Weltende – Else Lasker-Schüler

Du willst wissen, wie du das Gedicht „Weltende“ von Else Lasker-Schüler analysieren kannst? In diesem Beitrag und im Video zeigen wir dir eine Interpretation zu dem Gedicht.

Inhaltsübersicht

Übersicht – Weltende – Else Lasker-Schüler

Das Gedicht „Weltende“ von Else Lasker-Schüler wurde 1905 veröffentlicht. Du kannst es daher dem Expressionismus zuordnen. In dem Gedicht geht es um den Zerfall der Welt und die schwere Stimmung, die das lyrische Ich dabei verspürt.

In deiner „Weltende“ Analyse gehst du auf Inhalt, Form und Sprache ein. Wenn du nochmal wiederholen möchtest, wie du bei einer Gedichtanalyse genau vorgehst, dann sieh dir hier unser Video dazu an. 

Analyse – Weltende – Else Lasker-Schüler

Wirf zuerst einen Blick auf das Gedicht.

Else Lasker-Schüler

Weltende

Es ist ein Weinen in der Welt,
als ob der liebe Gott gestorben wär,
und der bleierne Schatten, der niederfällt,
lastet grabesschwer.

Komm, wir wollen uns näher verbergen …
Das Leben liegt in aller Herzen
wie in Särgen.

Du, wir wollen uns tief küssen …
Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
an der wir sterben müssen.

Eine Aufgabenstellung für Else Lasker-Schüler – „Weltende“ könnte zum Beispiel so aussehen:

Analysiere und interpretiere das Gedicht „Weltende“ von Else Lasker-Schüler und gehe dabei auf Inhalt, Form und Sprache ein. Berücksichtige insbesondere, dass es sich bei „Weltende“ um ein Gedicht aus dem Expressionismus handelt und gehe in deiner Analyse auf typische Merkmale der Epoche ein.

Gliederung – Weltende – Else Lasker-Schüler

Für deine Gedichtanalyse könntest du folgende Gliederung nutzen:

  1. Einleitung: Wichtigste Informationen zu Else Lasker-Schülers „Weltende“
  2. Hauptteil
    2.1 Inhalt: Sehnsucht und Untergang
    2.2 Form: Unvollständiger umarmender Reim
    2.3 Sprache: Metapher der Industrialisierung
  3. Schluss: Industrialisierung als Untergang der alten Welt 

Für deine Gedichtanalyse brauchst du auch immer eine Deutungshypothese . Das bedeutet, dass du eine Behauptung über das Gedicht aufstellst und diese im Laufe deiner Interpretation begründest. 

In unserer Aufgabenstellung ist die Deutungshypothese bereits vorgegeben. Du sollst zeigen, warum „Weltende“ von Else Lasker-Schüler ein expressionistisches Gedicht ist. In deiner Analyse beziehst du dich deshalb auf die Epoche des Expressionismus und findest passende Beispiele

Einleitung: Weltende – Else Lasker-Schüler

In deiner Einleitung nennst du kurz die wichtigsten Fakten zum Gedicht. Danach gehst du auf den Inhalt ein und gibst an, worauf du den Fokus in deiner Interpretation legst. Eine Einleitung zu Else Lasker-Schülers „Weltende“ könnte zum Beispiel so aussehen: 

Das Gedicht „Weltende“ von Else Lasker-Schüler wurde 1905 veröffentlicht und lässt sich in die Epoche des Expressionismus einordnen. Darin geht es um ein lyrisches Ich, das den Verlust der alten Welt beschreibt. Es hat alle Hoffnung verloren, und nicht einmal der Glaube an Gott kann diesen Zerfall der Welt aufhalten. Im Folgenden soll „Weltende“ analysiert und interpretiert werden. Dabei wird besonders auf die Epochenmerkmale eingegangen, die in dem Gedicht vertreten sind.

Hauptteil: Weltende – Else Lasker-Schüler

Wie du bereits in der Gliederung gesehen hast, gehst du im Hauptteil deiner Analyse von „Weltende“ genauer auf Inhalt, Form und Sprache ein. 

Inhalt: Weltende – Else Lasker-Schüler

Schau dir die drei Strophen des Gedichts genauer an: Worum geht es? Was passiert in den jeweiligen Strophen? Eine kurze Inhaltsangabe zur ersten Strophe könnte zum Beispiel so aussehen: 

Lasker-Schülers Gedicht besteht aus drei Strophen. In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich die apokalyptische Stimmung. Es hat alle Hoffnung verloren und die Welt fühlt sich an, „als ob der liebe Gott gestorben wär“ (V. 2). Über der Welt liegt ein „grabesschwer[er]“ (V. 4) Schatten. Diese Andeutungen auf den Tod beschreiben den Verlust der alten Welt.

