Der Anapäst ist ein Versfuß, der aus zwei unbetonten und einer betonten Silbe besteht. Hier erklären wir dir alles Wichtige. Für eine schnelle Zusammenfassung schau dir direkt unser Video an!

Inhaltsübersicht

Was ist ein Anapäst?

Der Anapäst ist ein Versfuß, der aus zwei unbetonten Silben am Anfang und einer betonten Silbe am Schluss besteht. Er gehört, genauso wie Jambus , Trochäus und Daktylus , zu den Versmaßen in der Lyrik.

Die Abfolge von betonten und unbetonten Silben innerhalb eines Verses nennst du Versmaß oder Metrum . Das Versmaß ist ein wichtiger Bestandteil der Gedichtanalyse . Das Gedicht erhält so einen ganz bestimmten Rhythmus, den du nur in lyrischen Texten findest.

Der Anapäst hat seinen Namen vom griechischen Verb anapaiein, das so viel wie „zurückprallen“ bedeutet. Der Name bietet eine gute Merkhilfe: In einem anapästischen Versmaß prallt die betonte Silbe auf die zwei unbetonten Silben!

Anapäst Definition

Der Anapäst ist einer der dreisilbigen Versfüße in der deutschen Lyrik. Er wird aus zwei unbetonten Silben am Anfang und einer betonten Silbe am Schluss gebildet. Du stellst ihn mithilfe der Betonungszeichen als ∪∪– oder xxX dar.

Anapäst – Aufbau

Um das Versmaß zu bestimmen, kennzeichnest du innerhalb eines Verses, welche Silben betont und welche unbetont sind. Hierbei markierst du die Silben entsprechend mit den Zeichen X oder für betonte Silben und x oder für unbetonte Silben. Im Folgenden findest du nur die zweite Schreibweise. Farben können dir zusätzlich dabei helfen, den Überblick nicht zu verlieren!

Wenn du dir bei diesem Thema noch unsicher bist, dann schau dir einfach unser Video zum Versmaß an!

Zum Video: Versmaß
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Ein anapästisches Versmaß sieht in deiner Gedichtanalyse also so aus: xxX oder ∪∪.

Anapäst – Beispiel:  ∪     ∪       –
                                      A | na | päst

Wie du siehst, ist das Wort „Anapäst“ selbst ein Beispiel für ein anapästisches Versmaß!  

Doch wodurch unterscheidet sich eigentlich eine betonte von einer unbetonten Silbe? Ganz einfach: Durch die Aussprache! Beim Betonen wird unsere Stimme lauter.

Tipp: Wenn du dir nicht sicher bist, welches Versmaß du in deinem Gedicht vor dir siehst, dann lies dir den Vers laut und etwas übertrieben vor.  Manchmal hilft es auch, Audioaufnahmen von anderen anzuhören und dabei ganz genau auf deren Aussprache zu achten.

Du findest den Anapäst sowohl in einzelnen Worten als auch in Verszeilen wieder. Allerdings ist er in beiden Fällen eher selten. Das liegt daran, dass im Deutschen meistens die erste Silbe betont wird. 

Anapäst – Beispiel:

In Worten:    ∪       ∪      –        ∪       ∪       –      ∪      ∪      –
                     Zau | be | rei;  Har | mo | nie;  Sin | fo | nie

In Versen: „Der Taucher“ von Friedrich Schiller

    ∪      ∪       –      ∪       ∪        –        ∪       ∪          –        ∪        ∪         –
Und | es |wal | let | und | sie | det | und | brau | set | und | zischt,

   ∪          ∪          –         ∪        ∪        –      ∪      ∪            –
Wie | wenn | Was | ser | und | Feu |er | sich | mengt.

Viele Dichter wissen auch, dass es in der deutschen Sprache nicht üblich ist, zwei unbetonte Silben am Anfang eines Satzes zu haben. Sie nutzen dabei gerne einen Trick: Oft lassen sie am Versanfang eine unbetonte Silbe weg!

