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Auch abseits der Schule und der Uni erlernen wir ständig neue Fähigkeiten. Dabei gibt es verschiedene Lerntheorien darüber, wie wir lernen. Welche das sind, erfährst du hier im Beitrag und im Video !

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Inhaltsübersicht

Lerntheorien — Definition

Lerntheorien sind Modelle und Hypothesen, die erklären sollen, wie wir Menschen lernen. Im Mittelpunkt der Theorien stehen Verhaltensänderungen und Denkweisen, die nicht angeboren sind. Das heißt, sie fokussieren sich auf Verhalten oder Wissen, das eine Person durch äußere Faktoren erlernt hat. Beispiele dafür sind das Fahrradfahren oder, dass man sich vor dem Essen die Hände wäscht. 

Die Entwicklung der Lerntheorien reicht weit zurück. Dadurch sind viele verschiedene theoretische Ansätze in Psychologie und Pädagogik entstanden. Am weitesten verbreitet ist die Unterteilung in die behavioristische, kognitivistische und konstruktivistische Lerntheorie.

Was ist Lernen?

Lernen beschreibt den Prozess der Aneignung von Fähigkeiten und Wissen. Es zeichnet sich durch eine relativ langanhaltende Verhaltensänderung aus. Das neu gewonnene Wissen ist nur deshalb relativ langanhaltend, weil es mit der Zeit wieder verloren gehen kann.

Beispielsweise hat dir ein Freund letztens beigebracht, wie man mit Essstäbchen umgeht. Nun sitzt du im Restaurant und fragst dich, wie das nochmal ging…

Behavioristische Lerntheorie

Im Behaviorismus wird von einem Reiz-Reaktions-Modell (Black-Box-Modell) ausgegangen. Das bedeutet, dass erlernte Verhaltensweisen als Reaktion auf Umweltreize entstanden sind. Der Fokus liegt daher auf den Faktoren, die du beobachten kannst: dem Reiz (Input) und der Verhaltensänderung (Output).

Interne (kognitive) Prozesse während des Lernens werden nicht beachtet. Sie befinden sich in der „Black Box“. Solche Prozesse sind zum Beispiel Gedanken, Gefühle oder Beurteilungen.

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Black-Box-Modell

Bei der Aneignung von Verhaltensweisen unterscheidet die behavioristische Lerntheorie zwischen der klassischen und der operanten Konditionierung.

Klassische Konditionierung

Die klassischen Konditionierung stammt vom Psychologen Iwan Petrowitsch Pawlow, der seine Theorie anhand eines Experiments mit einem Hund aufstellte.

Dabei wird ein neutraler Reiz (Glocke) zusammen mit einem bedeutsamen Reiz (Futter) präsentiert. Es erfolgt eine Reaktion (Speichelfluss) auf den bedeutsamen Reiz.

Durch die wiederholte gleichzeitige Darbietung des neutralen und des bedeutsamen Reizes, wird das Verhalten mit dem neutralen Reiz in Verbindung gebracht. Folglich entsteht die Reaktion (Speichelfluss) auch wenn nur der neutrale Reiz (Glocke) präsentiert wird.

Beispiele klassische Konditionierung:

  • Angst vor Bienen: Wurdest du bereits von einer Biene gestochen, kannst du dich sicherlich noch an das schmerzhafte Gefühl erinnern. Sobald du sie siehst, hast du Angst und versuchst ihnen auszuweichen.
     
  • saure Zitrone: Beim Anblick einer Zitrone zieht sich bei den meisten Menschen im Mund alles zusammen. Obwohl man sie nur anschaut, hat man dennoch das saure Gefühl auf der Zunge. Auch das ist eine erlernte Reaktion.

Operante Konditionierung

Grundlage der operanten Konditionierung ist neben dem Reiz-Reaktions-Modell, die Verstärkung eines gewünschten und die Bestrafung eines unerwünschten Verhaltens. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, um ein gewünschtes Verhalten zu fördern: 

  • positive Verstärkung → gutes Verhalten wird belohnt
  • negative Verstärkung → Verhalten wird belohnt, indem die Strafe wegfällt
  • direkte Bestrafung → schlechtes Verhalten wird bestraft
  • indirekte Bestrafung → Verhalten wird bestraft, indem die Belohnung wegfällt

Beispiele operante Konditionierung:

  • Lob als Verstärker: Hast du eine Aufgabe gut erledigt und von deinem Vorgesetzten ein Lob dafür erhalten? Dann bist du motiviert auch weiterhin dein Bestes zu geben, um auch das nächste Mal wieder Lob zu erhalten.
     
  • erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Bestimmt hast du auch häufig als Kind die Ansage bekommen, dass du erst deine Hausaufgaben machen sollst und dann spielen darfst. Hast du sie nicht gemacht, durftest du auch nicht spielen. Das ist ein typisches Beispiel für indirekte Bestrafung.

Schon gewusst? Die behavioristische Lerntheorie ist eine der ältesten lernpsychologischen Strömungen. Die Entwicklung des Behaviorismus begann mit der Theorie der instrumentellen Konditionierung, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts entstand.

Kritik an der behavioristischen Lerntheorie

An der behavioristischen Lerntheorie wird vor allem die Black Box kritisiert, da nur beobachtbares Verhalten beachtet wird und interne Prozesse nicht.

Auch wird hier das Lernen als die Wiedergabe von Informationen verstanden. Das entspricht nicht der Realität, da wir Verhalten nicht einfach aufnehmen und kopieren. Eigene soziale, emotionale oder motivationale Handlungsgründe werden ebenfalls nicht beachtet. Das Verhalten wird nur als Resultat äußerer Einwirkungen verstanden. 

Kognitive Lerntheorie

Die kognitive Lerntheorie stellt die Gegenbewegung zum Behaviorismus dar. Denn hier wird sich auf den Teil konzentriert, der beim Behaviorismus unbeachtet blieb: Die Black Box.

Beim Kognitivismus werden daher die internen Prozesse der Informationsverarbeitung untersucht. Das sind zum Beispiel die Wahrnehmung, das Verstehen, die Interpretation oder das Beurteilen der aufgenommenen Informationen. Wie die Informationen verarbeitet werden, ist dabei stark individuell.

Auch die kognitive Lerntheorie orientiert sich an dem Reiz-Reaktions-Modell: Das Gehirn nimmt Reize aus der Umwelt auf (Input), verarbeitet diese Informationen (Black Box) und handelt entsprechend (Output).

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Black-Box-Modell

Wie wir lernen, wird auch bei der kognitiven Lerntheorie nach zwei Methoden unterschieden: dem Beobachtungslernen (Lernen am Modell ) und dem Lernen durch Einsicht.

Beobachtungslernen

Beim Beobachtungslernen nehmen wir uns eine andere Person als Vorbild und kopieren ihr Verhalten. Wir lernen also aus der Erfahrung eines anderen. Der Lernprozess hier erfolgt in zwei Phasen:

  1. Aquisitionsphase
    In der Aquisitionsphase erfolgt der Erwerb des Wissens. Dafür beobachtest du eine Person und nimmst ihr Verhalten wahr. Schließlich speicherst du das Gesehene.
     
  2. Performanzphase
    Anschließend folgt die Performanzphase. Darin wendest du dein neu erlerntes Wissen an und versuchst, das beobachtete Verhalten zu imitieren. Ist dein Verhalten erfolgreich, bist du motiviert, das Verhalten weiter anzuwenden.

Beispiele Beobachtungslernen:

  • Angst vor Bienen: Um Angst vor Bienen zu haben musst du nicht mal selbst gestochen worden sein. Zu sehen wie andere Leute Panik bekommen und um sich schlagen, kann dafür sorgen, dass du selbst Angst entwickelst. Auch Geschichten von anderen zu hören, wie sie gestochen wurden, kann sich auf deine Einstellung zu Bienen auswirken.
     
  • Hände waschen: Gerade im Kleinkind-Alter, sind die Eltern das wichtigste Vorbild. Waschen sie sich vor dem Essen immer die Hände, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Kind ihr Verhalten nachahmt und übernimmt.

Lernen durch Einsicht

Das Lernen durch Einsicht gilt als die anspruchsvollste Art des Lernens. Denn hierbei wird schlussfolgerndes und logisches Denken benötigt. Charakteristisch für das Lernen durch Einsicht ist der „Aha“-Moment. Dabei fällt dem Lernenden plötzlich auf, wie das vorliegende Problem zu lösen ist.

Ausgangspunkt ist, dass du bereits versucht hast, das Problem mit dir bekanntem Verhalten zu lösen. Funktioniert das nicht, musst du die Situation aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Sobald der „Aha“-Moment einsetzt, folgt auch gleich die Handlung. Die neu gefundene Lösung speicherst du schließlich ab, um sie für weitere Situationen einzusetzen.

