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Umarmender Reim

Der umarmende Reim ist ein Reimschema, bei dem die Endreime in einem ganz bestimmten Muster angeordnet sind. Hier erfährst du alles, was du darüber wissen musst.

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Inhaltsübersicht

Was ist ein umarmender Reim? 

In einem umarmenden Reim werden mehrere Verszeilen von einem Reim umschlossen. Dabei reimen sich die erste und die letzte Verszeile und die Verszeilen in der Mitte. Der umarmende Reim sieht in einem Gedicht, in diesem Fall von Joseph von Eichendorff, zum Beispiel so aus:

Frischer Morgen!
Frisches Herz,
Himmelwärts!
Lass den Schlaf nun, lass die Sorgen!

Du findest den umarmenden Reim auch unter den Bezeichnungen „umschließender“ oder „umfassender“ Reim.

Umarmender Reim Definition

In einem umarmenden Reim besteht das Reimpaar aus den Endreimen der ersten und letzten Verszeile innerhalb einer Strophe. Er wird mit abba abgekürzt.

Reimschema im umarmenden Reim 

Lyrische Texte, also Gedichte oder manche Dramen, unterscheiden sich aufgrund ihrer formalen Eigenschaften von anderen Textarten. Zu diesen Eigenschaften zählst du neben dem Metrum auch das Reimschema .

Um das Reimschema zu bestimmen, suchst du am Ende deiner Verszeilen die Worte, die sich miteinander reimen. Wenn sich Worte reimen, dann klingen sie fast gleich. Diese Anordnung der Endreime folgen oft einem ganz bestimmten Muster. Das Reimschema ist nichts anderes als eine Bezeichnung für genau dieses Muster.

Tipp: Markiere dir das letzte Wort einer Verszeile farbig. So wird es dir leichter fallen, das Reimschema auf einen Blick zu erkennen.

In deiner Gedichtanalyse kürzt du das Reimschema mithilfe von Kleinbuchstaben ab. Dabei gehst du einfach das Alphabet durch.

Der umarmende Reim wird also als abba dargestellt. Hier siehst du auch schnell, wie der umarmende Reim zu seinem Namen gekommen ist: Das Reimpaar in der Mitte wird von einem weiteren Reimpaar geradezu umarmt.

Umarmender Reim – Beispiel: Auszug aus dem Sonett „Narcissus“ von August Wilhelm Schlegel 

a  O Nymphe! sprach Narcissus zu der Quelle,
b  Du Spiegel! Bett des fern und nahen Lieben!
b  Du Tafel, wo sich Schönheit eingeschrieben,
Und meiner Wünsch‘ unüberstiegne Schwelle!

Wie du siehst, reimen sich die Worte Quelle und Schwelle miteinander. Deshalb kannst du sie mit dem Buchstaben „a“ kennzeichnen. Da sie sich aber nicht mit Lieben und geschrieben reimen, erhalten diese Worte wiederum den Buchstaben „b“.

Denn jeder Buchstabe sagt aus: Diese Worte reimen sich! Und wenn sie das nicht tun, dann bekommen sie auch nicht denselben Buchstaben. So gehst du einfach das Alphabet entlang. Im selben Gedicht hätte ein weiterer umarmender Reim mit neuen Reimworten also die Form cddc

Wichtig: Es kommt durchaus vor, dass sich das Reimschema innerhalb eines Textes verändert. Deshalb bestimmst du das Reimschema am besten für jede Strophe neu.

Du bist dir noch nicht ganz sicher, wie das geht? Kein Problem! Hier haben wir einen Beitrag zum Reimschema für dich, der dir bestimmt weiterhelfen wird!

Remschema, Reimschema bestimmen
Zum Video: Reimschema

Umarmender Reim – Wirkung 

Wenn du schon einmal selbst versucht hast zu reimen, dann weißt du: Das ist gar nicht so einfach. Denn reimen ist nichts, was in unserer Sprache automatisch passiert. Wenn du reimst, dann tust du das ganz bewusst.

