Willkommen und Abschied

Du bist auf der Suche nach einer Analyse von „Willkommen und Abschied“ (Goethe)? Dann bist du hier genau richtig. In unserem Beitrag und Video  zeigen wir dir, wie dir deine Gedichtanalyse gelingt.

Inhaltsübersicht

Willkommen und Abschied – Übersicht

Das Gedicht „Willkommen und Abschied“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe verfasst und erschien 1771 und 1789 in zwei unterschiedlichen Versionen. Du kannst das Gedicht der Epoche des Sturm und Drang zuordnen. Epochenmerkmale findest du dabei sowohl im Inhalt des Gedichts als auch bei seiner Form und seiner Sprache. Goethes Gedicht handelt von der Begegnung des lyrischen Ichs mit seinem oder seiner Geliebten.

In deiner Gedichtanalyse gehst du auf Inhalt, Form und Sprache des Gedichts ein. Wenn du dir unsicher bist, was du dabei alles beachten musst, dann schau dir zuerst  dieses Video  an.

Willkommen und Abschied – Analyse

Wirf zunächst einen Blick auf das Gedicht:

Johann Wolfgang von Goethe
Willkommen und Abschied
(1771)

Es schlug mein Herz. Geschwind, zu Pferde!
Und fort, wild wie ein Held zur Schlacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht.
Schon stund im Nebelkleid die Eiche
Wie ein getürmter Riese da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.

Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah schläfrig aus dem Duft hervor,
Die Winde schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich mein Ohr.
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
Doch tausendfacher war mein Mut,
Mein Geist war ein verzehrend Feuer,
Mein ganzes Herz zerfloß in Glut.

Ich sah dich, und die milde Freude
Floß aus dem süßen Blick auf mich.
Ganz war mein Herz an deiner Seite,
Und jeder Atemzug für dich.
Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
Lag auf dem lieblichen Gesicht
Und Zärtlichkeit für mich, ihr Götter,
Ich hofft’ es, ich verdient’ es nicht.

Der Abschied, wie bedrängt, wie trübe!
Aus deinen Blicken sprach dein Herz.
In deinen Küssen welche Liebe,
O welche Wonne, welcher Schmerz!
Du gingst, ich stund und sah zur Erden
Und sah dir nach mit nassem Blick.
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden,
Und lieben, Götter, welch ein Glück!

Die Aufgabenstellung für Goethe – „Willkommen und Abschied“ könnte so aussehen:

Analysiere und interpretiere Goethes Gedicht „Willkommen und Abschied“ und gehe dabei auf Inhalt, Form und Sprache ein. Berücksichtige insbesondere, dass es sich bei „Willkommen und Abschied“ um ein Gedicht aus dem Sturm und Drang handelt und beziehe in deiner Analyse epochentypische Merkmale mit ein.

Willkommen und Abschied – Gliederung

Du könntest für deine „Willkommen und Abschied“ Analyse folgende Gliederung nutzen:

  1. Einleitung: Eckdaten zu Goethes Gedicht „Willkommen und Abschied“ 
  2. Hauptteil
    2.1 Inhalt: Kernaussage und Aufbau in vier Sinnabschnitten
    2.2 Form: Hervorhebung des Inhalts durch schlichte Form
    2.3 Sprache: Nacht als lebendiges Wesen
  3. Schluss: Liebe – Fluch und Segen zugleich

Für deine Gedichtanalyse benötigst du auch immer eine Deutungshypothese  . Das bedeutet, dass du eine Behauptung über das Gedicht aufstellst, die du dann in deiner Interpretation  begründest.

In unserer Aufgabenstellung wird dir die Hypothese bereits vorgegeben: Du sollst Gründe finden, warum es sich bei „Willkommen und Abschied“ um ein typisches Gedicht aus dem Sturm und Drang handelt. Du beziehst dich in deiner „Willkommen und Abschied“ Interpretation also immer wieder auf die Epoche und führst konkrete Beispiele für epochentypische Merkmale an. Dabei arbeitest du in jedem Abschnitt mindestens einen Bezug zum Sturm und Drang heraus.

Willkommen und Abschied – Einleitung

In deiner Einleitung nennst du die wichtigsten Eckdaten zum Gedicht. Du gehst dabei auch kurz auf den Inhalt ein und erklärst, worauf du deinen Fokus in der Interpretation legst. Eine kurze Einleitung für „Willkommen und Abschied“ könnte so aussehen:

Goethes Gedicht „Willkommen und Abschied“ erschien in seiner frühesten Fassung im Jahr 1771. Es handelt davon, wie sich das lyrische Ich mit seiner großen Liebe trifft und sich am Ende des Treffens unter Tränen verabschiedet. Das Gedicht lässt sich in die Epoche des Sturm und Drang einordnen. Im Folgenden soll „Willkommen und Abschied“ analysiert und interpretiert werden. Insbesondere wird dabei auf die Epochenmerkmale eingegangen, die im Gedicht vertreten sind.

