Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation — was ist das? In diesem Artikel und in unserem Video erklären wir dir ganz einfach, was das Heilige Römische Reich mit Deutschland zu tun hat, wie es entstand und warum es endete!
Inhaltsübersicht
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation einfach erklärt
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation (HRRDN) befand sich in Mittel- und Südeuropa von 962 bis 1806. Es war das Herrschaftsgebiet der römisch-deutschen Kaiser und Könige. Erst hieß es „Heiliges Römisches Reich“ und bekam später im 15. Jahrhundert den Zusatz „Deutscher Nation“, weil damals der größte Teil im deutschen Raum lag.
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war sehr instabil. Denn es wurde damals zwar von einem König oder Kaiser regiert, aber die vielen mächtigen Fürsten wollten alle mitbestimmen. Auch die Kirche versuchte immer wieder mitzumischen. Darunter litt das Reich, denn das alles führte zu Streitigkeiten und zum Verlust von viel Land.
Übrigens: Oft kürzt du das Heilige Römische Reich Deutscher Nation auch als HRRDN oder HRR (Heiliges Römisches Reich) ab!
Die Könige fügten den Zusatz „heilig“ hinzu, um zu zeigen, dass ihre Herrschaft von Gott unterstützt wurde. So legitimierten sie ihre Herrschaft. „Römisch“ kam hinzu, weil sich die Könige als Nachfolger der Kaiser des mächtigen Römischen Imperiums sahen. Deshalb ließen sie sich vom Papst zu Kaisern krönen.
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation Regierung
Das Heilige Römische Reich hatte einen Kaiser an der Spitze. Er rechtfertigte seine Herrschaft durch göttlichen Zuspruch (Gottesgnadentum). Das wurde nochmal durch die Ernennung zum Kaiser durch den Papst verstärkt. Ein König musste nämlich immer vom Papst persönlich zum Kaiser gekrönt werden.
Dem Kaiser unterstanden die verschiedenen weltlichen und geistlichen Fürsten im HRR. Zwischen ihnen und dem Kaiser gab es ein gegenseitiges Treue- und Abhängigkeitsverhältnis. Beispielsweise war jeder, der die Treue zum Kaiser hielt, ein Teil des Heiligen Römischen Reichs und wurde vom deutsch römischen Kaiser geschützt.
Sieben der Fürsten — später auch mehr — nennst du Kurfürsten. Sie durften den Kaiser oder König wählen. Deswegen bezeichnest du die Regierungsform als „Kaisertum/Königstum mit Wahlmonarchie„. Dabei konnten komplett neue Kandidaten vorgeschlagen werden. Jedoch sollte der neue Kaiser/König immer ein Nachfahre des amtierenden Königs/Kaisers sein.
Übrigens: Nicht jeder König des HRRDN wurde zum Kaiser gekrönt! Trotzdem regierten die Könige des HRRDN immer wie Kaiser. Deshalb findest du in unserem Artikel immer beide Ausdrücke!
Ab 1495 gab es sogar eine Art Parlament: den Reichstag. Dort traf sich der Kaiser mit den stimmberechtigten Parteien, Ritterverbänden, Adeligen und Fürsten. Sie nennst du Reichsstände. Gemeinsam trafen sie dort Entscheidungen.
Übrigens: Auch wenn das Reich Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation heißt, wurde nicht nur Deutsch gesprochen! Die Menschen sprachen dort zum Beispiel auch Latein, Französisch, Italienisch und slawische Sprachen.
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation Gründung und Vorgeschichte
Im Jahr 800 wurde Karl der Große zum Kaiser ernannt. Er betrachtete sich als Nachfolger der römischen Kaiser und regierte das Fränkische Reich, welches damals das größte und mächtigste Reich Europas war. Das Frankenreich wurde anschließend unter seinen Nachfahren aufgeteilt. Ein Teil davon war das Ostfränkische Reich. Daraus entwickelte sich später das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.
Es ist allerdings nicht ganz klar, ab wann genau du vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation sprechen kannst. Somit gibt es auch kein bestimmtes Gründungsdatum. Die Forschung nennt aber oft Konrad I., Heinrich I. oder Otto I. als den ersten König des Heiligen Römischen Reichs.
Meistens nennen Forscher 962 als Gründungsjahr des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Damals wurde Otto I. vom Papst zum Kaiser gekrönt. Damit war er der Schutzherr der Kirche und verband das Christentum und das ostfränkischen Königtum mit der antiken römischen Kaiserwürde. So entstand eine neue politische Einheit.
Es gibt keinen festen Zeitpunkt für die Gründung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und auch der Name entstand erst im Laufe der Zeit. Denn obwohl es das Reich schon vorher gab, tauchte der Name „Heiliges Reich“ erst 1157 auf! Der Zusatz „römisch“ folgte erst 100 Jahre später. Der Zusatz „Deutscher Nation“ kam sogar erst im 15. Jahrhundert dazu! Oft nennst du das Reich auch einfach deutsches Reich, heiliges deutsches Reich oder römisch deutsches Reich.
