Stellungskrieg
Der Stellungskrieg ist eine besonders grausame Art des Krieges. Das bekannteste Beispiel dafür ist der Erste Weltkrieg. Aber was bedeutet Stellungskrieg eigentlich genau? Das erfährst du jetzt in unserem Beitrag und im Video !
Inhaltsübersicht
Was ist ein Stellungskrieg?
Im Stellungskrieg bewegt sich die Frontlinie weder vor noch zurück. Stattdessen stehen sich Soldaten in Schützengräben gegenüber. Von dort aus schießen sie mit Maschinengewehren und Artillerie, also mit schweren Geschützen, auf den Gegner. Damit ist der defensive Stellungskrieg das Gegenteil eines Bewegungs- bzw. Offensivkriegs.
Bei einem Stellungskrieg kommt es nur zu kleinen Gebietsgewinnen. Denn das Vorrücken ist schwierig. Jeder aktive Angriff auf den gegnerischen Schützengraben ist mit hohen Verlusten bei den Soldaten verbunden. Gleichzeitig bringt der Stellungskrieg aber nur sehr geringe Fortschritte. Er ist daher eine besonders sinnlose und grausame Art des Krieges.
Der Stellungskrieg ist eine defensive Art der Kriegsführung. Die Soldaten verschanzen sich dabei in Schützengräben. Von dort aus schießen sie mit Maschinengewehren und Artillerie auf den Feind. Der Verlauf der Front ändert sich dadurch allerdings kaum. Das Gegenteil eines Stellungskriegs ist der offensive Bewegungskrieg.
Ein Beispiel dafür war der Koreakrieg . Der bekannteste Stellungskrieg fand aber im Ersten Weltkrieg an der Westfront statt.
Stellungskrieg 1. Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg entwickelte sich nur wenige Monate nach seinem Beginn an der Westfront zu einem Stellungskrieg. Vom Herbst 1914 bis zum Ende des Krieges 1918 änderte sich daran kaum etwas.
Dabei kämpften auf der einen Seite die Mittelmächte , also das Deutsche Reich zusammen mit einigen anderen Ländern wie zum Beispiel Österreich-Ungarn. Ihr Gegner im Krieg war die sogenannte Entente: Ein Bündnis zwischen Frankreich, Großbritannien und dem Russischen Reich.
Zum Stellungskrieg kam es allerdings nur an der Westfront, also in Frankreich. Aber was passierte dabei genau?
Beginn des Stellungskrieges
Im Herbst 1914 griff die deutsche Armee Frankreich an. Bevor sie jedoch Paris erreichen konnte, wurde sie aufgehalten: Denn die Briten unterstützten die Franzosen und stoppten damit den Vormarsch der Deutschen. Die Deutschen wollten aber zumindest die bereits eroberten Gebiete auf keinen Fall wieder verlieren. Deshalb beschlossen sie, sich in Schützengräben zu verschanzen.
Nur wenige Hundert Meter entfernt, tat die Gegenseite das Gleiche. An einer 700 km langen Front standen sich die beiden Kriegsparteien gegenüber. Der Stellungskrieg hatte begonnen.
Verlauf des Stellungskrieges
Von da an änderte sich am Verlauf der Frontlinie nur noch wenig. Wie es für einen Stellungskrieg typisch ist, gab es jahrelang keine nennenswerten Gebietsgewinne oder -verluste. Die Situation war festgefahren. Trotzdem versuchte das Deutsche Reich mit aller Macht, seinen Angriff fortzusetzen.
Dabei nutzte es neue, tödlichere Waffen, die durch die Industrialisierung entstanden waren. Neben effektiveren Schusswaffen wie Maschinengewehren gab es noch eine besonders verheerende Entdeckung: Giftgas. Die deutsche Armee setzte es erstmals 1915 ein. Kurz darauf griff auch die Gegenseite zu dieser unsichtbaren Waffe. Außerdem setzte das Deutsche Reich auf sogenannte Materialschlachten. Das bedeutet, dass die Armee versuchte, die feindliche Seite mit stunden- oder sogar tagelangem Beschuss zu schwächen. Dafür setzte sie viel Waffenmaterial ein. Letztendlich brachte das aber kaum etwas.
Es gab aber noch einen weiteren grausamen Aspekt einer Materialschlacht: Den Einsatz von „Menschenmaterial“. Beide Seiten ließen immer wieder Tausende von Soldaten auf die gegnerischen Schützengräben zustürmen. Währenddessen waren die Soldaten dem Feuer der Maschinengewehre hilflos ausgeliefert. Die Befehlshaber bauten aber darauf, dass durch die große Anzahl an Soldaten einige durchkommen würden. Dabei nahmen sie in Kauf, dass die meisten Männer bei dem Versuch sterben würden.
