Bei der kognitiven Dissonanz täuschen wir uns selbst, ohne dass wir es merken. Wie und warum wir das machen, erfährst du hier im Beitrag !

Inhaltsübersicht

Was ist kognitive Dissonanz? — Definition

Kognitive Dissonanz beschreibt das unangenehme Gefühl, wenn zwei Kognitionen nicht miteinander vereinbar sind. Kognitionen können Ziele, Wünsche, Absichten oder Erfahrungen sein. 

Das ist nicht so kompliziert, wie es klingt: Du weißt beispielsweise, dass Süßigkeiten ungesund sind und willst daher auf sie verzichten. Weil sie aber so lecker sind, greifst du dennoch hin und wieder in die Süßigkeitenschale. Die negative Einstellung zu Süßigkeiten steht also im Widerspruch zu deinem tatsächlichen Verhalten. Es entsteht eine innere Unruhe: die kognitive Dissonanz. 

Um diesen unangenehmen Zustand aufzulösen, erschaffen wir Ausreden, die unser Verhalten rechtfertigen. Zum Beispiel hast du eine Tafel Schokolade mit sehr hohem Kakao-Anteil gegessen. Du rechtfertigst dein Verhalten also damit, dass Kakao ja bekanntlich gut für Herz und Gefäße ist. Mit dieser Ausrede schützt du schließlich dein Selbstbild.

Dissonanztheorie von Leon Festinger

Die Dissonanztheorie stammt vom Sozialpsychologen Leon Festinger. Er beobachtete, dass eine Gruppe Menschen an ein Weltuntergangsdatum glaubte. Doch nachdem der Untergang nicht eingetreten war, sahen sie dennoch einen Beweis darin. Sie waren nun fest davon überzeugt, dass Gott ihren Glauben prüfen wollte.

Menschen sind laut Festinger also wahre Künstler darin, mentale Widersprüche zu rechtfertigen.

Wie entsteht kognitive Dissonanz?

Kognitive Dissonanz tritt aber nicht nur auf, wenn unser Verhalten unseren Einstellungen widerspricht. Es gibt auch andere Situationen, die Dissonanz auslösen können:

Falsche Entscheidungen

Nach Entscheidungen ist kognitive Dissonanz besonders stark. Denn dabei quält uns der Gedanke, eventuell nicht die richtige Wahl getroffen zu haben. Gerade wenn es viele Optionen gibt, ist die Wahrscheinlichkeit, nicht das Beste gewählt zu haben, sehr hoch.
 
Zum Beispiel hast du eine neue Kamera gekauft. Bewusst hast du dich dabei für ein Modell entschieden, dass deine Freunde nicht haben. Nun stellt sich aber heraus, dass das Modell deiner Freunde wesentlich mehr Funktionen hat als deins und du hinterfragst deine Entscheidung. Es entsteht kognitive Dissonanz.

Nicht erfüllte Erwartungen

Dissonanz kann auch entstehen, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden. Ein Beispiel für kognitive Dissonanz ist, wenn du im letzten Monat besonders diszipliniert warst und dich konsequent gesund ernährt hast, um abzunehmen. Trotzdem siehst du auf der Waage keine Veränderung. Dementsprechend ist es schwer, die Einstellung aufrechtzuerhalten, dass ein gesunder Lebensstil die Pfunde purzeln lässt und nicht aufzugeben.

Schon gewusst? Forscher vermuten, dass es im Gehirn ein „Dissonanzzentrum“ gibt. Es soll dafür verantwortlich sein, Dinge zu vermeiden, die negative Konsequenzen verursachen könnten. 

Auflösung kognitiver Dissonanz

Das negative Gefühl, das durch kognitive Dissonanz entsteht, ist schwer bis unmöglich zu ertragen. Daher wollen wir sie unbedingt auflösen. Es entsteht der innere Zwang, sich zu rechtfertigen, vor allem vor sich selbst. 

Schauen wir uns das an einem Alltagsbeispiel für kognitive Dissonanz an: Du findest, dass es besser ist, zum Wohl der Tiere im Bio-Laden einzukaufen. Dennoch kaufst du weiterhin im regulären Supermarkt ein.

Um nun den Widerspruch zwischen Einstellung und Verhalten aufzulösen, hast du verschiedene Möglichkeiten:

Alternativen abwerten

Gerade bei Entscheidungen mit vielen Auswahlmöglichkeiten entsteht kognitive Dissonanz, da du möglicherweise nicht die richtige Entscheidung getroffen hast. Um die eigene Wahl zu bekräftigen, kannst du die anderen Optionen abwerten und gezielt Informationen suchen, die deine Wahl bestätigen.
 
Für unser Beispiel könntest du dir sagen, dass der Supermarkt auch Bio-Ware anbietet und du immerhin nicht im Discounter warst. Außerdem könntest du bewusst Informationen suchen, die den Bio-Laden abwerten. Zum Beispiel haben Bio-Produkte eine kürzere Haltbarkeit und nicht alle Bio-Siegel sind einheitlich.

