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Tränen des Vaterlandes – Analyse

Du möchtest wissen, wie du eine Gedichtanalyse zu Andreas Gryphius — „Tränen des Vaterlandes“ schreibst? In unserem Beitrag und Video erfährst du, wie dir das gelingt.

Quiz zum Thema Tränen des Vaterlandes - Analyse
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Inhaltsübersicht

Tränen des Vaterlandes – Analyse: Übersicht

Das Gedicht „Tränen des Vaterlandes“ wurde 1636 von Andreas Gryphius geschrieben. Zeitlich kannst du es damit in die Epoche des Barock einordnen. „Tränen des Vaterlandes“ thematisiert die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges. In einer bildhaften Sprache schildert das Gedicht die körperlichen und seelischen Folgen für das Land und seine Bevölkerung.

In deiner Gedichtanalyse nimmst du den Inhalt, die Form und die Sprache des Gedichts genauer unter die Lupe. Wie dir deine „Tränen des Vaterlandes“ Interpretation gelingt, zeigen wir dir jetzt.

Tränen des Vaterlandes – Gedichtanalyse

Lies dir zunächst das ganze Gedicht in Ruhe durch.

Andreas Gryphius
Tränen des Vaterlandes
(Modernisierte Version des Originaltextes)

Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret!
Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun
Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Karthaun
Hat aller Schweiß, und Fleiß, und Vorrat aufgezehret.

Die Türme stehn in Glut, die Kirch‘ ist umgekehret.
Das Rathaus liegt im Grauß, die Starken sind zerhaun,
Die Jungfern sind geschänd’t, und wo wir hin nur schaun
Ist Feuer, Pest, und Tod, der Herz und Geist durchfähret.

Hier durch die Schanz‘ und Stadt rinnt allzeit frisches Blut.
Dreimal sind schon sechs Jahr, als unser Ströme Flut
Von Leichen fast verstopft, sich langsam fort gedrungen.

Doch schweig‘ ich noch von dem, was ärger als der Tod,
Was grimmer denn die Pest, und Glut und Hungersnot,
Das auch der Seelen Schatz, so vielen abgezwungen.

Schon gewusst?

  • Das Adjektiv „frech“ hat in Gryphius‘ Gedicht nicht die Bedeutung, die wir heutzutage kennen. Du verwendest „frech“ heute in der Bedeutung von „vorlaut“ oder „ungezogen“, aber zu der Zeit, als das Gedicht entstand, bedeutete es noch „kühn“ oder „wild“.
  • Die „Kartaune“ ist eine schwere Schusswaffe, die auch im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) eingesetzt wurde. Zusammen mit dem Schwert und der Posaune steht die Kartaune also für den Krieg.
  • Das Adjektiv „grimm“ bedeutet hier so viel wie „schlimm“.

Eine Aufgabenstellung zu Andreas Gryphius — „Tränen des Vaterlandes“ könnte zum Beispiel so lauten:

Analysiere und interpretiere das Gedicht „Tränen des Vaterlandes“ von Andreas Gryphius und gehe dabei auf Inhalt, Form und Sprache ein. Berücksichtige dabei insbesondere, dass es sich bei „Tränen des Vaterlandes“ um ein Gedicht des Barock handelt, und beziehe typische Merkmale dieser Epoche in deine Analyse ein.

Tränen des Vaterlandes – Analyse: Gliederung

Für deine Gedichtanalyse von „Tränen des Vaterlandes“ könntest du folgende Gliederung nutzen:

  1. Einleitung: wichtigste Informationen zu Gryphius‘ Gedicht „Tränen des Vaterlandes“
  2. Hauptteil
    2.1 Inhalt: Kernaussage und Aufbau in vier Strophen
    2.2 Form: Zusammensetzung aus Quartetten und Terzetten als Merkmal eines Sonetts
    2.3 Sprache: stark bildhafte Sprache als Merkmal des Barock
  3. Schluss: „Tränen des Vaterlandes“ als Kriegsklage

Bevor du die eigentliche Gedichtanalyse schreiben kannst, brauchst du eine Deutungshypothese . Das bedeutet, dass du eine Behauptung über das Gedicht aufstellst, die du im Laufe deiner Interpretation begründest.

In unserer Aufgabenstellung ist die Deutungshypothese schon vorgegeben: Du sollst zeigen, warum es sich bei „Tränen des Vaterlandes“ um einen typischen Vertreter des Barock handelt. Deine Aufgabe ist es also, dich in der Analyse immer wieder auf den Barock zu beziehen und deinen Text mit konkreten Beispiele für die Einordnung in die Epoche zu versehen.

