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Weltende – Jakob van Hoddis

Du möchtest wissen, wie du das Gedicht „Weltende“ von Jakob van Hoddis analysieren und interpretieren kannst? Das zeigen wir dir in unserem Beitrag und im Video .

Quiz zum Thema Weltende - Jakob van Hoddis
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Inhaltsübersicht

Weltende (Jakob van Hoddis) – Übersicht

„Weltende“ ist das bekannteste Gedicht des deutschen Lyrikers Jakob van Hoddis. Es wurde erstmals im Jahr 1911 veröffentlicht und leitete die literarische Epoche des Expressionismus ein. Der Name des Gedichtes lässt auf sein Thema schließen.

Viele Expressionisten beschäftigten sich mit dem möglichen Ende der Welt und drückten dabei ihre Faszination in ihren Werken aus. Auch Jakob van Hoddis‘ „Weltende“ schreckt nicht vor dem düsteren Thema zurück. Im Gegenteil, durch groteske Metaphern wird die Apokalypse auf beinahe humorvolle Art dargestellt.

In deiner Gedichtanalyse nimmst du InhaltForm und Sprache genauer unter die Lupe. Wenn du dir noch unsicher bist, worauf du beim Analysieren eines Gedichts achten musst, dann haben wir hier das passende Video für dich.

Jakob van Hoddis – Weltende: Gedicht

Schau dir zunächst das „Weltende“ Gedicht von Jakob van Hoddis an:

Jakob van Hoddis
Weltende

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

Hinweis: Während des Expressionismus war die Angst vor einem Weltuntergang weit verbreitet. Dazu beigetragen hat z. B. die Wiederentdeckung des Halleyschen Kometen im Jahr 1910. Es wurde ein Zusammenstoß mit der Erde befürchtet. Auch Produkte der Industrialisierung , wie z. B. die Eisenbahn, lösten Verunsicherung bei den Menschen aus. Jakob van Hoddis‘ Gedicht kannst du als Antwort auf diese Panik verstehen.

Weltende (Jakob van Hoddis): Analyse – Gliederung

Wenn du eine eine Interpretation und Analyse schreibst, ist es wichtig, dass du dir eine nachvollziehbare Struktur überlegst. Du kannst dich an dieser Gliederung orientieren:

  1. Einleitung: Wichtige Informationen zum Gedicht „Weltende“
  2. Hauptteil
    2.1 Inhalt: Beschreibung & Deutung
    2.2 Form: Strophen, Verse, Reimschema, Metrum, Kadenzen
    2.3 Sprache: Rhetorische Mittel & Wirkung
  3. Schlussteil: Zusammenfassung & Fazit

Eine Aufgabenstellung zu Jakob van Hoddis — „Weltende“ könnte zum Beispiel so lauten:

Analysiere und interpretiere das Gedicht „Weltende“ von Jakob van Hoddis und gehe dabei auf Inhalt, Form und Sprache ein. Berücksichtige dabei, dass es sich um ein Gedicht aus dem Expressionismus handelt und beziehe typisch expressionistische Merkmale in deine Analyse mit ein.

Um deine Gedichtanalyse zu schreiben, brauchst du eine Deutungshypothese . Das bedeutet, dass du eine Behauptung über das Gedicht aufstellst und sie im Laufe deiner Interpretation begründest.

In unserem Beispiel einer Aufgabenstellung ist die Deutungshypothese bereits vorgegeben: „Weltende“ ist ein Gedicht aus dem Expressionismus. In deiner Analyse gehst du dann besonders auf expressionistische Merkmale ein, damit die Behauptung ausreichend begründet wird.

Weltende (Jakob van Hobbis): Gedichtanalyse – Einleitung

In der Einleitung deiner Gedichtanalyse solltest du die wichtigsten Daten und ggf. den Entstehungskontext nennen. Relevant sind natürlich Titel, Autor, Jahr und Textsorte . Zu dem Kontext können z. B. die Epoche und wichtige historische Ereignisse zählen. Diese Informationen solltest du nennen, wenn sie zum Verständnis des Werkes beitragen. Auch eine kurze Interpretation des Inhalts gehört in die Einleitung, sowie ein Satz zu deinem Vorgehen oder Fokus. Eine ausformulierte Einleitung könnte so aussehen:

Das Gedicht „Weltende“ wurde vom deutschen Dichter Jakob van Hoddis geschrieben und im Jahr 1911 veröffentlicht. Auf abstrakte Art wird eine Apokalypse beschrieben. Der Stil des Gedichts ist typisch für die Epoche des Expressionismus. Im Folgenden werden Inhalt, Form und Sprache besonders im Hinblick auf typisch expressionistische Merkmale untersucht.

Weltende (Jakob van Hobbis): Gedichtanalyse – Hauptteil

Im Hauptteil geht es darum, die Form, Sprache und den Inhalt des Gedichtes zu beschreiben und zu deuten.