Willkommen und Abschied – Hauptteil

Im Hauptteil gehst du auf Inhalt, Form und Sprache des Gedichts ein — so wie bereits in der Gliederung angedeutet.

Willkommen und Abschied: Inhalt

Schau dir die vier Strophen des Gedichts an. Wovon handeln die einzelnen Strophen? Was passiert jeweils? Eine kurze Inhaltsangabe der ersten Strophe könnte folgendermaßen aussehen: 

Zu Beginn des Gedichts wird beschrieben, wie das lyrische Ich durch die Dämmerung reitet. Es ist sichtlich aufgeregt und sein Herz schlägt vor Vorfreude. Die Umgebung um das lyrische Ich verwandelt sich mit dem Einbruch der Nacht in eine Welt voller Nebel und schattenhafter Gestalten. Bäume erinnern an Riesen und das lyrische Ich fühlt sich, als würde die Nacht es aus dem Dickicht heraus anblicken. 

Achte auch immer darauf, ob sich beispielweise die Stimmung im Gedicht, die Gefühle des lyrischen Ichs oder der Schauplatz ändern. Noch einmal kurz zur Erinnerung: Den Sprecher im Gedicht nennst du lyrisches Ich . Du darfst ihn jedoch nicht mit dem Verfasser des Gedichts verwechseln!

Schau dir ebenfalls die restlichen drei Strophen des Gedichts an. In der 2. Strophe wird immer noch die nächtliche Landschaft beschrieben. Außerdem äußert das lyrisch Ich seine Gefühle und Sehnsucht nach der Person, die es liebt. In Strophe 3 treffen die zwei Liebenden aufeinander und das lyrische Ich beschreibt, wie glücklich es ist. Am Ende, in Strophe 4, trennen sich die beiden wieder. Folgende Fragen können dir helfen, den Inhalt zusammenzufassen und dich dabei auf die Epoche des Sturm und Drang zu beziehen:

  • Was fühlt das lyrische Ich in den jeweiligen Strophen? Am Anfang ist es voller Vorfreude und Ungeduld. Was passiert, als es endlich auf seinen geliebten Menschen trifft?
  • Was passiert in Strophe 4? Gelingt es dem lyrischen Ich trotz Liebeskummer noch einen positiven Gedanken zu fassen?
  • Findest du im Gedicht Themen, die typisch für die Epoche des Sturm und Drangs sind?
    → Lösung: Naturbeschreibungen, starker Fokus auf Gefühle

Willkommen und Abschied: Form

In diesem Teil deiner Gedichtanalyse betrachtest du das Reimschema, das Metrum bzw. Versmaß und die Kadenzen. Wenn du nicht mehr genau weißt, was das alles ist, dann schau einfach hier vorbei: Reimschema Versmaß Metrum Kadenz .

Wichtig ist, dass du die formalen Merkmale des Gedichts nicht nur nennst, sondern auch gleich interpretierst und ihre Wirkung beschreibst. In unserem Fall gehst du auch hier wieder auf den Sturm und Drang ein. Ein kleiner ausformulierter Teil zur Form könnte folgendermaßen aussehen:

Die vier Strophen des Gedichts bestehen aus je acht Versen  mit Kreuzreimen. Das Metrum ist regelmäßig und besteht durchgängig aus vierhebigen Jamben . Männliche und weibliche Kadenzen wechseln sich ab. Die Form ist insgesamt streng und sehr regelmäßig, was untypisch für die Epoche des Sturm und Drang ist. Die Stürmer und Dränger bevorzugten es eher, aus den strengen Formen der Lyrik  auszubrechen und wählten freiere Rhythmen. Allerdings rückt die Form durch ihre Schlichtheit stark in den Hintergrund und drängt sich nicht auf, sodass der Fokus voll und ganz auf dem Inhalt des Gedichts liegt. Dieser wiederum ist sehr charakteristisch für den Sturm und Drang, denn „Willkommen und Abschied“ behandelt starke Emotionen wie Liebe und Leidenschaft.

Gut zu wissen – Tipps & Tricks:
  • Den Kreuzreim erkennst du immer am Reimschema abab. Das lässt sich beispielsweise in der 1. Strophe sehen: Pferde – Erde; Schlacht – Nacht
  • Damit du die Kadenz bestimmen kannst, schaust du dir die letzte Silbe eines Verses an. „Pferde“ (V. 1) endet auf eine unbetonte Silbe, das heißt die Kadenz ist weiblich. Der nächste Vers endet mit „Schlacht“ auf eine betonte Silbe, es handelt sich also um eine männliche Kadenz.

