Auf der Terrasse des Café Josty

Du suchst nach einer Gedichtanalyse zu Paul Boldt – „Auf der Terrasse des Café Josty“? Wenn du wissen willst, wie dir eine gute Analyse gelingt, dann schau dir diesen Beitrag und unser Video an.

Inhaltsübersicht

Auf der Terrasse des Café Josty – Übersicht

Das Sonett „Auf der Terrasse des Café Josty“ wurde von Paul Boldt im Jahr 1912 verfasst. Du kannst es der Epoche des Expressionismus zuordnen. Das Gedicht handelt vom hektischen Leben in der Stadt Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es werden die negativen Seiten des Großstadtlebens, wie die Anonymität, die Schnelllebigkeit und die Umweltverschmutzung hervorgehoben. Das lyrische Ich beobachtet von der Terrasse des Café Josty das Geschehen am Potsdamer Platz.

In deiner Analyse zu „Auf der Terrasse des Café Josty“ gehst du auf Inhalt, Form und Sprache des Gedichts ein. Falls du nicht weißt, wie du bei einer Gedichtanalyse vorgehst, hilft dir unser Video !

Auf der Terrasse des Café Josty – Gedichtanalyse

Wirf zuerst einen Blick auf das Gedicht: 

Paul Boldt
Auf der Terrasse des Café Josty

Der Potsdamer Platz in ewigem Gebrüll
Vergletschert alle hallenden Lawinen
Der Straßentrakte: Trams auf Eisenschienen,
Automobile und den Menschenmüll.

Die Menschen rinnen über den Asphalt,
Ameisenemsig, wie Eidechsen flink.
Stirne und Hände, von Gedanken blink,
Schwimmen wie Sonnenlicht durch dunklen Wald.

Nachtregen hüllt den Platz in eine Höhle,
Wo Fledermäuse, weiß, mit Flügeln schlagen
Und lila Quallen liegen – bunte Öle;

Die mehren sich, zerschnitten von den Wagen. –
Aufspritzt Berlin, des Tages glitzernd Nest,
Vom Rauch der Nacht wie Eiter einer Pest.

Café Josty

Das Café Josty war eine von den Gebrüdern Josty gegründete Konditorei in Berlin. Das Café existierte von 1812 bis 1930 und war als Treffpunkt besonders bei Künstlern wie Heinrich Heine , Joseph von Eichendorff oder die Brüder Grimm beliebt. Von der Terrasse des Cafés hatten die Gäste einen direkten Blick auf den Potsdamer Platz. Paul Boldt fand aufgrund der Modernität und Dynamik des Platzes die Inspiration, die er für sein Gedicht brauchte. 

Eine Aufgabenstellung für Paul Boldt – „Auf der Terrasse des Café Josty“ Gedichtanalyse könnte so aussehen:

Analysiere und interpretiere das Gedicht „Auf der Terrasse des Café Josty“ und gehe dabei auf den Inhalt, die Form und die Sprache ein. Es handelt sich um ein Gedicht aus dem Expressionismus. Beziehe daher in deiner Analyse typische Merkmale dieser Epoche mit ein.  

Auf der Terrasse des Cafe Josty Analyse – Gliederung

Folgende Gliederung könntest du für deine Analyse nutzen:

  1. Einleitung: Wichtigste Informationen zu Boldts Gedicht „Auf der Terrasse des Café Josty“
  2. Hauptteil
    2.1 Inhalt: Kernaussage und Aufbau in vier Strophen
    2.2 Form: Zusammensetzung aus Quartetten (zwei Strophen mit je vier Versen) und Terzetten (zwei Strophen mit je drei Versen) als Merkmal eines Sonetts
    2.3 Sprache: Neologismen zur Verdeutlichung des Untergangs der Individualität
  3. Schluss: Abscheu vor dem Leben und Kritik am modernen Leben in der Großstadt

Für die Gedichtanalyse „Auf der Terrasse des Café Josty“ brauchst du außerdem eine Deutungshypothese . Das heißt, dass du eine Behauptung über das Gedicht aufbaust und im Laufe deiner Interpretation begründest. 

Wie du bereits aus der Aufgabenstellung herauslesen kannst, sollst du zeigen, warum es sich bei „Auf der Terrasse des Café Josty“ um ein expressionistisches Gedicht handelt. Du analysierst also, welche Merkmale typisch für diese Epoche sind.

Wenn du eine genaue Anleitung brauchst, wie du ein Gedicht aus der Literaturepoche des Expressionismus analysierst, dann hilft dir unser ausführliches Video dazu weiter!

