Du willst wissen, wie du eine Gedichtanalyse zu einem Gedicht aus der Romantik schreibst? In unserem Beitrag und im Video  zeigen wir dir, wie dir deine Analyse gelingt.

Inhaltsübersicht

Gedichtanalyse Romantik — einfach erklärt

Die Romantik ist eine Literaturepoche, die von 1795 und 1840 gedauert hat. Sie zeichnet sich durch Mystik, eine Hinwendung zur Natur und den inneren Gefühlen des Dichters aus. Damit verarbeiteten die Vertreter der Romantik die großen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen ihrer Zeit, wie die Industrialisierung und die Französischen Revolution

Um ein romantisches Gedicht zu analysieren, solltest du dich mit der Epoche gut auskennen. Denn nur wenn du über den historischen Hintergrund Bescheid weißt, kannst du daraus Motive und Symbole ableiten. 

Romatik – Phasen

Die Epoche der Romantik lässt sich in drei Phasen unterteilen: 

  • Frühromantik: 1798 – 1804
  • Hochromantik: 1805 – 1814
  • Spätromantik: 1818 – 1840

Schon gewusst? Neben den drei Phasen der Romantik gibt es auch die sogenannte Schwarze Romantik. Sie entwickelte sich in der Spätromantik und befasst sich mit dem Unheimlichen und den Abgründen der menschlichen Psyche. Typisch für diese Unterströmung ist der Schauerroman.

Gedichtanalyse Romantik — Historischer Hintergrund

Die Romantik war geprägt von großen gesellschaftlichen Umbrüchen. Besonders die Französische Revolution von 1789 galt als Wende in der Politik Europas. Mit der Revolution setzen sich auch die Ideen der Aufklärung wie Selbstbestimmung und Gleichheit durch. Die Menschen verlangten deshalb mehr Mitspracherecht und rebellierten gegen die strikten absolutistischen Herrscher. 

Gleichzeitig kam die Industrialisierung in Schwung. Auf der Suche nach Arbeit zogen deshalb viele Menschen vom Land in die immer schneller wachsenden Großstädte. Es entwickelte sich eine neue Arbeiterklasse und die Menschen verarmten immer mehr.

Aus diesen Bedingungen entwickelte sich die Romantik als Gegenreaktion auf die Epochen der Aufklärung und der Klassik. Die Aufklärung war geprägt von einem starken Glauben an die Vernunft und den Fortschritt. Die Vertreter der Klassik orientierten sich an den Idealen der Antike und strebten nach einem harmonischen Zusammenspiel von Körper und Geist. 

Die Dichter der Romantik hingegen lehnten die rationalen Ideale dieser Epochen ab und legten ihren Fokus stattdessen auf das Innere des Menschen, also auf seine Gefühle und Fantasie.

In der sich schnell verändernden und instabilen Welt suchten die Romantiker Zuflucht in der Natur. Dabei sehnten sie sich nach einer idealisierten Vergangenheit und verarbeiteten deshalb oft mittelalterliche Stoffe oder Märchen in ihren Texten. Beispielsweise griffen die Dichter der Romantik mittelalterliche Sagengestalten wie Ritter oder Drachen in ihren Werken auf. 

Um ein romantisches Gedicht zu erkennen, sind vor allem der Verfasser und das Erscheinungsjahr wichtig. Wie du weitere Merkmale dieser Literaturepoche interpretieren kannst, zeigen wir dir jetzt.

Gedichtanalyse Romantik — Merkmale

Die Vertreter der Romantik reagierten auf die Veränderungen in ihrer Welt, indem sie sich in die Natur zurückzogen und sich nach Innen wendeten. Diese Einstellung erkennst du auch in ihren Gedichten. Es gibt deshalb verschiedene Themen und Merkmale, die häufig in romantischen Gedichten auftreten. Kommen ein oder mehrere davon vor, kannst du dir relativ sicher sein, dass es sich um ein Gedicht aus der Romantik handelt.

  • Natur
    Durch die Industrialisierung veränderte sich auch die Umgebung stark. Viele Menschen zogen in die Städte, wo es viel Verschmutzung und Lärm gab. Die Romantiker sehnten sich deshalb nach der unberührten Natur. Deshalb spielen dort viele romantische Gedichte.
      
