Welche Gedichtformen gibt es eigentlich und was sind ihre Besonderheiten? Im Beitrag und im Video findest du eine Übersicht über die wichtigsten Gedichtarten und ihre Merkmale!

Inhaltsübersicht

Wie kann man Gedichtformen unterscheiden?

Im Deutschunterricht sind dir vielleicht schon verschiedene Gedichtformen begegnet. Bekannte Gedichtformen (Gedichtarten) sind zum Beispiel Balladen, Sonette und Oden. Sie voneinander zu unterscheiden, ist gar nicht so schwer! Du musst nur wissen, worauf du achten solltest.

Um Gedichtarten zu erkennen, schaust du dir die wichtigsten Merkmale an. Dazu gehören:

  • Anzahl der Strophen & Verse
  • Versmaß
  • Reimschema
  • Thema
Woran erkennt man ein Gedicht?

In der Literatur gibt es drei Gattungen: Epik, Dramatik und Lyrik. Gedichte gehören zum Bereich der Lyrik. Du erkennst sie daran, dass:

Welche Gedichtformen gibt es?

Es gibt viele verschiedene Arten von Gedichten. Im Deutschunterricht können dir diese Gedichtformen begegnen:

  • Akrostichon
  • Ballade
  • Elegie
  • Elfchen
  • Epigramm
  • Glosse
  • Haiku
  • Hymne
  • Lehrgedicht
  • Lied
  • Ode
  • Sonett

Akrostichon

Bei einem Akrostichon bilden entweder die Anfangsbuchstaben, die ersten Silben oder die ersten Wörter der einzelnen Verse zusammen ein Wort oder einen Satz — meistens passend zum Inhalt des Gedichts. Dabei muss sich das Akrostichon nicht reimen. Sieh dir dieses Beispiel an: 

Sonne 
Oase
Meer
Muscheln
Erdbeeren
Rasenmähen

Ballade

Die Ballade ist eine besondere Gedichtform und wird auch „Erzählgedicht“ genannt. Sie weist nicht nur Merkmale der Lyrik , sondern auch der Epik und Dramatik auf, denn sie:

  • besteht aus mehreren Strophen.
  • hat ein Reimschema, Metrum und Kadenzen.
  • erzählt eine Geschichte (mit Spannungsbogen).
  • beinhaltet oft wörtliche Rede und Dialoge.

In Balladen werden oft dramatische, lebensverändernde Ereignisse beschrieben, die magisch und unerklärlich wirken. Dabei kommen häufig Geister oder andere übernatürliche Wesen vor. Bekannte Beispiele sind:

Elegie

Die Elegie ist eine Gedichtart, die es schon in der Antike gab. Sie ist auch als Klagegedicht bekannt und behandelt ernste Themen wie Trauer, Trennung oder den Tod.

Die Strophen einer Elegie bestehen typischerweise aus jeweils zwei Versen. Dabei ist das Versmaß im ersten Vers ein Hexameter und im zweiten ein Pentameter. Ein solches Verspaar nennst du Distichon. Hier siehst du zwei Beispiele für diesen Gedichttypen:

  • Römische Elegien (Goethe)
  • Der Wanderer (Hölderlin)

Elfchen

Schon in Grundschulen werden Gedichtformen wie das Elfchen gerne behandelt. Beim Elfchen gibt es insgesamt elf Wörter, verteilt auf fünf Verse. Die Wörter werden mit jedem Vers mehr, nur am Anfang und am Ende steht jeweils ein einziges Wort. Das siehst du in diesem Beispiel zum Thema „Herbst“:

Herbst
Bunte Bäume
Mein Drachen steigt
Ich liebe das Laub
Spaß

Epigramm

Ursprünglich wurden kurze Inschriften auf Gräbern, Gebäuden oder Geschenken Epigramme genannt. Inzwischen bezieht sich der Begriff jedoch meist auf Spottgedichte. Der Dichter macht sich damit über etwas oder jemanden lustig und regt zum Nachdenken an.

Oft gibt es am Ende eine überraschende Pointe (Wendepunkt). Ein Epigramm besteht meist nur aus wenigen Zeilen. Ein Beispiel ist „Freund oder Feind“ von Schiller:

Teuer ist mir der Freund, doch auch den Feind kann ich nützen,
Zeigt mir der Freund, was ich kann, lehrt mich der Feind, was ich soll.

Glosse

Der Begriff Glosse bezeichnet eine journalistische Textsorte , aber auch eine spanische Form eines Gedichts. Diese Gedichtart hat oft ein bestimmtes Motto und einen entweder philosophischen oder erotischen Inhalt.

Glossen bestehen aus vier Strophen mit jeweils zehn Versen. Das Reimschema ist typischerweise: abbaaccddc. Hier siehst du einen Ausschnitt der Glosse von Ludwig Tieck:

Liebe denkt in süßen Tönen,
Denn Gedanken stehn zu fern,
Nur in Tönen mag sie gern
Alles, was sie will, verschönen.