Tipp: Wenn du eine ausführlichere Anleitung brauchst, wie du Gedichte analysierst, dann hilft dir unser Video weiter.

Tränen des Vaterlandes – Analyse: Einleitung

In deiner Einleitung nennst du die wichtigsten Eckdaten des Gedichts. Du gehst zudem kurz auf den Inhalt ein und erklärst, worauf du deinen Fokus in der Interpretation legst. Eine kurze Einleitung für „Tränen des Vaterlandes“ könnte folgendermaßen aussehen:

Das Sonett „Tränen des Vaterlandes“ wurde 1636 von Andreas Gryphius verfasst. Es ist ein typischer Vertreter barocker Lyrik. Gryphius schildert die Folgen des Dreißigjährigen Krieges für die Bevölkerung, die nicht nur körperlich leidet, sondern auch ihr Seelenheil gefährdet, da sie sich vom Glauben abwendet. Im Folgenden soll „Tränen des Vaterlandes“ analysiert werden. Dabei wird insbesondere auf die Epochenmerkmale eingegangen, die im Gedicht vertreten sind.

Tränen des Vaterlandes – Analyse: Hauptteil

Wie du in der Gliederung bereits gesehen hast, gehst du im Hauptteil deiner Gedichtanalyse auf Inhalt, Form und Sprache ein.

Tränen des Vaterlandes: Inhalt

Wirf einen Blick auf die vier Strophen des Gedichts. Worum geht es? Was passiert in den einzelnen Strophen? Achte außerdem darauf, ob sich der Schauplatz oder die Gefühle des lyrischen Ichs  im Verlauf des Gedichts verändern. Eine Inhaltsangabe der 1. Strophe könnte so aussehen:

Das Sonett „Tränen des Vaterlandes“ besteht aus vier Strophen. In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich den Zustand eines Landes, das durch den Krieg völlig zerstört wurde. Da das lyrische Ich in der ersten Person Plural spricht, sich also mit dem Pronomen „wir“ miteinschließt, ist klar, dass es sich um einen Bewohner dieses Landes handelt. Der lange Krieg hat Chaos und unfassbares Leid über die Bevölkerung gebracht. Mit Waffen wie Schwertern und Kartaunen haben die beteiligten Völker Blut vergossen. Das Dröhnen der Posaunen, welche die Soldaten bei ihrem Marsch begleiten, wirkt furchteinflößend und chaotisch. Alles mühsam Aufgebaute wurde zunichtegemacht, wodurch verdeutlicht wird, wie vergänglich alles ist. 

Schau dir auch die restlichen drei Strophen von „Tränen des Vaterlandes“ an. In der 2. Strophe und 3. Strophe beschreibt das lyrische Ich weitere Aspekte des Krieges, wie das Zusammenbrechen staatlicher Ordnung und sexualisierte Gewalt gegenüber Frauen. Die 4. Strophe stellt einen Einschnitt dar. Nachdem es in den anderen Strophen um die Auswirkungen des Krieges auf weltliche Dinge ging, thematisiert das lyrische Ich nun die Folgen für die Seele. Es macht deutlich, dass es etwas Schlimmeres gibt als Gewalt, Tod und Zerstörung: Menschen, die durch das Erlebte ihren christlichen Glauben verloren haben.

Um den Inhalt des Gedichts weiter zusammenzufassen und dich auf Merkmale des Barock zu beziehen, können dir folgende Fragen helfen:

  • Im Dreißigjährigen Krieg kämpften Protestanten und Katholiken gegeneinander, es war ein religiös motivierter Krieg. Die „Kirche“ meint in dem Gedicht daher nicht nur das Gebäude, sondern auch die Institution. Was könnte Gryphius mit „die Kirch‘ ist umgekehret“ (V. 5) gemeint haben?
    → Lösung: einerseits die Zerstörungen von Gotteshäusern durch Soldaten, andererseits die Veränderung der Glaubensvorstellungen der Menschen
  • Bezieht das lyrische Ich dich als Leser ein? Wenn ja, woran erkennst du das? Welche Wirkung könnte damit beabsichtigt worden sein?
    → Lösung: durch die Verwendung der dritten Person Plural „wir“, etwa in V. 1, fühlt sich der Leser angesprochen, das Gedicht wirkt sehr direkt und mitreißend
  • Findest du in dem Gedicht Themen und Motive, die typisch sind für die Epoche des Barock?
    → Lösung: Vanitas-Motiv (= Vergänglichkeit), Memento mori (= bedenke, dass wir alle sterblich sind; Vergänglichkeit), Gegensätze (Antithetik)

