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Das Sonett ist ein vierzehnzeiliges Gedicht mit einem klaren Aufbau. Welche Merkmale es hat, erfährst du in unserem Artikel. Hier kommst du direkt zum Video!

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Inhaltsübersicht

Was ist ein Sonett?

Als Sonett bezeichnest du eine Gedichtform , die im Barock sehr beliebt wurde. Seine vierzehn Verse sind auf vier Strophen verteilt: Die ersten beiden Strophen bestehen aus vier Versen (Quartette) und die zwei folgenden Strophen aus drei Versen (Terzette).

Je nach literarischer Epoche werden unterschiedliche Reimschemata und Metren verwendet. Das Versmaß ist in der Regel alternierend. Das bedeutet, dass sich Hebungen und Senkungen regelmäßig abwechseln. 

Sonett  Definition

Das Sonett (lat. sonare = klingen, ital. sonetto) ist eine Gedichtform mit einem strengem Aufbau. Es setzt sich aus zwei Strophen mit je vier Versen (Quartette) und zwei Strophen mit je drei Versen (Terzette) zusammen.

Sonett Aufbau

Das Sonett ist also vor allem durch seine äußere Form definiert. Aber auch inhaltlich lässt sich eine gewisse Struktur in den Strophen erkennen. Wie das Sonett genau aufgebaut ist, erklären wir dir in den nächsten beiden Abschnitten.

Sonett Form

Das Sonett hat sich im Laufe der Zeit in verschiedene Richtungen entwickelt. Allen gemeinsam ist der strenge formale Aufbau.

Ein besonders häufiges Versmaß in Sonetten ist der fünfhebige Jambus. Im Barock ist allerdings noch der Alexandriner typisch, ein Jambus mit sechs Hebungen.

In den beiden Quartetten kommen oft umarmende Reime (abba) zum Einsatz. Das Reimschema in den darauffolgenden zwei Terzetten ist dagegen sehr unterschiedlich.

Sonett – Beispiel

An dem Barockgedicht Es ist alles eite l“ von Andreas Gryphius kannst du einige der genannten Merkmale erkennen:

        ∪       –     ∪    –      ∪       –  | ∪     –  ∪   –   ∪     –  
a   Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
      ∪      –   ∪       –  ∪      –  | ∪      –   ∪       –  ∪       –  
b   Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
      ∪     –     ∪         –   ∪       –     |∪      –  ∪      –  ∪     –  
  Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein, 
     ∪     –    ∪           –   ∪     – |   ∪         –  ∪     –  ∪        –   
  auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.

     ∪       –       ∪         –      ∪         –  | ∪      –    ∪    –   ∪      –   
a   Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
       ∪       –    ∪       –      ∪        –    |  ∪     –    ∪        –     ∪        –   
b   Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch‘ und Bein,
      ∪         –  ∪     –   ∪     – |    ∪      –    ∪        –    ∪      –   
b   nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
       ∪       –      ∪         –      ∪     – | ∪        –    ∪       –   ∪          –   
  Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden. 

      ∪     – ∪        –  ∪        –   |  ∪         –   ∪         –    ∪      –   
c   Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn.
     ∪       –     ∪        –       ∪      –  |   ∪     –    ∪         –     ∪      – 
c   Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
       ∪       –    ∪    –  ∪    –   |  ∪        –   ∪      –  ∪      –  
d   Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten,

    ∪            –   ∪     –   ∪    –   |   ∪        –   ∪        –      ∪       –    
e   als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
     ∪     –  ∪       –  ∪      –   |  ∪       –    ∪        –   ∪       – 
  als eine Wiesenblum‘, die man nicht wieder find’t?
       ∪         –   ∪      –  ∪    –∪     –   ∪           –      ∪     –      
d   Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten!

Das Versmaß ist der Alexandriner. Dabei handelt es sich um einen sechshebigen Jambus (sechs mal unbetont/betont). Die übliche Verslänge beträgt also 12 Silben. An manchen Stellen endet der Vers aber auch auf eine unbetonte 13. Silbe. Den Vers nennst du dann katalektisch und die Kadenz, also die Betonung am Versende, weiblich.

