Neue Liebe, neues Leben

Du willst wissen, wie du eine „Neue Liebe, neues Leben“ Gedichtanalyse schreibst? In unserem Beitrag und Video erfährst du, wie dir eine perfekte Analyse gelingt.

Inhaltsübersicht

Neue Liebe, neues Leben – Übersicht

„Neue Liebe, neues Leben“ ist ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe und stammt aus dem Jahr 1775. Du kannst es in die Epoche des Sturm und Drang einordnen. „Neue Liebe, neues Leben“ handelt von einem lyrischen Ich , das sich durch eine Liebesbeziehung sehr verändert und sich selbst plötzlich fremd vorkommt. Zwar möchte das lyrische Ich die Beziehung beenden, doch es hat immer noch starke Gefühle für seine Partnerin und kommt nicht von ihr los. 

In deiner Gedichtanalyse nimmst du Inhalt, Form und Sprache genauer unter die Lupe. Wenn du dir noch unsicher bist, worauf du beim Analysieren eines Gedichts achten musst, dann haben wir hier das passende Video für dich.

Neue Liebe, neues Leben – Analyse

Lies dir zuerst das Gedicht durch:

Johann Wolfgang von Goethe
Neue Liebe, neues Leben

Herz, mein Herz, was soll das geben?
Was bedränget dich so sehr?
Welch ein fremdes, neues Leben!
Ich erkenne dich nicht mehr.
Weg ist alles was du liebtest,
Weg, warum du dich betrübtest,
Weg dein Fleiß und deine Ruh –
Ach, wie kamst du nur dazu!

Fesselt dich die Jugendblüte,
Diese liebliche Gestalt,
Dieser Blick voll Treu und Güte
Mit unendlicher Gewalt?
Will ich rasch mich ihr entziehen,
Mich ermannen, ihr entfliehen,
Führet mich im Augenblick,
Ach, mein Weg zu ihr zurück.

Und an diesem Zauberfädchen,
Das sich nicht zerreißen lässt,
Hält das liebe lose Mädchen
Mich so wider Willen fest;
Muss in ihrem Zauberkreise
Leben nun auf ihre Weise.
Die Veränderung, ach, wie groß!
Liebe! Liebe! Lass mich los!

Eine Aufgabenstellung für Johann Wolfgang von Goethe — „Neue Liebe, neues Leben“ könnte so aussehen:

Analysiere und interpretiere das Gedicht „Neue Liebe, neues Leben“ von Johann Wolfgang von Goethe und gehe dabei auf Inhalt, Form und Sprache ein. Konzentriere dich insbesondere darauf, dass Liebe Fluch und Segen zugleich sein kann und finde im Text Belege für die guten und schlechten Seiten der Liebe.

Schon gewusst? Das Gedicht schrieb Goethe in Gedanken an seine erste große Liebe, Lili Schönemann. Lili war die Tochter eines reichen Bankiers und ihre Familie war gegen ihre Beziehung mit Goethe. Lili sollte nämlich einen reichen Geschäftsmann heiraten. Goethe fühlte sich schon bald eingeengt von der Beziehung zu Lili und trennte sich von ihr, obwohl er sie immer noch liebte. Wenn du mehr über Goethes Leben wissen willst, dann schau dir einfach diesen Beitrag an.

Neue Liebe, neues Leben – Gliederung

Für deine „Neue Liebe, neues Leben“ Analyse könntest du folgende Gliederung nutzen:

  1. Einleitung: Wichtigste Informationen zu Goethes Gedicht „Neue Liebe, neues Leben“
  2. Hauptteil
    2.1 Inhalt: Kernaussage und Aufbau in drei Strophen
    2.2 Form: Abwechslungsreiche Form als Zeichen für Gefühlschaos
    2.3 Sprache: Personifikation des Herzes zur Verdeutlichung des Zwiespalts
  3. Schluss: Liebe als kompliziertes Gefühl

Bevor du damit beginnst, deine Gedichtanalyse zu schreiben, brauchst du noch eine Deutungshypothese . Das heißt, du stellst eine Behauptung über das Gedicht auf, die du im Laufe deiner Interpretation begründest.