Weltende (Jakob van Hoddis): Inhalt

Wirf einen Blick auf die beiden Strophen des Gedichts. Worum geht es? Wer oder was wird in den einzelnen Versen beschrieben? Gibt es inhaltliche Auffälligkeiten, wie zum Beispiel Kontraste? Eine Beschreibung und Interpretation des Inhalts könnte so aussehen:

In der ersten Strophe wird erzählt, wie einem Bürger der Hut wegfliegt, Dachdecker abstürzen und Schreie zu hören sind, während die Flut steigt. Die zweite Strophe beschreibt das Meer, welches im Sturm die Dämme durchbricht. Eisenbahnen fallen von Brücken herab und in der vorletzten Strophe heißt es: „Die meisten Menschen haben einen Schnupfen“ (V. 7).

Das Geschehen wirkt dramatisch: Geschrei, abstürzende Menschen und Fahrzeuge, Sturm und Überflutung. Was auffällt, ist der Kontrast zwischen Menschen — bzw. von Menschen Geschaffenem — und der Naturgewalt. Auf der einen Seite gibt es die „Menschen“ (V. 7), den „Bürger“ (V. 1), die „Dachdecker“ (V. 3), „die Dämme“ (V. 6) und die „Eisenbahnen“ (V. 8). All dies wird bedroht und zerstört von der „Flut“ (V. 4), dem „Sturm“ (V. 5) und den „wilden Meere[n]“ (V. 5).

Ein typisch expressionistisches Thema ist die Kritik an der Großstadt, der Industrialisierung und dem Zerfall der Gesellschaft. Im Hinblick darauf könnte man den Inhalt des Gedichtes so verstehen: Die Menschheit und alles was von ihr geschaffen wurde ist nicht beständig. Die Gesellschaft zerbricht, da sie die Macht der Natur unterschätzt.

Weitere Fragen, auf die du eingehen könntest, sind:

  • Im ersten Vers heißt es: „Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut“. Dieses Bild könnte vage an die sogenannte Pickelhaube erinnern. Diese Kopfbedeckung war typisch für die Zeit des deutschen Kaiserreichs . Vor diesem Hintergrund: Worauf beziehen sich die Beschreibungen von Zerstörung und Chaos?
  • Der Vers „Die meisten Menschen haben einen Schnupfen“ (V. 7) verwirrt und fällt auf. Weshalb? Ist sein Inhalt genauso dramatisch wie der Rest des Gedichts? Welche Wirkung hat das?
  • Typische Themen des Expressionismus sind: Großstadt, Krieg, Verfall der Gesellschaft, Orientierungslosigkeit, Anonymität statt Individualität, das Hässliche sowie das Ende und der Neubeginn. Was davon erkennst du im Gedicht wieder und wie ist es dargestellt?
    Lösungsvorschlag: Es wird zwar nicht speziell eine Großstadt beschrieben, aber es gibt Elemente (wie die Dachdecker, die Eisenbahnen und Brücken), die zu einer Stadt gehören. Damit bilden sie einen Kontrast zur Natur. Das Gefühl der Orientierungslosigkeit entsteht besonders durch die fehlenden Zusammenhänge der Verse. Anonymität wird durch die fehlende Beschreibung konkreter Personen erzeugt. Es geht z. B. um einen namenlosen Bürger und Dachdecker, deren Tod verharmlost wird. Das Ende wird ausreichend thematisiert, nur der Neubeginn ist nicht erkennbar.

Hinweis: Es gibt keine richtige oder falsche Deutung. Wichtig ist nur, dass du deine Interpretation gut begründest.

Weltende (Jakob van Hoddis): Form

In diesem Teil deiner Gedichtanalyse betrachtest du das Reimschema  , das Metrum  bzw. Versmaß  und die Kadenzen  genauer. Dabei ist wichtig, dass du die formalen Merkmale des Gedichts nicht nur nennst, sondern auch gleich interpretierst und ihre Wirkung beschreibst. So könnte ein ausformulierter Teil lauten:

Die Form des Gedichtes ist in keiner Weise ungewöhnlich. Es besteht aus zwei Strophen mit jeweils vier Versen. In der ersten Strophe ist das Reimschema abba, es handelt sich also um einen umarmenden Reim. Die Kadenzen der ersten vier Verse sind ausschließlich männlich. Mit der zweiten Strophe ändern sich das Reimschema und die Kadenzen. Hier liegt ein Kreuzreim vor (abab) und es gibt nur noch weibliche Kadenzen.

Das Metrum bleibt gleich: ein fünfhebiger Jambus. Die Form des Gedichtes wirkt geordnet und relativ starr. Man könnte vermuten, dass dementsprechend auch inhaltlich nicht viel passiert oder dass ein ruhiger Moment beschrieben wird. Doch das Gegenteil ist der Fall: Es geht um eine Apokalypse. Die Form des Gedichtes bildet also einen Kontrast zu seinem Inhalt. Was hat das zur Folge? Der Weltuntergang wirkt ironischerweise unspektakulär und emotionslos. Die Form reißt den Leser nicht mit — sie bewegt nicht.