Folgende Fragen helfen dir dabei, in deiner Analyse noch weiter auf die Form des Gedichts einzugehen:

  • Das Gedicht hat einen gleichmäßigen Rhythmus. Fallen dir am Inhalt von Strophe 1 zwei Bewegungen auf, die ebenfalls einen regelmäßigen Rhythmus haben?
    → Lösung: der Herzschlag des lyrischen Ichs (V. 1), der Ritt auf dem Pferd (V 1ff.)
  • Wie kannst du es deuten, dass die Kadenzen abwechselnd männlich und weiblich sind? Handelt es sich im Gedicht vielleicht um ein Liebespaar, das ebenfalls aus einem Mann und einer Frau besteht?
  • Was könnte die regelmäßige Form in Strophe 4 für eine Bedeutung haben? Wo zu Beginn des Gedichts eine Bewegung dargestellt wird, ist das lyrische Ich am Ende unfähig, sich zu bewegen und sieht seinem geliebten Menschen nach, wie er sich entfernt. Zeigt die eintönige Form vielleicht, wie verlassen und leer sich das lyrische Ich in der letzten Strophe fühlt?

Willkommen und Abschied: Sprache

Am Ende des Hauptteils suchst du noch nach Besonderheiten in der sprachlichen Gestaltung des Gedichts. Du kannst beispielsweise schauen, ob du viele beschreibende Adjektive entdeckst, in welcher Zeitform  das Gedicht geschrieben ist oder aus welchem Wortfeld die Nomen im Gedicht stammen. Ein Wortfeld ist eine Gruppe von Wörtern, die zur gleichen Wortart gehören und eine ähnliche Bedeutung haben. Du gehst außerdem auf Stilmittel und ihre Wirkung im Gedicht ein. Eine kurze Ausformulierung für „Willkommen und Abschied“ zum sprachlichen Mittel der Personifikation , also der Vermenschlichung, könnte so aussehen:

In Goethes „Willkommen und Abschied“ finden sich vor allem in den ersten beiden Strophen einige Personifikationen. Dazu zählen beispielweise die „Finsternis[, die] aus dem Gesträuche mit hundert schwarzen Augen sah“ (V. 7-8) und der Mond, der „schläfrig aus dem Dunst hervor[blickte]“ (V. 9-10). Der Natur und der Nacht werden die Eigenschaften lebendiger Wesen verliehen und Goethe erweckt die Büsche und den Mond zum Leben. Dadurch entsteht der Eindruck, dass sich das lyrische Ich von der Dunkelheit beobachtet fühlt. Es reitet durch eine unheimliche Umgebung und nimmt diesen unangenehmen Weg auf sich, um bei seiner Liebe zu sein. 

Es gibt auch noch andere sprachliche Mittel und Phänomene im Gedicht, auf die du in deiner Analyse eingehen kannst:

  • Schau dir die Wortfelder an, aus denen die Adjektive , Verben und Nomen im Gedicht stammen. Fallen dir auch hier typische Themen für den Sturm und Drang auf?
    → Lösung: viele emotionale Adjektive und Nomen wie „Feuer“ (V. 15), „lieblich“ (V. 22), „Küssen“ (V. 27)
  • Findest du den Euphemismus , also die Beschönigung, in der letzten Strophe? Zeigt das Stilmittel, dass das lyrische Ich trotz des Abschieds weiterhin an die Liebe als ein positives Gefühl glaubt?
    → Lösung: „mit nassem Blick“ (V. 30); als Beschönigung dafür, dass das lyrische Ich beim Abschied weint
  • In Strophe 4 findest du einen Vers, der eine Anapher und eine Antithese gleichzeitig ist. Entdeckst du ihn? Was sagt er über die Gefühle des lyrischen Ichs aus?
    → Lösung: „O, welche Wonne, welcher Schmerz!“ (V. 28); das lyrische Ich muss sich zwar von seinem geliebten Menschen verabschieden, was ihm sehr wehtut. Gleichzeitig betrachtet es die Liebe weiterhin als etwas Wunderbares und ist dankbar, lieben zu dürfen.
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Willkommen und Abschied – Schluss

Im Schlussteil fasst du die Erkenntnisse deiner Analyse noch einmal kurz zusammen. Außerdem überlegst du dir, was das Gedicht für eine Bedeutung hat. Für Goethes „Willkommen und Abschied“ könnte ein ausformulierter Schlussgedanke so aussehen:

Goethes Gedicht handelt von den Gefühlen des lyrischen Ichs, seiner Furcht während des nächtlichen Ritts und seiner leidenschaftlichen Liebe. Starke und unbändige Gefühle stellen ein Merkmal für den Sturm und Drang dar und werden im Gedicht besonders dadurch betont, dass die unauffällige, schlichte Form den Fokus auf den Inhalt und somit auf die Emotionen des lyrische Ichs legt. Mit seinem Gedicht zeigt Goethe, dass die Liebe zwar wehtun kann, aber gleichzeitig auch ein wunderschönes Gefühl ist und jeder, der sie erleben darf, sich glücklich schätzen kann.

Gedichtanalyse Beispiel

Jetzt weißt du wie du Goethe – „Willkommen und Abschied“ analysieren und interpretieren kannst. Wenn du noch ein ausführliches Beispiel und gute Formulierungen für deine Gedichtanalyse brauchst, dann schau gleich bei diesem Video vorbei.

Zum Video: Gedichtanalyse Beispiel
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