Der Spinnerin Nachtlied – Analyse
Du möchtest wissen, wie du eine „Der Spinnerin Nachtlied“ Analyse schreibst? Dann bist du hier genau richtig! In unserem Beitrag und in unserem Video erklären wir dir alles, was du wissen musst.
Inhaltsübersicht
Der Spinnerin Nachtlied – Analyse: Übersicht
„Der Spinnerin Nachtlied“ ist ein Gedicht von Clemens Brentano, welches 1802 verfasst und 1818 veröffentlicht wurde. Das Gedicht lässt sich in die Epoche der Romantik einordnen. Das Gedicht handelt von einer Spinnerin, die von ihrem Geliebten getrennt worden ist. Selbst einige Jahre nach diesem Verlust verspürt sie Schmerz und Einsamkeit. Dies wird durch das nächtliche Spinnen in der Nacht, begleitet vom Gesang der Spinnerin, deutlich.
Bei deiner Analyse des Gedichts gehst du auf Inhalt, Form und Sprache ein. Möchtest du die Schritte einer Gedichtanalyse noch einmal wiederholen, haben wir hier das passende Video für dich.
Der Spinnerin Nachtlied: Gedichtanalyse
Schau dir zunächst das Gedicht an:
Clemens Brentano
Der Spinnerin Nachtlied (1818)
Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall,
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.
Ich sing‘ und kann nicht weinen,
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein
So lang der Mond wird scheinen.
Als wir zusammen waren
Da sang die Nachtigall
Nun mahnet mich ihr Schall
Daß du von mir gefahren.
So oft der Mond mag scheinen,
Denk‘ ich wohl dein allein.
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen.
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall,
Ich denk‘ bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen
Hier spinn‘ ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing‘ und möchte weinen.
Die Aufgabenstellung könnte zum Beispiel so aussehen:
Analysiere und interpretiere das Gedicht „Der Spinnerin Nachtlied“ von Clemens Brentano und gehe dabei auf Inhalt, Form und Sprache ein. Berücksichtige insbesondere die Emotionen des lyrischen Ichs und stelle einen Bezug zu den epochentypischen Merkmalen der Romantik her.
Der Spinnerin Nachtlied – Analyse: Gliederung
Für deine „Der Spinnerin Nachtlied“ Analyse könntest du folgende Gliederung nutzen:
- Einleitung: Wichtigste Informationen zu „Der Spinnerin Nachtlied“
-
Hauptteil
2.1 Inhalt: Verlust-Thematik und Sehnsucht
2.2 Form: Volksliedhafter Aufbau als Merkmal der Romantik
2.3 Sprache: Einsatz von Symbolen zur Verstärkung der Emotionen - Schluss: Anhaltender, unüberwindbarer Schmerz nach Verlust
Wichtig für jede Gedichtanalyse ist die Deutungshypothese . Das bedeutet, dass du eine Behauptung über das Gedicht aufstellst und diese in deiner „Der Spinnerin Nachtlied“ Interpretation begründest.
In unserem Beispiel ist die Deutungshypothese bereits vorgegeben. Du sollst zeigen, warum „Der Spinnerin Nachtlied“ ein typisch romantisches Gedicht ist. In deiner Der Spinnerin Nachtlied Interpretation nimmst du daher Bezug auf die Epoche der Romantik und unterstützt deine Behauptungen mit passenden Beispielen.
Der Spinnerin Nachtlied – Analyse: Einleitung
In deiner Einleitung nennst du wichtige Fakten zum Gedicht, etwa den Namen des Autors, den Titel des Gedichts sowie das Veröffentlichungsjahr. Außerdem gehst du kurz auf den Inhalt ein und erklärst, auf welche Aspekte du den Fokus in deiner Interpretation richtest. Eine Einleitung für Clemens Brentanos „Der Spinnerin Nachtlied“ könnte so aussehen:
Das Gedicht „Der Spinnerin Nachtlied“ wurde im Jahr 1802 von Clemens Brentano verfasst und im Jahr 1818 veröffentlicht. Es lässt dich der Epoche der Romantik zuordnen. In seinem Gedicht thematisiert Brentano den Verlust eines Geliebten und die daraus resultierende Einsamkeit. Veranschaulicht wird dies am Beispiel einer Spinnerin, die ihrem Geliebten in der Nacht hinterhertrauert. Im Folgenden soll das Gedicht „Der Spinnerin Nachtlied“ inhaltlich, formal und sprachlich analysiert werden. Insbesondere wird dabei auf die Epochenmerkmale eingegangen, die im Gedicht vertreten sind.
