „Leben“). Wenn die letzte Silbe betont ist, sprichst du von einer männlichen Kadenz (z. B. V. 30: „Gewalt“).
  • Der Kreuzreim folgt immer dem Reimschema abab. Schau dir dazu Strophe vier an: verlassen – Gassen; gehn – sehn.
  • Der Jambus folgt dem Metrum unbetont-betont. Die Betonung liegt also auf der zweiten Silbe. 

Um in deiner Analyse noch weiter auf die Form einzugehen, kannst du dir folgende Fragen stellen. 

  • In der dritten Strophe beschreibt das lyrische Ich ein „stilles, ernstes Wort“ (V. 18), dessen Bedeutung „unaussprechlich klar“ (V. 24) ist. Wird diese stille Botschaft durch den Rhythmus ausgedrückt? Trägt zum Beispiel das regelmäßige Versmaß zu dieser ruhigen Stimmung in der Natur bei?
  • In dem Gedicht wechseln sich männliche und weibliche Kadenzen ab. Wie passt das zur Beziehung des lyrischen Ichs zum Wald? Spiegeln die harmonischen Kadenzen den Einklang des lyrischen Ichs mit seinem Umfeld wider?
  • Der Kreuzreim in Strophe eins verbindet zwei gegenübergestellte Welten. Welche sind das?
    → Lösung: Die „geschäftge Welt“ (V. 6) und das „grüne Zelt“ (V. 8). Der Kreuzreim stellt also die hektische Außenwelt und den schützenden Wald gegenüber.

Abschied — Joseph von Eichendorff: Sprache

Als Letztes untersuchst du in deiner Analyse die sprachliche Gestaltung des Gedichts. Dabei schaust du dir an, in welcher Zeitform das Gedicht geschrieben ist, ob es in dem Gedicht viele beschreibende Adjektive gibt oder aus welchem Wortfeld die Nomen stammen. Ein Wortfeld beschreibt eine Gruppe von Wörtern, die eine ähnliche Bedeutung haben und zur gleichen Wortart gehören. Zusätzlich gehst du auf sprachliche Mittel ein und untersuchst ihre Wirkung im Gedicht. Eine kurze Ausformulierung zum Stilmittel der Anapher könnte so aussehen: 

Eichendorffs Gedicht „Abschied“ beginnt mit drei Anaphern. Durch die Ausrufe „O Täler weit, o Höhen, / O schöner, grüner Wald“ lobt das lyrische Ich die Landschaft. Dabei spricht es den Wald direkt an. Die drei Anaphern geben dieser Ansprache einen feierlichen Charakter. Die positive Stimmung in der Natur wird in Strophe zwei wieder durch Anaphern aufgegriffen. Die Verse 10 bis 15 beginnen mit Die/Das/Da. Sie beschreiben die heilende Wirkung des Waldes auf das lyrische Ich. Es gewinnt an neuer Energie und jedes Leid wird durch den Aufenthalt im Wald gemindert. Die ähnlichen Satzanfänge betonen also die festliche Stimmung, die das lyrische Ich in der Natur fühlt.

In deiner Analyse solltest du auf mindestens vier sprachliche Phänomene eingehen. Die folgenden Fragen können dir helfen, weitere sprachliche Besonderheiten zu finden. Gehe hierbei auch wieder auf die Romantik ein: 

  • In der letzten Strophe findest du einen Pleonasmus : Das lyrische Ich wird „Fremd in der Fremde“ (V. 26) gehen. Wie interpretierst du diese Wortdopplung? Betont sie vielleicht die Einsamkeit des lyrischen Ichs in der Stadt?
  • Die Zeitformen des Gedichts wechseln vom Präsens in den ersten beiden Strophen und den ersten vier Versen der dritten Strophe zum Perfekt und schließlich zum Futur in Strophe vier. Das Gedicht heißt „Abschied“. Wie passt dieser Titel zu diesem Wechsel der Zeitformen?
    → Lösung: Der Wechsel zum Futur in Strophe vier bietet einen Ausblick. Das lyrische Ich muss den Wald zurücklassen und sich dem Leben in der Stadt zuwenden. Es handelt sich hier also um einen Blick in die Zukunft und gleichzeitigen Abschied.
  • In Strophe eins findest du die Metapher „grünes Zelt“ (V. 8). Welche Eigenschaften schreibt das lyrische Ich dem Wald zu?
    → Lösung: Die Metapher des grünen Zelts beschreibt den Wald als Zufluchtsort. Wie ein Zelt bietet er Schutz und schirmt das lyrische Ich von der hektischen Außenwelt ab.

Merke: Als Metapher bezeichnest du ein sprachliches Mittel, das einen Ausdruck in ein anderes Bedeutungsfeld überträgt. Du nennst eine Metapher deswegen auch ein sprachliches Bild

Abschied – Joseph von Eichendorff: Schluss

Abschließend fasst du im Schluss deine Erkenntnisse noch einmal zusammen. Darüber hinaus überlegst du dir, was das Gedicht für eine Bedeutung hat. Ein ausformulierter Schlussgedanke für Eichendorffs „Abschied“ könnte so aussehen:

Eichendorffs Gedicht beschreibt den Aufenthalt des lyrischen Ichs im Wald. Hier findet es Schutz vor der hektischen Außenwelt. Die friedliche Stimmung wird durch ein regelmäßiges Versmaß ausgedrückt. Gleichzeitig verbindet der Kreuzreim die zwei gegenüberstehenden Welten: die Natur und die Stadt. Damit greift das Gedicht auch einen zentralen romantischen Konflikt auf. Die Epoche der Romantik folgt auf die Epoche der Aufklärung. In der Aufklärung steht die Vernunft im Vordergrund, während die Romantik Gefühle betont. Dieser Konflikt zwischen Vernunft und Gefühl zeigt sich auch im Gedicht. Das lyrische Ich muss seiner Pflicht nachgehen und den Wald verlassen. Trotzdem bleibt sein Herz mit der Natur verbunden und findet so Kraft.

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Gedichtanalyse Beispiel

Jetzt weißt du, wie du das Gedicht „Abschied“ analysieren und interpretieren kannst. Wenn du noch ein weiteres ausführliches Beispiel für eine Gedichtanalyse mit guten Formulierungen suchst, dann schau dir gleich dieses Video an. 

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