Deutsches Kaiserreich
Wann gab es das deutsche Kaiserreich? Wer war Kaiser? Und wie hat die Gesellschaft damals gelebt? All das erklären wir dir in unserem Beitrag und im Video!
Inhaltsübersicht
Deutsches Kaiserreich einfach erklärt
Das deutsche Kaiserreich bezeichnet den Zeitraum in Deutschland, in der ein Kaiser regierte. Das war in den Jahren von 1871 bis 1918. Damals nanntest du es aber noch „Deutsches Reich“.
Das deutsche Kaiserreich kannst du dir als Staatenbund vieler einzelner deutscher Staaten vorstellen, aus denen Deutschland vor der Gründung bestand.
Besonders der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck spielte eine zentrale Rolle bei der Gründung des deutschen Kaiserreichs: Er übernahm die Aufgabe des Reichskanzlers und regierte zusammen mit Kaiser Wilhelm I. Wegen dieser Regierungsform von „oben herab“ nennst du das Deutsche Kaiserreich auch einen Obrigkeitsstaat.
Als Kaiser Wilhelm II. jedoch an die Macht kam, entließ er Bismarck. Er versuchte, dem Deutschen Reich mehr Macht zu verschaffen. Doch stattdessen führte er das Deutsche Reich in den Ersten Weltkrieg , den es verlor. Und nur wenig später kam es dann zur Gründung der Weimarer Republik.
- Drei Reichseinigungskriege durch Preußen
- 18. Januar 1871: Reichsgründung und Kaiserausrufung Wilhelm des I.
- Bismarck wird zum Reichskanzler ernannt: Führung defensiver Bündnispolitik
- Die Industrialisierung verbreitet sich in Deutschland
- Wilhelm II. wird 1888 zum Kaiser: Entlassung Bismarcks 1890
- Erster Weltkrieg 1914-1918
- Deutsche Niederlage und Auflösung des Deutschen Reichs
- 9. November 1918: Gründung der Weimarer Republik
Situation in Deutschland vor der Reichsgründung
Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck hatte ein Ziel: Die unzähligen Einzelstaaten in Deutschland vereinen. Selbstverständlich sollte Preußen darüber herrschen.
Die Staaten in Süddeutschland hatten wenig Interesse an einem vereinigten Deutschland. Sie hatten Angst, dass ihr eigener Staat darin untergeht und sie ihre Macht und Gebiete verlieren. Deswegen stellten sie sich auch auf die Seite von Österreich — denn Österreich wollte die Herrschaft von Böhmen unbedingt verhindern.
Und was hielten die Länder außerhalb des deutschen Bundes von der Idee eines Deutschen Staates?
Bedrohung der Macht anderer Länder
Die Gründung eines geeinten Deutschland hätte die Verteilung von Macht und Einfluss in Europa ganz schön verändert. Vor allem Frankreich und England hatten Angst, dass sie an Einfluss verlieren könnten, sollte es ein großes, einheitlich regiertes Deutschland geben. Auch Russland war nicht begeistert von der Idee.
Bismarck schaffte es aber dennoch, sein Kaiserreich zu gründen. Das lief allerdings nicht ganz ohne Gewalt ab!
Reichseinigungskriege
Preußen führte unter der Leitung von Bismarck drei Kriege, um das deutsche Kaiserreich gründen zu können. Du bezeichnest sie auch als die sogenannten Reichseinigungskriege. Bismarck gewann alle drei.
Die drei Reichseinigungskriege waren:
- der Deutsch-Dänische Krieg 1864
- der Deutsche Krieg 1866
- der Deutsch-Französische Krieg 1870/71
Wenn du mehr darüber wissen möchtest, schau dir unser Video zur Reichsgründung an!
Reichsgründung im Spiegelsaal von Versailles
Nach den drei gewonnenen Reichseinigungskriegen war es dann endlich so weit: Am 18. Januar 1871 wurde schließlich im Spiegelsaal von Versailles (Frankreich) das deutsche Kaiserreich ausgerufen.
