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Was der Nativismus ist und wie er den Spracherwerb beeinflusst, erfährst du jetzt im Beitrag und im Video !

Quiz zum Thema Nativismus
Inhaltsübersicht

Nativismus einfach erklärt

Nativismus geht davon aus, dass bestimmte Fähigkeiten oder Kenntnisse von Geburt an vorhanden sind. Der Nativismus ist dabei eine der vier Spracherwerbstheorien, mit denen erklärt wird, wie Menschen Sprachen lernen.

Menschen sind laut dem Nativismus genetisch veranlagt, Sprachen zu lernen. So sind angeborene Gehirnstrukturen wichtiger für das Sprachenlernen als Umgebung und sozialer Kontext.

Nativismus Definition

Der Nativismus ist eine psychologische Theorie des Lernens und der menschlichen Entwicklung. Der Name stammt vom lateinischen Wort „nativus“, was „angeboren“ oder „natürlich“ bedeutet. Im Fokus steht die Vorstellung, dass bestimmte Fähigkeiten und Wissen bei der Geburt vorhanden sind. Bekannte Vertreter des Nativismus sind Noam Chomsky und Steven Pinker.

Nativismus — Spracherwerb

In der Linguistik wird der Nativismus vor allem als Theorie für den Erstspracherwerb bei Kindern verwendet. Die Theorie besagt, dass Neugeborene schon mit der Fähigkeit für den Spracherwerb und dem Verständnis von Grammatik zur Welt kommen.

Diese angeborene Fähigkeit erleichtert Kindern das Erlernen ihrer Muttersprache, ohne dass sie formal unterrichtet werden müssen. Die Theorie des Nativismus hilft uns zu verstehen, wie Kinder in so kurzer Zeit komplexe Sprachstrukturen erlernen können.

Daher stellte der Sprachwissenschaftler Noam Chomsky eine wichtige Theorie zum Nativismus auf: den Universalismus.

Universalismus

Der Universalismus in der Sprachwissenschaft geht davon aus, dass alle Sprachen bestimmte Regeln und Eigenschaften teilen. Noam Chomsky sagt, dass eine Universalgrammatik in allen Sprachen existiert.

Laut dem Universalismus erleichtern die universellen Elemente den Spracherwerb. Sie bilden eine Art „Grundgerüst“. Sie sind unabhängig von Kultur und Geografie. Die Theorie heißt auch Inside-Out-Modell

Beispiel: Ein Baby in Deutschland lernt „Mama“ und „Papa“ zu sagen, genauso wie ein Baby in Japan „Mama“ und „Papa“ lernt. Die Worte können anders klingen, aber die Bedeutung und die grundlegende Idee, Eltern mit einfachen Worten zu bezeichnen, ist in vielen Sprachen ähnlich.

Abgrenzung zum Outside-In-Modell

Das Outside-In-Modell hingegen legt den Schwerpunkt auf den Einfluss der Umgebung beim Spracherwerb. Hier ist das soziale Umfeld sehr wichtig. Familienmitglieder, Freunde und sogar Medien formen die Sprachfähigkeiten.

Beispiel: Wenn ein Kind in einer bilingualen Familie aufwächst, wird es zwei Sprachen lernen. Es hört beide Sprachen und imitiert, was es hört.

Das Outside-In-Modell und das Inside-Out-Modell sind also Gegensätze. Beide erklären, wie Sprache gelernt wird, aber auf unterschiedliche Weisen.

Spracherwerbstheorien

Spracherwerbstheorien  sind Modelle, die erklären, wie Menschen Sprache erlernen und verwenden. Du kannst sie in 4 Haupttheorien unterteilen:

  1. Behaviorismus: Sprache wird durch Belohnung und Bestrafung gelernt.
  2. Kognitivismus: Betont, wie das Gehirn Informationen verarbeitet
  3. Konnektionismus: Sieht Sprache als Netzwerk von Verbindungen im Gehirn.
  4. Nativismus: Fokus auf angeborene Fähigkeiten zur Sprache.

Theorien nach Chomsky

In den 1950er Jahren gab Noam Chomsky dem Nativismus sein heutiges Gesicht. Davor war der Behaviorismus die dominante Spracherwerbstheorie.