In unserer Aufgabenstellung ist die Deutungshypothese schon vorgegeben: Du sollst zeigen, dass Liebe Vor- und Nachteile bringt und wie zwiegespalten das lyrische Ich in „Neue Liebe, neues Leben“ ist. Deine Aufgabe ist es also, Belege im Gedicht dafür zu finden, dass das lyrische Ich hin- und hergerissen ist. Einerseits möchte es bei seiner Geliebten bleiben, aber andererseits fühlt es sich durch die Liebe eingeengt und fremd.

Neue Liebe, neues Leben – Einleitung

In deiner Einleitung nennst du die wichtigsten Fakten zum Gedicht. Außerdem gibst du den Inhalt in ein bis zwei Sätzen wieder und erklärst, worauf du deinen Fokus in der Interpretation legst. Eine kurze Einleitung für „Neue Liebe, neues Leben“ könnte so aussehen:

„Neue Liebe, neues Leben“ ist ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Jahr 1775. Das Gedicht lässt sich in die Epoche des Sturm und Drang einordnen. Es handelt von einem lyrischen Ich, das durch eine Liebesbeziehung viele Veränderungen erlebt und sich selbst kaum wiedererkennt. Im Folgenden soll „Neue Liebe, neues Leben“ interpretiert und analysiert werden. Insbesondere wird dabei auf den Zwiespalt eingegangen, in dem sich das lyrische Ich befindet.

Neue Liebe, neues Leben – Hauptteil

Wie du bereits in der Gliederung gesehen hast, nimmst du im Hauptteil Inhalt, Form und Sprache des Gedichts genauer unter die Lupe.

Neue Liebe, neues Leben – Inhalt

Schau dir zuerst den Inhalt ganz genau an. Zerlege dafür das Gedicht in seine einzelnen Strophen und untersuche, was in den Strophen passiert. Für Strophe 1 könntest du den Inhalt folgendermaßen zusammenfassen:

Zu Beginn des Gedichts wird dem lyrischen Ich klar, dass es etwas auf dem Herzen hat. Es macht sich Gedanken darüber, wie es sich verändert hat. Das lyrische Ich erkennt sich selbst nicht mehr wieder und ist sich fremd geworden, denn alle seine Gefühle sind verschwunden — sowohl die negativen als auch die positiven. Den Grund für die Veränderung erfährt der Leser hier noch nicht und auch das lyrische Ich fragt sich, wie es wohl dazu gekommen ist.

Wirf auch einen Blick auf die restlichen Strophen. In Strophe 2 und 3 erfährst du als Leser nun den Grund für die Veränderung im Leben des lyrischen Ichs. Es steckt mitten in einer Beziehung mit einer jungen Frau, die es auf scheinbar magische Weise in ihren Bann zieht. Zwar will sich das lyrische Ich aus der Beziehung lösen, doch es gelingt ihm nicht. Was ist wohl der Grund dafür? Achte bei deiner Inhaltszusammenfassung auch immer darauf, ob sich beispielsweise der Schauplatz oder die Stimmung im Gedicht ändern.

Um den Inhalt von Strophe 2 und 3 noch genauer zusammenzufassen und dich auf die Deutungshypothese zu beziehen, können dir folgende Fragen helfen:

  • Wie beschreibt das lyrische Ich seine Geliebte? Es bringt nur positive Eigenschaften mit ihr in Verbindung und scheint immer noch sehr in sie verliebt. Fällt es ihm deshalb so schwer, sich von ihr zu trennen?
  • Hat das lyrische Ich schon einmal versucht, sich von seiner Geliebten zu trennen? Wie ging es ihm damit?
  • Hat das lyrische Ich seine Gefühle im Griff und weiß, was es tut? Es sieht so aus, als hätte sich sein Leben eher unfreiwillig verändert und auch die Beziehung scheint mehr Macht über das lyrische Ich zu haben als umgekehrt. Fühlt es sich deshalb eher fremdbestimmt und passiv

Neue Liebe, neues Leben – Form

In diesem Teil deiner Gedichtanalyse gehst du auf das Reimschema, das Metrum bzw. Versmaß und die Kadenzen genauer ein. Wenn du nicht mehr weißt, was du darunter verstehst, dann schau einfach hier vorbei: Reimschema Versmaß Metrum Kadenz .

