Alexandriner

Der Alexandriner ist ein spezielles Versmaß im Barock. In diesem Beitrag und in unserem Video erfährst du alles, was du zu seiner Herkunft und seinem Aufbau wissen musst.

Inhaltsübersicht

Was ist ein Alexandriner?

Der Alexandriner ist ein Versmaß , das aus einem sechshebigen Jambus besteht. Das bedeutet, in einem Alexandriner kommt die Abfolge von unbetonten Silben (Senkung) und betonten Silben (Hebung) sechsmal hintereinander vor. Das Besondere an einem Alexandriner ist die Zäsur (Pause) nach der Hälfte der Verszeile, also nach drei Hebungen.

Der schnelle Tag ist hin  die Nacht schwingt ihre Fahn
(Andreas Gryphius Abend )

Alexandrinische Verse kamen das erste Mal in der französischen Klassik vor. In Deutschland wurde das Alexandriner Metrum häufig im Barock benutzt.

Merke

Als Alexandriner bezeichnest du ein Versmaß mit einem sechshebigen Jambus. Nach drei Jamben gibt es eine Zäsur (Pause). Die Verse enden entweder auf einer betonten Silbe (männliche Kadenz) oder auf einer unbetonten Silbe (weibliche Kadenz).

Alexandriner – Herkunft 

Ursprünglich kommt der Alexandriner aus der französischen Dichtung des 12. Jahrhunderts. Dort wurde dieses Metrum das erste Mal in dem erzählenden Gedicht „Roman d’Alexandre“ benutzt. Der französische Alexandriner ist also sozusagen nach Alexander dem Großen benannt, da sich der Versepos mit ihm beschäftigt.

Besonders beliebt war der Alexandriner im Frankreich des 15. und 16. Jahrhunderts während der Kunst- und Kulturepoche Renaissance . Hier findest du ihn oft in tragischen Dramen .

In Deutschland wurde dieses Versmaß zu Zeiten des Barocks bekannt. Besonders der Dichter Martin Opitz sprach sich für das Versmaß aus. Von ihm wurde seine ursprüngliche Form etwas verändert.

Alexandriner – Aufbau

Der Alexandriner ist eine Form des Jambus. Du erkennst dieses Versmaß daran, dass sich unbetonte und betonte Silben gleichmäßig abwechseln. Das Alexandriner Metrum besteht dabei aus sechs Jamben und einer Zäsur in der Mitte.

Dein Herze kann allein  zu aller Zeit bestehen
Dieweil es die Natur  |  aus Diamant gemacht.
(Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau –Vergänglichkeit der Schönheit )

Die Kadenz der Gedichtzeile entscheidet, aus wie vielen Silben der alexandrinische Vers besteht. Dafür musst du die Betonung der letzten Silbe beachten: Endet die Zeile auf einer betonten Silbe, sprichst du von einer männlichen Kadenz. Dann hat der Alexandriner 12 Silben. Ist die letzte Silbe dagegen unbetont, nennst du das eine weibliche Kadenz. Der Alexandriner besteht dann aus 13 Silben.

Was grimmer denn die Pest  |  und Glut und Hungersnot, → männliche Kadenz
Das auch der Seelen Schatz  so vielen abgezwungen. → weibliche Kadenz
(Andreas Gryphius –Tränen des Vaterlands )

Die Zäsur nach drei betonten Silben ist das Merkmal, das den Alexandriner von anderen Jamben unterscheidet. Dieser Einschnitt stellt eine Art Sprechpause dar. Aus Zäsuren findest du auch etwas zur Interpretation des Inhaltes heraus: Durch die Pause können Gegensätze (Antithese ) oder Parallelen in der Zeile dargestellt werden.

Dein hochgeheiligt Haupt  |  mit Satans im Bunde.
(Johann Wolfgang von Goethe Faust II)

In dieser Szene aus Faust II kritisiert der Erzbischof den Kaiser dafür, dass er vom rechten Weg abgekommen ist. In der Zeile stellen die Worte „geheiligt“ und „Satan“ klare Gegensätze dar.

