Industrialisierung England
England kannst du als das „Pionierland“ der Industrialisierung bezeichnen. In diesem Beitrag und unserem Video erfährst du, warum das so ist und welche Folgen die Industrialisierung in England hatte!
Inhaltsübersicht
Industrialisierung England einfach erklärt
Die Industrialisierung in England begann in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dabei war England das erste Land, in dem die Industrialisierung stattfand. Aber warum war England Vorreiter in Sachen Industrialisierung? Das lag daran, dass in England geeignete Voraussetzungen für die Industrielle Revolution herrschten. Dazu zählst du vor allem:
- Technischer Fortschritt
- Agrarrevolution
- Bevölkerungswachstum
- Geographische Faktoren: Rohstoffe und Transportwege
- Politische Faktoren
- Wirtschaftliche Faktoren
Die Folgen der Industrialisierung waren eine Bevölkerungsverschiebung vom Land in die Städte, ein neues verändertes Arbeitsumfeld sowie eine schnelle Produktion von Waren. Aber sie brachte auch Umweltverschmutzung und schlechte Arbeitsbedingungen mit sich.
Als Industrialisierung bezeichnest du den Wandel eines Staates von einer Agrargesellschaft zu einer Industriegesellschaft. Das bedeutet, dass Produkte nicht mehr von Hand, sondern mit Maschinen in Fabriken hergestellt werden.
Im Folgenden erfährst du Genaueres über die Industrielle Revolution in England.
Industrialisierung England: Faktoren
Warum gelang England als erstes die Industrielle Revolution? Es gibt verschiedene Gründe, die zum Beginn der Industrialisierung in England führten. Wichtig ist dabei, dass sich diese Gründe untereinander beeinflusst haben. So entstand eine Wechselwirkung. Du wirst sehen, dass einige der Faktoren eng zusammenhängen.
Technischer Fortschritt
Die neuen technischen Entwicklungen waren einer der Hauptgründe für den Beginn der Industrialisierung in England. Dazu zählst du die Erfindung der „Spinning Jenny“. Sie ist die erste Spinnmaschine. Mit ihr konnten acht Fäden gleichzeitig gesponnen werden und somit ersetzte sie acht Arbeiter! Dadurch revolutionierte sie die Baumwollindustrie. Das wiederum ermöglichte die schnelle Produktion von Kleidung in großen Fabriken.
Auch die von James Watt erfundene Dampfmaschine war eine bahnbrechende Erfindung. Sie diente als Basis für weitere Erfindungen, die Produktion und Transport erleichterten, wie zum Beispiel die Dampflokomotive.
Agrarrevolution
In England wurde im 18. Jahrhundert die Landwirtschaft revolutioniert, denn neue und weiterentwickelte Maschinen veränderten die Landwirtschaft. Dabei steigerten bessere Pflüge und die Fruchtwechselwirtschaft den Ertrag. Das bedeutet, dass die Landwirtschaft effizienter wurde. Es konnte also mehr Getreide geerntet und mehr Essen produziert werden. Das kam der Bevölkerung zugute, da so alle Menschen versorgt werden konnten.
Gleichzeitig mussten weniger Bauern auf den Feldern arbeiten und verließen ihre Höfe. Aber was passierte nun mit den Feldern? Die kleinen Felder wurden zu großen Feldern zusammengelegt und als Großgüter bewirtschaftet. Die Landwirtschaft wurde damit auch für wirtschaftliche Zwecke benutzt. Das bedeutet, es wurde nicht mehr zur Selbstversorgung, sondern zum Verkauf angebaut.
Diesen großen Wandel in der Landwirtschaft kannst du als Agrarrevolution bezeichnen.