Beispiel Lernen durch Einsicht:

Ein typisches Beispiel für Lernen am Modell ist tatsächlich der Mathe-Unterricht. Der Lehrer vermittelt den Schülern die theoretische Grundlage für die Lösung der Aufgaben. Wichtig hierbei ist es, den Lösungsweg zu verstehen und nicht auswendig zu lernen. Sonst scheitern die Schüler an einer abgewandelten Aufgabe.

Kritik an der kognitiven Lerntheorie

An der kognitiven Lerntheorie gibt es ebenfalls Kritik. Vorwiegend die fehlende Selbstständigkeit wird hier kritisiert, da das Lernen an andere gebunden ist. Somit ist der Lernweg meistens vorgegeben und der Lernende hat keine Möglichkeit, selbst auf die Lösung zu kommen. Außerdem werden auch hier wieder eigene Handlungsgründe nicht beachtet. 

Konstruktivistische Lerntheorie

Bei der konstruktivistischen Lerntheorie wird davon ausgegangen, dass Wissen durch subjektive Interpretation und Konstruktion erlernt wird. Das bedeutet, jeder interpretiert aufgenommene Informationen anders. Grund dafür ist unser individuelles Vorwissen.

Im Konstruktivismus wird nicht davon ausgegangen, dass Wissen von Lehrern auf Schülern übertragen werden kann. Der Lernende muss sein Wissen selbst neu konstruieren, strukturieren und erweitern. Der Lernprozess kann daher vom Lehrer nur angeregt, aber nicht begonnen werden. Das muss der Schüler selbst tun.

Konstruktivistische Lerntheorie Beispiel

Ein Beispiel ist das Unterrichtsfach Religion. Neben dem Lehrstoff bringen die Schüler Vorwissen aus eigenen Erfahrungen, Diskussionen in der Familie oder Erfahrungen aus Medien mit.

Der Lehrer kann den Lernprozess dabei nicht steuern, sondern nur neuen Input liefern. Die Schüler müssen sich aber selbstständig damit auseinandersetzen, die Inhalte eigenständig erschließen und Zusammenhänge erkennen.

Kritik an der konstruktivistischen Lerntheorie

Aufgrund der Selbstständigkeit beim konstruktivistischem Lernen kann der Lernprozess selbst etwas länger dauern. Immerhin muss der Lernende selbst Erkenntnisse gewinnen und beobachtet sie nicht von anderen. Gleichzeitig wird bei dieser Lerntheorie ein hohes Maß an Eigenverantwortung gefordert. Das kann für manche Menschen überfordernd sein und demotivieren.

Lerntheorien Übersicht

Jede Lerntheorie versucht zu erklären, wie wir lernen. Dabei hat jede unterschiedliche Ansätze. Für einen besseren Überblick haben wir diese Lerntheorien Übersicht für dich:

  behavioristische Lerntheorie kognitive Lerntheorie konstruktivistische Lerntheorie
Der Lernprozess erfolgt… aktiv passiv passiv
zugrundeliegende Theorie auf Reiz erfolgt Reaktion Reaktion erfolgt aus Verarbeitung des Reizes Reaktion erfolgt aus Vorwissen & Interpretation neuer Infos
Wissen wird… im Gehirn abgelagert individuell verarbeitet individuell konstruiert
Wissen ist… die (richtige) Reaktion auf einen Reiz die (richtige) Verarbeitung eines Reizes die Interpretation von Informationen
Strategie Lernen Beobachten Konstruieren
Rolle des Lehrenden Experte Vorbild Coach

Lerntheorien — häufigste Fragen

  • Was sind Lerntheorien?
    Lerntheorien sind Modelle und Hypothesen, die erklären sollen, wie wir lernen. Im Mittelpunkt der Theorien stehen Verhaltensänderungen und Denkweisen, die nicht angeboren sind. Das heißt, sie fokussieren sich auf Verhalten und Wissen, das du durch äußere Faktoren erlernst.
     
  • Was gibt es für Lerntheorien?
    Im Laufe der Zeit haben sich viele Lerntheorien entwickelt. Am häufigsten werden dabei aber der Behaviorismus, der Kognitivismus und der Konstruktivismus genannt.
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Behaviorismus

Perfekt! Jetzt kennst du dich bestens mit den verschiedenen Lerntheorien aus! Die behavioristische Lerntheorie basiert auf dem Behaviorismus. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, dann schau dir unser Video dazu an!

Zum Video: Behaviorismus
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