Es ist alles eitel – Analyse
Du bist auf der Suche nach einer Gedichtanalyse zu Andreas Gryphius‘ „Es ist alles eitel“? In unserem Beitrag und im Video zeigen wir dir, wie dir die perfekte Analyse gelingt.
Inhaltsübersicht
Es ist alles eitel – Analyse: Übersicht
Das Gedicht „Es ist alles eitel“ stammt aus dem Jahr 1637 und wurde von Andreas Gryphius verfasst. Du kannst es der Epoche des Barock zuordnen, was du unter anderem an der Sonettform des Gedichts erkennen kannst. In „Es ist alles eitel“ geht es um die Vergänglichkeit der Natur und des Menschen. Sowohl der Mensch selbst als auch alle seine Spuren wie beispielsweise Bauwerke oder Städte müssen irgendwann vergehen.
In deiner Gedichtanalyse betrachtest du Inhalt, Form und Sprache von „Es ist alles eitel“. Wenn du dir noch unsicher bist, wie du eine gute Gedichtanalyse schreibst, dann hilft dir dieses Video sicher weiter.
Es ist alles eitel – Gedichtanalyse
Wirf zunächst einen Blick auf das Gedicht:
Andreas Gryphius
Es ist alles eitel
(Modernisierte Version des Originaltextes)
Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.
Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein,
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten,
Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t.
Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten!
Eine Aufgabenstellung für eine Andreas Gryphius – „Es ist alles eitel“ Analyse könnte so lauten:
Analysiere und interpretiere das Gedicht „Es ist alles eitel“ von Andreas Gryphius und konzentriere dich dabei auf Inhalt, Form und Sprache. Berücksichtige insbesondere, dass es sich bei „Es ist alles eitel“ um ein Gedicht aus dem Barock handelt und gehe in deiner Analyse auf typisch barocke Merkmale ein.
Schon gewusst? Das Wort „eitel“ hat in Gryphius‘ Gedicht nicht die Bedeutung, die wir heutzutage kennen. „Eitel“ heißt heute so viel wie „eingebildet“, aber zu der Zeit, als das Gedicht entstand, bedeutete es noch „vergänglich“. So bekommt der Titel des Gedichts gleich einen ganz anderen Sinn: Es ist alles vergänglich.
Es ist alles eitel – Analyse: Gliederung
Für deine Gedichtanalyse – „Es ist alles eitel“ könntest du folgende Gliederung nutzen:
- Einleitung: Wichtigste Informationen zu Gryphius‘ Gedicht „Es ist alles eitel“
-
Hauptteil
2.1 Inhalt: Kernaussage und Aufbau in drei Sinnabschnitten
2.2 Form: Sonettform als Merkmal des Barock
2.3 Sprache: Metapher für das (menschliche) Leben - Schluss: „Es ist alles eitel“ als Aufruf zu Carpe diem
Für deine Gedichtanalyse brauchst du auch immer eine Deutungshypothese . Das heißt, dass du eine Behauptung über das Gedicht aufstellst, die du dann im Laufe deiner Interpretation begründest.
In unserer Aufgabenstellung hast du die Hypothese bereits vorgegeben: Du sollst zeigen, warum es sich bei „Es ist alles eitel“ um ein typisch barockes Gedicht handelt. Deine Aufgabe ist es also, dich in deiner Analyse immer wieder auf den Barock zu beziehen und konkrete Beispiele für die Einordnung in die Literaturepoche anzuführen.
