In diesem Beitrag erklären wir dir die Gedichtanalyse an einem konkreten Beispiel. Mit unseren Formulierungshilfen bist du für die nächste Gedichtanalyse perfekt vorbereitet. Hier geht’s direkt zum Video!
Bei der Gedichtanalyse untersuchst du ein Gedicht auf seinen Inhalt, seine Form und seine Sprache. Zur Vorbereitung auf deine Gedichtanalyse liest du dir das Gedicht mehrmals durch und machst dir Notizen zu auffälligen Textstellen und sprachlichen Besonderheiten.
In der Regel schließt sich an die Gedichtanalyse auch eine Gedichtinterpretation
an. Dafür überlegst du dir vor dem Schreiben eine Deutungshypothese
, also den Leitgedanken, auf den du dich in der Interpretation konzentrierst. In der Gedichtinterpretation deutest du dann die Ergebnisse deiner Analyse.
Für mehr allgemeine Infos und eine genaue Erklärung zum Vorgehen bei der Gedichtanalyse schaust du dir am besten zuerst noch dieses Video an.
Als Beispiel für unsere Gedichtanalyse nutzen wir Rilkes berühmtes Gedicht „Der Panther“:
Die Aufgabenstellung dazu könnte lauten: Analysiere und interpretiere Rilkes Gedicht „Der Panther“ und gehe dabei auf seinen Inhalt, seine Form und seine Sprache ein. Berücksichtige auch, dass es sich bei „Der Panther“ um ein Dinggedicht handelt.
Für das Beispiel könntest du folgende Gliederung nutzen:
In der Einleitung nennst du kurz die wichtigsten Informationen zum Gedicht:
Für unser Beispiel könnte deine Einleitung so aussehen:
In dem Dinggedicht „Der Panther“, das zwischen 1902 und 1903 entstand, beschreibt Rainer Maria Rilke das Schicksal eines Panthers in Gefangenschaft. Das Gedicht kann der literarischen Epoche
des Symbolismus zugeordnet werden. Anregungen für das Gedicht erhielt Rilke bei seinen Besuchen im Pariser Tiergarten, wie auch der Untertitel verrät. Im Folgenden soll auf den Inhalt, die Form und Sprache des Gedichts eingegangen werden. „Der Panther“ ist ein typisches Beispiel für das Dinggedicht. Wie die Merkmale dieser Gedichtform
in Rilkes Gedicht umgesetzt werden, steht dabei im Mittelpunkt der Interpretation.
Im Hauptteil präsentierst du dem Leser die Ergebnisse deiner Gedichtanalyse. Nutze für die einzelnen Teile deiner Analyse – Inhalt, Form und Sprache – Absätze, um so deinen Aufsatz zu gliedern. Außerdem machst du durch Zitate deutlich, auf welche Textstellen im Gedicht du dich beziehst.
Mit dem Kerninhalt und den Sinnabschnitten machst du den Leser mit dem Inhalt des Gedichts vertraut:
Das Gedicht „Der Panther“ handelt davon, wie ein wildes Tier durch die Gefangeschaft in einem Käfig seinen Lebenswillen verliert. Dass es sich dabei um einen Panther handelt, wird nur durch die Überschrift des Gedichts angedeutet.
Inhaltlich lässt sich das Dinggedicht in drei Sinnabschnitte gliedern, die den drei Strophen entsprechen. In der ersten Strophe beschreibt der Sprecher des Gedichts die bedrückende Ausgangssituation des Tieres: Sein Leben beschränkt sich auf einen kleinen Käfig. Wie sehr sich der Panther von einem starken Raubtier zu einem bemitleidenswertem Tier in Gefangenschaft entwickelt hat, wird in der zweiten Strophe beschrieben. In der letzten Strophe geht der Sprecher auf die Emotionen des Panthers ein. Dieser nimmt zwar noch seine Umgebung wahr, hat aber jede Lebensfreude verloren.
In diesem Abschnitt gehst du auf vier Aspekte näher ein: die Strophen, das Reimschema, das Versmaß bzw. Metrum und die Kadenzen. Wenn du zu den Punkten noch weitere Informationen brauchst, klick einfach hier: Reimschema , Versmaß , Metrum , Kadenz .