Tränen des Vaterlandes: Form

In diesem Teil deiner Gedichtanalyse betrachtest du das Reimschema , das Metrum bzw. Versmaß und die Kadenzen genauer. Dabei ist wichtig, dass du die formalen Merkmale des Gedichts nicht nur nennst, sondern auch gleich interpretierst und ihre Wirkung beschreibst. Auch auf den Barock gehst du hier wieder ein. So könnte ein kleiner ausformulierter Teil zur Form lauten:

Das Gedicht hat die Form eines Sonetts, ist also 14 Zeilen lang und besteht aus zwei Quartetten und zwei Terzetten. Diese Sonettform ist typisch für die Epoche des Barock, in der die Dichter strenge formale Regeln in der Lyrik befolgten. Das Reimschema der ersten beiden Quartette entspricht einem umarmenden Reim, wohingegen sich in den Terzetten ein Schweifreim findet. Männliche und weibliche Kadenzen wechseln sich ab, beim Metrum handelt es sich um einen Alexandriner, also einen sechshebigen Jambus. Dadurch hat das Sonett einen einprägsamen Rhythmus, ein typisches Merkmal des deutschen Barock. „Tränen des Vaterlandes“ wirkt dadurch dringend, was die flehentliche Klage des lyrischen Ichs unterstützt.

Tipps & Tricks – die wichtigsten Begriffe:
  • Der umarmende Reim hat das Reimschema abba. Du siehst ihn in Strophe 1 und 2: verheeret – Posaun, Karthaun — aufgezehret.
  • Beim Schweifreim  folgt ein Paarreim auf einen umarmenden Reim (aab ccb), wie in Strophe 3 und 4: Blut – Flut, gedrungen. Tod – Hungersnot, abgezwungen
  • Das Quartett ist eine Strophe, die aus vier Versen besteht. In dem Gedicht sind das die Strophen 1 und 2.
  • Das Terzett ist eine Strophe, die nur aus drei Versen besteht. Die Strophen 3 und 4 sind zwei Terzette.
  • Um die Kadenz zu bestimmen, schaust du dir die letzte Silbe eines Verses an: „Hungersnot“ (V. 13) zum Beispiel endet auf einer betonten Silbe, das bedeutet, die Kadenz ist männlich.
  • Der Alexandriner ist eine Versform, die aus sechs Jamben aufgebaut ist und in der Mitte des Verses eine Zäsur (/), also eine Pause, aufweist. Du siehst ihn z. B. in Vers 2: „Der frechen Völker Schar / die rasende Posaun“.

Um in deiner Gedichtanalyse noch weiter auf die Form einzugehen, können dir folgende Anregungen helfen:

  • „Tränen des Vaterlandes“ ist ein Sonett, unterliegt also strengen formalen Regeln. Könnte der dramatische Inhalt, in dem Chaos und Tragödien beschrieben werden, einen Gegensatz zur „schönen“, geregelten Form des Sonetts darstellen?
  • Der letzte Vers eines Schweifreims überrascht den Leser oft. Denn das Reimschema scheint im dritten Vers aufgehoben, wird am Ende aber doch noch weitergeführt. Was für eine Funktion könnte der Schweifreim im letzten Terzett haben? Gibt es eine unvorhergesehene inhaltliche Wendung, die zur überraschenden Form des Schweifreims passt? Verstärkt er dadurch die Auffassung des lyrischen Ichs, dass der Verlust des Glaubens schwerer wiegt als weltliche Zerstörung?
  • Männliche Kadenzen wirken stumpf und hart, sie klingen nicht nach. In dem Gedicht sind „Posaun“ (V. 2), „Karthaun“ (V. 3), „zerhaun“ (V. 6), „Blut“ (V. 9), „Flut“ (V. 10), „Tod“ (V. 12) und „Hungersnot“ (V. 13) männliche Kadenzen. Was fällt dir auf? Stammen die Wörter hauptsächlich aus dem Wortfeld „Krieg“ und drücken Gewalt und Zerstörung aus? Könnte die Verwendung von männlichen, also betonten Kadenzen die Wirkung dieser Wörter noch verstärken?