Es ist alles eitel – Analyse: Einleitung
In deiner Einleitung nennst du die wichtigsten Fakten über das Gedicht. Außerdem gehst du kurz auf den Inhalt ein und erklärst, worauf du deinen Fokus in der Interpretation legst. Eine kurze Einleitung für „Es ist alles eitel“ könnte so aussehen:
Andreas Gryphius‘ Gedicht „Es ist alles eitel“ erschien im Jahr 1637 und ist ein typischer Vertreter des Barock. Das Gedicht handelt davon, wie vergänglich die Welt ist. Weder die Natur noch der Mensch und seine Bauwerke bleiben für immer bestehen. Alles verwandelt sich immerzu und verschwindet früher oder später. Im Folgenden soll „Es ist alles eitel“ interpretiert werden. Insbesondere wird dabei auf die Epochenmerkmale eingegangen, die im Gedicht vertreten sind.
Gryphius – Es ist alles eitel: Inhalt
Schau dir die vier Strophen des Gedichts genau an. Worum geht es jeweils? Was passiert in den einzelnen Strophen? Zu Strophe 1 könntest du Folgendes schreiben:
Das Sonett „Es ist alles eitel“ besteht aus vier Strophen. Zu Beginn geht es um die Vergänglichkeit von menschengemachten Bauten. Früher oder später verschwindet jedes Bauwerk einmal, egal, ob durch Menschenhand oder durch natürliche Prozesse. Die Natur holt sich jede nicht genutzte Fläche zurück und verwandelt ganze Städte in grüne Wiesen, auf denen dann beispielsweise Hirten mit ihren Schafen umherziehen können.
Achte immer darauf, ob sich zum Beispiel die Stimmung im Gedicht oder der Schauplatz ändern. Schau dir ebenfalls die restlichen drei Strophen von „Es ist alles eitel“ an. In der 2. Strophe geht es darum, dass nicht einmal harte, robuste Gesteinsarten wie Marmor der Vergänglichkeit standhalten können.
Strophe 3 und 4 bilden eine Art Schlussfolgerung: egal wer man ist und wie reich man ist, allen steht das gleiche Schicksal bevor und jeder wird irgendwann nicht mehr da sein. Folgende Fragen können dir dabei helfen, den Inhalt zusammenzufassen und dich dabei auf die Epoche des Barock zu beziehen:
- Welche vergänglichen Naturerscheinungen werden in der zweiten Strophe beschrieben? Ist eine zarte Blume genauso vergänglich wie Erz oder Marmor?
- Spielen Freude, Ehre und gute Taten im Leben überhaupt eine Rolle? Schau dir dafür Strophe 3 und 4 an. Vergehen sie genauso wie alles andere?
- Findest du im Gedicht Themen und Motive, die typisch sind für die Epoche des Barock?
→ Lösung: Vanitas-Motiv (= Vergänglichkeit), Memento mori (= bedenke, dass wir alle sterblich sind; Vergänglichkeit), Gegensätze (Antithetik)
Übrigens: Das Vanitas-Motiv ist charakteristisch für den Barock. Vanitas kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Nichtigkeit“. Unter dem Vanitas-Motiv verstehst du also alles, was die Vergänglichkeit des Lebens und des Menschen zeigt. Wenn du noch mehr Motive der Epoche des Barocks kennenlernen willst, dann schau hier vorbei.
Gryphius – Es ist alles eitel: Form
In diesem Teil deiner Gedichtanalyse gehst du auf das Reimschema, das Metrum bzw. Versmaß und die Kadenzen ein. Wenn du nicht mehr genau weißt, was das alles ist, dann schau einfach hier vorbei: Reimschema , Versmaß , Metrum , Kadenz .
Es ist dabei wichtig, dass du die formalen Merkmale des Gedichts nicht nur nennst, sondern auch gleich interpretierst und ihre Wirkung beschreibst. In unserem Fall gehst du auch hier wieder auf den Barock ein. Ein kleiner ausformulierter Teil zur Form könnte folgendermaßen lauten:
Das Gedicht hat die Form eines Sonetts, besteht also aus insgesamt vier Strophen, bei denen es sich um zwei Quartette und zwei Terzette handelt. Das Reimschema in den Quartetten entspricht einem umarmenden Reim , wobei sich zu Beginn der Terzette ein Paarreim findet. Männliche und weibliche Kadenzen wechseln sich ab und beim Metrum des Gedichts handelt es sich um einen Alexandriner, also einen sechshebigen Jambus . Die Sonettform ist typisch für die Epoche des Barock, denn die Dichter hielten sich an strenge formale Regeln in der Lyrik . Allerdings steht die Formstrenge im Gegensatz zum Inhalt des Gedichts und bildet einen standhaften Ruhepol inmitten der Vergänglichkeit allen Lebens.