Noch mehr Informationen zu den Kadenzen findest du in diesem Beitrag

Die beiden ersten Strophen (Quartette) weisen einen umarmenden Reim auf (abba). In den zwei Terzetten ist das Reimschema dagegen ccd – eed. Der typische Aufbau eines Sonetts sieht also so aus: abba – abbaccd – eed.

Für die Terzette gibt es aber noch weitere Varianten. Die Quartette bleiben dabei gleich:

  • abba – abbacdc – dcd
  • abba – abbacde – cde
  • abba – abbaccd – dee
  • abba – abbaeef – ggf

Daneben treten vereinzelt auch folgende Reimschemata auf:

  • abba – cddc eef – ggf
  • abba – cddcefg – efg
  • abba – cddcefe – fef

Sonett Inhalt

Auch inhaltlich lässt sich ein bestimmtes Schema beim Sonett erkennen: In italienischen Sonetten wird in den Quartetten eine These, also Behauptung, aufgestellt. In den Terzetten folgt dann die Antithese . Das kann zum Beispiel eine Gegenüberstellung oder Gegenbehauptung sein.

In den deutschen Sonetten des Barock tritt diese Gegenüberstellung oft schon innerhalb eines Verses auf. Schauen wir uns dazu noch einmal Andreas Gryphius‘ Gedicht „Es ist alles eitel“ an:

Du siehst, wohin du siehst, | nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, | reißt jener morgen ein.
Wo jetzt noch Städte stehn, | wird eine Wiese sein,
auf der ein Schäferskind | wird spielen mit den Herden.

Für diese Antithesen eignet sich der Alexandriner mit der Pause in der Versmitte (Zäsur) besonders gut. Gryphius verwendet solche Gegensätze zum Beispiel in Vers 2 und 3 von „Es ist alles eitel“: Das, was noch zu Lebzeiten blüht, wird durch die Vergänglichkeit zerstört. Damit wird der Vers inhaltlich und auch metrisch in zwei Hälften geteilt.

Sonett Geschichte

Das Sonett entstand in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Italien. Als Begründer der Gedichtform gilt Francesco Petrarca. Damals setzte sich das Versmaß noch aus elf Silben, sogenannten Endecasyllabi, zusammen.

Anfang des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts fand das Sonett zahlreiche Nachahmer in ganz Europa. Der wichtigste Vertreter der Gedichtform war zu der Zeit William Shakespeare mit seinen Shakespeare-Sonetten.

In Frankreich setzte sich statt dem Elfsilber der Alexandriner durch. Die Verse bestanden dann nicht mehr aus 11 Silben, sondern 12 oder 13 Silben.

Große Beliebtheit gewann das Sonett dann im deutschen Barock. Martin Opitz, ein wichtiger Barockdichter, erklärte den Alexandriner zum typischen Versmaß des Sonetts.

Lange Zeit danach spielte das Sonett kaum noch eine Rolle in der deutschen Lyrik. Erst Gottfried August Bürger entdeckte diese Gedichtform 1789 wieder. Sein Schüler August Wilhelm Schlegel machte das Sonett erneut – in der Romantik – bekannt. Statt dem Alexandriner kam aber nun der fünfhebige Jambus zum Einsatz.

Wichtige deutsche Sonettdichter der Folgezeit waren unter anderem:

  • Johann Wolfgang von Goethe (Weimarer Klassik) 
  • Rainer Maria Rilke (Symbolismus)
  • Georg Heym (Expressionismus)
  • Georg Trakl (Expressionismus) 

Tenzone und Sonettenkranz

Dichter haben ihre Sonette oft in einer Sammlung zusammengefasst. Du sprichst in diesem Zusammenhang von Sonettzyklen. Zu den wichtigsten Arten zählen die Tenzone und der Sonettenkranz:

Unter der Tenzone verstehst du eine Form des Streitgedichts. In diesem Gedicht treten also zwei Personen mit gegensätzlichen Meinungen auf. Ihre Position erklären sie in der Form von Sonetten. Dabei greifen die Dichter in der Regel einzelne Verse ihres Konkurrenten auf.