Versuche an deine Beobachtungen zur Form auch gleich eine Interpretation anzuschließen, zum Beispiel so:
Die drei Strophen bestehen aus jeweils vier Versen, die durch einen Kreuzreim
miteinander verbunden sind. Die Endreime sind dabei durchgehend regelmäßig. Nur der Binnenreim in Vers 3 („Stäbe gäbe“) fällt besonders auf und lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers auf diese Stelle. Die Regelmäßigkeit ist auch im Versmaß erkennbar. Für sein Gedicht verwendet Rilke fünfhebige Jamben
mit abwechselnd weiblicher und männlicher Kadenz. Damit spiegelt sich die alternierende Form des Reimschemas auch in den Kadenzen wieder.
Das gleichbleibende Reimschema und Versmaß stehen für das eintönige Leben des gefangenen Raubtiers. Als würde mit der Aussage „und hört im Herzen auf zu sein“ (V. 12) auch wirklich der Herzschlag des Panthers enden, bricht das Gedicht mit einem vierhebigen Jambus ab.
In diesem Teil untersuchst du die sprachlichen Auffälligkeiten deines Gedichts. Dabei kannst du zum Beispiel auf die Stilmittel näher eingehen und sie anschließend interpretieren.
In unserem Ausschnitt der Gedichtanalyse schauen wir uns beispielhaft die erste Strophe an:
Im ganzen Gedicht verwendet Rilke viele Enjambements (z. B. in V. 1-2 und V. 3-4): Die Sätze gehen also über das Ende eines Verses hinaus. Dadurch entsteht der Eindruck, dass die Tage am Panther wegen seiner aussichtslosen Lage vorbeiziehen. Seine Hoffnungslosigkeit wird auch an den Personifikationen in der ersten Strophe deutlich. Nicht der Panther selbst ist müde geworden, sondern „Sein Blick“ (V. 1). Selbst die Gitterstäbe des Käfigs wirken lebendiger als der Panther, weil sie vor dem Auge des Raubtiers vorüberziehen (vgl. V. 1). Auffällig ist auch die dreimalige Wiederholung des Begriffs „Stäbe“ in den Versen 1, 3 und 4, wodurch die Gefangenschaft noch mehr hervorgehoben wird.
Vergiss während deiner Analyse nicht, auch immer wieder auf deine Deutungshypothese einzugehen. In unserem Fall erklärst du, was ein Dinggedicht ist und welche Merkmale davon Der Panther erfüllt:
„Der Panther“ ist ein bekanntes Beispiel für ein Dinggedicht. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde diese Gedichtform immer beliebter. Dabei steht ein Tier oder Gegenstand im Mittelpunkt des Gedichts. Wichtige Merkmale dafür sind schon in der ersten Strophe erkennbar. Wie in Dinggedichten typisch wird ein Lebewesen, hier ein Panther, aus der Distanz beschrieben. Das lyrische Ich tritt in den Hintergrund, stattdessen beschreibt ein unbekannter Sprecher die Situation.
Im Schluss fasst du deine Ergebnisse zusammen. Abschließend beantwortest du die Frage, was der Dichter mit seinem Gedicht aussagen will. So könnte dein Schluss zum Beispiel aussehen:
Indem Rilke in seinem Dinggedicht die Gefangenschaft des Panthers behandelt, spricht er einen tief im Menschen verwurzelten Wunsch an: das Verlangen nach Freiheit. Durch die Form des Dinggedichts ist es ihm möglich, menschliche Gefühle auf ein Tier zu übertragen. Der Gegensatz zwischen der Stärke des Panthers und seinem jetzigen Leben könnte kaum größer sein. Obwohl er in der Natur so stark ist, schafft er es nicht, aus dem Käfig zu entkommen – mehr noch: Er versucht es erst gar nicht! Mit seinem Gedicht möchte Rilke die Menschen dazu auffordern, aus ihrem persönlichen Käfig – dem Alltag oder festgefahrenen Gesellschaftsregeln – auszubrechen.
Mit unseren Formulierungshilfen fällt es dir ganz leicht, eine abwechslungsreiche Sprache für deine Analyse zu verwenden:
Einleitung
Inhalt
Form
Sprache
Schluss
Stilmittel sind ganz wichtig für deine Gedichtinterpretation. Wenn du darin noch nicht fit bist, dann schau dir auch noch unser Video dazu an!
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