Dolchstoßlegende
Du möchtest wissen, was die Dolchstoßlegende aussagt und warum so viele Leute an sie glaubten? Du erfährst alles über das Thema in unserem Beitrag und Video .
Inhaltsübersicht
Dolchstoßlegende einfach erklärt
Laut der Legende war das deutsche Heer im Ersten Weltkrieg unbesiegt und stand kurz davor, den Krieg zu gewinnen. Allerdings führte angeblich vor allem die Friedenspolitik der Linken (Sozialdemokraten) dazu, dass der Krieg beendet wurde und Deutschland den Krieg verlor. Laut der Dolchstoßlegende waren also die linken Politiker schuld an der Niederlage Deutschlands im 1. Weltkrieg. Das angeblich unbesiegte deutsche Heer wurde also von hinten erdolcht. Die Dolchstoßlegende war geboren.
Die Dolchstoßlegende entspricht aber nicht der Wahrheit. Deshalb sprichst du auch von der Dolchstoßlüge. Trotzdem konnten rechte Politiker — vor allem Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff — große Teile der Bevölkerung davon überzeugen. Dadurch gewannen in den 1920er Jahren viele rechte Parteien an Beliebtheit — unter anderem Adolf Hitlers NSDAP.
- entstand 1918-1919 nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg
- Deutsches Militär war geschlagen
- Bevölkerung glaubte wegen der Kriegspropaganda und wegen Nationalstolz an ein „im Felde unbesiegtes Heer“
- Schuld für die Niederlage wurde auf Kommunisten, Sozialdemokraten und später auch Juden geschoben
- Metapher: das Heer wurde von Linken bzw. Juden mit einem Dolch erstochen
- Rechtsextreme Parteien nutzten die Dolchstoßlegende zur Propaganda („Schuld an der Niederlage sind politisch Linke, die Weimarer Republik und die Juden“)
- Aufstieg der rechtsextremen Parteien DNVP und NSDAP in den 1920er Jahren
Entstehung der Dolchstoßlegende
Du fragst dich vielleicht, wie sich die falsche Behauptung der Dolchstoßlegende überhaupt in großen Teilen der Bevölkerung durchsetzen konnte. Das liegt an der Propaganda während des gesamten Ersten Weltkrieges. Die Bevölkerung erfuhr nämlich nur Positives über die deutsche Armee. Dadurch konnte man das Volk trotz des Krieges bei Laune halten.
Aber im Herbst 1918 erkannten die Anführer des deutschen Heeres, die Oberste Heeresleitung (OHL), dass die deutsche Armee nicht mehr in der Lage war, den Krieg zu gewinnen. Die deutschen Soldaten waren verzweifelt, einige desertierten sogar (das heißt, sie flohen aus der Armee). Der OHL war klar, dass sie die Niederlage nicht mehr verhindern konnte. Um unnötige weitere Verluste zu vermeiden, forderte die OHL also einen Waffenstillstand. Das überraschte die Bevölkerung, die bis dahin wegen der Kriegspropaganda davon überzeugt war, dass die deutsche Armee den Gegnern überlegen war. Sogar der Vorsitzende der SPD, Friedrich Ebert, empfing die deutsche Armee mit den Worten: „Kein Feind hat euch je überwunden.“ Das verstärkte die Zweifel der deutschen Bürger. Sie glaubten nicht, dass die deutsche Armee wirklich verloren hatte.
Die führenden Militärs nutzten das aus. Denn sie wollten nicht die Verantwortung für die Kriegsniederlage übernehmen, auch wenn sie wussten, dass die deutsche Armee wirklich unterlegen war. Vor allem Paul von Hindenburg und General Erich Ludendorff verbreiteten deshalb in den folgenden Jahren die Dolchstoßlegende. Spätestens ab der Weimarer Nationalversammlung überzeugten sie große Teile der Bevölkerung davon, dass nicht das Heer schuld an der Niederlage war.
Weimarer Nationalversammlung
Bei der Weimarer Nationalversammlung am 18. November 1919 erzählte Paul von Hindenburg von einem englischen General. Angeblich hätte dieser General gesagt: „Die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden.“ Daraus folgerte Hindenburg: „Den guten Kern des Heeres trifft keine Schuld. Wo die Schuld liegt, ist klar erwiesen.“ Er schob die Schuld auf die Friedenspolitik der linken deutschen Politiker. Außerdem streikten im Jahr 1918 die Arbeiter in Munitionsfabriken. Auch das war laut Hindenburg ein Hauptgrund für die deutsche Niederlage. Die Armee sei angeblich unschuldig.
Er verdrehte dabei aber einige Tatsachen. Der englische General, auf den er sich bezog, stritt seine Aussage ab. Außerdem schönte Hindenburg auch die Situation der deutschen Armee und verschwieg, dass die OHL selbst den Waffenstillstand forderte. Seine Worte auf der Nationalversammlung führten trotz allem dazu, dass viele deutsche Bürger die Lüge glaubten.
Dolchstoßlegende Folgen
Vor allem extrem rechte Parteien (DNVP und NSDAP) nutzten in den Folgejahren die Dolchstoßlegende zu ihrem Vorteil. Sie schoben die Schuld an der Niederlage vor allem auf Sozialdemokraten und Kommunisten — die größten politischen Gegner der Rechtsextremen.
Außerdem nutzten sie die Dolchstoßlegende auch für die Verbreitung von Antisemitismus (Judenhass). Denn Antisemitismus war ein wichtiger Bestandteil im rechtsextremen (und vor allem nationalsozialistischen ) Weltbild. Sie verbreiteten das Gerücht, dass das Judentum mit seinem großen undurchsichtigen Netz aus Banken und Unternehmen von der deutschen Niederlage profitierte. Also waren nach Ansicht der extrem rechten Parteien auch die Juden schuld am „Dolchstoß“. Deshalb siehst du auch manchmal Karikaturen, in denen nicht ein rot gekleideter Sozialdemokrat, sondern ein Jude (erkennbar am Davidstern ) dem deutschen Soldaten den Dolch in den Rücken stößt.
Während der gesamten Zeit der Weimarer Republik (1918 – 1933) zogen die extrem rechten Parteien damit die Bevölkerung immer weiter auf ihre Seite. Die deutschen Bürger glaubten die Dolchstoßlüge gerne. Denn eine Niederlage der deutschen Armee hätte damals die meisten Menschen stark in ihrem Nationalstolz verletzt. So konnten sie aber behaupten, dass ihre deutsche Armee „im Felde unbesiegt“ war. Stattdessen schoben sie die Schuld auf die Juden und politisch Linken. Auch die Demokraten im Allgemeinen waren angeblich schuld an der Kriegsniederlage. Das alles förderte die Unzufriedenheit mit der Demokratie und den Aufstieg rechtsextremer Parteien in den 1920er Jahren.
Nationalsozialismus
Vor allem die nationalsozialistische NSDAP unter der Führung Adolf Hitlers konnte große Teile der Bevölkerung von sich überzeugen. Dadurch kam es zur Herrschaft des Nationalsozialismus (NS-Regime) von 1933 bis 1945. Auch dazu haben wir einen Beitrag für dich. Du solltest ihn dir unbedingt anschauen, um das Thema vollständig zu verstehen.