Lehnswesen
Welche Bedeutung das Lehnswesen im Mittelalter hatte und was ein Lehen ist, erfährst du in unserem Video und in diesem Artikel.
Inhaltsübersicht
Lehnswesen einfach erklärt
Ein Adeliger hat viel Land, das er nicht allein regieren kann. Darum verleiht er einen Teil davon an seinen Gefolgsmann, den sogenannten Lehnsmann. Dieser erhält von seinem Lehnsherrn ein Stück Land (das Lehen) und Schutz vor Gefahren. Dafür muss er dem Lehnsherrn dienen (z.B. Kriegsdienst leisten, das Land verwalten).
Das Wort Lehen kannst du mit „leihen“ übersetzen. Darum nennst du die damalige Ordnung auch Lehnswesen.
- Lehen = Land, Amt, Recht
- Lehnsherr = Eigentümer des Lehens
- Lehnsmann = Verwalter des Lehens, dient dem Lehnsherren
Das Lehnswesen (auch „Lehenswesen“ oder „Feudalismus“ genannt) war die vorherrschende Gesellschafts- und Herrschaftsordnung im Mittelalter. Dabei verlieh ein Lehnsherr seinem Gefolgsmann (Lehnsmann) ein Lehen im Austausch für gegenseitige Treue.
Lehenswesen – Entstehung
Früher spielte Geld keine so große Rolle wie heute. Damals war es für dich wichtiger, ein Stück Land oder politische Ämter zu haben — das Lehen.
Darum findest du eine Lehnsherrschaft bereits zur Zeit der Germanen. Dort sicherte sich der Anführer der germanischen Stämme die Gefolgschaft seiner Krieger durch geliehenes Land.
Auch im Mittelalter war das Lehnswesen die vorherrschende Gesellschaftsform. Die Lehnsherrschaft entwickelte sich zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert im fränkischen Reich. Wie du sehen kannst, war das Frankenreich so groß, dass der König es nicht allein regieren konnte. Er brauchte die Unterstützung der Kirche (Bischöfe, Äbte) und des Adels (Herzöge, Grafen).
Im Gegenzug für ihre Unterstützung belohnte der König seine Gefolgsleute mit Land und politischen Ämtern. Zu dem verliehenen Land gehörten auch die Bauern, die darauf lebten. Der König und seine Vasallen schworen sich bei der Übergabe des Lehens lebenslange Treue. Diese Ergebenheit besiegelten sie durch eine öffentliche Geste. Dafür legtest du als Lehnsmann deine Hände in die deines Lehnsherren (Handgang). Den Handgang kannst du mit dem heutigen Handschlag vergleichen. Als Gegenleistung für das Lehen musste der Lehnsmann für seinen König in den Krieg ziehen und ihn bei der Verwaltung des Reiches unterstützen.
Anfangs verlieh der Lehnsherr das Land nur auf Lebenszeit. Gegen Anfang des 10. Jahrhunderts erhielt der Lehnsmann auch das Recht, das Lehen an seine Söhne zu vererben.
Einen Lehnsmann, der direkt unter dem König steht, nennst du Kronvasall. Auch er konnte Teile seines Lehens an Untervasallen weiterverleihen. Das waren häufig Ritter oder andere Gefolgsleute, die sich besonders ausgezeichnet hatten (Treue, Heldentaten im Krieg) . Ganz unten in der Lehnspyramide siehst du die Abhängigen. Das waren unfreie Bauern und Knechte.
Die Bauern im Lehenswesen
Da die Adligen sich nicht selbst um ihr Land (Grundbesitz) kümmern konnten, überließen sie es den Bauern zur Nutzung. Im Mittelalter waren die Bauern der Großteil der Bevölkerung und bildeten das untere Ende der Lehenspyramide. Bauern, die im Dienst eines Lehensherren standen, waren unfrei (hörig) und von ihren Herren abhängig. So konntest du als Bauer zum Beispiel nicht ohne die Erlaubnis deines Herren dein Land verlassen oder heiraten.
Außerdem mussten die Bauern Abgaben leisten. Das war der zehnte Teil ihrer Ernte und der Erträge aus der Viehwirtschaft (Milch, Eier, Käse). Dazu mussten sie Arbeiten für ihren Grundherren leisten (Frondienst). Zum Frondienst gehörten die Beteiligung an Wege- und Brückenarbeiten und sogar das Kämpfen im Krieg.
Die Adligen versprachen dafür, die Bauern zu beschützen und ihnen im Notfall Zuflucht in ihrer Burg gewähren.
Ständegesellschaft
Die Basis für das Lehnswesen im Mittelalter war die sogenannte Ständegesellschaft. Das war eine Gesellschaftsordnung, die jedes Mitglied der Gesellschaft einem festen Stand zuordnete. Schaue dir am besten unser Video dazu an, um ein besseres Verständnis für das Mittelalter und das Lehnswesen zu bekommen.