Chomsky sah das anders. Er meinte, Kinder werden mit einer natürlichen Fähigkeit für Sprache geboren. Die Idee war bahnbrechend und löste viele Diskussionen aus.

Noam Chomsky hatte unterschiedlichste Ansätze und Theorien bezüglich des Nativismus: 

Poverty-of-the-Stimulus-Argument

Das Poverty-of-the-Stimulus-Argument von Noam Chomsky stellt die Frage, wie Kinder komplexe grammatische Regeln lernen. Kinder hören zwar oft nur einfache Sätze, können aber trotzdem komplexe Sätze bilden. Zum Beispiel sagen Kinder nicht nur „Ich spiele“, sondern auch „Ich möchte spielen“. Doch woher wissen sie, wie „möchte“ verwendet wird?

Gut zu wissen: Poverty of the stimulus heißt übersetzt „Armut des Reizes“. Damit ist gemeint, dass die Umgebung und der soziale Kontext nicht genug Informationen bilden, um eine Sprache zu lernen.

Language Acquisition Device

Das „Language Acquisition Device“ (LAD) im Nativismus soll tatsächlich als eine Art internes Werkzeug verstanden werden. Es hilft dem Kind, universale Grammatikmerkmale in den gehörten Sprachdaten zu erkennen. Dieses Werkzeug ist angeboren und aktiviert sofort ein Hypothesenbildungs– und Hypothesenbewertungsverfahren im Gehirn des Kindes.

Mithilfe dieser Prozesse vergleicht das Kind die Sprache aus der Umgebung mit seinem internen Verständnis von Grammatik. Das Ziel ist, die Grammatik der jeweiligen Sprache zu verstehen und anzuwenden. So findet das Kind die zu seiner Umgebung passende Grammatik, auch wenn der sprachliche Input begrenzt ist.

Beispiel: Ein Kind hört den Satz „Äpfel sind rot“. Das interne Werkzeug LAD hilft dem Kind, die Grammatik zu erkennen und zu verstehen, dass „sind“ das Verb und „rot“ das Adjektiv ist.

Prinzipien-und-Parameter-Modell

Im „Prinzipien-und-Parameter-Modell“ von Chomsky geht es darum, wie spezifische Sprachen aus der Universalgrammatik entstehen. Die „Prinzipien“ sind dabei die Regeln, die für alle menschlichen Sprachen gelten. Sie bilden das Fundament einer Sprache. Darauf aufbauend gibt es die „Parameter“. Also individuelle Einstellungen für jede Sprache.

Nehmen wir als Beispiel die Satzstruktur. Ein universelles Prinzip könnte sein, dass jeder Satz ein Subjekt und ein Prädikat haben muss. Der Parameter wäre dann, wie diese Elemente im Satz angeordnet sind. In der deutschen Sprache steht das Verb meistens an zweiter Position im Satz. In anderen Sprachen, wie zum Beispiel im Japanischen, steht das Verb hingegen oft am Satzende.

Theorie nach Pinker

Nach Chomsky setzte Steven Pinker die Nativismus-Theorie fort. Pinker unterstützt die Idee der angeborenen Fähigkeit für Sprache. Er betont, wie natürlich und einfach Kinder komplexe Grammatikstrukturen lernen.

Pinkers Arbeit stärkt die nativistische Sicht und fügt der Theorie weitere Tiefe hinzu. Er sieht Sprache als Instinkt und glaubt an angeborene „kognitive Module“, die den Spracherwerb lenken. 

Dabei teilt er den Spracherwerb in 4 verschiedene Phasen:

  1. Anfangsphase: Das Kind startet den Spracherwerb, hat jedoch noch kein spezifisches Wissen über Sprache.
  2. Input-Phase: Das Kind hört gesprochene Sätze und nimmt ihren Kontext wahr. Es lernt aus seiner Umgebung.
  3. Verarbeitungsphase: „Mentale Algorithmen“ verarbeiten diesen Input und wandeln ihn in sprachliches Wissen um.
  4. Abschlussphase: Das Kind beherrscht schließlich seine Muttersprache, inklusive der Grammatik.