- Umarmender Reim: Ihn erkennst du immer am Reimschema abba. Das lässt sich beispielsweise in der 1. Strophe sehen: Erden – Herden; ein – sein
- Paarreim: Er hat immer das Reimschema aa, das heißt, zwei aufeinanderfolgende Verse reimen sich. Das siehst du zum Bespiel in Strophe 3: vergehn – bestehn
- Quartett: So nennst du eine Strophe, die aus vier Versen besteht, wie etwa Strophe 1.
- Terzett: Das ist eine Strophe, die aus drei Versen besteht, also zum Beispiel Strophe 3.
- Alexandriner : Der Alexandriner ist ein besonderes Versmaß. Es besteht immer aus einem sechshebigen Jambus.
- Kadenz: Um sie zu bestimmen, schaust du dir die letzte Silbe eines Verses an. „Erden“ (V. 1) endet auf eine unbetonte Silbe, das heißt die Kadenz ist weiblich. Der nächste Vers endet mit „ein“ auf eine betonte Silbe, es handelt sich also um eine männliche Kadenz.
Die folgenden Fragen können dir dabei helfen, für eine vollständige Gedichtanalyse noch weiter auf die Form einzugehen:
- Das Gedicht hat einen regelmäßigen Rhythmus und der sechshebige Jambus zieht sich ohne Unterbrechung durch alle Verse. Ist auch die Vergänglichkeit etwas, das ohne Unterbrechung und unaufhaltsam voranschreitet?
- Schau dir den Aufbau des Gedichts an. Die letzten beiden Strophen haben jeweils nur drei Verse. Es gibt also keinen vierten Vers, wodurch die Verse zum Ende des Gedichts also immer weniger werden. Was könnte das mit dem Thema der Vergänglichkeit und des Verschwindens zu tun haben?
- Wie deutest du es, dass die Kadenzen abwechselnd männlich und weiblich sind? Die Kadenz ändert sich mit jedem Vers aufs Neue, so wie sich auch inhaltlich im Gedicht einiges ändert: Städte werden Wiesen und Gebäude stürzen ein. Was verändert sich noch?
Gryphius – Es ist alles eitel: Sprache
Am Ende des Hauptteils gehst du auf die sprachlichen Besonderheiten des Gedichts ein. Du kannst zum Beispiel schauen, ob du viele beschreibende Adjektive entdeckst, in welcher Zeitform das Gedicht geschrieben ist oder aus welchem Wortfeld die Nomen im Gedicht stammen. Unter einem Wortfeld verstehst du eine Gruppe von Wörtern, die zur gleichen Wortart gehören und eine ähnliche Bedeutung haben (z. B. Wortfeld „Tiere“: Ente, Maus, Giraffe,…). Außerdem gehst du auf Stilmittel und ihre Wirkung im Gedicht ein. Eine kurze Ausformulierung für „Es ist alle eitel“ zum sprachlichen Mittel der Metapher , also des bildhaften Vergleichs, könnte so aussehen:
In Gryphius „Es ist alles eitel“ findet sich in Vers Zehn eine Metapher. Die Rede ist hier vom „Spiel der Zeit“ und es wird die Frage in den Raum geworfen, ob der Mensch dieses Spiel „bestehn“ (V. 10), also gewinnen könne. Das „Spiel der Zeit“ steht zum einen für das menschliche Leben. Der Mensch ist der Spielball einer höheren Macht und er selbst kann die Zeit nicht kontrollieren — er muss sich fügen und den Lauf des Lebens und letztlich auch seine eigene Vergänglichkeit und seinen Verfall akzeptieren. Im „Spiel der Zeit“ wird er so automatisch zum Verlierer. Zum anderen bezieht sich das „Spiel der Zeit“ nicht nur auf ein kurzes Menschenleben, sondern auf alles, was entsteht und wieder verschwindet: Tiere und Pflanzen, Kontinente und Meere und letztendlich das ganze Universum.
