Vietnamkrieg
Der Vietnamkrieg war ein brutaler Konflikt, der viele Menschenleben kostete. Die USA kämpften dabei mit Südvietnam gegen Nordvietnam. Aber wie ist es überhaupt so weit gekommen? Das und noch mehr erfährst du jetzt in diesem Beitrag und in unserem Video !
Inhaltsübersicht
Vietnamkrieg kurz erklärt
Im Vietnamkrieg kämpften die USA auf der Seite Südvietnams gegen das kommunistische Nordvietnam. Der Krieg dauerte von 1964 bis 1975.
Die USA wollten dabei die Ausbreitung des Kommunismus in Südostasien verhindern. Kommunistische Staaten wie China und die Sowjetunion wollten aber genau das Gegenteil erreichen und unterstützten daher Nordvietnam.
Nach vielen Jahren — genauer gesagt 1973 — zogen sich die USA wieder aus den Kämpfen zurück: Sie hatten keine nennenswerten Fortschritte gemacht. Nord- und Südvietnam bekriegten sich jedoch noch zwei Jahre lang weiter. Im Jahr 1975 eroberte Nordvietnam schließlich die südvietnamesische Hauptstadt Saigon und gewann damit den Krieg. Für die USA war es der erste Krieg, den sie verloren hatten.
Der Vietnamkrieg war ein sehr brutaler Konflikt. In den 11 Kriegsjahren forderte er insgesamt mehr als 6 Millionen Tote. Die Folgen des Krieges sind vor allem in Vietnam, aber auch in den USA noch bis heute spürbar.
Vietnamkrieg Zusammenfassung
1954 |
Teilung Vietnams
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5. August 1964 |
Kriegserklärung der USA an Nordvietnam ⇒ offizieller Beginn des Vietnamkrieges |
1965 |
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27. Januar 1973 |
Friedensabkommen: Kriegsaustritt USA Aber: Nord- und Südvietnam kämpfen weiter |
30. April 1975 |
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Überblick über die beteiligten Akteure
Damit du den Vietnamkrieg besser verstehen kannst, stellen wir dir hier erst einmal die verschiedenen Akteure vor. Die beiden Seiten zeichnen sich hauptsächlich dadurch aus, dass sie ein unterschiedliches Weltbild hatten. Die eine Seite vertrat eine kapitalistische Gesellschaft, während die andere Seite ein überzeugter Verfechter des Kommunismus war.
Die kapitalistische Seite
Auf der Seite der Kapitalisten stand zuerst einmal Südvietnam. Dort war eine Militärregierung an der Macht, die finanziell sehr stark von den USA abhängig war.
Die USA unterstützten die Regierung Südvietnams aber nicht nur aus dem Hintergrund. Sie nahmen selbst auch aktiv am Krieg teil. Dabei waren zeitweise mehr als eine halbe Million US-Soldaten im Einsatz in Vietnam.
Die kommunistische Seite
Auf der Seite der Kommunisten gab es vor allem Nordvietnam, das von einer kommunistischen Regierung geführt wurde.
Zwei wichtige Organisationen waren hier am Vietnamkrieg beteiligt: die nordvietnamesische Armee und der Vietcong. Der Vietcong war eine Guerilla-Organisation. Aber was heißt das eigentlich?
Eine Guerilla kämpft normalerweise in kleineren Gruppen. Die Guerilla-Taktik besteht hauptsächlich darin, den Gegner durch viele kleine Angriffe zu überraschen. Die Kämpfer der Guerilla vermeiden direkte Konfrontationen und ziehen sich nach jedem Angriff schnell in ihre Verstecke zurück. Sie gehen verdeckt vor und sind meist als normale Bürger getarnt.
Nordvietnam hatte aber auch mächtige Bündnispartner, die das Land mit großen Waffenlieferungen und durch Militärberater unterstützten: China und die Sowjetunion. Diese beiden Staaten griffen allerdings nie aktiv in den Vietnamkrieg ein.
Die USA und die Sowjetunion kämpften also nur indirekt gegeneinander. Der Vietnamkrieg stand dabei stellvertretend für den Konflikt zwischen den beiden gegensätzlichen Großmächten. Du sprichst daher von einem sogenannten Stellvertreterkrieg.
Vietnamkrieg Gründe
Alles begann, als Vietnam im Jahr 1954 im sogenannten Indochinakrieg seine Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich erlangte. Das Land zerfiel anschließend in zwei Teile: Das kommunistisch regierte Nordvietnam und das westlich orientierte, also kapitalistische Südvietnam. Als Grenze legten die beiden Staaten den 17. Breitengrad fest.