Gut zu wissen: Der Alexandriner kommt nicht nur in Gedichten vor. Goethe verwendete ihn gerne in seinen Dramen. Ganz allgemein hatten alexandrinische Verse aber wegen ihres strengen Aufbaus in Zeiten des Sturm und Drang wieder an Bedeutung verloren. Die Autoren dieser Epoche wollten sich in ihren Werken lieber frei entfalten können, ohne vom Versmaß begrenzt zu werden.

Alexandriner und Reime

Du kannst verschiedene Arten dieses Versmaßes daran unterscheiden, mit welchen Reimschema sie vorkommen. Alexandrinische Verse mit vielen Paarreimen (aabb) nennst du heroisch. Findest du überwiegend Kreuzreime (abab) sprichst du von einem elegischen Alexandriner.

Französischer Alexandriner

Der französische Alexandriner ist die ursprüngliche Form des Versmaßes. Er unterscheidet sich von dem deutschen Aufbau aus dem Barock.

Die Unterschiede beziehen sich auf die Betonung, die Zäsur und die Zusammensetzung aus Jamben. Hier haben wir dir die wichtigsten Eigenschaften des französischen Alexandriners zusammengefasst:

  • Die 12. Silbe ist immer betont, egal auf welche Kadenz das Gedicht endet. 
  • Die Zäsur muss nichts über den Inhalt aussagen. Hier ist sie meistens nur eine Sprechpause.
  • Unbetonte und betonte Silben können sich abwechseln, müssen sie aber nicht. Er besteht also nicht unbedingt nur aus Jamben.

Damit ist der Aufbau des französischen Alexandriners im Vergleich zum deutschen weniger streng.

Alexandriner – Beispiel 

Jetzt weißt du, wie ein alexandrinischer Vers aufgebaut ist. Hier findest du eine Analyse und Interpretation von ein paar Zeilen aus Andreas Gryphius‘ Gedicht Es ist alles eitel .

Was jetzt noch prächtig blüht |   soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt ist morgen Aschund Bein,
Nichts ist, das ewig sei kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an bald donnern die Beschwerden.

Analyse

  • Unbetonte und betonte Silben wechseln sich gleichmäßig ab, also handelt es sich hierbei um Jamben.
  • Nach drei Hebungen kommt eine Zäsur.
  • Reime findest du am Ende der ersten und letzten Zeile (werden – Beschwerden), sowie am Ende der zweiten und dritten (Bein – Stein). Dieses Reimschema bezeichnest du als umarmenden Reim (abba).
  • Die Kadenzen des Gedichts passen sich an das Reimschema an: werden und Beschwerden sind weiblich, während Bein und Stein männlich sind.

Interpretation

  • Durch die Zäsur entsteht eine Pause im Lesefluss.
  • Gryphius nutzt diese Pause, um Gegensätzlichkeiten zu betonen.
  • Das blühende Leben in Vers eins wird durch das Zertreten zerstört. In der zweiten Zeile könnte das Pochen für einen Herzschlag stehen. Noch in der gleichen Zeile werden Gebeine, also Leichenteile, beschrieben. Das Glück der letzten Zeile steht im Gegensatz zu den Beschwerden.
  • Hier wird die Gegensätzlichkeit von Leben und Tod betont. Die Lyrik des Barocks beschäftigte sich viel mit solchen Gegensätzen. Diese stellten Dichter dann in sehr bildhaften Gedichten dar.

Sonett

Du findest alexandrinische Verse besonders häufig in Sonetten. Das liegt wahrscheinlich daran, dass diese Gedichtform im Barock sehr beliebt war. Alles, was du über die Form und den Inhalt von einem Sonett wissen solltest, erfährst du im nächsten Video !

Zum Video: Sonett
Zum Video: Sonett

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