Bevölkerungswachstum
Durch die Agrarrevolution hatten alle Menschen genug zu Essen. Das bedeutet, dass verbesserte Lebensbedingungen herrschten. Zusätzlich wurde die Hygiene gesteigert. Dadurch stieg die Geburtenrate. Es wurden also mehr Kinder geboren als vorher. Das führte dazu, dass es später mehr Erwachsene gab, die in den Fabriken arbeiten konnten. Das war gut, denn da Produkte jetzt in großen Fabriken hergestellt wurden, war es nötig, viele Arbeiter einzustellen. Es entstanden also immer mehr Arbeitsplätze in den Fabriken Englands.
Daher zogen viele Menschen vom Land in die Städte, wo es mehr Arbeit für sie gab. Das nennst du Urbanisierung.
Je mehr Menschen in die Städte kamen, desto mehr Arbeitskräfte standen für die Fabriken zur Verfügung. Die massenhaft produzierten Waren konnten an die wachsende Bevölkerung verkauft werden. Das wiederum trieb die Industrialisierung voran.
Je mehr Menschen in England lebten, desto mehr Menschen wollten Kleidung kaufen. Gleichzeitig gab es auch immer mehr Arbeitskräfte. Diese Arbeitskräfte arbeiteten in Fabriken und produzierten dort massenhaft Kleidung. Dieses Angebot an Kleidung konnte die Nachfrage der wachsenden Bevölkerung an Kleidung decken.
Geographische Faktoren: Rohstoffe und Transportwege
Englands geographische Lage war ebenfalls günstig für die Industrialisierung. Wie du weißt, ist England eine Insel. Es gab also viele Hafenstädte, von wo aus man Waren transportieren konnte. Das erleichterte nicht nur den Handel zwischen den englischen Städten, sondern auch zwischen England und anderen Ländern.
Zusätzlich zur Küstenlandschaft war auch die flache Landschaft Englands ein Vorteil. Sie ermöglichte den Ausbau des Kanalsystems. Dadurch hatten die Menschen Wasser zur Verfügung. Das verbesserte die hygienischen Bedingungen und unterstützte das Bevölkerungswachstum. Die flache Landschaft förderte auch den Ausbau des Schienenverkehrs. Dadurch wurden neue Transportwege geschaffen: Produkte konnten in Lokomotiven leicht über das Land transportiert werden. Dabei waren die großen Kohlevorkommen in England von Vorteil, mit denen Dampfmaschinen und Lokomotiven betrieben werden konnten.
Politische Faktoren
Die internationale Stellung Englands als Kolonialmacht ermöglichte eine lange Friedensperiode. Das und die stabile politische Lage innerhalb Englands waren gute Voraussetzungen für die Industrialisierung. Zusätzlich gab das politische System den Bürgern Freiheiten. England war somit liberaler als andere europäische Länder zu dieser Zeit. Deshalb konnte der Industrialisierungsprozess in England schon früher beginnen.
Wirtschaftliche Faktoren
Innerhalb von England wurde viel gehandelt. Das war einfach möglich, da es in England keine Zölle gab. Großbritannien war somit ein einheitliches Wirtschaftsgebiet, in dem ein freier Handel herrschte.
Industrialisierung England: Ablauf
Die oben genannten Faktoren führten zur Industrialisierung. Aber wie genau lief die Industrialisierung ab? Hier hast du einen Überblick:
- Beginn der Industrialisierung in England: 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts (1759-1850)
- 1765: Die Erfindung der „Spinning Jenny“ führte zu einer gesteigerten Produktion in der Baumwoll- und Textilindustrie.
- Erfindung der Dampfmaschine: Antrieb von Lokomotiven, Dampfschiffen und Maschinen
- Steigender Kohleabbau, um die Dampfmaschinen anzutreiben
- Herstellung von Koks aus Kohle: Brennstoff für die Eisenproduktion
Industrialisierung England: Folgen
Die Industrialisierung in England hatte verschiedene Folgen. Wie du sehen wirst, gab es positive und negative Folgen:
- Massenproduktion und Überschuss: England als Exportmacht
- Internationaler Handel: Freihandel
- Schlechte Arbeitsbedingungen in Fabriken und Kinderarbeit
- Die Soziale Frage
- Umweltverschmutzung
Schau dir im jetzt die einzelnen Folgen der Industriellen Revolution in England genauer an!