Die Staaten im Süden schlossen sich somit dem Norddeutschen Bund an. Dieser wurde ab jetzt „Deutsches Reich“ genannt. Außerdem war der König von Preußen nun auch deutscher Kaiser. Das war nämlich in der Verfassung des deutschen Kaiserreiches so festgehalten.
Letztlich erstreckte sie das deutsche Kaiserreich im Osten fast bis ins heutige Polen. Im Westen gehörten ehemalige Teile von Frankreich (Elsaß-Lothringen) dazu — auch wenn sie das eigentlich gar nicht wollten.
Außerdem hatte Deutschland Kolonien in Afrika, China und Ozeanien. Auch die zählten zu den Gebieten des deutschen Kaiserreichs.
Aber was passierte eigentlich zu der Zeit in diesem riesigen Kaiserreich? Das erfährst du jetzt!
Industrialisierung in Deutschland
Während der deutschen Kaiserzeit kam die Industrielle Revolution in Deutschland an. Dies führte zu gesellschaftlichen Veränderungen und zu wirtschaftlichem Aufschwung. Schau dir jetzt an, wie sich das Leben der Menschen abspielte und wie sich die Wirtschaft im Kaiserreich entwickelt hat!
Leben der Gesellschaft
Durch die industrielle Revolution entstanden in den Städten große Fabriken. Deswegen zogen sehr viele Menschen zum Arbeiten dort hin. Hier herrschten aber oft katastrophale Arbeitsbedingungen. Außerdem hausten sie oft mit mehrere Familien in unhygienischen und beengten Wohnungen.
Im Kontrast dazu lebte das Bürgertum, der Adel und das Militär. Sie konnten sich Luxus und prachtvolle Häuser leisten. Je weiter die Industrialisierung fortschritt, desto mehr gewannen sie an Bedeutung und Einfluss.
Wirtschaftlicher Aufschwung und Forschung
Neben der gesellschaftlichen Veränderung beeinflusste die industrielle Revolution auch die Wirtschaft in Deutschland. Die Menschen produzierten mehr Waren in den Fabriken. Es kam zu einem rasanten wirtschaftlichen Aufschwung.
Aber nicht nur in der Wirtschaft und Gesellschaft gab es viele Veränderungen während des deutschen Kaiserreichs. Auch die Regierung besaß einige Besonderheiten!
Regierung im Deutschen Kaiserreich
Schauen wir uns jetzt an, wie das Deutsche Kaiserreich damals regiert wurde. Laut der Verfassung gab es vier wichtige Organe:
- Kaiser: Herrscher im deutschen Kaiserreich, immer der König von Preußen
- Reichskanzler: Regierungschef, der vom Kaiser ernannt wird
- Reichstag: Parlament, zuständig für Gesetze
- Bundesrat: Vertreter der einzelnen Staaten (Bundesländer / Bundesstaaten) im Kaiserreich
Insgesamt war das deutsche Kaiserreich ein Obrigkeitsstaat: Das Sagen über Militär, Außenpolitik und die Reichsverwaltung hatten hauptsächlich der Kaiser und sein Reichskanzler. Auch die Regierungsmitglieder wurden eher vom Kaiser bestimmt, als dass sie tatsächlich den Wahlergebnissen entsprachen.
Schau dir jetzt die beiden wichtigsten Regenten des deutschen Kaiserreiches mal genauer an:
Reichskanzler Otto von Bismarck
Otto von Bismarck war ab der Reichsgründung Reichskanzler des deutschen Kaiserreiches. Der Kaiser zu der Zeit — Kaiser Wilhelm I. — hatte kein Interesse daran, in der Politik mitzumischen und überließ alle wichtigen politischen Entscheidungen Bismarck. Als dann aber der Enkel von Kaiser Wilhelm I. an die Macht kam — Kaiser Wilhelm II. — entließ dieser Bismarck, um selbst zu regieren.