Laut Pinker gibt es auch eine „kritische Phase“ für den Spracherwerb. In dieser Zeit können Kinder sehr schnell lernen. Sie beginnt ungefähr im Alter von sechs Monaten und kann bis zum Eintritt der Pubertät andauern. Nach der kritischen Phase nimmt die Fähigkeit, Sprachen mit der gleichen Leichtigkeit zu erlernen, deutlich ab.

Argumente für den Nativismus

Es gibt viele Argumente, die für den Nativismus sprechen:

  1. Rascher Spracherwerb
    Kinder lernen ihre Muttersprache sehr schnell. Diese schnelle Aneignung deutet auf angeborene Fähigkeiten hin, da das Erlernen in so kurzer Zeit ohne genetische Grundlage unwahrscheinlich erscheint.
     
  2. Universalität im Spracherwerb
    Unabhängig von der Kultur zeigen Kinder ähnliche Muster beim Spracherwerb. Das könnte darauf hindeuten, dass es universale Prinzipien gibt, die bei allen Menschen angeboren sind.
     
  3. Ähnliche Entwicklungsphasen
    Babys weltweit durchlaufen vergleichbare Phasen wie Schreien, Lallen und die Bildung erster Wörter. Diese Konsistenz stützt die Annahme von angeborenen Mechanismen.
     
  4. Kritische Phasen
    Es gibt Zeiträume, in denen Kinder besonders aufnahmefähig für Sprache sind. Diese Phasen sind zeitlich begrenzt. Mit dem Alter nimmt die Fähigkeit zum Spracherwerb ab, was auf eine genetische Grundlage hinweist.
     
  5. Vollendung des Spracherwerbs
    Bis zum vierten Lebensjahr haben die meisten Kinder bereits komplexe sprachliche Strukturen erworben. Das wäre schwierig zu erklären, wenn Sprache nur durch Umwelteinflüsse gelernt würde.

Kritikpunkte des Nativismus

Der Nativismus ist aber nicht ohne Gegenstimmen.

  1. Die Umwelt hat einen Einfluss
    Ein Hauptkritikpunkt kommt aus der Verhaltenspsychologie. Hier steht die Ansicht im Vordergrund, dass die Umwelt und Erziehung die Hauptfaktoren für den Spracherwerb sind. Das steht im Kontrast zum Nativismus, der genetische Faktoren betont.
     
  2. Mangel an Studien
    Ein weiterer Kritikpunkt ist der Mangel an empirischen Beweisen. Es fehlen konkrete Studien, die die angeborenen Sprachstrukturen im Gehirn nachweisen können. Dies lässt Raum für Skepsis gegenüber der Theorie.
     
  3. Ausnahmen in der Universalgrammatik
    Die dritte Kritik bezieht sich auf die Universalgrammatik. Kritiker sagen, es gibt zu viele Ausnahmen in den Sprachen der Welt, um von einer Universalgrammatik sprechen zu können.
     
  4. Beeinflussung Kultur
    Schließlich gibt es auch Kritik aus der Soziolinguistik. Wissenschaftler betonen hier, dass Sprache stark von der Kultur beeinflusst ist. Sie argumentieren, dass der Nativismus die sozialen Faktoren vernachlässigt.

Nativismus — häufigste Fragen

  • Was ist der Nativismus?
    Nativismus ist eine psychologische Theorie, die besagt, dass Menschen bestimmte Fähigkeiten wie Spracherwerb von Geburt an besitzen. Der Begriff leitet sich vom lateinischen „nativus“ ab, was „angeboren“ bedeutet.
     
  • Was spricht gegen den Nativismus?
    Kritik am Nativismus kommt oft aus der Verhaltenspsychologie, die die Rolle der Umwelt betont. Zusätzlich fehlen empirische Beweise für angeborene Sprachstrukturen. Auch die Universalgrammatik-Theorie steht unter Skepsis.
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Super! Jetzt weißt du, was der Nativismus ist! Möchtest du noch mehr über die verschiedenen Spracherwerbstheorien lernen? Dann schau dir unseren Beitrag zum Behaviorismus an! 

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