Anapäst – Beispiel: „Pandora“ von Johann Wolfgang von Goethe

  ∪      –       ∪         ∪        –         ∪         ∪        –      ∪     ∪          – 
Zu | su | chen, | zu | wan | deln | den | duf | ti | gen | Gang,

  ∪       –         ∪        ∪        –         ∪        ∪        –         ∪         ∪          – 
Wo | ges | tern | die | Lieb | ste | mir | wan | delt‘ | und | sang.

Wenn du bei deiner Gedichtanalyse das Metrum beschreibst, sprichst du aber nicht mehr von Betonung. Stattdessen bezeichnest du betonte Silben als Hebungen und unbetonte Silben als Senkungen. Wenn du alles markiert hast, zählst du alle Hebungen. Ein Vers, der zum Beispiel aus zwei Anapästen besteht, ist also ein zweihebiger Anapäst.

Merke: Der Plural von Anapäst ist nicht Anapästs, sondern Anapäste

Anapäst – Kadenz

Wenn du herausfinden möchtest, was die Kadenz eines Verses ist, dann musst du dich fragen, wie der Vers endet. Denn die Kadenz ist eine Bezeichnung für die Anzahl der unbetonten Silben nach der letzten betonten Silbe innerhalb eines Verses.

Da das anapästische Versmaß auf einer betonten Silbe endet, hat ein rein anapästischer Vers also eine männliche Kadenz.

Anapäst – Beispiel: „Der Anapäst“ von Josef Weinheber

   ∪        ∪          –        ∪      ∪          –        ∪       ∪     –        ∪      ∪           – 
Und | der | Tanz, |ja | der | Tanz |wär | ge |  ge | be | nes | Glück. → Männliche Kadenz

Doch Dichter halten sich nicht immer an die Regeln, die wir mithilfe des Metrums bestimmen. Also kann es durchaus vorkommen, dass der letzte Anapäst innerhalb einer Zeile unvollständig ist. Unvollständige Versmaße nennst du auch katalektisch. Das ist im Fall des Anapästs aber sehr selten.

Tipp: Bestimme Kadenz und Versmaß am besten unabhängig voneinander. Wenn du dir nicht mehr sicher bist, wie das geht, schau dir unseren Beitrag zur Kadenz an!

Anapäst – Wirkung

Für eine Gedichtinterpretation analysierst du dein Versmaß nicht nur, sondern du machst dir auch Gedanken darüber, welche Wirkung es auf dich hat. Du fragst dich also: Welcher Effekt wird durch diesen Rhythmus hervorgerufen? Die Antwort auf diese Frage ist natürlich auch immer von dem Inhalt des jeweiligen Gedichts abhängig.

Hier sind ein paar generelle Wirkungen, die der Anapäst oft hervorruft: 

  • In einem anapästischen Versmaß wird vor allem das Ende der Verszeile betont. Das ist vor allem für das Reimschema interessant, da Endreime dadurch sehr viel Aufmerksamkeit erhalten. Das heißt, du achtest dann besonders auf sie.
  • Die anapästische Silbenabfolge wirkt durch ihren gleichmäßigen Rhythmus sehr lebhaft.

Anapäst – Beispiel: „Die Kürze“ von Friedrich Hölderlin

   ∪         ∪             –         ∪        ∪          –  
Wie | mein | Glück, | ist | mein | Lied

In diesem Beispiel wird durch das anapästische Versmaß das „Glück“ mit dem „Lied“ verbunden, da diese beiden Worte betont werden. Der Rhythmus selbst wirkt dabei wie der von einem aufgeweckten Lied.

Anapäst – Daktylus

Der Anapäst ist nicht das einzige Versmaß, das aus drei Silben gebildet wird. Sein Gegenstück ist der Daktylus. Das daktylische Versmaß ist genau umgekehrt aufgebaut: Es besteht aus einer betonten Silbe, gefolgt von zwei unbetonten Silben. Daktylus und Anapäst zählen zu den seltenen Versmaßen.

Daktylus Beispiel:    –         ∪       ∪
                                      Ach | ter | bahn

Wie du siehst, hängen der Anapäst und der Daktylus eng zusammen. Wenn du mehr über den Aufbau, die Kadenz und die Wirkung des daktylischen Versmaßes wissen möchtest, dann schau dir direkt unseren Beitrag dazu an!

Zum Video: Daktylus
Zum Video: Daktylus

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