Innenpolitik Bismarcks:
Am Anfang seines Amtes im deutschen Kaiserreich erklärte Bismarck die Katholische Kirche zu seinem Feind. Er und seine preußisch-protestantische Herrschaft fühlten sich von den Katholiken und vom Papst bedroht. Deswegen versuchte er mit dem sogenannten „Kulturkampf“ diese Glaubensrichtung auszuschalten; jedoch ohne Erfolg.
Anschließend wendete Bismarck sich mehr gegen die Sozialdemokraten. Die Arbeiterbewegung wehrte sich immer stärker gegen die zum Teil unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den Fabriken. Bismarck interessierte sich allerdings kaum für die Anliegen der Arbeiter, ihm war das Geld, das die Fabriken abwarfen, deutlich wichtiger.
Um die Arbeiter zu besänftigen, führte er schließlich die Sozialversicherungen ein. Außerdem erließ er Verbote — die sogenannten Sozialistengesetze . Sie verboten zum Beispiel Versammlungen und Zeitungen. Damit wollte er erreichen, dass sich die Meinung der Sozialisten nicht weiter ausbreitete.
Außenpolitik Bismarcks:
Außenpolitisch setzte Bismarck auf eine sogenannte defensive Bündnispolitik. Er ging davon aus, dass Frankreich sich von Deutschland Gebiete zurückholen wollte. Die Gebiete waren nämlich im dritten Reichsgründungskrieg 1871 von Frankreich an Deutschland gefallen. Deswegen wollte er jetzt keine neuen Gebiete mehr erobern, sondern setzte stattdessen auf Bündnisse — nur mit Frankreich wollte er sich nicht versöhnen.
Die Herrschaft Bismarcks endete als Kaiser Wilhelm II. an die Macht kam. Jetzt erklären wir dir, wie er regierte.
Kaiser Wilhelm II. (Wilhelminisches Kaiserreich)
Anders als sein Vorgänger überließ Kaiser Wilhelm II. die Herrschaft und politische Führung des deutschen Kaiserreiches nicht seinem Reichskanzler. Zwei Jahre nach seiner Krönung entließ er 1890 Otto von Bismarck. Du kannst das deutsche Kaiserreich unter der Führung von Wilhelm II auch als wilhelminisches Kaiserreich bezeichnen.
Innenpolitik von Kaiser Wilhelm II.:
Innenpolitisch wollte Kaiser Wilhelm II. seine Monarchie unbedingt beibehalten. Eine parlamentarische Regierung konnte unter seiner Herrschaft deswegen nicht durchgesetzt werden.
Außenpolitik von Kaiser Wilhelm II.:
Auch was die Außenpolitik betraf, schlug Kaiser Wilhelm II. einen ganz anderen Kurs ein als Otto von Bismarck mit seiner defensiven Bündnispolitik. Der Kaiser wollte für das deutsche Reich einen „Platz an der Sonne“ — er strebte also danach, dass Deutschland das mächtigste Land der Welt werden sollte.
Seine Regierungszeit ist deswegen auch geprägt von Imperialismus , Flottenbau und Weltmachtpolitik. Das führte aber dazu, dass sich Frankreich und Russland gegen Deutschland verbündeten, was schließlich im Ersten Weltkrieg endete .
Das deutsche Kaiserreich und der erste Weltkrieg
Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges ging auch die deutsche Kaiserzeit zu Ende.
Kaiser Wilhelm II. hatte mit seiner Politik des Imperialismus und dem Streben nach Weltmacht einige Länder — allen voran Frankreich und Russland — gegen sich aufgehetzt. Diese Konflikte führte zum Ersten Weltkrieg.
Wie du vielleicht schon weißt, verlor Deutschland diesen Krieg. Kaiser Wilhelm II. floh ins Exil in die Niederlande.
Einige Monate später wurde in Deutschland dann die Weimarer Republik gegründet. Aus der Monarchie wurde jetzt eine Republik und aus dem Kaiser der Reichspräsident.
Weimarer Republik
Du willst wissen, wie genau die Weimarer Republik gegründet wurde, wer regierte und was zu der Zeit alles geschah? Dann schau dir jetzt unser Video dazu an.