Das Göttliche – Goethe

Du willst wissen wie du „Das Göttliche“ von Johann Wolfgang von Goethe interpretieren kannst? In unserem Beitrag  und im Video zeigen wir dir, wie dir deine Analyse gelingt.

Inhaltsübersicht

Das Göttliche – Goethe: Überblick

„Das Göttliche“ ist eine Ode von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Jahr 1783. Du kannst das Gedicht der Epoche der Weimarer Klassik  zuordnen. Es handelt vom moralischen Verhalten des Menschen und dem Streben nach Vollkommenheit. Die geistigen Fähigkeiten des Menschen und die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln geben ihm eine Sonderstellung zwischen der Natur und dem Göttlichen.

In einer Gedichtanalyse zu „Das Göttliche“ gehst du auf Inhalt, Form und Sprache des Gedichts ein. Wenn du wiederholen möchtest, wie du bei der Gedichtanalyse genau vorgehst, dann sieh dir hier unser Video dazu an.  

Das Göttliche – Goethe: Analyse

Sieh dir zunächst das Gedicht an: 

Johann Wolfgang von Goethe

Das Göttliche

Edel sei der Mensch,
Hülfreich und gut!
Denn das allein
Unterscheidet ihn
Von allen Wesen,
Die wir kennen.

Heil den unbekannten
Höhern Wesen,
Die wir ahnen!
Ihnen gleiche der Mensch!
Sein Beispiel lehr’ uns
Jene glauben.

Denn unfühlend
Ist die Natur:
Es leuchtet die Sonne
Über Bös’ und Gute,
Und dem Verbrecher
Glänzen, wie dem Besten
Der Mond und die Sterne.

Wind und Ströme,
Donner und Hagel
Rauschen ihren Weg
Und ergreifen
Vorüber eilend
Einen um den andern.

Auch so das Glück
Tappt unter die Menge,
Faßt bald des Knaben
Lockige Unschuld,
Bald auch den kahlen
Schuldigen Scheitel.

Nach ewigen, ehrnen,
Großen Gesetzen
Müssen wir alle
Unseres Daseins
Kreise vollenden.

Nur allein der Mensch
Vermag das Unmögliche:
Er unterscheidet,
Wählet und richtet;
Er kann dem Augenblick
Dauer verleihen.

Er allein darf
Den Guten lohnen,
Den Bösen strafen,
Heilen und retten,
Alles Irrende, Schweifende
Nützlich verbinden.

Und wir verehren
Die Unsterblichen,
Als wären sie Menschen,
Täten im Großen,
Was der Beste im Kleinen
Tut oder möchte.

Der edle Mensch
Sei hülfreich und gut!
Unermüdet schaff’ er
Das Nützliche, Rechte,
Sei uns ein Vorbild
Jener geahneten Wesen!

Eine Aufgabenstellung für Goethe – „Das Göttliche“ könnte so aussehen: 

Analysiere und interpretiere das Gedicht „Das Göttliche“ von Johann Wolfgang von Goethe und gehe dabei auf Inhalt, Form und Sprache ein. Berücksichtige insbesondere, dass es sich bei „Das Göttliche“ um ein Gedicht aus der Weimarer Klassik handelt und gehe in deiner Analyse auf typische Merkmale der Epoche ein.

Das Göttliche – Goethe Analyse: Gliederung

Für deine Gedichtanalyse könntest du folgende Gliederung nutzen:

  1. Einleitung: Wichtigste Informationen zu Goethes Gedicht „Das Göttliche“ 
  2. Hauptteil
    2.1 Inhalt: Kernaussage und Aufbau in drei Sinnabschnitten
    2.2 Form: Lobender Charakter des Gedichts als Merkmal der Weimarer Klassik
    2.3 Sprache:  Personifikation der Natur als Gegensatz zum Menschen
  3. Schluss: Moral als zeitlose Fragestellung  

Außerdem brauchst du für eine Analyse immer eine Deutungshypothese . Das bedeutet, du stellst eine Behauptung über das Gedicht auf, die du im Laufe deiner Interpretation begründest.

In unserer Aufgabenstellung ist die Deutungshypothese bereits vorgegeben: Du sollst zeigen, warum es sich bei „Das Göttliche“ um ein typisch klassisches Gedicht handelt. Deine Aufgabe ist es also, dich in deiner Analyse immer wieder auf die Epoche zu beziehen und konkrete Beispiele für die Einordnung in die Weimarer Klassik anzuführen.