Beim Sonettenkranz ist der Aufbau der Sonette sehr viel strenger: Auf 14 Einzelsonette folgt ein Meistersonett. Jedes Einzelsonett wiederholt dabei den letzten Vers des vorausgehenden Sonetts in seinem ersten Vers. Zusammen ergeben die letzten Verse der Einzelsonette das 15. Meistersonett. 

Sonett Beispiel – Gryphius‘ Tränen des Vaterlandes

a   Wir sind doch nunmehr ganz, | ja mehr als ganz verheeret!
  Der frechen Völker Schar, | die rasende Posaun‘.
  das vom Blut fette Schwert, | die donnernde Kartaun‘ *
a   hat aller Schweiß und Fleiß | und Vorrat aufgezehret.

a   Die Türme stehn in Glut, | die Kirch‘ ist umgekehret.
b   Das Rathaus liegt im Graus, | die Starken sind zerhaun,
b   die Jungfraun sind geschändt, | und wo wir hin nur schaun,
a   ist Feuer, Pest und Tod, | der Herz und Geist durchfähret.

c   Hier durch die Schanz und Stadt | rinnt allzeit frisches Blut.
  Dreimal sind schon sechs Jahr‘, | als unser Ströme Flut,
d   von so viel Leichen schwer, | sich langsam fortgedrungen.

e   Doch schweig ich noch von dem, | was ärger als der Tod,
e   was grimmer als die Pest | und Glut und Hungersnot,
d   das nun der Seelen Schatz | so vielen abgezwungen.

*eine Kartaune ist ein Geschütz aus dem 15./16. Jahrhundert.

Das Gedicht „Tränen des Vaterlandes“ entstand 1636. Darin klagt der Barockdichter Gryphius die Zerstörung und das Leid in Deutschland an, das durch den 30-jährigen Krieg entstand.

Wie auch in seinem Gedicht „Es ist alles eitel“ folgt Andreas Gryphius streng dem klassischen Aufbau des Sonetts. Er verwendet dafür den Alexandriner (sechshebiger Jambus) mit Zäsur in der Versmitte. Das Reimschema der Quartette und Terzette lautet: abba abba ccd eed. Die Reimpaare sind im Beispiel jeweils mit derselben Farbe markiert.

Sonett Beispiel – Goethes Natur und Kunst

a   Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen
b   und haben sich, eh‘ man es denkt, gefunden;
b   der Widerwille ist auch mir verschwunden,
a   und beide scheinen gleich mich anzuziehen.

a   Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen!
b   Und wenn wir erst, in abgemessnen Stunden,
b   mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden,
a   mag frei Natur im Herzen wieder glühen.

  So ist’s mit aller Bildung auch beschaffen.
d   Vergebens werden ungebundne Geister
e   nach der Vollendung reiner Höhe streben.

c   Wer Großes will, muss sich zusammenraffen.
d   In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,
e   und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.

Goethes Gedicht „Natur und Kunst“ ist ein typisches Beispiel für ein Sonett aus der Zeit der Weimarer Klassik, das 1800 veröffentlicht wurde. Hier lassen sich auch die typischen Merkmale des Sonetts wiedererkennen:

  • Auch dieses Gedicht ist aus zwei Quartetten und zwei Terzetten aufgebaut.
  • Die Verse bestehen aus durchgehend elf Silben. Das Versmaß ist – wie typisch für das Versmaß und die Zeit – ein fünfhebiger Jambus (∪ –).
  • Die beiden Quartette bilden einen umarmenden Reim. Dabei liegt allerdings in der zweiten Strophe ein unreiner Reim vor: Die Wörter „Bemühen“ und „glühen“ weichen etwas vom Reimpaar „fliehen“ und „anzuziehen“ aus Strophe 1 ab. Die Terzette haben dagegen wieder ein regelmäßiges Reimschema: cde cde.