Kognition ändern

Eine weitere Möglichkeit, Dissonanz aufzulösen, besteht darin, die Einstellung zu ändern. In unserem Beispiel wäre das die Einstellung zum Einkaufen im Bio-Laden. Schließlich hast du letztens gelesen, dass Bio-Lebensmittel genauso belastet sind, wie die im Supermarkt und Discounter. Daher redest du dir ein, dass es keinen Unterschied macht, wo du einkaufst.

Dritte Kognition hinzunehmen

Manchmal ist es nicht möglich, die Einstellung zu ändern. Daher kannst du eine dritte Kognition  hinzunehmen, die den Widerspruch auflöst und dein Verhalten rechtfertigt. Zum Beispiel warst du die letzten Male mit deinem Mitbewohner einkaufen und der ist einfach nicht so umweltbewusst wie du.

Verhalten ändern

Die letzte Möglichkeit, Dissonanz aufzulösen, besteht in einer Verhaltensänderung. Statt also nur zu sagen, du findest Einkaufen im Bio-Laden besser, machst du es tatsächlich. Dadurch entspricht dein Verhalten deiner Einstellung und das unangenehme Gefühl verschwindet.

Gut zu wissen: Das Verhalten zu ändern, reduziert aber nur die prospektive Dissonanz. Das sind Gedanken über Situationen, die in der Zukunft eintreten. Das bereits ausgeführte Verhalten kannst du nur vergessen oder rechtfertigen.

Auswirkungen kognitiver Dissonanz

Mit der Auflösung der Dissonanz zwischen zwei Kognitionen schützen wir unser Selbstwertgefühl. Wir reden uns ein, dass es an äußeren Umständen liegt, weshalb wir nicht nach unseren Werten handeln können. Dieser Schutz kann aber auch weitere negative Folgen mit sich bringen: 

Selbsttäuschung

Unsere Überzeugungen ständig zu rechtfertigen, hindert uns daran, die Wahrheit zu akzeptieren. Denn so nehmen wir oft nur die Dinge wahr, die unserem Weltbild entsprechen und beurteilen Dinge aus einer fehlerhaften Perspektive.
 
Oft ist es schwer zu glauben, wenn die Dinge nicht so laufen, wie gewollt. Doch genau dann ist es wichtig, eigene Überzeugungen und Verhaltensweisen zu hinterfragen und die Ursache nicht nur in äußeren Faktoren zu suchen.

Selbstsabotage

Manchmal rechtfertigen wir unser Verhalten schon bevor wir es überhaupt gezeigt haben. Das kann so weit gehen, dass wir uns selbst sabotieren, um kognitive Dissonanz vorzubeugen.
 
Beispielsweise hast du Angst davor, im morgigen Vorstellungsgespräch zu versagen. Deswegen bleibst du unbewusst nachts lange auf oder bereitest dich nicht richtig vor. Dabei können sogar körperliche Symptome entstehen — wie Übelkeit, starke Nervosität oder Kopfschmerzen.

Im Nachhinein reduzierst du die Dissonanz dann mit der Entschuldigung, dass es dir eh nicht gut ging und du schlecht vorbereitet warst. 

Kognitive Dissonanz — häufigste Fragen

  • Was ist kognitive Dissonanz?
    Kognitive Dissonanz verursacht ein unangenehmes Gefühl, da zwei Kognitionen im Widerspruch zueinander stehen. Kognitionen sind zum Beispiel Einstellungen, Absichten oder Meinungen. Um den Widerspruch aufzulösen, bieten sich beispielsweise die Einstellungs- oder Verhaltensänderung an.
     
  • Was versteht man unter Dissonanz?
    In der Psychologie verstehst du unter Dissonanz einen Widerspruch zwischen dem Verhalten und der Einstellung. Beispielsweise weißt du, dass ein hoher Verzehr von Schokolade gesundheitliche Folgen haben kann. Dennoch reduzierst du deinen Konsum nicht.
     
  • Was sind Beispiele für kognitive Dissonanz?
    Ein Beispiel für kognitive Dissonanz ist, wenn du dir vornimmst, weniger Schokolade zu essen, aber nicht widerstehen kannst. Dissonanz entsteht beispielsweise auch, wenn du planst, mehr Sport zu machen, aber keine Zeit dafür findest. Entspricht eine getroffene Entscheidung nicht deinen Erwartungen, entsteht ebenfalls Dissonanz. Das kann beispielsweise ein teuer gekauftes Handy sein.

Extrinsische Motivation

Super! Jetzt weißt du, was kognitive Dissonanz ist und wie wir damit umgehen. Das unangenehme Gefühl der Dissonanz bleibt aus, wenn eine extrinsische Motivation vorliegt, die unser Verhalten begründet. Was genau das ist, erfährst du in unserem Video !

Zum Video: Extrinsische Motivation
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