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Das Epigramm ist ein Spottgedicht, das es schon seit der Antike gibt. In diesem Beitrag erfährst du alles rund um dieses kurze Sinngedicht! Hier kommst du direkt zum Video!

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Inhaltsübersicht

Was ist ein Epigramm?

Das Epigramm kennst du heute als ein kurzes Gedicht, in dem der Dichter seine Gedanken und Gefühle zu einem bestimmten Thema darstellt. Das tut er meistens auf eine spöttische Art und Weise. Das bedeutet, er macht sich in dem Epigramm über jemanden oder etwas lustig. Gleichzeitig lädt er den Leser dazu ein, selbst über das Thema nachzudenken und sich so eine eigene Meinung dazu zu bilden.

Das Epigramm war aber nicht immer eine eigene Gedichtform : Es kommt ursprünglich aus der Antike und bezeichnete damals eine kurze Inschrift. Darunter verstehst du einen kleinen Beschreibungstext, den du heute noch auf Grabmälern, alten Gebäuden und antiken Kunstwerken finden kannst.

Epigramm  Definition

Epigramme sind kurze Sinngedichte, die Personen, Handlungen oder Gegebenheiten kritisieren. Der Dichter stellt in ihnen seine eigenen Gedanken und Gefühle meist spöttisch dar.

Aufbau des Epigramms

Es gibt keine strengen formalen Merkmale, um ein Epigramm zu bestimmen, so wie du es zum Beispiel von Sonetten gewohnt bist. Die wichtigste formale Eigenschaft von epigrammatischen Gedichten ist, dass sie kurz sind. Deshalb findest du Epigramme am häufigsten als Zweizeiler, auch Distichon genannt. Sie kommen auch als Vierzeiler vor, was du Tetrastichon nennst.

Tipp: Distichon und Tetrastichon verraten dir schon in ihrem Namen, aus wie vielen Zeilen sie bestehen. „Di“ ist altgriechisch für „zwei“ und „tetra“ ist altgriechisch für „vier“!

Metrum und Inhalt

Wenn ein Epigramm als Distichon bezeichnet wird, dann hat es ein ganz bestimmtes Metrum . Damit bezeichnest du ganz einfach das Versmaß eines Gedichts. Es verrät dir auch etwas über den inhaltlichen Aufbau von Epigrammen:

1. Sachliche Beschreibung des Themas im daktylischen Hexameter

Hier stellt der Dichter vor, um welche Person, Handlung oder Gegebenheit es in seinem Epigramm gehen soll. Dafür verwendet er ein daktylisches Hexameter. Das heißt, der Vers besteht aus sechs Versfüßen, die alle dem Versmaß Daktylus entsprechen. Ein Daktylus setzt sich aus einer betonten Silbe (–) und zwei unbetonten Silben (∪) zusammen. Eine Eigenart des Hexameters ist es, dass der letzte Daktylus immer um eine oder zwei Silben verkürzt ist. Also ist der letzte Daktylus unvollständig.

Daktylisches Hexameter:  ∪ ∪  ∪ ∪  ∪ ∪   ∪ ∪  ∪ ∪  /

2. Subjektive Stellungnahme im daktylischen Pentameter

Im zweiten Teil des Epigramms äußerst sich der Dichter dann zu seiner persönlichen Einstellung zum Thema. Diese findet sich im daktylischen Pentameter. Der Vers besteht also ebenfalls aus sechs daktylischen Versfüßen. Das besondere an einem Pentameter ist es, dass in dem dritten und in dem sechsten Daktylus die zwei unbetonten Silben (∪) entfallen.

Daktylisches Pentameter: ∪ ∪  ∪ ∪    ∪ ∪  ∪ ∪ 

Merke: Dichter halten sich nicht immer an diese strengen Regeln, die du hier lernst. Deshalb solltest du dich nicht darauf verlassen, dass jedes Epigramm dasselbe Versmaß hat. Auch der inhaltliche Aufbau kann ab und zu anders aussehen.