Achte darauf, dass du die formalen Merkmale von „Neue Liebe, neues Leben“ nicht nur nennst, sondern auch gleich ihre Wirkung beschreibst und sie interpretierst. In unserem Fall gehst du auch hier wieder auf den Zwiespalt des lyrischen Ichs ein. Ein kurzer ausformulierter Teil zur Form könnte so lauten:

Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit je acht Versen , wobei die ersten vier Verse jeder Strophe im Kreuzreim und die letzten vier Verse im Paarreim verfasst sind. Als Versfuß findet sich durchgehend ein vierhebiger Trochäus . Die Kadenzen sind in den Versen mit Kreuzreim jeweils abwechselnd männlich und weiblich. In den Versen mit Paarreim finden sich in den ersten beiden Versen jeweils weibliche Kadenzen und in den letzten beiden Versen männliche Kadenzen. Die verschiedenen Reimschemata und die unterschiedliche Anordnung der Kadenzen spiegeln die Zerrissenheit und das Gefühlschaos des lyrischen Ichs sehr gut wider.

Gut zu wissen – Tipps & Tricks:
  • Der Kreuzreim hat immer das Reimschema abab. Das kannst du beispielsweise in der 1. Strophe sehen: geben – leben; sehr – mehr
  • Den Paarreim erkennst du am Reimschema aabb. Du findest ihn zum Beispiel in Strophe 2: entziehen – entfliehen; Augenblick – zurück
  • Um die Kadenz zu bestimmen, schaust du dir die letzte Silbe eines Verses an. Vers 1 endet mit „geben“ auf eine unbetonte Silbe, die Kadenz ist hier also weiblich. „sehr“ (V. 2) endet auf eine betonte Silbe, es handelt sich also um eine männliche Kadenz.

Um in deiner Gedichtanalyse noch weiter auf die Form einzugehen, können dir folgende Fragen weiterhelfen:

  • Schau dir die Reimschemata, also den Kreuzreim und den Paarreim, noch einmal genauer an. Beim Kreuzreim reimt sich jeweils jeder zweite Vers, es steht also immer noch ein Vers dazwischen, der dem Reim in die Quere kommt. Beim Paarreim hingegen reimen sich die aufeinanderfolgenden Verse und es steht kein weiterer Vers zwischen ihnen. Könnten die beiden Reimschemata für das Auf und Ab in einer Beziehung stehen? Manchmal kommen sich die Partner in die Quere oder streiten sich, später vertragen sie sich und es steht nichts mehr zwischen ihnen. Könntest du die beiden Reimschemata als Beleg für die Deutungshypothese (Liebe als Fluch und Segen) verwenden?
  • Was fällt dir an der Position des Kreuzreims auf? Vor allem in Strophe 2 und 3 geht es in den Versen mit Kreuzreim darum, dass das lyrische Ich nicht von der Beziehung loskommt. Hält die Geliebte das lyrische Ich unfreiwillig in der Beziehung fest, so wie auch der Kreuzreim die Verse zusammenhält?
  • Nimm auch die Kadenzen genauer unter die Lupe. Die letzten beiden Verse jeder Strophe haben männliche Kadenzen, enden also auf eine betonte Silbe. Verleiht die männliche Kadenz im aller letzten Vers des Gedichts dem Wunsch des lyrischen Ich noch einmal mehr Nachdruck und Aussagekraft?

Neue Liebe, neues Leben: Sprache

Als Letztes betrachtest du im Hauptteil noch die sprachliche Gestaltung des Gedichts. Dabei kannst du beispielsweise beschreiben, in welcher Zeitform das Gedicht steht oder aus welchem Wortfeld die Nomen im Gedicht stammen. Ein Wortfeld ist eine Gruppe von Wörtern, die meist zur gleichen Wortart gehören und eine ähnliche Bedeutung haben. Außerdem gehst du auf Stilmittel im Gedicht ein und beschreibst, welche Wirkung sie haben. Eine kurze Ausformulierung für „Neue Liebe, neues Leben“ zum Stilmittel der Personifikation , also zur Vermenschlichung, könnte so aussehen:

In Goethes Gedicht wird gleich in der ersten Strophe das Herz personifiziert, indem das lyrische Ich es direkt anspricht („Herz, mein Herz […] / Was bedränget dich so sehr?“, V. 1f). Das lyrische Ich sucht nach Gründen für die Veränderungen in seinem Leben und erkennt schließlich, dass es sich durch seine Beziehung fremd und unwohl fühlt. Gleichzeitig schlägt sein Herz immer noch für seine Geliebte. Die Personifikation des Herzes verdeutlicht die Zwickmühle, in der das lyrische Ich steckt. Sein Verstand möchte sich aus der Beziehung befreien, doch sein Herz hat immer noch sehr starke Gefühle für seine Geliebte und kann sich nicht von ihr losreißen.

In deiner Gedichtanalyse solltest du auf mindestens drei weitere sprachliche Besonderheiten eingehen. Folgende Fragen können dir dabei behilflich sein:

  • Findest du das Oxymoron , also den Widerspruch, in Strophe 2? Schau dir dabei genau an, wie das lyrisch Ich seine Geliebte beschreibt. Was fällt dir dabei auf? Und wie kannst du diesen Widerspruch auf die Deutungshypothese beziehen?
    → Lösung: „Fesselt dich die Jugendblüte, / Diese liebliche Gestalt, / Dieser Blick voll Treu und Güte / Mit unendlicher Gewalt?“ (V. 9-12); „lieblich“ und „Treu und Güte“ stehen im Widerspruch zu „fesselt mit unendlicher Gewalt“; Liebe einerseits als schönes Erlebnis, andererseits als ein übermächtiges Gefühl, das einen voll und ganz einnehmen und blind machen kann
  • Das lyrische Ich ist hin- und hergerissen zwischen Herz und Verstand, was es unter anderem durch Seufzen ausdrückt. Wo findest du diese Seufzer im Gedicht?
    → Lösung: „ach“ (V. 8, V, 16, V, 23); Interjektion oder Empfindungswort
  • In Vers 17 gibt es eine Metapher , also einen bildhaften Vergleich, der die Beziehung des lyrischen Ichs zu seiner Geliebten beschreibt. Findest du ihn? Was sagt die Metapher über das Verhältnis der beiden aus? Haben sie eine starke Bindung zueinander?
    → Lösung: „Zauberfädchen“ (V. 17); geradezu magische Verbindung der beiden; Faden lässt sich nicht zerreißen → starke Bindung
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Neue Liebe, neues Leben – Schluss

Im Schlussteil fasst du die Erkenntnisse deiner Analyse noch einmal kurz zusammen. Außerdem überlegst du dir, was das Gedicht für eine Bedeutung hat. Ein Schlussgedanke für deine „Neue Liebe, neues Leben“ Interpretation könnte so aussehen:

Goethe thematisiert in seinem Gedicht die Zerrissenheit des lyrischen Ichs, das sich zwischen Herz und Verstand entscheiden muss. Dabei erliegt es immer wieder seinen Gefühlen und kann sich nicht aus der Beziehung befreien, obwohl es das Beenden der Beziehung für vernünftig hält. Der Zwiespalt des lyrischen Ichs spiegelt sich auch in der äußeren Form und der Sprache wider und zeigt, dass Liebe sowohl gute als auch schlechte Seiten hat. Die richtige Entscheidung zu treffen ist nicht immer einfach. Und auch die Frage, ob man besser auf sein Herz oder seinen Verstand hören soll, ist nicht immer leicht zu beantworten. Obwohl Goethes Gedicht vor rund 250 Jahren verfasst wurde, hat sich an der Liebe wohl kaum etwas verändert. Sie ist noch immer ein Gefühl, das wir nur schwer begreifen, geschweige denn kontrollieren können.

Sturm und Drang

Jetzt weißt du, wie du „Neue Liebe, neues Leben“ interpretieren kannst. Das Gedicht stammt aus der Epoche des Sturm und Drang, in der nicht nur Goethe viele Liebesgedichte schrieb. Wenn du wissen willst, warum „Neue Liebe, neues Leben“ sehr gut in den Sturm und Drang passt, dann schau dir unser Video zu der Epoche an.

Zum Video: Sturm und Drang
Zum Video: Sturm und Drang

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