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation Geschichte
Das Heilige Römische Reich existierte etwas mehr als 900 Jahre lang — und zwar ungefähr von 900 bis 1806! Diese Zeitspanne umfasst zwei geschichtliche Epochen. Das Mittelalter und die Frühe Neuzeit . Im Folgenden erfährst du alle wichtigen Ereignisse in der Geschichte des HRR.
Übrigens: Schau doch mal bei unseren Playlists zum Mittelalter und zur Frühen Neuzeit vorbei, um mehr über die beiden spannenden Epochen zu erfahren!
Heiliges Römisches Reich — Mittelalter
Zuerst regierten die Ottonen-Kaiser das Heilige Römische Reich von 962 bis 1024. Sie vergrößerten das HRR, indem sie Norditalien eroberten und in das Reich integrierten. Außerdem schafften sie es, die Herrschaft der Kaiser zu festigen.
Doch nach dem Tod von Otto III. entbrannte ein Machtkampf um den Thron. Heinrich II. sicherte sich die Herrschaft und verband das deutsch römische Reich eng mit der katholischen Kirche. Das führte dazu, dass der Einfluss der Kirche auf das Reich stark wuchs.
Die Kirche wurde so nach und nach immer mächtiger. Sie wollte sogar Bischöfe und Äbte im Reich selbst einsetzen. Das nennst du Investitur. Doch die Investitur stand nur dem König oder Kaiser zu! Deshalb entbrannte der sogenannte Investiturstreit . Der Streit schadete dem Reich sehr. Selbst nachdem er endete, blieb das Reich geschwächt. Denn Kirche und Kaiser waren nun keine Einheit mehr.
Trotzdem wuchs das Gebiet des römisch deutschen Reichs im 11. und 12. Jahrhundert extrem. Denn damals eroberten die Kaiser unter größter militärischer Anstrengung zuerst das Königreich Burgund, und später sogar Süditalien und Sizilien.
Außerdem nahm der Einfluss der Landesherren im Norden des HRR zu. So verloren die Kaiser immer mehr Macht. Als dann zwischen 1254 und 1273 keiner der gewählten Könige seinen Herrschaftsanspruch im HRR durchsetzen konnte, gab es keinen König oder Kaiser im Heiligen Römischen Reich mehr. Es kam zu einer Regierungskrise. Sie nennst du Interregnum.
Als Rudolf von Habsburg 1273 nach dem Interregnum zum neuen König gewählt wurde, stabilisierte sich das Reich wieder. Doch nur knapp 40 Jahre später begann das Gebiet des Heiligen Römischen Reichs zu schrumpfen: Die Herrscher des römisch-deutschen Reichs begannen nämlich, Gebiete an andere Länder gegen Geld abzutreten.
Im Jahr 1355 erließ Kaiser Karl IV. dann eines der bedeutendsten Gesetze des Mittelalters: die Goldene Bulle. Sie regelte die Königswahl, indem sie alle wahlberechtigten Kurfürsten sowie die genauen Regeln zur Königswahl und -krönung festhielt. In der Zwischenzeit erlangten die Fürsten und Bischöfe immer mehr Macht. Darunter litten der Einfluss und die Macht des Königs oder Kaisers.
Zusammenfassung HHR im Mittelalter
Während des Mittelalters wandelte sich das römisch-deutsche Reich von einem blühenden Kaiserreich zu einem territorialen Flickenteppich. Denn die Macht der Kaiser oder Könige wurde immer weniger, während die Fürsten und die Kirche immer mehr Macht und Einfluss an sich rissen. Bei der Wahl des Königs kam es außerdem zu vielen Intrigen und Konflikten.
Zusätzlich waren viele der Könige ab dem 14. Jahrhundert nur daran interessiert, ihre eigene Macht zu stärken, anstatt das Heilige Römische Reich Deutscher Nation als gesamtes Reich zu regieren und zu schützen. Das Gefühl eines großen „Reich- und Dachverbandes“ war damit zerstört.
Du kannst deshalb sagen, dass das Heilige Römische Reich im Übergang vom Mittelalter in die Frühe Neuzeit am Boden lag.
- Otto I. (936-972, ab 962 Kaiser des HRR)
- Heinrich IV. (1053-1106, Investiturstreit)
- Friedrich I. Barbarossa (1152-1190)
- Heinrich IV. (1169-1197, größte Ausdehnung des HRR)
- Rudolf von Habsburg (1273-1291, erster Herrscher nach Interregnum)
- Karl IV. (1347-1378, Goldene Bulle)
Heiliges Römisches Reich — Frühe Neuzeit
Das Heilige Römische Reich wurde in der Frühen Neuzeit fast durchgängig von den Habsburgern regiert. Trotzdem war es sehr instabil.