Zum Video: Expressionismus Gedichte
Zum Video: Expressionismus Gedichte

Auf der Terrasse des Café Josty – Einleitung

In deiner Einleitung nennst du zunächst die wichtigsten Eckdaten des Gedichts. Dabei ist wichtig, dass du den Inhalt erklärst und deinen Fokus in der Interpretation verdeutlichst. Hier siehst du ein Beispiel dafür, wie so eine Einleitung aussehen könnte:

Das Gedicht „Auf der Terrasse des Café Josty“ wurde im Jahr 1912 von Paul Boldt verfasst. In dem Gedicht beobachtet das lyrische Ich von der Terrasse des Café Josty die Ereignisse am Potsdamer Platz in Berlin. Die negativen Aspekte des Großstadtlebens, wie die Entindividualisierung von Menschen, die Umweltverschmutzung und der Lärm stehen dabei im Vordergrund. Der Tag ist von der hektischen Atmosphäre und die Nacht von Dreck und Ekel geprägt. Es folgt eine Analyse und Interpretation von „Auf der Terrasse des Café Josty“. Insbesondere wird dabei auf die Epochenmerkmale eingegangen, die im Gedicht vertreten sind.

Merke: Das lyrische Ich ist nicht mit dem Autor zu verwechseln! Du weißt nicht, was das lyrische Ich ist? Dann schau einfach hier nach.

Auf der Terrasse des Café Josty – Hauptteil

Wie du in der Gliederung gesehen hast, gehst du im Hauptteil genauer auf den Inhalt, die Form und die Sprache des Gedichts ein. 

Auf der Terrasse des Café Josty: Inhalt

Schau dir nochmal die vier Strophen des Gedichts an. Worum geht es und was passiert in den einzelnen Strophen? Wichtig ist, dass du darauf achtest, ob sich der Schauplatz oder die Gefühle des lyrischen Ichs im Verlauf des Gedichts verändern. Die Inhaltsangabe der 1. Strophe könnte so aussehen:

Das Gedicht „Auf der Terrasse des Café Josty“ umfasst vier Strophen. In der ersten Strophe wird deutlich, dass sich das lyrische Ich auf die Geschehnisse am nahegelegenen Potsdamer Platz bezieht. Der ständige Lärm der Großstadt wird durch die Menschen, die verkehrenden Straßenbahnen (Trams) und Autos verursacht. Die Geräuschkulisse wird mit der Lautstärke hallender Lawinen verglichen.

Schau dir auch die restlichen Strophen von „Auf der Terrasse des Café Josty“ an. In der 2. Strophe nimmt das lyrische Ich ein Durcheinander in der Großstadt wahr, das von den Menschenmengen ausgelöst wird. Die Menschen irren fast mechanisch und isoliert voneinander umher. In der 3. und 4. Strophe wird die Bedrohlichkeit und Hässlichkeit Berlins bei Nacht beschrieben. Das hängt damit zusammen, dass die Umweltverschmutzung zum Vorschein kommt. 

Die folgenden Fragen können dir dabei helfen, den Inhalt noch weiter auf die Merkmale des Expressionismus zu untersuchen:

  • In der 2. Strophe wird das Verhalten der Menschenmassen durch den Vergleich mit Tieren veranschaulicht. Was könnte damit gemeint sein, dass Menschen „ameisenemsig über den Asphalt rinnen“ und so „flink wie Eidechsen“ sind?
    → Lösung: Die Menschen funktionieren wie Arbeitstiere und haben keinen eigenen Willen.
  • Auf welche expressionistischen Merkmale weisen die Beobachtungen des lyrischen Ichs hin? Schau dir dazu die letzten zwei Verse der 2. Strophe an.  
    → Lösung: Die Anonymität in der Großstadt und das Untergehen in der Menschenmasse führen zum Ich-Verlust. Es besteht eine fehlende Möglichkeit der individuellen Entfaltung → Die Kritik an Verlust des Individuums und Orientierungslosigkeit in der Großstadt sind zentrale Merkmale des Expressionismus.
  • Welche Wörter signalisieren dir in der 4. Strophe, dass die Bedrohlichkeit und Hässlichkeit Berlins bei Nacht geschildert wird?
    → Lösung: Unangenehme, abstoßende Beschreibungen sind typisch für den Expressionismus → V. 14: wie Eiter einer Pest. Berlin bei Nacht wird mit Krankheiten verglichen und die Abscheu vor der Großstadt kommt zum Vorschein.
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Auf der Terrasse des Café Josty: Form