Die politische Lage in Südvietnam wurde aber zunehmend instabil: Die Militärregierung dort war korrupt und ging mit Unterdrückung und Gewalt gegen die eigene Bevölkerung vor.
Mit der politischen Instabilität Südvietnams stieg auch die Besorgnis der Amerikaner, dass ganz Vietnam kommunistisch werden könnte. Die Welt befand sich nämlich gerade mitten im Kalten Krieg . Kapitalistische und kommunistische Länder hatten zu der Zeit eine sehr spannungsgeladene Beziehung miteinander.
Vor allem die beiden Großmächte USA und die Sowjetunion standen sich dabei sehr feindlich gegenüber und rangen um die Vorherrschaft in der Welt. Die USA waren überzeugte Vertreter des Kapitalismus und wollten die Ausbreitung des Kommunismus mit allen Mitteln verhindern. Also begannen sie den Krieg mit Nordvietnam.
Offiziell war die Geschichte vom Kriegsbeginn jedoch eine andere: Beim sogenannten Tonkin-Zwischenfall sollen nordvietnamesische Boote auf ein amerikanisches Militärschiff geschossen haben. Nur zwei Tage später, am 5. August 1964, erklärten die USA Nordvietnam dann den Krieg. Erst viel später stellte sich dieser Zwischenfall als Falschmeldung heraus, die vermutlich vom US-Geheimdienst NSA in die Welt gesetzt worden war. Damit wollten die USA ihre Machtkämpfe in Vietnam rechtfertigen.
Vietnamkrieg Verlauf
11 Jahre lang tobte in Vietnam ein grausamer Krieg. Aber was ist dabei eigentlich genau passiert?
Beginn des Krieges
Kurz nach der Kriegserklärung 1964 starteten die Amerikaner auf Befehl ihres Präsidenten Lyndon B. Johnson die ersten Angriffe. Sie begannen mit der Operation „Rolling Thunder“, was so viel wie „Donnergrollen“ bedeutet. Dabei flogen sie innerhalb von 3 Jahren mehr als 300.000 Luftangriffe gegen Nordvietnam.
Außerdem versprühten amerikanische Flugzeuge großflächig ein chemisches Gift, das du auch als Agent Orange bezeichnest. Dadurch verloren die Pflanzen ihre Blätter. Das war ein wirksames Mittel gegen den Vietcong, der seine Verstecke häufig im dichten Wald Vietnams hatte. Wenn der Schutz durch das Blätterdach der Bäume erst einmal weg war, konnten die Amerikaner die Lager des Vietcongs viel leichter finden und zerstören.
Unglücklicherweise trafen die Bomben und die chemischen Waffen vor allem auch die Zivilbevölkerung Vietnams. Agent Orange zerstörte zum Beispiel nicht nur den Wald, sondern auch die Reisfelder. Damit nahm das US-Militär den Menschen eine wichtige Lebensgrundlage.
Zunehmende Proteste: die Friedensbewegung
Schon seit Beginn des Krieges gab es international Kritik an der militärischen Einmischung der USA in Vietnam. Ein Vorfall löste jedoch eine regelrechte Protestwelle aus: Das Massaker von Mỹ Lai. Im März 1968 marschierten US-Soldaten in das Dorf Mỹ Lai ein. Dort vergewaltigten und töteten sie Frauen, Kinder und Senioren.
Über dieses schreckliche Ereignis gab es Berichte auf der ganzen Welt, sogar Fotos davon gelangten an die Öffentlichkeit. Überall waren die Menschen entsetzt über die Brutalität der amerikanischen Soldaten. In den USA selbst demonstrierten daraufhin Tausende gegen den Vietnamkrieg. Sie forderten den Rückzug der amerikanischen Truppen aus Vietnam und setzten sich für den Frieden ein.
Es gab 1968 aber noch ein weiteres Ereignis, das die Proteste gegen den Krieg stark ansteigen ließ: Die sogenannte Tet-Offensive. Dabei griffen die Untergrundkämpfer des Vietcong mehrere südvietnamesische Städte an und eroberten sie. Auch in der Hauptstadt Saigon konnten sie sich bis vor die US-Botschaft vorkämpfen. Der Erfolg der Guerilla-Kämpfer hielt nicht lange an, denn die USA konnten alle verlorenen Gebiete in kurzer Zeit zurückerobern. Dabei kam es jedoch auf beiden Seiten zu hohen Verlusten. Die Tet-Offensive zeigte aber vor allem eins: Die USA hatten die Situation in Vietnam nicht unter Kontrolle. Und sie waren weit davon entfernt, den Krieg zu gewinnen.