Das Göttliche – Goethe: Einleitung 

In deiner Einleitung nennst du die wichtigsten Informationen zum Gedicht. Dann gehst du kurz auf den Inhalt ein und gibst an, worauf du den Fokus in deiner Interpretation legst. Eine kurze Einleitung für „Das Göttliche“ könnte so aussehen: 

Die Ode „Das Göttliche“ von Johann Wolfgang von Goethe wurde 1783 verfasst und gehört zur Epoche der Weimarer Klassik. Goethe thematisiert darin das moralische Verhalten des Menschen, das ihn von anderen Lebewesen unterscheidet. Der Mensch steht in Goethes Hymne zwischen der Natur und dem Göttlichen. Er soll sich am Göttlichen orientieren und danach streben, sich weiterzuentwickeln. Im Folgenden soll „Das Göttliche“ analysiert werden. Insbesondere wird dabei auf die Epochenmerkmale eingegangen, die das Gedicht aufweist.

Das Göttliche – Goethe Analyse: Hauptteil 

In der Gliederung hast du bereits gesehen, dass du im Hauptteil auf Inhalt, Form und Sprache eingehst. 

Das Göttliche – Goethe: Inhalt

Schau dir die 10 Strophen genauer an. Worum geht es? Kannst du die Strophen in Sinnabschnitte unterteilen? Das Gedicht lässt sich in drei Teile aufteilen. Der erste Teil umfasst Strophen 1 und 2, der Mittelteil Strophe 3 bis 8 und die letzten beiden Strophen bilden den dritten Teil. Eine kurze Inhaltsangabe zum 1. Teil könnte so aussehen: 

Goethes Ode „Das Göttliche“ besteht aus zehn Strophen und lässt sich in drei Teile gliedern. Der erste Teil, Strophe 1 und 2, betont die Moral des Menschen. Seine Fähigkeit hilfreich und gut zu sein unterscheidet den Menschen von allen anderen Lebewesen. Zudem wird durch dieses Streben des Menschen sich weiterzuentwickeln der Glaube an das Göttliche gestärkt.

Schau dir auch die restlichen Strophen des Gedichts an. Im Mittelteil wird die Sonderstellung des Menschen zwischen der Natur und dem Göttlichen weiter erläutert. Diese zeichnet sich vor allem durch Moral des Menschen und seine geistigen Fähigkeiten aus. Zum Abschluss kehrt das Gedicht in den letzten beiden Strophen wieder zum Anfang zurück. Die Aufforderung an den Menschen, hilfreich und gut zu sein, wird in leicht veränderter Form wiederholt. So betont das Gedicht die Fähigkeit des Menschen, nach dem göttlichen Ideal zu streben und sich moralisch weiterzuentwickeln. 

Hier kannst du dir folgende Fragen stellen, um den Inhalt zusammenzufassen und dich auf die Weimarer Klassik zu beziehen. 

  • Das Menschenbild der Weimarer Klassik ist die schöne Seele des Menschen. Damit ist ein ausgeglichener Charakter gemeint. Alle Sinne und moralisches Handeln sollen im Gleichgewicht stehen. Findest du dafür Beispiele im Gedicht?
    → Lösung: Der Mensch soll zum Beispiel moralisch gut handeln und so „Den Guten lohnen, / Den Bösen strafen, / Heilen und retten“ (Z. 44-46).
  • Das lyrische Ich tritt hier nur in der ersten Person Plural (der Wir-Form) auf. Inwiefern passt diese Art des Sprechers zur Hauptaussage des Gedichts über die schöne Seele des Menschen? Überlege dir hier, ob das Gedicht einen einzelnen Menschen anspricht oder ob es um die Menschheit als Ganzes geht. 
  • Der Mensch steht in dem Gedicht zwischen der Natur und dem Göttlichen. Was unterscheidet ihn dabei von der Natur?
    → Lösung: Der Mensch „unterscheidet, / Wählet und richtet“ (Z. 39-40). Im Gegensatz zur Natur und zu anderen Lebewesen, hat der Mensch die geistige Fähigkeit, moralische Entscheidungen zu treffen. Er kann also gut und böse unterscheiden und entsprechend handeln.
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Das Göttliche – Goethe: Form

In diesem Teil deiner Analyse untersuchst du die Strophen. Dabei gehst du auf das Reimschema , das Metrum bzw. Versmaß und die Kadenzen ein. Nicht jedes Gedicht weist alle diese formalen Merkmale auf. Du kannst hier auch auf die Gedichtform eingehen. 