In diesem Teil deiner Gedichtanalyse untersuchst du die Strophen, das Reimschema , das Metrum bzw. Versmaß und die Kadenzen . Achte darauf, die formalen Merkmale zu interpretieren und dabei auf die Epoche des Expressionismus einzugehen. So könnte ein kleiner Teil zur Form ausgeschrieben aussehen:

In dem Gedicht „Auf der Terrasse des Café Josty“ ist eine inhaltliche Teilung erkennbar. In den ersten beiden Strophen wird die Ruhelosigkeit am Tag beschrieben. Als Kontrast dazu wird in der dritten und vierten Strophe von der ruhigen, aber dennoch bedrohlichen Nacht gesprochen. Es gibt also eine sogenannte Zäsur zwischen den Quartetten und Terzetten, die für ein Sonett typisch ist. In diesem Gedicht wird bewusst auf regelmäßige Reimschemata in den Terzetten verzichtet. Diese formale Unregelmäßigkeit weist eine direkte Verbindung zur Orientierungslosigkeit und zum Durcheinander auf dem Potsdamer Platz auf. 

Tipps & Tricks – die wichtigsten Begriffe 
  • Umarmender Reim: du erkennst einen umarmenden Reim immer am Reimschema abba. Wenn du dir die 1. Strophe anschaust, kannst du den Reim sehen: Gebrüll-Müll; Lawinen-Eisenschienen.
  • Kreuzreim: ein Kreuzreim hat das Reimschema abab. In den Versen 9 bis 12 stellst du diesen fest. Er geht über die 3. Strophe hinaus: Höhle-Öle; schlagen-Wagen. 
  • Quartett: das ist eine Strophe, die aus vier Versen besteht, siehe Strophen 1 & 2.
  • Terzett: dabei handelt es sich um Strophen, die nur drei Verse haben, also zum Beispiel die Strophen 3 & 4.
  • Zäsur: wird auch Metrik genannt und ist ein Einschnitt innerhalb eines Verses. Sie dient der Sprecherpause. In diesem Sonett hat sie den Zweck der inhaltlichen Teilung zwischen Berlin am Tag und in der Nacht.

Bei einer vollständigen Gedichtinterpretation  musst du noch weiter auf die Form des Gedichts eingehen. Diese Anregungen könnten dir im weiteren Verlauf helfen:

  • Kadenz: Die Kadenz ist die Betonung am Ende eines Verses. Dieses Sonett hat überwiegend männliche Kadenzen. Das heißt, dass die letzten beiden Silben im Vers unbetont-betont sind. Es lässt sich jedoch eine Unregelmäßigkeit bei den Kadenzen feststellen. Könnte die abwechselnde Betonung auf die Unausgeglichenheit des Stadtlebens und der Stadtbewohner hinweisen? Schau dir die erste Strophe an. Wo findest du männliche und weibliche Kadenzen?
    → Lösung: männliche (stumpfe) Kadenzen (V. 1 & V. 4); weibliche (klingende) Kadenzen (V. 2 & V. 3).
  • Metrum: Auch das Versmaß ist hier nicht einheitlich. An wichtigen Stellen findet durch das Abweichen vom vorherrschenden Jambus (eine unbetonte, eine betonte Silbe) eine Hervorhebung wichtiger Elemente statt. An welcher Stelle ist im Gedicht „Auf der Terrasse des Café Josty“ das Metrum Anapäst (zwei unbetonte, eine betonte Silbe) zu erkennen?
    → Lösung: „Potsdamer Platz“ (V. 1) zur Hervorhebung des Ortes.
  • An welcher Stelle findest du einen Paarreim (aabb) und welche Funktion könnte dieser haben?
    → Lösung: Nest – Pest (V. 13 & V. 14) wird zur Veranschaulichung der Gegensätze eingesetzt. Am Tag erscheint Berlin noch wie ein sicheres Nest, in der Nacht zeigt die Stadt ihr wahres Gesicht und ist so bedrohlich wie die Pest.

Unregelmäßigkeiten bei den Reimschemata, Metren und Reimformen sind typisch für den Expressionismus, da sie die Orientierungslosigkeit widerspiegeln. 