Ein Ereignis ist dafür besonders bekannt: Die Schlacht von Verdun. Neben der Schlacht an der Somme war sie einer der blutigsten Kämpfe des Ersten Weltkriegs. Die Materialschlachten bei Verdun kosteten etwa 700.000 Soldaten das Leben. Und das in weniger als einem Jahr. Das Schlimme dabei war aber auch die Sinnlosigkeit der Kämpfe. Obwohl sie einen so hohen Preis dafür zahlten, konnte keine der beiden Seiten Fortschritte im Krieg erzielen. Noch heute sprichst du von der „Hölle von Verdun“.
Aufbau der Schützengräben
Die Schützengräben im Ersten Weltkrieg waren im Zickzack angelegt. So waren die Soldaten besser vor Granatsplittern und Explosionen geschützt. Außerdem sicherten die Soldaten ihren Schützengraben mit Stacheldraht. Damit wollten sie das Eindringen feindlicher Soldaten in den Graben verhindern.
Hinter dem Frontgraben lag ein System von weiteren Gräben. Meistens gab es drei Gräben hintereinander, die an verschiedenen Stellen miteinander verbunden waren. Zusätzlich legte die Armee Verbindungsgräben zu Waffenlagern an, über die die Frontsoldaten mit Munition versorgt wurden. Auch zu den Feldlazaretten führten Gräben. Dort konnten verwundete Soldaten verarztet werden.
Noch hinter den Schützengräben war die Artillerie aufgestellt. Das sind schwere Geschütze, mit denen die Soldaten aus großer Distanz mit Granaten auf den Feind feuern konnten. Zuletzt gab es noch verschiedene Versorgungseinrichtungen wie zum Beispiel Bäcker, Küchen oder Pferdeställe, die noch bis weit ins Hinterland reichten.
Zwischen den Frontgräben der verschiedenen Seiten lag das sogenannte „Niemandsland“. Es war zwischen wenigen Metern und etwa einem halben Kilometer breit. Durch den ständigen Beschuss mit Granaten war die Erde in dem Bereich regelrecht umgepflügt. Hunderttausende Soldaten ließen dort ihr Leben.
Leben in den Schützengräben
Das Leben der Frontsoldaten fand fast ausschließlich innerhalb der Schützengräben statt. Doch die Umstände in den Gräben waren katastrophal:
Die hygienischen Bedingungen dort waren erschreckend: Die Soldaten wurden von Ratten und Läusen geplagt und mussten permanent einen fürchterlichen Gestank ertragen. Denn die Unmengen von Toten konnten unmöglich alle begraben werden, sodass viele von ihnen auf dem Schlachtfeld verwesten. Außerdem hatten die Soldaten keinerlei Privatsphäre und litten unter Schlafmangel. Das lag auch daran, dass sie in ständiger Angst vor dem nächsten Angriff leben mussten.
Dadurch war das Leben in den Schützengräben mit einer extrem hohen psychischen Belastung verbunden.
Stellungskrieg Folgen
Die Folgen des Krieges waren verheerend. Wie vielen Soldaten der Stellungskrieg das Leben kostete, ist schwer zu sagen. Insgesamt gab es im Ersten Weltkrieg aber mehr als 9 Millionen Tote. Weitere Millionen von Menschen wurden schwer verletzt.
Zusätzlich verursachten die hohen psychischen Belastungen bei vielen Soldaten langfristig große Probleme. Sie waren durch den Krieg schwer traumatisiert.
Schließlich bewegte die Aussichtslosigkeit des Stellungskrieges die Anführer der Armeen dazu, Friedensverhandlungen zu beginnen. Das Ergebnis der Verhandlungen war der Versailler Vertrag . Damit endete 1918 der Krieg.
Die Frustration der Menschen durch den Ersten Weltkrieg war dadurch aber nicht aus der Welt geschafft. Es kam zur Novemberrevolution , die letztendlich zur Gründung der Weimarer Republik führte.
Erster Weltkrieg
Jetzt kennst du dich schon super mit dem Stellungskrieg aus! Wenn du noch mehr über die Gründe, Ereignisse und Folgen des Ersten Weltkriegs erfahren möchtest, schau dir doch auch unser Video dazu an!