Sonett Beispiel – Rilkes Frühling ist wiedergekommen

a   Frühling ist wiedergekommen. Die Erde
b   ist wie ein Kind, das Gedichte weiß;
a   viele, o viele … Für die Beschwerde
b   langen Lernens bekommt sie den Preis.

c   Streng war ihr Lehrer, wir mochten das Weiße
  an dem Barte des alten Manns.
c   Nun, wie das Grüne, das Blaue heiße,
d   dürfen wir fragen, sie kann’s, sie kann’s.

e   Erde, die frei hat, spiele
  nun mit den Kindern. Wir wollen dich fangen,
g   fröhliche Erde. Dem frohsten gelingt’s.

e   O, was der Lehrer sie lehrte, das Viele,
  und was gedruckt steht in Wurzeln und langen
g   schwierigen Stämmen: sie singt’s, sie singt’s.

An dem Beispiel kannst du erkennen, dass sich im Laufe der Jahrhunderte das Sonett weiterentwickelt hat. Von der ursprünglich strengen Form des Sonetts ist nicht mehr viel übrig geblieben.

Zwar verwendet Rilke hier auch Quartette und Terzette. Aber die Verse unterscheiden sich stark in ihrer Länge, die Silbenzahl ist also nicht einheitlich. Zu Beginn des Gedichts fällt bereits auf, dass der typische umarmende Reim (abba) durch einen Kreuzreim (abab) ersetzt wurde. Auch das Versmaß ist nicht regelmäßig.

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Zusammenfassung

Die wichtigsten Merkmale des Sonetts haben wir hier noch einmal übersichtlich zusammengefasst:

  • Entstehung: 13. Jahrhundert in Italien, Verbreitung in Deutschland zur Zeit des Barock (16./17. Jahrhundert)
  • bekannte Sonettdichter: Francesco Petrarca, William Shakespeare, Martin Opitz, Andreas Gryphius, Gottfried August Bürger, August Wilhelm Schlegl
  • formaler Aufbau: zwei Quartetten (je vier Verse) und zwei Terzetten (je drei Verse), insgesamt also 14 Verse
  • inhaltlicher Aufbau: oft viele Gegensätze (Antithesen) innerhalb eines Verses oder zwischen den einzelnen Strophen
  • Versmaß: alternierend (abwechselnd unbetont/betont), Alexandriner im Barock, fünfhebiger Jambus ab der Romantik. Verse bestehen aus 12 oder 13 Silben.
  • Kadenz: bei Erweiterung um eine unbetonte 13. Silbe weibliche Kadenz, ansonsten männliche Kadenz
  • Reimschema: umarmender Reim in den Quartetten (abba), verschiedene Reime in den Terzetten

Das Sonett ist nur eine von vielen Gedichtformen. Damit du für deine Gedichtanalyse gut vorbereitet bist, schau dir gleich noch unseren Überblick zu den Gedichtformen an!

Zum Video: Gedichtformen
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Sonett — häufigste Fragen

  • Was ist ein Sonett Gedicht?
    Ein Sonett ist eine Gedichtart mit 14 Versen. Es besteht aus zwei Quartetten (je 4 Verse) und zwei Terzetten (je 3 Verse). Sonette werden oft für Liebesgedichte oder philosophische Themen verwendet.
  • Wie ist das Reimschema in einem Sonett?
    Das Reimschema eines Sonetts ist typischerweise ein umarmender Reim (abba abba). Die Terzette können verschiedene Reimschemata aufweisen, wie beispielsweise „cdc dcd“, „cde cde“ oder „ccd eed“.
  • Wie ist ein Sonett aufgebaut?
    Ein Sonett besteht aus zwei Quartetten (je vier Verse) und zwei Terzetten (je drei Verse). Die Quartette haben oft einen umarmendes Reimschema und die Terzette einen Schweifreim, einen verschränkter Reim oder einen Kreuzreim.

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