Eine Ausformulierung zu einem einzigen Stilmittel reicht für eine komplette Analyse natürlich nicht aus. Es gibt noch weitere sprachliche Mittel und Phänomene im Gedicht, die du berücksichtigen kannst:
- Findest du typische Wortfelder für die Epoche des Barock? Denke dabei vor allem an das Vanitas-Motiv und den bekannten Spruch „Memento Mori“ (= bedenke, dass du sterben musst).
→ Lösung: vergängliche Nomen wie „Traum“ (V. 9) oder „Nichtigkeit, […] Schatten, Staub und Wind“ (V. 11) - In welcher Zeitform ist das Gedicht geschrieben? Oder wechseln sich sogar mehrere Zeitformen ab? Sieh dir dabei vor allem die ersten beiden Strophen an. Hier ist von heute und morgen die Rede.
→ Lösung: im Präsens und im Futur I; die Vergänglichkeit wird hervorgehoben, indem die Welt von heute und die Welt von morgen verglichen werden. - Findest du die Anapher
in Strophe 2? Möchte sie möglicherweise betonen, dass alles vergänglich ist und nichts sich dem Verschwinden entziehen kann?
→ Lösung: „Was jetzt […] Was jetzt“ (V. 5f.) - In Vers 8 steckt eine Personifikation
, also eine Vermenschlichung. Entdeckst du sie? Nicht nur materielle Dinge wie Geld oder Bauwerke sind vergänglich, auch Gefühle wie Freude oder Glück bleiben nicht für immer. Was hat die Personifikation damit zu tun?
→ Lösung: „bald donnern die Beschwerden“; Beschwerden und Unglück kommen plötzlich und mit voller Gewalt, also donnernd. Das Geräusch des Donners kannst du auch mit Gewitterwolken in Verbindung bringen, die am Himmel auftauchen und nichts Gutes mit sich bringen.
Es ist alles eitel – Analyse: Schluss
Im Schlussteil fasst du schließlich alle Erkenntnisse deiner Analyse noch einmal kurz zusammen. Zudem überlegst du dir, was das Gedicht für eine Bedeutung hat. Für „Es ist alles eitel – Andreas Gryphius“ könnte ein ausformulierter Schlussgedanke folgendermaßen aussehen:
Gryphius‘ Gedicht handelt von der Vergänglichkeit allen Lebens, sowohl des materiellen Besitzes als auch der Emotionen und Taten. Das Vanitas-Motiv und das Bewusstsein über das unumgängliche Ende des Daseins auf Erden sind charakteristisch für die Epoche des Barock. Ebenso typisch barock ist die strenge, starre Form des Sonetts, die im Gegensatz zur steten Veränderung im Inhalt des Gedicht steht. Mit seinem Gedicht zeigt Gryphius, dass wir Menschen nur ein kleiner Baustein sind in einer Welt, die irgendwann einmal zu Ende geht. Gerade deshalb sollten wir das Beste aus unserem Leben machen und jeden Tag nutzen — oder wie die Dichter des Barock sagen würden: Carpe diem.
Gedichtanalyse Beispiel
Jetzt weißt du, wie du „Es ist alle eitel“ von Andreas Gryphius analysieren und interpretieren kannst. Wenn du noch gute Formulierungen und ein ausführliches Beispiel für deine Gedichtanalyse brauchst, dann hilft dir dieses Video sicher weiter.