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Augen in der Großstadt

Du bist auf der Suche nach einer Gedichtanalyse zu Kurt Tucholsky — „Augen in der Großstadt“? In unserem Beitrag und Video erfährst du, wie dir deine Analyse gelingt.

Quiz zum Thema Augen in der Großstadt
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Inhaltsübersicht

Augen in der Großstadt – Übersicht

Das Gedicht „Augen in der Großstadt“ stammt aus dem Jahr 1932 und wurde von Kurt Tucholsky verfasst. Obwohl „Augen in der Großstadt“ zeitlich nicht mehr in die Epoche des Expressionismus fällt, kannst du zahlreiche expressionistische Merkmale darin finden. Das Gedicht handelt von der Anonymität in der Großstadt und davon, wie schwer es ist, einen einzelnen Menschen in der Stadt wirklich kennenzulernen. 

In deiner Analyse zu „Augen in der Großstadt“ gehst du auf inhaltliche, formale und sprachliche Besonderheiten des Gedichts ein. Wenn du dir noch unsicher bist, wie genau du eine Gedichtanalyse schreibst, dann haben wir hier das passende Video für dich.

Augen in der Großstadt – Analyse

Lies dir zunächst einmal das Gedicht durch:

Kurt Tucholsky
Augen in der Großstadt

Wenn du zur Arbeit gehst
am frühen Morgen,
wenn du am Bahnhof stehst
mit deinen Sorgen:
da zeigt die Stadt
dir asphaltglatt
im Menschentrichter
Millionen Gesichter:
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider –
Was war das? vielleicht dein Lebensglück…
vorbei, verweht, nie wieder.

Du gehst dein Leben lang
auf tausend Straßen;
du siehst auf deinem Gang,
die dich vergaßen.
Ein Auge winkt,
die Seele klingt;
du hasts gefunden,
nur für Sekunden…
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider;
Was war das? kein Mensch dreht die Zeit zurück…
Vorbei, verweht, nie wieder.

Du musst auf deinem Gang
durch Städte wandern;
siehst einen Pulsschlag lang
den fremden Andern.
Es kann ein Feind sein,
es kann ein Freund sein,
es kann im Kampfe dein
Genosse sein.
Es sieht hinüber
und zieht vorüber…
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider.
Was war das?
Von der großen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder.

Eine Aufgabenstellung für Kurt Tucholsky „Augen in der Großstadt“ könnte so lauten:

Analysiere und interpretiere das Gedicht „Augen in der Großstadt“ von Kurt Tucholsky und gehe dabei auf Inhalt, Form und Sprache ein. Berücksichtige insbesondere, dass es sich bei „Augen in der Großstadt“ um ein Gedicht des Expressionismus handelt und gehe in deiner Analyse auf typisch expressionistische Merkmale ein.

Augen in der Großstadt – Gliederung

Für deine Analyse könntest du folgende Gliederung nutzen:

  1. Einleitung: Wichtigste Informationen zu Tucholskys Gedicht „Augen in der Großstadt“
  2. Hauptteil
    2.1 Inhalt: Kernaussage und Aufbau in drei Strophen
    2.2 Form: Unregelmäßige Form als Merkmal des Expressionismus
    2.3 Sprache: Anonymität der Stadtbewohner
  3. Schluss: Einsamkeit in der Stadt als zeitloses Thema

Bevor du die Gedichtanalyse schreiben kannst, brauchst du außerdem eine Deutungshypothese . Darunter verstehst du eine Behauptung über das Gedicht, die du im Laufe deiner Interpretation begründest.

In unserer Aufgabenstellung kannst du die Deutungshypothese bereits erkennen: Du sollst zeigen, warum es sich bei „Augen in der Großstadt“ um ein typisch expressionistisches Gedicht handelt. Deine Aufgabe ist es also, dich in der Analyse immer wieder auf den Expressionismus zu beziehen und deinen Text mit konkreten Beispiele für die Einordnung in die Epoche zu versehen.

Wie du beim Analysieren von Gedichten aus dem Expressionismus vorgehst, erklären wir dir ganz genau in unserem extra Beitrag  dazu!