Um die Form noch genauer zu untersuchen, könntest du auch auf folgende Fragen eingehen:

  • Die Kadenzen in der ersten Strophe unterscheiden sich von denen in der zweiten. Man könnte deswegen meinen, jede Strophe beschreibe jeweils eine Phase der Apokalypse. Aber hängen die Verse jeder Strophe auch inhaltlich zusammen?
  • Typisch für expressionistische Gedichte sind fehlende formale Strukturen. Stattdessen wurde gerne experimentiert. Ist die Form von „Weltende“ typisch expressionistisch? Warum bzw. warum nicht?
  • Durch das Reimschema werden die sich reimenden Wörter auf eine Art miteinander verbunden. Hängen sie auch inhaltlich zusammen (Bsp.: „zerdrücken“ und „Brücken“)?

Weltende (Jakob van Hoddis): Stilmittel – Sprache

Zuletzt schaust du dir im Hauptteil noch die sprachliche Gestaltung von „Weltende“ an. Gehe zum Beispiel auf die wichtigsten Stilmittel im Gedicht von Jakob van Hoddis ein und beschreibe ihre Wirkung. Ausformuliert kann das so aussehen:

Das Gedicht „Weltende“ zeichnet sich besonders durch die fehlenden Zusammenhänge der einzelnen Verse aus. Das nennt man auch „Reihungsstil“. Dieser ist ein typisches Merkmal expressionistischer Lyrik. Außerdem lassen sich verschiedene rhetorische Figuren finden, wie z. B. die Metapher „gehn entzwei“ (V. 3), die Anapher „Die“ in den letzten beiden Versen, die Alliteration „dicke Dämme“ (V.6) und die Personifikation des Meeres (V. 5-6).

Durch den Reihungsstil und die fehlenden Zusammenhänge wirkt das Geschehen chaotisch. Das ist wiederum ein Kontrast zu der äußeren Form des Gedichts. Die Natur wirkt in dem Gedicht bedrohlich und das wird noch verstärkt durch die Personifizierung des Meeres: „die wilden Meere hupfen / An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken“ (V. 5-6). Es wirkt, als habe das Meer einen eigenen Willen. Die Alliteration „dicke Dämme“ verstärkt den Eindruck, dass die Menschen einen besonders starken Schutz vor dem Meer gebaut haben, welcher dann trotzdem zerstört wird.

Im Kontrast zu dieser Dramatik steht die verharmlosende Metapher „gehn entzwei“ (V. 3). Der gewaltsame Tod von Menschen klingt hier so harmlos wie das Zerbrechen einer Vase. Durch die Anapher „Die“ könnte man meinen, dass sich die letzten beiden Verse inhaltlich ähneln und das Beschriebene gleich schlimm ist. Jedoch beschreibt der eine Vers Menschen mit Schnupfen und der andere Eisenbahnen, die von Brücken fallen. Auch hier wird die Apokalypse also verharmlost oder sogar als lächerlich dargestellt.

Du kannst aber in deiner „Weltende“-Interpretation auch eingehen auf:

  • aussagekräftige Adjektive (hier z. B.: spitz, wild, dick) und ihre Auswirkung auf den Inhalt
  • die verwendete Zeitform : Wird z. B. etwas aus der Vergangenheit oder Gegenwart beschrieben?
  • Gibt es bestimmte Wortfelder  aus denen mehrere der Nomen stammen?

Weltende (Jakob van Hoddis): Gedichtanalyse – Schluss

Im Gedichtanalyse Schlussteil solltest du die wichtigsten Erkenntnisse noch einmal zusammenfassen. Dann überlegst du dir eine mögliche Bedeutung, die aus deinen vorherigen Beobachtungen hervorgeht. Achte hier besonders darauf, nochmal auf die Fragen aus der Aufgabenstellung einzugehen. Ein Schlussteil zum „Weltende“ Gedicht könnte so lauten:

In dem Gedicht „Weltende“ wird eine Apokalypse auf widersprüchliche Art beschrieben. Auf der einen Seite wirkt der Kampf zwischen Mensch und Natur sehr bedrohlich. Auf der anderen Seite wird durch verschiedene rhetorische Mittel der Weltuntergang verharmlost und ins Lächerliche gezogen. Vielleicht soll dem Leser gezeigt werden, dass der Verfall der Gesellschaft genauso unspektakulär wie unaufhaltsam ist.

Die Problematik der wachsenden Großstädte, der Industrialisierung und des gesellschaftlichen Verfalls ist typisch für ein expressionistisches Werk. Bezieht man noch die Entstehungszeit mit ein, könnte man darauf schließen, dass hier der Untergang des deutschen Kaiserreiches beschrieben wird.

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Expressionismus Gedichte

Du weißt jetzt, dass es sich bei Jakob van Hoddis‘ „Weltende“ Gedicht um ein typisches Werk aus dem Expressionismus handelt. Möchtest du noch mehr darüber erfahren, wie du expressionistische Gedichte analysieren kannst und welche Merkmale die Epoche hat? Im nächsten Video zeigen wir dir, worauf du bei einer solchen Interpretation achten musst.

Zum Video: Expressionismus Gedichte
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