Antithese und Pointe

Dieser Aufbau erinnert dich vielleicht an den einer Antithese . Das ist ein Stilmittel, das gegensätzliche Begriffe gegenüberstellt (Freund und Feind). So eine Gegensätzlichkeit findest du auch im Epigramm:

Innerhalb des ersten Teils des Epigramms wird eine Erwartung zum Thema des Gedichts aufgebaut. Der zweite Teil widerspricht dieser Erwartung. Hier findest du auch die Pointe des Epigramms. Die Bezeichnung „Pointe“ hast du bestimmt schon einmal im Zusammenhang mit Witzen gehört. Das ist die Stelle, an der das Geschriebene eine unerwartete Wendung nimmt – und genau die ist es auch, die einen Witz lustig oder ein Epigramm frech macht!

Deshalb werden Epigramme übrigens auch Sinngedichte genannt. Die Überraschung der Pointe kommt daher, dass der Sinn des Gedichtes ein anderer ist als erwartet.

Merkmale des Epigramms

Du hast jetzt schon viele Eigenschaften des Epigramms kennengelernt. Hier haben wir alles Wichtige noch einmal auf einen Blick zusammengefasst:

Inhalt

  • Auseinandersetzung mit bestimmten Personen, Handlungen oder Sachverhalten 
  • Kritik in Form von  individuellen Gedanken und Gefühlen
  • spöttischer Ton
  • Anregung zum Nachdenken

Form

  • kurz, meistens als Zweizeiler (Distichon) oder Vierzeiler (Tetrastichon)
  • oft ein daktylisches Hexameter und daktylisches Pentameter
  • überraschende Pointe

Wichtig: Epigramme erkennst du vor allem an ihrem Inhalt und nicht an ihrer Form! 

Geschichte des Epigramms

Epigramme gibt es bereits seit der Antike. Allerdings sahen sie am Anfang ihrer Entstehungsgeschichte noch etwas anders aus. Im antiken Griechenland waren Epigramm kurze Inschriften auf allerlei Dingen, wie etwa Gebäuden oder Gräbern. Ihr Zweck war es, diese Dinge auf eine lyrische Art und Weise zu beschreiben.

Griechisches Epigramm – Beispiel:  Inschrift auf einer Gedenktafel der Schlacht bei den Thermopylen, in der während der Perserkriege viele Soldaten ums Leben gekommen sind:

Fremder, melde den Lakedämoniern, dass wir hier
liegen, den Worten jener gehorchend.

Tipp: Um dir die ursprüngliche Herkunft des Epigramms besser merken zu können, hilft es, das Wort zu übersetzen. Der Begriff „Epigramm“ bedeutet nämlich in Altgriechisch „Aufschrift“.

Zu Zeiten des Römischen Reichs wurden Epigramme dann bereits genutzt, um die eigene, meist kritische Meinung des Dichters zu einem bestimmten Thema darzustellen. Besonders der Dichter Martial ist für seine gesellschaftskritischen Epigramme bekannt. Er war der Erste, der Epigramme zum Verspotten genutzt hat.

Martial Epigramm – Beispiel:

Dass ich Epigramme zu lange schreibe klagst du, Velox
Selber schreibst du nichts: kürzer machst dus in der Tat!

In Deutschland findet sich die frühe Form von Epigrammen schon im Mittelalter. Allerdings waren sie nicht spöttisch, sondern eher kleine Merksprüche über Sitten und Lebensweisheiten, die auch „Primalen“ genannt wurden.

Primale – Beispiel:

Wer immer angelt,
der nimmer mangelt.

Schließlich wurde während der Weimarer Klassik auch im Deutschen der spöttische Charakter des Epigramms wieder aufgegriffen. Besonders die Dichter Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller kritisierten in ihrer berühmten Epigramm-Sammlung „Xenien” (1797) Autoren und Philosophen ihrer Zeit.

Xenien – Beispiel: „Das Goldene Zeitalter”

Ob die Menschen im ganzen sich bessern? Ich glaub es, denn einzeln
Sucht man, wie man auch will, sieht man doch gar nichts davon.

Heute spotten Epigramme nicht immer, sondern sind eher scharfsinnige Bemerkungen zu einem bestimmten Thema. Ein bekannter moderner Vertreter ist zum Beispiel Erich Kästner .

Kästner Epigramm – Beispiel:

Es gibt nichts Gutes,
Außer man tut es.