Goethes Gedicht hat Züge einer Ode , entspricht aber nicht einer Ode im antiken Sinne. Antike Oden zeichnen sich durch eine charakteristische Strophenform aus. Moderne Oden weisen diese häufig nicht mehr auf. Dennoch können sie aufgrund ihres lobenden Charakters als Ode identifiziert werden. Hymnen erkennst du an ihrem ebenfalls lobenden Inhalt und freien Form. Wie du siehst, sind Gedichtformen keine starren Regeln, an die sich ein Dichter halten muss. Schließlich ist ein Gedicht immer noch ein kreatives Kunstwerk!

Wichtig ist, dass du die formalen Merkmale nicht nur nennst, sondern auch interpretierst. Dabei kannst du wieder einen Bezug zur Weimarer Klassik herstellen. So könnte ein kleiner ausformulierter Teil aussehen:

Das Gedicht besteht aus zehn Strophen mit je sechs Versen. Eine Ausnahme bilden dabei die dritte Strophe mit sieben Versen und die sechste Strophe mit fünf Versen. Es gibt kein Reimschema und kein festes Metrum. Somit liegt ein freier Rhythmus vor. Dieser stellt den Inhalt des Gedichts in den Vordergrund. Der Inhalt soll nicht durch strenge formale Vorgaben wie Reim oder Metrum eingeschränkt werden. Die Abwesenheit eines festen Reimschemas ist typisch für die Gedichtformen der Ode und der Hymne. Beide Gedichtformen gehen zurück auf die Antike und haben oft einen feierlichen Charakter.

In Goethes „Das Göttliche“ steht der Mensch im Fokus. Wie typisch für eine Ode, lobpreist Goethes Gedicht die Menschheit, verweist dabei aber auch gleichzeitig auf das Göttliche. Dieser Bezug zum Göttlichen ist ein typisches Merkmal der Hymne.

Die beiden Gedichtformen lassen sich hier also gut vereinen. Beide haben einen lobenden Charakter und sind so typisch für die Lyrik der Weimarer Klassik. Die Klassik orientiert sich durch ihr Streben nach Harmonie und Vollkommenheit an der Antike. Goethe beschreibt in „Das Göttliche“ also das klassische Ideal der schönen Seele des Menschen in einer Mischung der antiken Gedichtformen Ode und Hymne.

Gut zu wissen – Ode oder Hymne?
  • Die Ode ist ein lobendes Gedicht, das aus mehreren Strophen besteht. Antike Oden folgen einer starren Strophenform. Oden sind oft in feierlicher Sprache verfasst und haben kein festes Reimschema.
  • Die Hymne ist der Ode stilistisch sehr ähnlich. Auch hier steht das Lob zum Beispiel eines Gottes oder einer Person im Zentrum. Die Hymne hat keine feste Form und besteht aus freien Versen. Es gibt also kein Reimschema oder Metrum.

Folgende Fragen helfen dir dabei, in deiner Analyse die Form des Gedichts noch genauer zu beschreiben:

  • Im Gedicht „Das Göttliche“ gibt es kein festes Reimschema oder Metrum. Wie passt das zum Inhalt des Gedichts?
  • Das Wort Hymne kann zu Lobgesang übersetzt werden. Hymnen wurden in der Antike oft verfasst, um Götter zu preisen. Was schließt du daraus über die Stellung des Menschen in Goethes Gedicht?
  • Der Titel des Gedichts lautet „Das Göttliche“. Im Mittelpunkt steht allerdings nicht Gott, sondern die Menschheit. Wie verbindest du das mit der Mischung der Gedichtformen Ode und Hymne?