Der Spinnerin Nachtlied – Analyse: Inhalt
Lies dir das Gedicht noch einmal durch. Verschaffe dir einen Überblick darüber, was in den sechs Strophen geschieht. Wer oder was wird in den einzelnen Versen beschrieben? Eine kurze Ausführung zur ersten Strophe könnte so aussehen:
In der ersten Strophe blickt das lyrische Ich, eine Spinnerin, auf die vergangene Zeit mit ihrem Geliebten zurück. Während dieser Zeit, die schon einige Jahre zurückliegt (vgl. V. 1), ertönte stets ein „süßer Schall“ (V. 3) einer Nachtigall. Diese symbolisiert demnach die gemeinsame Liebe. Anhand der Wortwahl lässt sich feststellen, dass das lyrische Ich positive Erinnerungen an die gemeinsame Zeit zu haben scheint.
Schau dir die restlichen Strophen des Gedichts an. In der zweiten Strophe beschreibt das lyrische Ich die momentane Situation. Es trauert dem Geliebten hinterher und konnte den Verlust bislang nicht verarbeiten. Achte ebenfalls auf den Mond, der ein typisches Symbol der Romantik ist. In Strophe 3 und 4 erkennst du die Einsamkeit des lyrischen Ichs. Es möchte sich durch das Spinnen ablenken und seinen Kummer vergessen. Die letzten beiden Strophen thematisieren die Sehnsucht nach der Vergangenheit verbunden mit der Bitte an Gott, das Paar wieder zu vereinen.
Folgende Fragen können dir dabei helfen, den Inhalt des Gedichts zusammenzufassen:
- Gehe auf den Zusammenhang zwischen der eintönigen Kreisbewegung des Spinnrades und den immer wiederkehrenden Gedanken des lyrischen Ichs ein. Warum wählt der Autor das Motiv des Spinnrads?
→ Lösung: Selbst nach vielen Jahren des Verlustes verspürt die Spinnerin weiterhin Schmerz. Sie wird stets von denselben Gedanken verfolgt. Ihre Gedanken drehen sich also im Kreis. Parallel dazu stellt das Spinnrad ein Rad der (Lebens-)Zeit dar, welches Kreisbewegungen ausführt und die Eintönigkeit des Lebens darstellt. Der Autor wählt das Motiv des Spinnrads, um das Leben der Spinnerin nach ihrem Verlust zu beschreiben. - Warum spinnt das lyrische Ich in der Nacht?
→ Lösung: Die Nacht bzw. die Finsternis ist ein typisches Element der romantischen Epoche. Mit der Nacht spielt man auf den Tod, die Vergänglichkeit oder die Einsamkeit an. Dadurch, dass die Spinnerin in der Nacht spinnt, wird ihr Verlustschmerz verstärkt. - Wofür könnte der Faden stehen, der sich durch das Spinnrad zieht?
→ Lösung:Der Faden zieht sich ohne Pause durch das Spinnrad. Er symbolisiert die trostlose Situation und den Schmerz der Spinnerin, die ebenfalls kein Ende finden.
Der Spinnerin Nachtlied – Analyse: Form
Nun schaust du dir an, wie das Gedicht aufgebaut ist. Du betrachtest also das Reimschema , das Metrum bzw. das Versmaß und die Kadenzen .