Achte in deiner Inhaltsangabe immer darauf, ob sich der Schauplatz, die Stimmung oder die Gefühle des lyrischen Ichs ändern. Zur Erinnerung: Als lyrisches Ich bezeichnest du den Sprecher in einem Gedicht. Du darfst das lyrische Ich aber nicht mit dem Autor verwechseln!

Wirf auch einen Blick auf die restlichen Strophen des Gedichts. In der zweiten Strophe wendet sich das lyrische Ich an eine andere Person und fordert diese auf, näherzukommen. Danach spricht das lyrische Ich dieses „Du“ (V. 8) nochmal an und möchte es küssen. Aber auch diese Zweisamkeit kann den Zerfall der Welt nicht aufhalten und das lyrische Ich und die geliebte Person müssen an ihrer „Sehnsucht“ (V. 9) sterben

Folgende Fragen können dir dabei helfen, den Inhalt weiter zusammenzufassen und dich auf die Epoche des Expressionismus zu beziehen: 

  • Im Expressionismus geht es häufig um die Großstadt. In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich den „bleiernen Schatten“ (V. 3), der über die Welt fällt. Könnte damit vielleicht die Industrialisierung gemeint sein?
  • Wonach sehnt sich das lyrische Ich in Vers 9?
    → Lösung:Mitten in der Weltuntergangsstimmung sehnt sich das lyrische Ich nach Liebe und Geborgenheit. Aber es möchte auch an der gewohnten Welt festhalten und ist nicht bereit für den Umbruch dieser Welt. Dieser Umbruch kann zum Beispiel für die Industrialisierung stehen.
  • Im Gedicht gibt es viele Hinweise auf den Tod, wie zum Beispiel „grabesschwer“ (V. 4) oder „Särge“ (V. 7). Was möchte das Gedicht damit ausdrücken?
    → Lösung:Die Andeutungen auf den Tod verstärken die traurige Stimmung und zeigen den Untergang der alten Welt.
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Form: Weltende – Else Lasker-Schüler

Als Nächstes schaust du dir das Reimschema, Versmaß bzw. Metrum und die Kadenzen an. Wenn du nicht mehr weißt, was das ist, dann klick einfach hier: Reimschema , Versmaß , Metrum , Kadenz

In der Analyse ist es wichtig, dass du die formalen Merkmale nicht nur aufzählst, sondern auch interpretierst. Das bedeutet, du beschreibst ihre Wirkung im Gedicht. In unserem Fall gehst du auch hier wieder auf den Expressionismus ein. Ein kleiner ausformulierter Teil zur Form könnte so aussehen: 

Die erste Strophe hat einen Kreuzreim. In den anderen beiden Strophen gibt es einen umarmenden Reim. Die erste und letzte Zeile der Strophe reimen sich also. Dadurch hebt sich die mittlere Zeile (V. 6 & V. 9) jeweils hervor, da sie keinen Reimpartner hat. Diese beiden Zeilen beschreiben positive Gefühle wie „Sehnsucht“ und ein Herz, das pocht. Damit stehen diese Zeilen im Gegensatz zur apokalyptischen Stimmung im Rest des Gedichts. Denn sie sind lebendig, während die übrigen Strophen den Tod der Welt beschreiben. Die Zeilen ohne Reimpartner stehen allein und betonen so erneut die düstere Stimmung. Denn die guten Dinge müssen allein untergehen.

Gut zu wissen – Tipps & Tricks
  • Der Kreuzreim folgt immer dem Reimschema abab. Das siehst du zum Beispiel in Strophe 1: Welt – niederfällt, wär – grabesschwer.
  • Beim umarmenden Reim lautet das Reimschema abba. In Strophe 2 beispielsweise ist der umarmende Reim unvollständig, denn es reimen sich nur die erste und letzte Zeile der Strophe: verbergen – Herzen – Särgen.
  • Um die Kadenz zu bestimmen, schaust du dir die letzte Silbe im Vers an. Ist diese unbetont, ist die Kadenz weiblich (z. B. verbergen V. 5). Wenn die letzte Silbe betont ist, sprichst du von einer männlichen Kadenz (z. B. Welt V. 1)

Um in deiner Analyse noch weiter auf die Form einzugehen, kannst du dir folgende Fragen stellen: 

  • Wirf einen Blick auf die Kadenzen. Aufgrund der unvollständigen Reime wechseln sich die Kadenzen ab und bleiben auch unvollständig. Wie passt das zum Inhalt des Gedichts?
    → Lösung:Die unregelmäßigen Kadenzen passen zur Untergangsstimmung und dem Zerfall der alten Welt.
  • In dem Gedicht gibt es kein einheitliches Metrum. Wie passt das zum Thema „Weltende“? Spiegelt das vielleicht auch den Zusammenbruch der alten Strukturen wider?

