Freie Marktwirtschaft
„Der Markt regelt sich selbst!“ — eine typische Aussage über die freie Marktwirtschaft. Was das bedeutet und was du über die Wirtschaftsform wissen musst, erfährst du hier im Beitrag und im Video!
Inhaltsübersicht
Freie Marktwirtschaft — einfach erklärt
Die freie Marktwirtschaft ist eine theoretische Wirtschaftsform, in der der Markt alleinig durch Angebot und Nachfrage geregelt wird.
Das bedeutet, dass Angebot und Nachfrage bestimmen, welche Waren und Dienstleistungen zu welchem Preis angeboten werden. Der Staat greift dabei nicht in das Wirtschaftsgeschehen ein.
Die Marktteilnehmer konkurrieren um begrenzte Ressourcen, sodass sich Preise und Mengen automatisch aufgrund von Begebenheiten wie Seltenheit von Gütern, Konkurrenzverhalten oder Standortfaktoren einpendeln. Du sprichst deshalb auch von einer freien Preisbildung.
Ziel der freien Marktwirtschaft ist die Schaffung eines stabilen, selbstregulierenden und somit staatsunabhängigen Marktes. Sie bildet damit das Fundament der heute in Deutschland existierenden sozialen Marktwirtschaft und ist das Gegenteil zur Planwirtschaft, in der der Staat die wirtschaftlichen Prozesse zentral kontrolliert.
Freie Marktwirtschaft — Merkmale
Die freie Marktwirtschaft basiert auf der Vorstellung des Wirtschaftsliberalismus, dessen Begründer Adam Smith war.
Smith glaubte, wenn jeder seine eigenen Interessen verfolgt, kommt das auch automatisch dem Gemeinwohl zugute. Diesen Effekt nannte er metaphorisch unsichtbare Hand.
Beispiel: Stell dir einen Bäcker vor. Sein primäres Ziel ist es, Profit zu machen. Um erfolgreich zu sein, muss er jedoch auch gute Qualität liefern und seine Preise wettbewerbsfähig gestalten. Dadurch profitieren aber auch Kunden, da sie frisches Brot zu fairen Preisen kaufen können. Außerdem schafft der Bäcker Arbeitsplätze, was der lokalen Wirtschaft zugutekommt.
Die „unsichtbare Hand“ ist ein Konzept aus der Volkswirtschaftslehre, das auf den Ökonomen Adam Smith zurückgeht. Es beschreibt den selbstregulierenden Mechanismus des Marktes, bei dem individuelle Handlungen ungewollt das Gemeinwohl fördern.
Obwohl einzelne Marktteilnehmer in erster Linie zu ihrem eigenen Vorteil handeln, tragen ihre Aktivitäten zur effizienten Verteilung von Ressourcen und zur Verbesserung des allgemeinen Wohlstands bei — als ob sie von einer „unsichtbaren Hand“ geleitet werden.
Nach der freien Marktwirtschaft schafft der Staat lediglich einen dezentralen Rahmen für das eigennützige Wirtschaften der Marktteilnehmer. Der Staat gewährt Unternehmen und Bürgern somit absolute Selbstverantwortung und volle Entscheidungsfreiheit. Er hat in der freien Marktwirtschaft also nur eine untergeordnete, dezentrale Rolle.
Die Merkmale eines dezentralen Marktes sind:
- offene Märkte
- freie Berufswahl
- Privatbesitz an Produktionsmitteln
- Vertrags- und Gewerbefreiheit
- Konsum- und Investitionsfreiheit
Wichtig: Die freie Marktwirtschaft ist jedoch nur ein fiktives Modell. In der Praxis müsste der Staat vollständig auf jede wirtschaftliche Intervention verzichten, was jedoch in keinem Land der Welt der Fall ist.
Freie Marktwirtschaft — Preisbildung Beispiel
Die untergeordnete Rolle des Staates macht sich auch in der Preisbildung bemerkbar. Sie erfolgt in der freien Marktwirtschaft hauptsächlich durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage.
Beispiel: Ein Handwerker stellt handgefertigte Möbel her. Aufgrund steigender Nachfrage entscheidet er sich, die Preise zu erhöhen. Anfangs bleiben die Kunden loyal und akzeptieren die höheren Preise.
