Du willst wissen, wie du das Gedicht „Abend“ von Andreas Gryphius analysieren kannst? In unserem Beitrag erfährst du, wie du eine gute Gedichtanalyse schreibst.
Das Sonett „Abend“ wurde im Jahre 1650 von Andreas Gryphius geschrieben. Du kannst es somit in die Epoche des Barock einordnen. In „Abend“ befasst sich das lyrische Ich mit der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod.
Beim Analysieren eines Gedichts schaust du dir Inhalt, Form und Sprache genauer an. Wenn du dir hierbei noch unsicher bist, dann klick einfach auf dieses Video .
Lies dir zunächst das „Abend“ Gedicht durch:
Andreas Gryphius
Abend
(Modernisierte Version des Originaltextes)
Der schnelle Tag ist hin / die Nacht schwingt ihre Fahn /
Und führt die Sternen auf. Der Menschen müde Scharen
Verlassen feld und werck / Wo Tier und Vögel waren
Trauert jetzt die Einsamkeit. Wie ist die zeit vertan!
Der port naht mehr und mehr sich / zu der glieder Kahn.
Gleich wie dies licht verfiel / so wird in wenig Jahren
Ich / du / und was man hat / und was man sieht / hinfahren.
Dies Leben kömmt mir vor als eine renne bahn.
Lass höchster Gott mich doch nicht auf dem Laufplatz gleiten
Lass mich nicht ach / nicht pracht / nicht luft / nicht angst verleiten.
Dein ewig heller glanz sei von und neben mir /
Lass / wenn der müde Leib entschläft / die Seele wachen /
Und wenn der letzte Tag wird mit mir abend machen /
So reiß mich aus dem tal der Finsternis zu dir.
Schon gewusst?
Eine Aufgabenstellung zu „Abend“ von Andreas Gryphius könnte beispielsweise so aussehen:
Analysiere und interpretiere das Gedicht „Abend“ von Andreas Gryphius und gehe dabei auf Inhalt, Form und Sprache ein. Berücksichtige in deiner Analyse, dass es sich um ein Gedicht des Barock handelt und gehe dabei auf typische Merkmale der Epoche ein.
Für die Analyse von dem Gedicht „Abend“ könntest du folgende Gliederung verwenden:
Bevor du mit deiner Gedichtanalyse beginnst, brauchst du eine Deutungshypothese . Das bedeutet, dass du eine Behauptung über das Gedicht aufstellst, die du in deiner Interpretation begründest.
In der Aufgabenstellung ist die Deutungshypothese bereits vorgegeben. In dem Gedicht sollst du nämlich erläutern, warum es ein typisches Gedicht der Epoche ist. Beziehe dich also in deiner Analyse auf den Barock und gebe konkrete Beispiele zur Einordnung in die Epoche.
In die Einleitung schreibst du die wichtigsten Fakten über das Gedicht. Zudem gehst du kurz auf den Inhalt ein und erwähnst den Fokus deiner Interpretation. Eine Einleitung zu „Abend“ von Andreas Gryphius könnte so aussehen:
Das Gedicht „Abend“ von Andreas Gryphius wurde im Jahre 1650 veröffentlicht und ist der Epoche des Barock zuzuordnen. Im Gedicht geht es um die Vergänglichkeit des Lebens. Das lyrische Ich setzt sich zudem mit dem bevorstehenden Tod auseinander und sieht als einzige Hoffnung, Gott um ein Leben nach dem Tod zu bitten. Im Folgenden soll „Abend“ analysiert und interpretiert werden. Dabei wird insbesondere auf die Merkmale des Barocks eingegangen.
Du hast bereits in der Gliederung gesehen, dass du im Hauptteil deiner „Abend“- Gedichtanalyse auf Inhalt, Form und Sprache eingehen musst. Wie du das genau machst, zeigen wir dir jetzt.
Schau dir zunächst die vier Strophen des Gedichts „Abend“ genau an. Worum geht es in den einzelnen Strophen? Was passiert jeweils? Eine Inhaltsangabe zur ersten Strophe könntest du so schreiben:
In der ersten Strophe des Gedichts „Abend“ wird das Ende eines Tages beschrieben. Es ist Abend und der Einbruch der Nacht wird durch Sterne am Himmel signalisiert. Menschen beenden ihre Arbeit und verlassen ihre Felder oder Werkstätten. Vögel und andere Tiere ziehen sich zurück, was ebenfalls den Einbruch der Nacht signalisiert. Das lyrische Ich verbindet mit dem Ende des Tages Einsamkeit und Vergänglichkeit, was eine bedrückende Stimmung erzeugt.
Achte immer darauf, ob sich beispielsweise die Stimmung und der Schauplatz im Gedicht oder die Gefühle des lyrischen Ichs ändern.
Schau dir nun die restlichen drei Strophen des Gedichts an. In der zweiten Strophe geht es um die Vergänglichkeit des Lebens und den bevorstehenden Tod. Das lyrische Ich erzählt, dass jegliche Existenz und jeglicher Besitz in einigen Jahren vergangen sein wird.