Wenn im tiefen Schmerz verloren
Alle Geister in mir klagen,
Und gerührt die Freunde fragen:
»Welch ein Leid ist Dir geboren?«
Kann ich keine Antwort sagen,
Ob sich Freuden wollen finden,
Leiden in mein Herz gewöhnen,
Geister, die sich liebend binden
Kann kein Wort niemals verkünden,
Liebe denkt in süßen Tönen.

Haiku

Das Haiku ist ein traditionelles japanisches Gedicht. In der ursprünglichen Form hat das Haiku nur 17 Silben, die auch Moren genannt werden. Insgesamt besteht es aus drei Versen mit erst fünf, dann sieben und wieder fünf Silben. Damit gilt es als die kürzeste Gedichtform der Welt. Hier ein Beispiel von Matsuo Bashô:

Orangenbäume
Und hier und dort im Felde
Der Ruf des Kuckucks.

Hymne

In Hymnen werden entweder Personen, Dinge oder Gottheiten feierlich gelobt. Die Form ist nicht festgelegt. Meist bestehen Hymnen aus freien Versen und haben kein festes Metrum. Ein Beispiel für diese Gedichtform ist „Prometheus“ von Goethe.

Lehrgedicht

Lehrgedichte können sehr verschiedene Themen behandeln, z. B. die Gesellschaft, Kultur oder Natur. Das Ziel ist es, dem Leser damit eine moralische Lehre zu vermitteln.

Lehrgedichte haben oft den Hexameter als Versmaß oder bestehen aus Distichen. Ein Beispiel für ein Lehrgedicht ist „Der Jüngling“ von Konrad von Haslau.

Lied

Lieder hörst du oft im Alltag. Im Grunde sind sie einfach Gedichte mit musikalischer Untermalung. Sie werden in Strophen eingeteilt und haben normalerweise einen Refrain, der sich mehrfach wiederholt. Das gilt auch für Volkslieder, die oft über mehrere Generationen mündlich überliefert werden. Ein Beispiel dafür ist das „Abendlied“ von Matthias Claudius:

Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen,
am Himmel hell und klar …

Ode

Inhaltlich ähnelt die Ode der Hymne, denn auch hier handelt es sich um ein Lobgedicht. Mit feierlicher Sprache wird jemand oder etwas verehrt. Oden haben mehrere Strophen und folgen einem bestimmten Metrum. Das Reimschema ist dagegen nicht festgelegt. Ein bekanntes Beispiel ist Schillers „Ode an die Freude“:

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
wir betreten feuertrunken,
himmlische, dein Heiligtum…

Sonett

Das Sonett gilt als die wichtigste Gedichtform des Barock und ist leicht am Aufbau zu erkennen: Es besteht aus vier Strophen und insgesamt 14 Versen. Die ersten zwei Strophen sind Quartette (jeweils 4 Verse) und die letzten zwei sind Terzette (jeweils 3 Verse). Das Versmaß ist oft ein fünfhebiger Jambus.  Das Gedicht „Es ist alles eitel“ von Andreas Gryphius ist ein gutes Beispiel für ein Sonett. 

Welche Gedichtarten gibt es – Übersicht

Unsere Übersicht über die Gedichtsformen kannst du herunterladen und zum Lernen nutzen: Studyflix_Gedichtformen Übersicht

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Gedichtformen – Übersicht

Gedichtformen – häufigste Fragen

  • Was sind die häufigsten Gedichtformen?
    Du kannst unterscheiden zwischen Gedichtformen wie Akrostichon, Elegie, Elfchen, Epigramm, Haiku, Hymne, Lehrgedicht, Lied, Ode, Sonett und auch der Ballade (Mischform).
     
  • Welche Gattungen gibt es bei Gedichten? 
    Literarische Texte kannst du in drei Gattungen einteilen: Epik, Dramatik und Lyrik. Die Textsorte Gedicht gehört zur Lyrik. Innerhalb dieser Gattung gibt es wiederum eine Vielzahl an Formen von Gedichten. 
     
  • Wie nennt man ein Gedicht mit 4 Strophen?
    Ein Sonett hat vier Strophen. Gibt es stattdessen nur 4 Verse, nennst du das Gedicht Quartett. 
     
  • Wie nennt man ein kurzes Gedicht?
    Mit nur 17 Silben gehört das Haiku zu den kürzesten Lyrik Arten.
     
  • Wie heißt ein Gedicht mit 3, 4 oder 5 Buchstaben?
    3 Buchstaben: Ode, 4 Buchstaben: Lied, 5 Buchstaben: Haiku / Hymne

Gedichtanalyse

Sehr gut! In deiner nächsten Gedichtanalyse punktest du, indem du die Gedichtsform richtig zuordnest! Worauf es beim Analysieren ebenfalls ankommt, erfährst du in diesem Beitrag .

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