Tränen des Vaterlandes: Sprache

Als letzten Schritt deines Hauptteils schaust du dir noch die sprachliche Gestaltung an. Dabei kannst du zum Beispiel nach besonders aussagekräftigen Adjektiven suchen, beschreiben, in welcher Zeitform das Gedicht steht, oder analysieren, aus welchem Wortfeld die Nomen stammen. Ein Wortfeld ist eine Gruppe von Wörtern, die zur gleichen Wortart gehören und eine ähnliche Bedeutung haben. Außerdem analysierst du die Stilmittel und beschreibst ihre Wirkung. Eine kurze Ausformulierung für „Tränen des Vaterlandes“ zum sprachlichen Mittel der Metapher , also dem bildhaften Vergleich, könnte so aussehen:

In „Tränen des Vaterlandes“ nutzt Gryphius Metaphern, um ein sprachliches Bild vor dem inneren Auge des Lesers zu erzeugen. Dafür kombiniert er die Ausdrücke „Seele“ und „Schatz“ (V. 14), wodurch eine neue Bedeutung entsteht. Nach christlichem Glauben ist die Seele unsterblich, anders als alles Weltliche also nicht vergänglich. Ein Schatz ist etwas sehr Kostbares, das man gut hütet. Gryphius verdeutlicht durch die Metapher „Seelenschatz“, wie wertvoll die Seele, also der Glauben, für den Christen ist. Indem die Leute ihren Glauben verlieren, gefährden sie auch ihre Seele, was schlimmer als alle anderen Kriegsfolgen ist.

In deiner Analyse solltest du insgesamt auf mindestens vier sprachliche Mittel oder Phänomene eingehen. Dabei kannst du dich an folgenden Fragen orientieren:

  • Mit Hyperbeln (Übertreibungen) werden Gefühle und Eindrücke deutlicher und intensiver vermittelt. Welche Hyperbeln erkennst du in der 3. Strophe? Was für ein Bild vermitteln sie?
    → Lösung: „rinnt allzeit frisches Blut“ (V. 9) und „von Leichen fast verstopft“ (V. 11), dadurch wird ein beklemmendes Bild gezeichnet, die gewaltigen Ausmaße des Blutvergießens werden so verdeutlicht
  • In Vers 1 äußert das lyrische Ich: „Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret!“ Es unterbricht sich also selbst, um die eigene Aussage zu korrigieren (Correctio). Welche Wirkung könnte mit diesem rhetorischen Mittel erzielt werden?
    → Lösung: einerseits wirkt der Vers spontaner und fast alltagssprachlich, andererseits wird das „verheeret“ am Ende besonders betont, da das lyrische Ich „ganz“ in seiner Korrektur zu „mehr denn ganz“ übersteigert
  • Durch die Personifikation (Vermenschlichung) wirkt ein Text lebendiger und für den Leser besser greifbar. Findest du im Gedichttitel eine Personifikation? Was für eine Wirkung hat die Verwendung dieses Stilmittels an der Stelle?
    → Lösung: Im Titel „Tränen des Vaterlandes“ wird das „Vaterland“ — eine eigentlich eher abstrakte Vorstellung — personifiziert, es bekommt menschliche Eigenschaften und Fähigkeiten zugesprochen, kann trauern und weinen. Dadurch kann der Leser besser mit dem Vaterland mitfühlen, das gebrochen und verzweifelt scheint.

Tränen des Vaterlandes – Analyse: Schluss

Im letzten Teil deiner „Tränen des Vaterlandes“ Analyse fasst du deine Erkenntnisse noch einmal kurz zusammen. Außerdem überlegst du dir, was das Gedicht für eine Bedeutung hat. Für deine Interpretation von Gryphius‘ „Tränen des Vaterlandes“ könnte ein Schlussgedanke so formuliert sein:

„Tränen des Vaterlandes“ handelt von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und ihren Auswirkungen auf Körper und Seele der Menschen. Es ist ein typisches Gedicht des Barock, was sich unter anderem an der strengen, starren Sonettform erkennen lässt. Auch die bildhafte Sprache voller Hyperbeln und Metaphern ist charakteristisch für diese Epoche. Das Vanitas-Motiv und das Bewusstsein über das unumgängliche Ende des Daseins auf Erden (memento mori) sind ebenfalls typische Merkmale barocker Lyrik. Auch wenn Gryphius’ Ansichten von seiner religiösen Überzeugung und der Weltanschauung seiner Epoche geprägt waren, bleibt das Kernthema leider weiterhin aktuell. Auch heute noch werden Kriege ausgefochten, als hätte die Menschheit aus der Geschichte nichts gelernt. Gryphius zeichnet ein realistisches Bild der Erbarmungslosigkeit, Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges.

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Barock

Jetzt weißt du, wie du „Tränen des Vaterlandes“ von Andreas Gryphius analysieren und interpretieren kannst. Um eine gute Analyse verfassen zu können, musst du dich auch mit der Epoche des Gedichts auskennen. Schau dir also am besten gleich unser Video zum Barock an!

Zum Video: Barock
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