  • Weltflucht und Traumwelten
    Die Vertreter der Romantik stellten sich bewusst gegen die gesellschaftlichen Veränderungen ihrer Zeit. Auch den aufklärerischen Fokus auf Verstand und Fortschritt lehnten die Romantiker ab. Stattdessen wollten sie sich auf ihre Gefühle besinnen und suchten deshalb Zuflucht in ihrer Fantasie. Romantische Gedichte sind deshalb oft geprägt von Traumwelten und Melancholie. 
     
  • Mittelalter 
    Noch zu Zeiten der Aufklärung galt das Mittelalter als „dunkles Zeitalter“ und somit als rückständig. Die Romantiker hingegen wandten sich der alten Zeit und ihrer „heilen Welt“ zu und idealisierten sie. Besonders gern verarbeiteten sie deshalb alte Sagen oder Märchen aus dem Mittelalter in ihren Gedichten. Viele romantische Werke spielen deshalb auch im Mittelalter.
     
  • Individuum
    Während die Aufklärung sich an den Fortschritt der Menschheit im Allgemeinen richtete, fokussierten sich die Romantiker auf sich selbst. Die eigene Fantasie und die Gefühlswelt der Dichter standen im Vordergrund. Subjektive Gefühle des Einzelnen sind in der Romantik also wichtiger als der Verstand oder die Vernunft. 

Gedichtanalyse Romantik — Symbolik

Neben den Merkmalen der Romantik findest du in Gedichten auch häufig typische Symbole der Epoche.

  • Die Blaue Blume
    Die Blaue Blume ist eines der wichtigsten romantischen Motive. Sie steht für Sehnsucht und für die Magie der Natur. In Gedichten stellt sie deshalb auch oft ein Streben nach dem Unendlichen dar und ist ein Symbol für die Wanderschaft. Die Blaue Blume verbindet so wichtige Merkmale der Romantik wie die Gefühlswelt des Dichters und die Idealisierung der Natur. 
     
  • Schwellenmotive
    Schwellenmotive begegnen dir beim Übergang zwischen zwei Zuständen, beispielsweise zwischen Realität und Traum. Du findest sie deshalb häufig in romantischen Gedichten. Zu Schwellenmotiven zählen zum Beispiel die Dämmerung, die Jahreszeiten, aber auch Fenster. Sogar in besonderen Gestalten wie Fabelwesen, die Wirklichkeit und Fantasie verschwimmen lassen taucht das Schwellenmotiv auf. 
     
  • Nachtmotiv
    Die Nacht spielt eine besondere Rolle in der Romantik, denn sie steht für das Geheimnisvolle und das Übernatürliche. Gleichzeitig verkörpert die Nacht aber auch den Tod und die Vergänglichkeit. Typische Nachtmotive, die dir in romantischen Gedichten begegnen, sind zum Beispiel Friedhöfe, Ruinen, dunkle Wälder, Höhlen oder alte Burgen. Auch stürmisches Wetter und Dunkelheit zählen zu diesen Motiven. 

Gedichtanalyse Romantik — Literatur

Anders als in anderen Epochen folgen romantische Gedichte häufig keinem bestimmten Schema. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die Romantiker stellten sich gegen die strikten Regeln und Ideale der Klassik. Stattdessen wollten sie ihre Gefühle ausdrücken und ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Das klappte am besten in Gedichten, die an keine feste äußere Form gebunden waren.

Die Romantiker verfolgten deshalb die Idee einer Universalpoesie. Das bedeutet, feste Schemata für Gedichte sollten verschwinden. Auch die Unterteilung in Lyrik, Epik und Dramatik galt als überflüssig. Denn Literatur sollte von nun an ein freier Ausdruck der Fantasie der Künstler sein und deshalb nicht durch Kategorien eingeschränkt werden. 

Gedichtanalyse Romantik — Vorgehen

Jetzt kennst du wichtige Themen und Motive der Romantik und kannst sie in Gedichten erkennen. Halte bei deiner Romantik Gedichtanalyse auch immer die Augen offen nach bekannten Autoren der Romantik. Dazu gehören zum Beispiel Clemens Brentano, Joseph von Eichendorff oder Novalis.  