Die steigende Nachfrage und die höheren Preise führen dazu, dass der Handwerker seine Produktion ausweitet, um die Nachfrage zu bedienen. Er investiert in zusätzliche Werkzeuge, um die Kapazitäten seiner Werkstatt zu erhöhen. Die steigende Produktion führt zu höheren Umsätzen und einem wachsenden Kundenstamm.
Jedoch gibt es eine Grenze für die Preiserhöhungen. Einige langjährige Kunden beginnen zu zögern oder kaufen weniger, wenn die Preise zu stark steigen. Der Handwerker erkennt diese Signale und entscheidet sich, die Preiserhöhungen erstmal zu stoppen, um die Kundenzufriedenheit und die Nachfrage stabil zu halten.
Das Beispiel zeigt, dass Preise durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage, also auf „natürliche Weise“ entstehen. Die Marktteilnehmer entscheiden selbstständig durch ihre Handlungen und Präferenzen, welchen Preis sie akzeptieren oder festlegen — der Staat greift dabei nicht ein.
Freie Marktwirtschaft — Wirtschaftliche Funktionen des Preises
Die Lenkungsfunktion, Informationsfunktion und Sanktionsfunktion sind drei wichtige Funktionen des Preises in der freien Marktwirtschaft:
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Lenkungsfunktion: beschreibt, wie Preise das Verhalten von Anbietern und Nachfragern steuern. Hohe Preise signalisieren Anbietern, mehr von einem Gut zu produzieren, und Nachfragern, weniger zu konsumieren.
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Informationsfunktion: zeigt, dass Preise den Marktteilnehmern Auskunft über Knappheit und Wert von Gütern geben. Sie helfen, Entscheidungen darüber zu treffen, was produziert und konsumiert wird.
- Sanktionsfunktion: Preise sorgen dafür, dass ineffiziente Anbieter vom Markt verdrängt werden, wenn sie ihre Produkte zu hohen Kosten anbieten, die von den Kunden nicht akzeptiert werden.
Freie Marktwirtschaft — Rolle des Staates
Der Staat wird im Kontext der freien Marktwirtschaft auch als Minimalstaat oder Nachtwächterstaat bezeichnet.
Also ein Staat, der sich am Prinzip des Laissez-faire, des „Machen Lassens“, orientiert. Folglich besteht die Rolle des Staates aus folgenden Aufgaben:
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Aufrechterhaltung eines funktionierenden Rechtssystems
Der Staat sorgt für ein stabiles und gerechtes Rechtssystem, das die Einhaltung von Verträgen ermöglicht. Dadurch wird das Vertrauen der Marktteilnehmer gestärkt und die Basis für einen geordneten wirtschaftlichen Austausch geschaffen.
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Gewährleistung von Eigentumsrechten
Das Eigentum der Bürger und Unternehmen wird durch klare Gesetze des Staates geschützt. Das schafft Anreize für Investitionen und Innovationen, da die Marktteilnehmer sicher sein können, dass ihr Eigentum und ihre Gewinne nicht unrechtmäßig entzogen werden.
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Bereitstellung eines Zahlungsmittels/Währung
Der Staat stellt eine stabile Währung bereit und kontrolliert die Geldmenge, um Inflation zu vermeiden und den Wert des Geldes zu sichern. Eine verlässliche Währung erleichtert den Handel und die langfristige Planung für Haushalte und Unternehmen.
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Errichtung von Infrastruktur
Der Staat investiert in die öffentliche Infrastruktur, wie Straßen, Brücken, öffentliche Verkehrsmittel und Kommunikationsnetze. Diese Investitionen sind grundlegend für den reibungslosen Ablauf wirtschaftlicher Aktivitäten und fördern das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft.
Wichtig: Es gehört nicht zu den Aufgaben des Staates, in das Wirtschaften der Marktteilnehmer einzugreifen!