Hier werden das Vanitas Motiv und das Motiv des Memento mori hervorgehoben. Das sind typische Merkmale des Barock. Vanitas kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Nichtigkeit“. Das Motiv steht für die Vergänglichkeit des Lebens und des Menschen. Der lateinische Ausdruck „Memento mori“ heißt übersetzt so viel wie „Bedenke, dass du stirbst“. Das sollte den Menschen bewusst machen, dass alles vergänglich ist. In der dritten und vierten Strophe bittet das lyrische Ich Gott, ihn von den Sorgen des menschlichen Lebens zu erlösen und ein Leben im Jenseits möglich zu machen.
Folgende Fragen können dir dabei helfen, den Inhalt zusammenzufassen und dich dabei auf die Epoche des Barock zu beziehen:
In diesem Teil der Gedichtanalyse beschreibst du das Reimschema, das Metrum bzw. Versmaß und die Kadenzen. Wenn du nicht mehr genau weißt, was das alles ist, dann schau einfach hier vorbei: Reimschema , Versmaß , Metrum , Kadenz .
Wichtig in diesem Teil der Analyse ist es, dass du die formalen Merkmale des Gedichts nicht nur nennst, sondern auch interpretierst und ihre Wirkung beschreibst. In unserem Fall gehst du hier auch wieder auf den Barock ein. Einen Teil zur Form von „Abend“ könntest du wie folgt formulieren:
„Abend“ hat die Form eines Sonetts, das Gedicht besteht also aus zwei Quartetten und zwei Terzetten. Ein Sonett ist ein typisches Merkmal des Barock. Als Reimschema wird in den Quartetten ein umarmender Reim verwendet, wohingegen die Terzette einen Schweifreim aufweisen. Das Versmaß ist der Alexandriner, ein sechshebiger Jambus mit einer Zäsur. Im Gedicht sind sowohl männliche als auch weibliche Kadenzen vertreten. Der Übergang vom Quartett zum Terzett spiegelt besonders gut wider, wie sich die Stimmung des lyrischen Ichs verändert. In den Quartetten spricht das lyrische ich von der Vergänglichkeit des Lebens und dem unausweichlichen Tod. Jedoch verändert sich diese bedrückende Stimmung in eine hoffnungsvolle. Denn in den Terzetten wendet sich das lyrische Ich an Gott mit der Hoffnung und Bitte auf ein Leben nach dem Tod.
Folgende Fragen helfen dir dabei, noch genauer auf die Form des Gedichts „Abend“ von Andreas Gryphius einzugehen:
Am Ende des Hauptteils analysierst du die sprachlichen Besonderheiten des Gedichts. Du kannst zum Beispiel schauen, in welcher Zeitform das Gedicht geschrieben ist oder aus welchem Wortfeld Nomen , Verben oder Adjektive stammen. Außerdem gehst du in diesem Teil auf sprachliche Mittel und ihre Wirkung ein. Eine kurze Ausformulierung für „Abend“ zum sprachlichen Mittel der Allegorie , also der Darstellung von abstrakten Themen, könnte so aussehen:
„Der Port“ in Vers 5 ist eine Allegorie, die das Motiv des Memento mori (= bedenke, dass du sterben musst) deutlich macht. Das Motiv bezieht sich auf das Bewusstsein über die Vergänglichkeit. Der Hafen nähert sich dem Schiff und nicht das Schiff dem Hafen. Mit diesem Stilmittel wird verdeutlicht, dass Menschen dem Tod nicht entgegenlaufen, sondern der Tod auf den Menschen zukommt. Der Tod ist somit unaufhaltsam und betont das Vanitas-Motiv, also die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens.
In deiner Gedichtanalyse solltest du mehr als nur ein sprachliches Mittel analysieren. Es gibt noch viele weitere Stilmittel und Phänomene, die du in der Analyse interpretieren kannst:
Im Schlussteil fasst du die Erkenntnisse deiner Analyse noch einmal kurz zusammen. Zudem machst du dir Gedanken über die Bedeutung des Gedichts. Für die Analyse „Abend“ könnte ein ausformulierter Schluss so aussehen:
Das Gedicht weist inhaltlich und formal typische Merkmale des Barock auf. Es geht einerseits um die Vergänglichkeit des Menschen und des Lebens. Andererseits geht es um die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Die Vergänglichkeit sowie die Hoffnung auf ein Leben im Jenseits sind zentrale Kerngedanken des Barock. Die Form des Sonetts ist ebenfalls ein typisches Merkmal der Epoche. Mit der ausdrucksstarken Bildsprache wird die Vergänglichkeit des Lebens im Gedicht besonders betont. Mit seinem Gedicht zeigt Gryphius, dass das Leben irgendwann zu Ende geht. Der einzige Ausweg ist ein starker Glaube an Gott und die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Gerade weil wir uns dessen bewusst sind, sollten wir jeden Tag nutzen und das Beste daraus machen.
Jetzt weißt du, wie du „Abend“ von Andreas Gryphius analysieren und interpretieren kannst. Wenn du noch ein ausführliches Beispiel und gute Formulierungen für deine Gedichtanalyse brauchst, dann schau dir dieses Video
an!
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