Wie du Romantik Gedichte in zwei Schritten interpretieren kannst, zeigen wir dir jetzt. 

Bekannte Romantik Gedichte

1. Schritt: Lesen und Besonderheiten notieren 

In einem ersten Schritt liest du dir das Gedicht mehrmals aufmerksam durch. Achte dabei auf Besonderheiten, die dir ins Auge springen. Das können zum Beispiel epochentypische Merkmale oder bestimmte romantische Symbole sein. Du kannst aber auch formale Auffälligkeiten wie das Reimschema, die Kadenzen oder das Versmaß kennzeichnen.

Wenn du dir wichtige Stellen markiert hast, kannst du versuchen, sie miteinander zu verknüpfen. Behalte dabei immer den Kontext der Romantik im Hinterkopf. Hat das Gedicht zum Beispiel kein festes Versmaß und spielt in der Natur, kannst du es mit der Sehnsucht des Dichters nach Unendlichkeit verbinden. 

2. Schritt: Analyse schreiben

Im Anschluss kannst du mit dem Schreiben deiner Gedichtanalyse beginnen.  Der Aufbau bleibt dabei immer gleich

  • Einleitung
    In der Einleitung nennst du die wichtigsten Fakten zum Gedicht. Dazu gehören der Titel, der Autor, sowie das Erscheinungsjahr. Hier solltest du auch erwähnen, dass du das Gedicht der Romantik zuordnest. Danach fasst du noch den Inhalt des Gedichts in 1 bis 2 Sätzen zusammen.
     
  • Hauptteil
    Dann untersuchst du das Gedicht auf Inhalt, Form und Sprache und baust deine Notizen und dein Wissen über die Romantik und ihre Merkmale mit ein. Belege deine Aussagen dabei immer mit Beispielen aus dem Gedicht.

    Mache dir an dieser Stelle auch nochmal klar, worauf die Romantiker besonders wert legten. Sie wollten ihre Gefühle betonen! Deshalb findest du in romantischen Gedichten häufig Stilmittel wie Metaphern, Personifikationen und Symbole.
     

  • Schluss
    Im Schlussteil deiner Analyse fasst du die wichtigsten Erkenntnisse noch einmal zusammen. Überlege dir auch, welche Bedeutung das Gedicht haben könnte. 

Gedichtanalyse Romantik — Beispiel

Hier siehst du noch ein Beispiel für ein bekanntes romantisches Gedicht.

Joseph von Eichendorff
Mondnacht

Es war, als hätt’ der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst‘.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis’ die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

In deiner Interpretation könntest du in der Einleitung zum Beispiel Folgendes schreiben: 

Joseph von Eichendorffs Gedicht „Mondnacht“ erschien im Jahr 1834 und ist ein typischer Vertreter der Romantik. Es handelt von einer stimmungsvollen Mondnacht, von der das lyrische Ich fasziniert und verzaubert ist. 

Tipp: Eine ausführliche Analyse zu Eichendorffs Gedicht findest du hier. In dieser Playlist findest du auch viele weitere Analysen zu Gedichten von Joseph von Eichendorff! 

Gedichtanalyse Romantik — häufigste Fragen

  • Was ist typisch für romantische Gedichte?
    Gedichte der Romantik sind formal nicht an feste Schemata gebunden. Die Romantiker wollten ihre subjektiven Gefühle ausdrücken und haben deshalb oft eine bildhafte Sprache verwendet. Besondere Merkmale der Epoche ist der Rückzug in die Natur, die Weltflucht und der Fokus auf das Individuum.
       
  • Was sind die Merkmale der Romantik?
    Die Merkmale der Romantik sind ein Rückzug in die Natur, eine Idealisierung des Mittelalters, Fantasie- und Traumwelten, sowie eine Betonung der Gefühle über den Verstand. 
       
  • Was sind romantische Motive?
    Romantische Motive sind unter anderem die Blaue Blume, das Schwellenmotiv oder das Nachtmotiv. 

Romantik

Jetzt kannst du romantische Gedichte analysieren. Damit dir deine Interpretation gelingt, musst du dich gut mit der Romantik auskennen. In diesem Video erfährst du alles über die Epoche. 

Zum Video: Romantik
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