Deshalb ist es wichtig, dass du dir Gedanken darüber machst, warum der Autor genau dieses Reimschema für seinen Text gewählt hat. Denn er möchte damit eine bestimmte Wirkung erzielen. Eine Wirkung ist zum Beispiel eine Stimmung, die dem Gedicht durch den Reim gegeben wird.

Analyse der Wirkung

Der umarmende Reim verbindet die Verse innerhalb einer einzelnen Strophe untereinander. Er grenzt sie aber auch gleichzeitig von den anderen Strophen ab. So nimmst du den umarmenden Reim als eigenständige Sinneinheit wahr. Diese Sinneinheit ist nochmal aufgeteilt: Oft stellt der erste Vers das Thema der mittleren Verse vor. Der letzte Vers, der sich mit dem ersten reimt, schließt diese Sinneinheit dann wieder ab.

Umarmender Reim – Beispiel: Auszug aus „Er ist’s“ von Eduard Mörike

a  Frühling läßt sein blaues Band
b  Wieder flattern durch die Lüfte;
b  Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.

Der erste Vers verrät dir das Thema der Strophe und des ganzen Gedichts: Der personifizierte Frühling. Das heißt, der Frühling wird angesprochen, als ob er eine Person wäre. In den mittleren Versen wird beschrieben, wie diese Ankunft des Frühlings wahrgenommen werden kann (durch „süße, wohlbekannte Düfte“ wahrscheinlich von blühenden Blumen). Der letzte Vers schließt die Sinneinheit ab. Zusammengenommen sagen die äußeren Verse also: Es ist Frühling. Die inneren Verse ergänzen: Und das merkst du daran, dass die Blumen blühen. 

Zusätzlich hat der umarmende Reim auch einen Überraschungseffekt: Da das Reimwort für die erste Zeile erst ganz am Ende der Strophe kommt, hast du vielleicht gar nicht mehr mit ihm gerechnet! 

Interpretation der Wirkung

Manchmal sollst du ein Gedicht nicht nur analysieren, sondern auch interpretieren . Frage dich dann, wie der Inhalt des Gedichts mit dem Reimschema zusammenhängt.

Umarmender Reim – Beispiel: Auszug aus „Die Gefangenen I“ von Georg Heym

a  Sie trampeln um den Hof im engen Kreis.
Ihr Blick schweift hin und her im kahlen Raum.
Er sucht nach einem Feld, nach einem Baum,
a  Und prallt zurück von kahler Mauern Weiß.

Wie du bereits gelernt hast, umschließen in einem umarmenden Reim die äußeren Verse die inneren. Genau das nutzt der Dichter hier, um darzustellen, wie die Gefangenen innerhalb der weißen Mauern des Gefängnishofes eingeschlossen sind. Dabei beschreiben die beiden äußeren Zeilen, wie der Hof aussieht und die inneren, wie sich die Gefangenen fühlen.

Merke: Bei einer Analyse beschreibst du, was du in dem Text siehst. Bei einer Interpretation machst du Aussagen darüber, was das Gesehene bedeuten könnte.

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Umarmender Reim und Schweifreim

Wie bereits erwähnt, kann es schon mal vorkommen, dass Autoren in ihren Gedichten Reimschemata mischen. Folgt innerhalb derselben Strophe ein umarmender Reim auf einen Paarreim , dann nennst du dieses Reimschema Schweifreim. Er hat die Form aabccb und besteht aus mindestens sechs Zeilen.

Schweifreim – Beispiel: Auszug aus der Ballade „Der Handschuh“ von Friedrich Schiller

a  Vor seinem Löwengarten,
Das Kampfspiel zu erwarten,
b  Saß König Franz,
Und um ihn die Großen der Krone,
c  Und rings auf hohem Balkone
b  Die Damen in schönem Kranz.

Wenn du mehr über den Schweifreim lernen möchtest, dann schau dir jetzt direkt unser Video  dazu an!

Schweifreim, Reimschema
Zum Video: Schweifreim

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