Das Göttliche – Goethe: Sprache

Am Ende des Hauptteils untersuchst du noch die sprachlichen Besonderheiten des Gedichts. Dabei kannst du dir zum Beispiel anschauen, ob es in dem Gedicht viele Adjektive gibt und was diese beschreiben oder aus welchem Wortfeld die verwendeten Nomen stammen. Zusätzlich kannst du auf die Zeitform eingehen, in der das Gedicht geschrieben wurde. Außerdem schaust du dir die sprachlichen Mittel genauer an und beschreibst ihre Wirkung. Hier siehst zu eine kurze Ausformulierung zum Stilmittel der Personifikation , also der Vermenschlichung, in „Das Göttliche“: 

In Strophe drei und vier des Gedichts finden sich viele Personifikationen der Natur. Direkt zu Beginn der dritten Strophe wird die Natur als „unfühlend“ (Z. 13) beschrieben. Die Sonne „leuchtet […] / Über Bös‘ und Gute“ (Z. 15-16) und „Wind und Ströme / Donner und Hagel / Rauschen ihren Weg“ (Z. 20-22). Die Natur wird hier vermenschlicht und als unkontrollierbare Kraft dargestellt, der alle Menschen gleichermaßen ausgeliefert sind. Die Natur als unberechenbare Gewalt in „Das Göttliche“ steht somit im Gegensatz zum Menschen, der zwischen richtig und falsch entscheiden kann und so moralisch handeln kann. Durch die Personifikation der Natur wird also der Unterschied zwischen den geistigen Fähigkeiten des Menschen und der Natur betont.

In einer vollständigen Analyse schaust du dir verschiedene sprachliche Mittel und Phänomene an. 

  • Findest du noch weitere Personifikationen in dem Gedicht? Was ist ihre Wirkung?
    → Lösung: Neben der Natur wird auch das Göttliche personifiziert. Die „Höheren Wesen“ (Z.8) stehen wie die Natur im Gegensatz zum Menschen. Die Personifikationen betonen also die Sonderstellung des Menschen zwischen der Natur und dem Göttlichen.
  • Das Stilmittel der Inversion , also eine Umstellung der Satzglieder, ist ein wichtiges sprachliches Mittel in Hymnen. An welcher Stelle findest du ein Beispiel für eine Inversion?
    → Lösung: Strophe fünf beginnt mit einer Inversion: „Auch so das Glück / Tappt unter die Menge“ (Z. 26-27). Das Glück wird hier zusätzlich personifiziert. Die Inversion betont die Ähnlichkeit des Glücks mit der Natur aus den beiden Strophen davor. Beide sind unberechenbar und behandeln alle Menschen gleich – egal ob gut oder böse.
  • Die letzte Strophe wiederholt den Anfang des Gedichts in leicht abgeänderter Form: „Der edle Mensch / Sei hülfreich und gut“ (Z. 55-56). Die Aussage steht im Konjunktiv . Den Konjunktiv verwendest du, wenn du über irreale Situationen oder Wünsche sprichst. Wie passt das zur Hauptaussage des Gedichts und die schöne Seele des Menschen?
    → Lösung: Der Mensch in Goethes „Das Göttliche“ soll nach Vollkommenheit streben und sich weiterentwickeln. Der Satz im Konjunktiv ist hier also eine Aufforderung an den Menschen, hilfreich und gut zu sein. Der Konjunktiv betont also die Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen. Dieses Streben nach Ganzheitlichkeit und Harmonie ist ein wichtiges Thema klassischer Literatur.
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Das Göttliche – Goethe Analyse: Schluss

Im Schluss deiner Analyse fasst du die wichtigsten Erkenntnisse nochmal zusammen. Zusätzlich gehst du darauf ein, welche Bedeutung das Gedicht hat. Für „Das Göttliche“ könnte ein ausformulierter Schlussteil so aussehen: 

Goethes Gedicht beschreibt die schöne Seele des Menschen und dessen Sonderstellung zwischen der Natur und dem Göttlichen. Der Mensch ist dazu aufgefordert, nach Vollkommenheit zu streben und sich weiterzuentwickeln. Das Thema des Gedichts ist somit die Moral des Menschen. Eine solche zeitlose Fragestellung ist typisch für die Weimarer Klassik. Goethes Aufforderung an den Menschen, hilfreich und gut zu sein, hat also noch heute Bedeutung. Nur durch Hilfsbereitschaft können wir harmonisch zusammenleben.

Weimarer Klassik

Jetzt weißt du, wie eine „Das Göttliche“ (Goethe) Interpretation aussehen kann. Wenn du noch mehr zur Epoche der Weimarer Klassik erfahren möchtest, dann sieh dir dieses Video an.

Zum Video: Weimarer Klassik
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