Kriegsaustritt der USA
1968 wurde in den USA auch ein neuer Präsident gewählt: Richard Nixon. Er hatte die Wahl mit dem Versprechen gewonnen, den Vietnamkrieg zu beenden. Das hieß aber nicht, dass er sich aus dem Krieg zurückziehen wollte – ganz im Gegenteil. Er wollte den Krieg nur möglichst schnell gewinnen. Dafür erhöhte er noch einmal drastisch die Zahl der Bombenangriffe auf Nordvietnam.
Im Juli 1969 änderte sich diese Taktik dann mit der Nixon-Doktrin: Ziel war jetzt die sogenannte „Vietnamisierung“ des Krieges. Das bedeutet, Nixon wollte schrittweise immer mehr Verantwortung für die Kriegsführung an Südvietnam übergeben. Das sollte es ermöglichen, den Einsatz der US-Armee zu verringern.
Gleichzeitig liefen Friedensverhandlungen zwischen den beteiligten Staaten. Dabei gab es allerdings jahrelang keine Einigung. Währenddessen wurden die Luftangriffe weiter fortgesetzt.
Erst Anfang des Jahres 1973 kam es letztendlich zu einer Abmachung. Die USA und Nordvietnam erklärten sich in einem Vertrag den Waffenstillstand. Daraufhin wurden alle US-Soldaten aus Vietnam abgezogen und für die USA war der Krieg beendet. Doch zwischen Nord- und Südvietnam waren die Kämpfe noch nicht vorbei.
Vietnamkrieg Ende
Zum Ende des Vietnamkriegs kam es erst im April 1975: Die nordvietnamesische Armee hatte sich bis zur südvietnamesischen Hauptstadt Saigon vorgekämpft und diese erobert. Südvietnam musste daraufhin kapitulieren. Damit hatte Nordvietnam den Krieg gewonnen. Unter kommunistischer Führung wurde Vietnam dann unter Zwang wiedervereinigt.
Die Stadt Saigon benannten die Nordvietnamesen nach ihrem verstorbenen Anführer Ho Chi Minh um. Auf Deutsch nennst du sie bis heute Ho-Chi-Minh-Stadt. Um den Kommunismus im ganzen Land durchzusetzen, griff Nordvietnam zu drastischen Maßnahmen: Etwa 400.000 Südvietnamesen wurden in brutale Umerziehungslager geschickt.
Vietnamkrieg Folgen
Der Vietnamkrieg hatte fatale Folgen. In Südvietnam wurden mehr als 3 Millionen Menschen getötet. Nur ein Drittel davon waren Soldaten, die anderen waren friedliche Zivilisten. In Nordvietnam waren es wahrscheinlich ähnlich viele Opfer.
Millionen weitere Vietnamesen erlitten schwere Verletzungen oder entwickelten gesundheitliche Probleme durch den Kontakt mit den giftigen Chemiewaffen der Amerikaner. Diese Waffen, vor allem Agent Orange, verunreinigten an vielen Orten langfristig die Böden, das Grundwasser und das Trinkwasser der Menschen. Viele Vietnamesen bekamen davon Krebs und noch heute werden in Vietnam Kinder mit schweren Missbildungen geboren, die auf die giftigen Stoffe zurückzuführen sind. Auch weitere Krankheiten wie Immunschwächen, Diabetes oder Parkinson sind mögliche Folgen einer Vergiftung.
Auf der Seite der USA gab es fast 60.000 Tote und mehr als 300.000 Verwundete. Die überlebenden Soldaten waren häufig schwer traumatisiert und hatten Probleme mit Drogen- und Alkoholsucht. Außerdem litten auch sie oft an den Folgen einer Vergiftung mit Agent Orange. Aber auch aus politischer Sicht war der Vietnamkrieg für die USA traumatisch. Es war nämlich der erste Krieg, den die Amerikaner in ihrer Geschichte verloren hatten. Damit wurde offensichtlich, dass die USA trotz ihrer militärischen Stärke nicht unverwundbar waren.
Kalter Krieg
Genau wie zuvor der Koreakrieg , war der Vietnamkrieg eine wichtige Etappe des Kalten Krieges. Du willst mehr darüber erfahren, was „Kalter Krieg“ eigentlich bedeutet und was dabei passiert ist? Dann schau dir doch auch unser Video dazu an!