Funktion des Epigramms

Wie du siehst, hat sich das Epigramm während seiner langen Geschichte sehr verändert. Das kannst du auch daran erkennen, welche Funktion das Epigramm erfüllt, also was es bewirken soll. Die drei allgemeinen Hauptfunktionen sind:

  • Information/Wertschätzung

Epigramme im antiken Griechenland dienten der Information über den Gegenstand, für den sie als Inschrift benutzt wurden. Diese Inschriften waren zudem noch in lyrischer Sprache verfasst, um den Gegenstand als etwas Besonderes wertzuschätzen.

  • Kritische Meinungsäußerung

Sobald das Epigramm nicht bloß als Inschrift genutzt wurde, waren sie ein raffiniertes Mittel der kritischen Meinungsäußerung. Zu Zeiten von Schiller und Goethe war die Meinungsfreiheit stark eingeschränkt. Deshalb haben Dichter ihre Meinung in Gedichten versteckt. So wurde diese nicht direkt ausgesprochen und die Dichter haben sich nicht strafbar gemacht.

  • Widmungen 

Heute findest du Epigramme vor allem als Widmungen in Büchern. So kannst du, wenn du jemandem ein Buch schenken willst, es noch etwas persönlicher machen.

Epigramm – Beispiel

Im Prinzip funktioniert die Analyse eines Epigramms wie jede andere Gedichtanalyse auch. Aber es gibt auch ein paar Aspekte, die insbesondere für Epigramme wichtig sind. Dazu zählen:

  • Autor und Epoche: Wer hat das Epigramm wann verfasst? Weist es die zu dieser Zeit typischen Merkmale auf?
  • Aufbau: Ist das Epigramm ein Distichon? Wird im ersten Teil eine Erwartung aufgebaut, die im zweiten Teil widerlegt wird?
  • Intention: Welches Thema kritisiert der Autor? Was ist die Pointe?

Das wirst du anhand der folgenden Beispiele noch besser verstehen.

„Wissenschaftliches Genie” (1797) von Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe

Wird der Poet nur geboren? Der Philosoph wirds nicht minder,
Alle Wahrheit zuletzt wird nur gebildet, geschaut.

Autor und Epoche: Das Epigramm wurde in der Weimarer Klassik als Teil von Goethes und Schillers „Xenien“ verfasst. Es ist ein kurzes, spottendes Gedicht über die Philosophie ihrer Zeit.

Aufbau: Das Epigramm besteht aus zwei Zeilen, es ist allerdings kein Distichon. Denn das Metrum besteht nicht aus einem daktylischen Hexameter und einem daktylischen Pentameter. Im ersten Teil wird angedeutet, dass es um den Vergleich von Poeten und Philosophen gehen soll. Vom Titel könnte man erwarten, dass dieser Vergleich darauf abzielt, dass Poeten auch Wissenschaftler sind, genauso wie Philosophen. Tatsächlich stellt sich aber durch die zweite Zeile heraus, dass es genau anderes herum gemeint ist: Auch Philosophen sind keine Wissenschaftler, da sie die Wahrheit nur erfinden.

Intention: Die Autoren kritisieren Philosophen ihrer Zeit, die so tun, als wäre alles, was in der Philosophie gesagt wird, die Wahrheit. Die Pointe zielt darauf ab, dass Philosophie und Lyrik sich ähnlicher sind als Philosophie und Wissenschaft.

Natürlich solltest du auch auf die allgemeinen Eigenschaften eines Gedichts eingehen. Dazu zählst du zum Beispiel dessen Metrum Reimschema oder Kadenz . Unser Beitrag zur Gedichtanalyse hilft dir dazu sicher weiter!

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Epigramm und Elegie

Das Epigramm ist nicht die einzige Gedichtform , die oft aus einem Distichon besteht. Auch die Elegie kann diese formalen Eigenschaften aufweisen. Beide Gedichtformen gibt es seit der Antike.

Inhaltlich unterscheiden sich die beiden Gedichtarten aber stark. Das Epigramm ist ein Spottgedicht, das Dinge kritisch hinterfragt. Die Elegie dagegen behandelt ernste, oft auch traurige Themen, wie zum Beispiel Trauer oder Tod.

Wenn du den Unterschied zwischen dem Epigramm und der Elegie wirklich verstehen willst, dann schau dir als Nächstes dieses Video an!

Zum Video: Elegie
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