Massenproduktion und Überschuss: England als Exportmacht
Die neue effiziente Produktion durch Maschinen und Arbeitsteilung führte zu einer immer größer werdenden Textilproduktion. Das bedeutet, es wurden immer mehr Stoffe und mehr Kleidung produziert. Die Textilindustrie war die sogenannte Schlüsselindustrie Englands. Die Menge an Textilien war irgendwann so groß, dass es möglich war, Textilien an andere Länder zu verkaufen. Das heißt, England exportierte Textilien.
In welche Länder konnte England Textilien und andere Produkte exportieren? Anders gefragt: Mit wem trieb England Handel? England war die größte Kolonialmacht. Das Britische Weltreich ermöglichte den Import, also die Einfuhr, von günstigen Waren und Rohstoffen aus den Kolonien. Dabei beutete England die Kolonien aus. Der sogenannte Dreieckshandel spielte hier eine wichtige Rolle.
Produkte aus England wurden nach Afrika verschifft und dort gegen Sklaven eingetauscht. Diese wurden in Amerika gegen Rohstoffe wie Baumwolle und Rohrzucker getauscht. Die Rohstoffe wurden wiederum nach England transportiert, um daraus Waren, wie z. B. Textilien, herzustellen.
Internationaler Handel: Freihandel
Zusätzlich schloss England Handelsverträge mit anderen Industrieländern, zum Beispiel Frankreich. Das trieb den internationalen Handel voran und sicherte fairen Wettbewerb. So konnte England günstige Rohstoffe importieren und gleichzeitig die hergestellten Produkte exportieren.
Schlechte Arbeitsbedingungen in Fabriken und Kinderarbeit
Schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne waren aber auch Folgen der Industrialisierung in England. Die Arbeiter litten gesundheitlich unter den Abgasen der Maschinen und den extrem langen Arbeitszeiten. Außerdem kam es oft zu Unfällen an den Maschinen.
Gleichzeitig war das Angebot an Arbeitskräften so groß, dass diese leicht zu ersetzen waren. Im Falle einer Krankheit oder bei schlechter Leistung konnte der Chef einfach jemand Neues einstellen! Das war den Arbeitern bewusst. Sie waren gezwungen, unter diesen Bedingungen zu arbeiten, damit sie ihre Jobs behalten konnten.
Zusätzlich gab es auch Kinderarbeit. Kinder mussten in Fabriken arbeiten, da der Lohn der Eltern oft nicht ausreichte, um die Familie zu versorgen.
Die Soziale Frage
Wie du dir vorstellen kannst, führten diese Probleme am Arbeitsplatz zu verschiedenen Missständen in der Gesellschaft. Es gab Armut, Arbeitslosigkeit, Wohnungsprobleme und die Ausgrenzung von Gruppen aus der Gesellschaft. Diese ganzen gesellschaftlichen Probleme fasst du unter dem Begriff der Sozialen Frage zusammen.
Umweltverschmutzung
Durch die vielen Fabriken entstand eine große Luftverschmutzung. Die Verbrennung von Kohle verpestete die Luft.
Die ungesunden Abgase, die in den Fabriken entstanden, verbreiteten sich in der Stadt und waren schädlich für Menschen und Tiere. Außerdem verschmutzten die Abwasser aus den Fabriken die Gewässer. Die Umweltverschmutzung durch die Industrialisierung ist auch heute ein wichtiges Thema.
Industrialisierung in Deutschland
Jetzt weißt du, was während der Industrialisierung in England passierte. Aber nicht nur in England, sondern auch in Deutschland fand eine Industrialisierung statt! Die Industrialisierung in Deutschland begann aber wesentlich später als in England. Warum das so war, erfährst du in unserem Video!