Stelle sicher, dass du die Aspekte der Formebene nicht bloß benennst, sondern sie auch interpretierst. Weiterhin beschreibst du, welche Wirkung die Form auf den Leser hat. Beachte dabei, auch auf die Epoche einzugehen. So könnte ein ausformulierter Teil zur Form lauten:
Das Gedicht besteht aus sechs Strophen mit jeweils vier Versen. Jede Strophe besteht aus einem umarmenden Reim abba bzw. cddc. Der erste und vierte Vers jeder Strophe weist sieben Silben und eine weibliche Kadenz auf. Der zweite und dritte Vers jeder Strophe dagegen sechs Silben und eine männliche Kadenz. Das Metrum ist ein dreihebiger Jambus. Weiterhin wird der Inhalt des letzten Verses einer jeden Strophe zu Beginn der übernächsten Strophe erneut aufgegriffen. In der Romantik orientierte man sich an einem volksliedhaften Aufbau. Begründet wird dies damit, dass Volkslieder einen besonderen Bezug zur Natur herstellen, den man in der Romantik anstrebte. Dieser Aufbau ist auch in diesem Gedicht gegeben. Jedoch wird statt des typischen Kreuzreimes hier ein umarmender Reim verwendet. Durch die Verwendung eines umarmenden Reims kann jede Strophe als eine abgeschlossene Sinneinheit betrachtet werden.
- Ein umarmender Reim hat immer das Schema abba. Du findest den umarmenden Reim im gesamten Gedicht (z. B. in Strophe 1: Jahren – Nachtigall – Schall – waren).
- Der Kreuzreim dagegen folgt dem Schema abab.
- Der Jambus ist ein Versfuß aus einer unbetonten Silbe (Senkung) und einer betonten Silbe (Hebung). Ein Jambus mit drei Hebungen, also ein dreihebiger Jambus, wird das gesamte Gedicht hinweg verwendet. Ein Beispiel findest du im ersten Vers: Es sang vor lan-gen Jah-ren (V. 1).
- Um die Kadenz zu bestimmen, schaust du dir die letzte Silbe eines Verses an. Ist die letzte Silbe betont (z. B. „Schall“ in V. 3), handelt es sich um eine männliche Kadenz. Eine weibliche Kadenz liegt dagegen vor, wenn die letzte Silbe des Verses unbetont ist.
Folgende Fragen helfen dir dabei, die Form des Gedichts konkreter zu beschreiben:
- Als Metrum wurde stets ein dreihebiger Jambus gewählt. Ist ein solch gleichmäßiger Rhythmus typisch für die Epoche der Romantik und wenn ja, warum?
→ Lösung: Romantische Autoren orientierten sich bei Gedichten am Aufbau einer Volksliedstrophe. Diese besteht aus vier Versen mit je drei oder vier Hebungen. Auch der Wechsel von männlicher und weiblicher Kadenz ist charakteristisch. Zwar wird in der Romantik typischerweise ein Trochäus verwendet, doch der gleichmäßige Rhythmus ist im Gedicht gegeben und entspricht den Mustern der romantischen Epoche. - Kannst du einen Zusammenhang zwischen dem Metrum und der Situation des lyrischen Ichs erkennen?
→ Lösung: Die Situation der Spinnerin ist eintönig, da ihr Alltag stets nach dem gleichen Muster abläuft. Das Metrum wirkt durch seine Gleichmäßigkeit ebenfalls eintönig. Der Autor wählt bewusst ein gleichmäßiges Metrum, um die Situation des lyrischen Ichs zu unterstreichen.
Der Spinnerin Nachtlied – Analyse: Sprache
Am Ende deines Hauptteils schaust du dir die sprachliche Gestaltung des Gedichts an. Lies dir das Gedicht noch einmal durch und suche nach Auffälligkeiten. Schau dir zum Beispiel die verwendete Zeitform an oder untersuche, ob bestimmte Wortfelder verwendet werden. Weiterhin gehst du auf die Stilmittel ein und beschreibst deren Wirkung auf den Leser. Du könntest zum Beispiel auf die Symbole , also bestimmte Zeichen für etwas, im Gedicht eingehen:
In „Der Spinnerin Nachtlied“ werden zahlreiche Symbole eingesetzt. So taucht beispielsweise die Nachtigall (V. 2) auf, welche die Liebe symbolisiert. Sie erinnert an die gemeinsame Zeit mit dem Geliebten, da der Vogel damals ständig ertönte. Auch heute singt die Nachtigall noch, obwohl der Geliebte nicht mehr da ist. Die Liebe besteht also weiterhin. Auch der nächtlich leuchtende Mond (V. 8) dient als Symbol. Er verkörpert die Sehnsucht, die das lyrische Ich verspürt. Die Symbole, die das Innenleben des lyrischen Ichs veranschaulichen, sind demnach typisch für die Epoche der Romantik.