Außerdem ist das deutsch römische Reich immer kleiner geworden, weil die Fürsten und Kaiser Gebiete an umliegende Länder verkauft und auch in Gefechten verloren hatten. Schau dir das Reich um 1400 auf der Karte des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation an:
Die Reichsreform von 1495 unter Maximilian I. sollte das Heilige Römische Reich Deutscher Nation erneut zu einer Einheit verbinden. Dazu wurde das Reich in Reichskreise unterteilt. So konnte es besser verwaltet und stabilisiert werden. Außerdem wurden wichtige Institutionen wie das Reichskammergericht gebildet. Darüber hinaus berief Maximilian I. erstmals den Reichstag ein.
Doch schon wenig später kam es ab 1517 zur Reformation in der christlichen Kirche. Sie führte zur Spaltung der Kirche in katholisch und protestantisch (z.B. evangelisch). Das veränderte das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und seine Gesellschaft. Der streng katholische Karl V. verbot damals alle reformatorischen Schriften und ging hart gegen die Protestanten vor. Doch als er erkannte, dass er keine Chance gegen die Protestanten hatte, beschloss er den Augsburger Reichs- und Religionsfrieden. So kam es zur Religionsfreiheit und die Landesherren konnten die Religion in ihrem Gebiet selbst bestimmen.
Trotzdem standen die Katholiken und Protestanten weiterhin im Konflikt — und das in ganz Europa. Der religiöse Konflikt eskalierte und so kam es 1618 zum 30-jährigen Krieg . Das HRRDN wurde zum Hauptschauplatz des Dreißigjährigen Krieges und verlor dabei viele Gebiete an die Gegner. Der Krieg endete erst 1648 mit dem Westfälischen Frieden — dort musste das Heilige Deutsche Reich noch mehr Gebiete an seine Gegner abtreten.
Anschließend kristallisierten sich im 18. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen zwei Großmächte heraus. Das waren Österreich und Preußen. Österreich stand dabei unter der Führung der Habsburger und deshalb fokussierten sich die Könige und Kaiser des römisch deutschen Reichs mehr auf Österreich. Denn sie wollten nur die Stellung Österreichs festigen. Das führte erneut dazu, dass der Zusammenhalt des Reichs schwand.
Zusammenfassung HRRDN in der Frühen Neuzeit
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hatte in der Frühen Neuzeit keinen „Reich- und Dachverband“-Charakter mehr. Deshalb gab es auch keine richtige Einheit. Zwar wurde im 15. und 16. Jahrhundert durch die Reichsreform eine Einheit des heiligen deutschen Reichs angestrebt, doch schon im 17. Jahrhundert war das durch den Dreißigjährigen Krieg und die daraus folgenden Gebietsveränderungen nicht mehr möglich.
Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden stattdessen zwei deutsche Großmächte: Österreich und Preußen. So fokussierten sich die Kaiser und Könige nur noch auf Österreich und die anderen kleinen Staaten interessierten sie nicht mehr wirklich. Deshalb entwickelte sich das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zunehmend zu einem lockeren Staatenverband aus kleinen, selbstbestimmten Einzelstaaten. Sie verfolgten keine übergreifende Reichspolitik mehr — der Kaiser und die Einheit des Reiches verloren dabei immer mehr an Bedeutung.
Der Austritt einiger Staaten aus dem römisch deutschen Reich leitete das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ein.
- Maximilian I. (1468-1519, Reichsreform)
- Karl V. (1519-1556, Kaiser zur Zeit der Reformation der Kirche)
- Ferdinand III. (1636-1657, Westfälischer Frieden)
- Karl VI. (1711-1740, Pragmatische Sanktion — Frauen waren nun auf dem Thron erlaubt)
- Franz II. (1792-1806, letzter Kaiser des HRRDN und Ende des HRRDN)
Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
Das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation kam im Jahr 1806. Zuvor fand in Frankreich die Französische Revolution statt und Napoleon hatte große Teile des Reichs mit der französischen Revolutionsarmee erobert. Einige deutsche Staaten kämpften dabei sogar auf seiner Seite. Napoleon zwang 1806 den letzten Kaiser des deutsch-römischen Reichs Franz II. dazu, abzudanken.
Noch im selben Jahr bildete Napoleon den sogenannten Rheinbund. Er war ein Zusammenschluss von deutschen Staaten, der von Frankreich abhängig war. Die Staaten mussten dann alle aus dem Heiligen Römischen Reich austreten. Das war das endgültige Ende des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation.
Deutscher Bund
Napoleon wurde im Jahr 1815 besiegt und der Wiener Kongress wurde von den europäischen Ländern abgehalten. Dort wurde die Zukunft Europas beschlossen. Natürlich ging es dort auch um die Zukunft Deutschlands. Aber anstatt ein neues römisch deutsches Reich zu gründen, kam es zum sogenannten Deutschen Bund. Du möchtest mehr über diesen Zusammenschluss deutscher Staaten erfahren? Dann schau dir am besten gleich unser Video dazu an!