Augen in der Großstadt – Einleitung

In deiner Einleitung nennst du die wichtigsten Fakten zum Gedicht. Außerdem gibst du den Inhalt in ein bis zwei Sätzen wieder und erklärst, worauf du deinen Fokus in der Interpretation legst. Eine kurze Einleitung für „Augen in der Großstadt“ könnte folgendermaßen aussehen:

„Augen in der Großstadt“ ist ein Gedicht von Kurt Tucholsky aus dem Jahr 1932. Thematisch ist es ein typischer Vertreter der expressionistischen Großstadtlyrik, auch wenn es einige Jahre nach dem Ende dieser Epoche veröffentlicht wurde. Das Gedicht erzählt, wie ein Großstadtbewohner tagtäglich an tausenden Menschen vorbeigeht, aber keinen von ihnen kennenlernt. Die Begegnungen sind nur oberflächlich und reichen über einen kurzen Blick nicht hinaus — und schon verschwindet der Mensch als Individuum wieder in der großen einheitlichen Menschenmasse der Stadt. Im Folgenden soll „Augen in der Großstadt“ analysiert und interpretiert werden. Insbesondere wird dabei auf die Epochenmerkmale eingegangen, die im Gedicht vertreten sind.

Augen in der Großstadt – Hauptteil

Wie du schon in der Gliederung gesehen hast, nimmst du im Hauptteil den Inhalt, die Form und die Sprache des Gedichts genauer unter die Lupe. 

Tucholsky – Augen in der Großstadt: Inhalt

Schau dir zuerst den Inhalt an und zerlege das Gedicht in seine einzelnen Strophen. Was passiert in den Strophen jeweils? Eine kurze Zusammenfassung der 1. Strophe könnte so aussehen:

Das Gedicht ist in der „Du“-Form verfasst. Ein unbekannter Erzähler spricht den Leser direkt mit „Du“ an, sodass der Leser selbst in die Rolle des lyrischen Ichs schlüpft. Zu Beginn wird beschrieben, wie das Du jeden Tag sehr viele Menschen sieht, beispielsweise wenn es auf dem Weg zur Arbeit am Bahnhof steht. Es schnappt von den vielen Fremden immer nur einen kurzen Blick auf, der sich in Sekundenschnelle schon wieder abwendet. Der Moment ist so kurz, dass das Du den Blick gar nicht richtig wahrnimmt oder Zeit hat, sich die Person genauer anzusehen. Vielleicht hätte sie die große Liebe des Dus werden können — doch das wird es nie erfahren, denn die fremden Augen und der Blick des Gegenübers verschwinden schon gleich darauf im Trubel und den Menschenmassen der Großstadt.

Untersuche auch die anderen beiden Strophen von „Augen in der Großstadt“. In der 2. Strophe spricht der Erzähler davon, dass das Du nicht nur auf der Fahrt zur Arbeit so vielen Menschen für einen winzigen Augenblick begegnet, sondern in allen möglichen Situationen das ganze Leben lang. Die letzte Strophe wirft erneut die Frage auf, was aus einer fremden Person werden könnte: vielleicht ein Freund oder ein Feind? Doch das Du erhält keine Antwort darauf und die Begegnung geht sofort wieder in der Menschenmenge der Stadt unter. Achte bei deiner Inhaltszusammenfassung auch immer darauf, ob sich beispielsweise der Schauplatz oder die Stimmung im Gedicht ändern.

Um den Inhalt von Strophe 2 und 3 noch genauer zusammenzufassen und dich auf expressionistische Merkmale im Text zu beziehen, können dir folgende Fragen helfen:

  • Drückt das Du im Gedicht seine Gefühle aus? Oder irrt es eher verloren und hilflos in der Großstadt umher und nimmt alles hin, ohne seine Gefühle dazu zu äußern?
  • Übernimmt das Du einen aktiven Part im Gedicht? Überlege dir, ob es selbst über sein Leben bestimmt, oder ob es eher von der Stadt und seinen festen Tagesabläufen wie z. B. der Arbeit bestimmt wird. 
  • Findest du expressionistische Merkmale im Gedicht? Der Titel gibt dir bereits einen Hinweis.
    → Lösung: Stadt/Großstadt; der Mensch als Teil einer anonymen Masse in der Stadt; es gelingt nicht, mit einzelnen Menschen Kontakte zu knüpfen; Identitätsverlust/Ich-Verlust → Mensch nicht als Individuum, sondern als Teil der Stadt

Tucholsky – Augen in der Großstadt: Form

In diesem Teil deiner Gedichtanalyse gehst du auf das Reimschema, das Metrum bzw. Versmaß und die Kadenzen genauer ein. Wenn du nicht mehr weißt, was du darunter verstehst, dann schau einfach hier vorbei: Reimschema Versmaß Metrum Kadenz .