Sprache: Weltende – Else Lasker-Schüler

Als Letztes untersuchst du die sprachliche Gestaltung des Gedichts. Schau dir dazu an, in welcher Zeitform das Gedicht geschrieben wurde, ob es viele beschreibende Adjektive gibt oder aus welchem Wortfeld die Nomen stammen. Ein Wortfeld beschreibt eine Gruppe von Wörtern, die eine ähnliche Bedeutung haben und zur gleichen Wortart gehören. Außerdem gehst du auf sprachliche Mittel ein und untersuchst ihre Wirkung im Gedicht. Eine kurze Ausformulierung zur Metapher könnte so aussehen:

In der ersten Strophe gibt es eine Metapher. Eine Metapher ist ein sprachliches Bild, bei dem die Bedeutung von einem Begriff auf einen anderen übertragen wird. Im Gedicht „Weltende“ beschreibt das lyrische Ich einen „bleiernen Schatten“ (V. 3), der über die Welt fällt. Damit ist die Industrialisierung gemeint. In der Industrialisierung wurden viele neue schwere Maschinen entwickelt und Städte verschmutzt. Diese Schwere und Dunkelheit, die die Industrialisierung mit sich bringt, wird durch die Metapher des Schattens ausgedrückt. 

In deiner Gedichtanalyse solltest du auf mindestens vier sprachliche Phänomene eingehen. Folgende Fragen helfen dir, weitere sprachliche Besonderheiten zu finden. Gehe dabei auch auf den Expressionismus ein.

  • In der ersten Strophe gibt es einen Neologismus (Wortneuschöpfung): grabesschwer (V. 4). Was drückt dieser Begriff über die Stimmung im Gedicht aus?
    → Lösung:Der Begriff „grabesschwer“ beschreibt die erdrückende Stimmung des Weltuntergangs. Der Schatten der Industrialisierung ist so schwer, dass er alles Leben erdrückt. Damit knüpft das Gedicht an die apokalyptische Stimmung an, die vom Tod und Sterben geprägt ist.
  • Das Gedicht ist im Präsens verfasst. Wie passt das zum Thema des Weltuntergangs? Verdeutlicht es vielleicht das Hier und Jetzt und den Zerfall der Welt als aktuelles Ereignis? 
  • Viele Nomen stammen aus gegensätzlichen Wortfeldern. „Särgen“ (V. 7), „Schatten“ (V. 3) und „Weinen“ (V. 1) gehören zum Wortfeld „Tod“. „Leben“ (V. 6), „Herzen“ (V. 6) und „Sehnsucht“ (V. 9) hingegen gehören zum Wortfeld „Leben“. Wie passt das zum Inhalt des Gedichts?
    → Lösung:Im Gedicht gibt es eine Spannung zwischen der Sehnsucht des lyrischen Ichs nach der alten Welt und dem unaufhaltbaren Untergang dieser Welt.
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Schluss: Weltende – Else Lasker-Schüler

Abschließend fasst du im Schluss nochmals die wichtigsten Erkenntnisse zusammen. Danach überlegst du dir, welche Bedeutung das Gedicht haben könnte. Ein ausformulierter Schlussgedanke zu Else Lasker-Schüler – „Weltende“ könnte so aussehen: 

Das Gedicht „Weltende“ von Else Lasker-Schüler beschreibt den Zerfall der alten Welt und die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach der bekannten Ordnung. Es gibt viele Andeutungen auf den Tod. Der Umbruch der Welt ist für das lyrische Ich mit Trauer verbunden. Diese schwere Stimmung des Weltuntergangs ist typisch für den Expressionismus. Durch die Industrialisierung  veränderte sich die Welt komplett und ließ die Menschen in eine unsichere Zukunft blicken.

Gedichtanalyse Beispiel

Jetzt weißt du, wie du das Gedicht „Weltende“ von Else Lasker-Schüler analysieren und interpretieren kannst. Wenn du noch ein weiteres ausführliches Beispiel für eine Gedichtanalyse mit guten Formulierungen suchst, dann schau dir gleich dieses Video an.

Zum Video: Gedichtanalyse Beispiel
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