Du kannst weiterhin folgende sprachliche Mittel untersuchen:
- Im Gedicht sind einige Enjambements
(Zeilensprünge) zu finden. Wie könntest du diese deuten in Bezug auf den Gefühlszustand der Spinnerin?
→ Lösung: Durch die Enjambements (V. 1-2, 5-6, 9-10, 11-12) wirkt das Gedicht fließend, rhythmisch und zugleich endlos. Dieses Stilmittel spielt auf die scheinbar ausweglose Situation der Spinnerin an. Auch ihre Tätigkeit, nämlich das Spinnen, vollzieht sich gleichmäßig. - Welche Wirkung hat der ständige Wechsel der Zeitform (Präsens und Präteritum)?
→ Lösung: Durch den ständigen Wechsel der Zeitform wird ein Kontrast zwischen der schönen Vergangenheit und der trostlosen Gegenwart hergestellt. Die Zeit der Zweisamkeit ist endgültig vorbei, wodurch die Trauer und Einsamkeit der Spinnern verstärkt wird. - Wie ist die Stimmung des Gedichts? Achte besonders auf Adjektive („allein“, „klar und rein“) oder Verben („weinen“, „vereinen“).
→ Lösung: Die Stimmung ändert sich ständig. Schwelgt die Spinnerin in Erinnerungen, ist sie positiv gestimmt (z. B. „süßer Schall“ (V. 3), „klar und rein“ (V. 7, 15, 23), „vereinen“ (V. 16, 21)). Denkt sie über ihre momentane Situation nach, ist die Stimmung betrübt. Dies ist vor allem an der negativen Wortwahl („weinen“ (V. 5, 24), „allein“ (V. 6, 14, 22)) zu erkennen.
Der Spinnerin Nachtlied – Analyse: Schluss
Im Schlussteil fasst du deine Erkenntnisse noch einmal zusammen. Stelle Vermutungen an, welche Bedeutung das Gedicht haben könnte. Achte darauf, alle Fragen aus der Aufgabenstellung zu berücksichtigen. Der Schlussteil für deine „Der Spinnerin Nachtlied“-Analyse könnte so aussehen:
Das Gedicht „Der Spinnerin Nachtlied“ von Clemens Brentano ist ein typisch romantisches Gedicht. Es besitzt nicht nur die epochentypische, volksliedähnliche Form, sondern greift auch in den Stilmitteln romantische Merkmale auf. So wird durch den Einsatz von Symbolen eine bildhafte Sprache verwendet, die mit Motiven wie der Finsternis oder Sehnsucht verknüpft wird. Das Gedicht thematisiert die Trauer und Leere, die nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen entstehen kann. Die im Gedicht dargestellte Flucht von der Realität hinein in eine Traumwelt, hier dargestellt durch das Schwelgen in Erinnerungen, ist charakteristisch für die Epoche der Romantik. Auch die Naturverbundenheit ist typisch für die Romantik. Sie wird durch die Nachtigall und den Mond verkörpert.
Brentano zeigt mit seinem Gedicht, dass ein prägendes oder traumatisches Ereignis vor vielen Jahren stattgefunden haben kann, dieses uns aber immer noch verfolgt. Es kann dazu führen, dass wir uns zurückziehen und in Erinnerungen schwelgen, doch der Schmerz bleibt bestehen.
Romantik
Jetzt weißt du, wie du Clemens Brentanos „Der Spinnerin Nachtlied“ analysieren und interpretieren kannst. Damit du eine gute Analyse schreiben kannst, solltest du dich gut mit der Epoche auskennen. Schau dir also gleich unser Video zur Romantik an.