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Auf der Terrasse des Café Josty: Sprache 

Der letzte Schritt in deinem Hauptteil ist die Analyse der sprachlichen Gestaltung des Gedichts. In diesem Teil deiner Gedichtinterpretation schaust du dir an, wie Adjektive eingesetzt werden, was diese beschreiben, in welcher Zeitform das Gedicht geschrieben ist und auch aus welchem Wortfeld die Nomen stammen. Ein Wortfeld bedeutet, dass eine Gruppe von Wörtern eine ähnliche Bedeutung hat und meist zur gleichen Wortart gehört. Darüber hinaus ist es wichtig, dass du auf die sprachlichen Mittel eingehst und ihre Wirkung genauer beschreibst. Hier siehst du ein Beispiel für eine kurze Ausformulierung zum Stilmittel des Neologismus  (Wortneuschöpfung): 

In dem Gedicht „Auf der Terrasse des Café Josty“ ist in Vers vier der Neologismus „Menschenmüll“ zu erkennen. Das lyrische Ich nimmt Bezug auf die Menschen als Masse, beschreibt dabei also nicht einzelne Individuen. Verdeutlicht wird, dass Menschen wie weggeworfener Abfall erscheinen und somit in der Masse untergehen. Der abwertende Vergleich mit Müll kann darin begründet sein, dass Müll nicht viel Wert hat. Durch den Neologismus „Menschenmüll“ wird somit die Bedeutungslosigkeit des Einzelnen betont.

Wichtig ist, dass du auch auf andere Stilmittel und sprachliche Phänomene des Gedichts eingehst. 

  • Wie sieht es mit den Adjektiven aus? Welche Wirkung und Bedeutung könnten die Farben in diesem Gedicht haben? Schau dir dazu die Verse 10 und 11 an. Es ist von weißen Fledermäusen und lila Quallen die Rede.   
    → Lösung: Weiße Fledermäuse (V. 10) rufen eine bedrohliche Stimmung hervor und könnten sich auf die Autoscheinwerfer oder Straßenlaternen beziehen; V. 11: lila Quallen werden mit Öl auf den Straßen gleichgesetzt, was sich auf die Umweltverschmutzung und die Verunreinigung durch die Industrie beziehen kann und beim Leser Ekel verursacht.
  • Das Stilmittel der Personifikation , also der Vermenschlichung, ist ebenfalls sehr typisch für den Expressionismus. Sie bewirkt eine bildhafte und ausdrucksstarke Sprache. An welcher Stelle siehst du ein Beispiel für Personifikation
    → Lösung: In V. 1 wird der Großstadtlärm am Potsdamer Platz durch die Personifikation „ewiges Gebrüll“ beschrieben. Hier wird der Platz vermenschlicht, da diesem eine menschliche Verhaltensweise zugeschrieben wird.
  • Enjambements , also Zeilensprünge, gibt es in diesem Gedicht wenig. Doch in der 1. Strophe hat dieser Zeilensprung eine bestimmte Wirkung. Dadurch kannst du die Strophe schneller lesen. Lässt sich durch dieses Stilmittel die Hektik am Potsdamer Platz nachempfinden?
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Auf der Terrasse des Café Josty: Schluss

Im letzten Teil deiner Gedichtanalyse fasst du deine Erkenntnisse nochmal kurz zusammen. Darüber hinaus überlegst du dir, welche Bedeutung das Gedicht hat. Ein ausformulierter Text zum Schlussteil könnte folgendermaßen aussehen:  

In dem Gedicht „Auf der Terrasse des Café Josty“ gelingt es Boldt, die Schattenseiten des Lebens in der Großstadt Berlin zu beschreiben. Durch sprachliche Mittel, wie Metaphern und Neologismen wird verdeutlicht, dass die Großstadt von negativen Aspekten, wie der Bedeutungslosigkeit einzelner Individuen sowie von der Umweltverschmutzung als Folge der Industrialisierung, geprägt ist. Die Form des Sonetts ist besonders passend, um die Hektik und das Durcheinander am Tage von der bedrohlichen und hässlichen Nacht inhaltlich abzugrenzen. Abschließend kann festgehalten werden, dass das Gedicht einen kritischen Blick auf das moderne Großstadtleben erlaubt. Dabei lässt sich ein klarer Bezug zum heutigen Leben in der Großstadt feststellen, da insbesondere die Anonymität, die Schnelllebigkeit und das Gefühl des Alleinseins in der Menschenmenge, noch immer vorherrscht.

Expressionismus

Jetzt weißt du, wie du das Gedicht „Auf der Terrasse des Café Josty“ analysieren und interpretieren kannst. Wenn du noch mehr zur Epoche des Expressionismus erfahren möchtest, schau dir gleich dieses Video an.

Zum Video: Expressionismus (Literatur)
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