Wichtig ist, dass du die formalen Merkmale von „Augen in der Großstadt“ nicht nur nennst, sondern auch gleich ihre Wirkung beschreibst und sie interpretierst. In unserem Fall gehst du auch hier wieder auf den Expressionismus ein. Ein kleiner ausformulierter Teil zur Form könnte so aussehen:

„Augen in der Großstadt“ besteht insgesamt aus drei Strophen mit jeweils zwölf Versen in Strophe 1 und 2 und 15 Versen in Strophe 3. Das Reimschema ist sehr abwechslungsreich, wobei die ersten Verse jeder Strophe einen Kreuzreim , die mittleren einen Paarreim und die letzten wieder einen Kreuzreim aufweisen. Das Metrum ist unregelmäßig und besteht hauptsächlich aus Jamben , an einigen Stellen finden sich aber auch andere Versfüße. Auch die Kadenzen folgen keiner klaren Struktur und männliche und weibliche Kadenzen sind gemischt. Die scheinbar willkürlich gewählte äußere Form ist typisch für den Expressionismus, da die Autoren dieser Epoche sich nicht an strikte Vorgaben für die Form hielten. Auch spiegelt die Unregelmäßigkeit den Inhalt des Gedichts und die Passivität des Dus sehr gut wider. Das Du fühlt sich verloren in der Stadt und auch die kurzen Blicke und der winzige Anflug von menschlicher Nähe geben ihm keinen Halt.

Gut zu wissen – Tipps & Tricks:
  • Der Kreuzreim hat immer das Reimschema abab. Das kannst du beispielsweise in der 1. Strophe sehen: gehst-Morgen, stehst-Sorgen.
  • Den Paarreim erkennst du an dem Reimschema aabb. Das siehst du zum Beispiel in Strophe 2: winkt-klingt, gefunden-Sekunden.
  • Um die Kadenz zu bestimmen, schaust du dir die letzte Silbe eines Verses an. Vers 1 endet mit „gehst“ auf eine betonte Silbe, die Kadenz ist also männlich. „Morgen“ (V. 2) endet auf eine unbetonte Silbe, es handelt sich also um eine weibliche Kadenz.

Um in deiner Analyse noch weiter auf die Form des Gedichts einzugehen, können dir folgende Fragen helfen:

  • Da das Gedicht keine einheitliche Form hat, versuche dich auf einzelne Verse und ihre formalen Besonderheiten zu konzentrieren. Schau dir beispielsweise die Verse 17-20 an. Hier findest du einen Kreuzreim und durchgehend einen Jambus. Außerdem sind die Verse sehr kurz. Wie wirkt dieser Teil durch die regelmäßige, fließende Form? Zeigen die knappen Verse, wie kurz die Augenblicke sind, in denen das Du einen fremden Blick erhascht?
  • Im letzten Vers jeder Strophe findest du eine weibliche Kadenz. Sie gibt den Strophen ein weiches, klingendes Ende. Verschwinden auch die fremden Menschen einfach wieder im Gewirr der Stadt so wie die Strophen verklingen?
  • Schau dir auch die Satzzeichen im Gedicht an. Der Vers „die Braue, Pupillen, Lider“ wiederholt sich in jeder Strophe, jedoch mit unterschiedlichen Satzzeichen am Ende. Zeigt der Gedankenstrich in der ersten Strophe, dass das Du kurz verwirrt ist von dem fremden Blick und innehält? Wie sieht es in der letzten Strophe aus? Zeigt der Punkt am Ende des Verses, dass das Du den Blick einfach so hinnimmt, ohne viel darüber nachzudenken oder ihn zu hinterfragen?

Tucholsky – Augen in der Großstadt: Sprache

Als Letztes wirfst du im Hauptteil noch einen Blick auf die sprachliche Gestaltung des Gedichts. Dabei kannst du beispielsweise beschreiben, in welcher Zeitform das Gedicht steht, aus welchem Wortfeld die Nomen im Gedicht stammen oder du suchst nach besonders aussagekräftigen Adjektiven . Ein Wortfeld ist eine Gruppe von Wörtern, die zur gleichen Wortart gehören und eine ähnliche Bedeutung haben. Außerdem gehst du auf Stilmittel und ihre Wirkung im Gedicht ein. Eine kurze Ausformulierung für „Augen in der Großstadt“ zur Metapher , also zum bildhaften Vergleich, könnte so aussehen:

In Vers 7 verwendet Tucholsky die Metapher „Menschentrichter“. Einen Trichter benutzt man normalerweise, um möglichst genau eine Flüssigkeit abzufüllen, von der nichts verloren gehen darf — doch im Gedicht ist es keine Flüssigkeit, die durch den Trichter hindurchfließt, sondern Menschen. Die vielen Menschen bilden eine Art Strom, der wie beispielsweise Wasser durch die Straßen der Stadt fließt. Während die Flüssigkeit durch einen Trichter in ein Gefäß gefüllt wird, sind es hier die Menschen, die die Stadt füllen. Der Mensch als Individuum wird nicht berücksichtigt, denn er ist im monotonen und anonymen Großstadtalltag nur ein Teil des Stroms, der durch die Straßen schwemmt. Wie auch bei der Flüssigkeit im Trichter darf kein einzelner Mensch verlorengehen — allerdings nicht aus Rücksicht auf den Einzelnen. Es ist die Masse an Menschen, die der Großstadt erst ihren städtischen Charakter gibt und sie funktionieren lässt.

In deiner Analyse solltest du auf mindestens drei weitere sprachliche Eigenheiten des Gedichts eingehen. Du kannst dich dabei an folgenden Fragen orientieren:

  • Findest du eine Personifikation , also eine Vermenschlichung, in Vers 5? Zeigt sie womöglich, dass die Stadt eine Art Eigenleben führt? Hat sie vielleicht mehr Kontrolle über die Menschen als die Menschen über sie?
    → Lösung: „da zeigt die Stadt“ (V. 5); die Stadt führt den Menschen ihre Situation vor Augen und zeigt jedem Stadtbewohner täglich sehr viele neue Gesichter, an denen die Menschen aber nur mit einem kurzen Blick vorübergehen
  • Sowohl die Menschenmasse in der Stadt als auch die Stadt selbst, mit ihren vielen Straßen und Häusern, scheinen endlos. Findest du zwei Hyperbeln , also Übertreibungen, die diese Endlosigkeit zeigen? 
    → Lösung: „Millionen Gesichter“ (V. 8): der Mensch fühlt sich klein und verloren in der großen Menschenmasse; „tausend Straßen“ (V. 14): Tucholsky vergleicht das Leben mit einer Stadt mit tausenden von Straßen, durch die man läuft
  • Schau dir die Wortfelder im Gedicht an. Erkennst du hier ein typisches Thema des Expressionismus
    → Lösung: Wortfeld Stadt/Großstadt, typisch für den Expressionismus: „Bahnhof“ (V. 3), „asphaltglatt“ (V. 6), „Straßen“ (V. 14), „Städte“ (V. 26)

Augen in der Großstadt – Schluss

Im Schlussteil fasst du die Erkenntnisse deiner Analyse noch einmal kurz zusammen. Außerdem überlegst du dir, was das Gedicht für eine Bedeutung hat. Ein Schlussgedanke für deine „Augen in der Großstadt“ Interpretation könnte so aussehen:

Tucholsky beschreibt in seinem Gedicht, wie der einzelne Stadtbewohner in einer anonymen Masse von Menschen in der Großstadt geradezu verschluckt wird. Sowohl durch die Großstadtthematik als auch durch die unregelmäßige Form lässt sich das Gedicht als typisch expressionistisch bezeichnen. Die sprachlichen und formalen Aspekte von „Augen in der Großstadt“ unterstreichen den Inhalt und verdeutlichen die Passivität, Verlorenheit und Einsamkeit des Dus in den Menschenmassen der Stadt. Tucholskys Gedicht ist aktueller denn je — denn obwohl es in der Stadt zahlreiche Unterhaltungsangebote und Freizeitmöglichkeiten gibt, sind viele Menschen einsam. Gerade der Gebrauch von Social Media kann dieses Gefühl verstärken. Denn dort ist man tagtäglich mit dem Leben von fremden Menschen konfrontiert, die ihre schönsten Erlebnisse teilen. Das kann den Eindruck erwecken, man selbst wäre einsamer und hätte beispielsweise weniger Freunde und soziale Kontakte als all die anderen.

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Expressionismus

Jetzt weißt du, wie du das „Augen in der Großstadt“ Gedicht analysieren und interpretieren kannst. Um eine perfekte Analyse zu verfassen, musst du dich gut mit dem Expressionismus auskennen. Schau dir am besten gleich unser Video zu dieser Literaturepoche an.

Zum Video: Expressionismus
Zum Video: Expressionismus

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