Unterschied Freie Marktwirtschaft und Planwirtschaft
Um die Rolle des Staates besser zu verstehen, kannst du die freie Marktwirtschaft mit der Planwirtschaft vergleichen:
Freie Marktwirtschaft: hier greift der Staat nicht in den wirtschaftlichen Prozess ein. Er agiert nur in einer begrenzten Rolle, während Unternehmen und Konsumenten eigenständig Entscheidungen über Produktion und Konsum treffen. (= dezentrale Planung, Selbstverantwortung, freier Markt)
Planwirtschaft: hier kontrolliert und plant der Staat hingegen die gesamte Wirtschaftstätigkeit. Er trifft alle wesentlichen Entscheidungen und bestimmt, welche Güter zu welchen Preisen und Mengen produziert werden. In der Planwirtschaft gibt es daher kein Raum für Wettbewerb. (= zentrale Planung, staatliche Kontrolle, kein Wettbewerb)
Vorteile
Ein Vorteil der freien Marktwirtschaft ist der hohe Gewinnanreiz. Dadurch entsteht ein dynamischer Wettbewerb, der für ständige Produktinnovationen sorgt.
Zudem verhalten sich die Unternehmen aufgrund der Konkurrenz wirtschaftlicher, was das Gesamtvermögen des Landes erhöht.
Neben den ökonomischen gibt es auch soziale Vorteile, wie beispielsweise die individuelle Entfaltung dank freier Arbeitsplatzwahl und vielfältigen Güterangeboten, oder auch die Konsumfreiheit und Eigentumsrechte, die jedes Individuum besitzt.
Nachteile
Aufgrund des Wettbewerbs ohne staatliche Eingriffe bzw. Regulierung kann sich die Marktmacht bei einem einzigen Unternehmen konzentrieren. Es entsteht ein Monopol, das sich negativ auf die Wohlfahrt auswirkt.
Ein weiter Nachteil der freien Marktwirtschaft sind starke Konjunkturschwankungen, denen ohne Wirtschaftspolitik in diesem Modell nicht entgegengewirkt wird.
Auch öffentliche Güter werden vom Staat in zu geringem Maße bereitgestellt. Zu den sozialen Problemen gehören fehlende soziale und arbeitsrechtliche Absicherungen, wie Arbeitslosengeld oder Existenzminimumslöhne. Außerdem sorgt der dynamische Wettbewerb für hohe Einkommensunterschiede und mehr Arbeitslosigkeit.
In den meisten europäischen Ländern gilt heutzutage die soziale Marktwirtschaft. Dabei handelt es sich um eine Abwandlung der freien Marktwirtschaft, die ja nur in der Theorie existiert.
Der Staat hat bei der sozialen Marktwirtschaft die Aufgabe, negative Effekte zu lindern. Selbst die USA, dessen Wirtschaftsform wohl am ehesten einer freien Marktwirtschaft gleicht, merkte spätestens nach der Wirtschaftskrise 2008/09, dass es nicht komplett ohne Staat geht.
Freie Marktwirtschaft — häufigste Fragen
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Was ist freie Marktwirtschaft?
Die freie Marktwirtschaft ist ein wirtschaftliches System, in dem sich der Staat wenig bis gar nicht in das Wettbewerbsgeschehen einmischt. Angebot und Nachfrage bestimmen also die Preise, während die Marktteilnehmer selbstverantwortlich handeln können.
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Was sind die Merkmale der freien Marktwirtschaft?
Kennzeichen der freien Marktwirtschaft sind:- offene Märkte
- freie Preisbildung
- freie Berufswahl
- Privatbesitz an Produktionsmitteln
- Vertrags- und Gewerbefreiheit
- Konsum- und Investitionsfreiheit
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Was ist ein freier Markt?
Im freien Markt gilt folgender Grundsatz: Anbieter und Käufer können frei handeln, ohne dass der Staat eingreift. Der Marktmechanismus bestimmt dabei die Preise und die Verteilung von Ressourcen.
Soziale Marktwirtschaft
In der freien Marktwirtschaft regelt sich der Markt ohne viel staatliche Einmischung. Die soziale Marktwirtschaft versucht hingegen, mit staatlichen Regelungen einen Ausgleich zwischen Wirtschaft und sozialer Gerechtigkeit zu schaffen. Du möchtest mehr darüber erfahren? Schau dir hier das Video dazu an!