Glosse
Eine Glosse ist ein kurzer, humorvoller Text, der oft in Zeitungen zu finden ist. Im Beitrag und im Video erklären wir dir die Merkmale einer Glosse und zeigen dazu Beispiele.
Inhaltsübersicht
Was ist eine Glosse? – Definition
Was ist eine Glosse eigentlich genau? Die Glosse ist eine journalistische Textsorte und behandelt meistens ein aktuelles Thema. Du erkennst sie an ihrer Kürze und an ihrem überspitzten, ironischen und humorvollen Ton.
Glossen findest du vor allem in Zeitungen oder Magazinen. Sie sollen gleichzeitig Kritik ausüben und als Unterhaltung dienen. Deshalb ist das Schreiben einer Glosse besonders anspruchsvoll.
Eine Glosse (altgriechisch: glōssa = Zunge, Sprache) bezeichnet einen kurzen journalistischen Meinungsbeitrag, der ein aktuelles Ereignis auf eine satirische und kritisierende Weise darstellt. Glossen findest du meistens in Zeitungen oder Magazinen.
Glosse – Merkmale
Eine Glosse soll die Leser unterhalten und zum Nachdenken anregen. Das ist keine leichte Aufgabe. Möchtest du selbst eine Glosse schreiben oder analysieren? Dann solltest du diese 5 Merkmale der Glosse kennen:
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Kürze: Glossen sind sehr kurze Texte, die oft nur ein paar Zeilen lang sind. Häufig findest du in der Randspalte von Zeitungen Glossen. Der Umfang ist deutlich geringer als bei klassischen Zeitungsartikeln
.
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Aktualität: Glossen beschäftigen sich mit aktuellen Ereignissen. Dabei können sowohl internationales Geschehen als auch Themen aus der Umgebung (Regionales) behandelt werden.
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Kritik: Glossen sind nicht neutral, denn sie spiegeln die Meinung des Autors wider. Dieser beurteilt das jeweilige Thema auf eine kritische Weise und versucht, die Sicht der Leser zu beeinflussen.
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Stil: Glossen sind sprachlich geschickt formuliert. Oft werden Stilmittel
wie Hyperbeln
, Ironie
, Sarkasmus
und Zynismus
verwendet, um das Thema zu kritisieren. Auch Wortspiele mit Metaphern
oder Personifikationen
können hier vorkommen.
- Pointe: Oft endet die Glosse mit einer Pointe. Der überraschende, eindrucksvolle Schluss kann die Leser entweder zum Nachdenken oder auch zum Lachen bringen.
Schon gewusst? Es gibt eine besondere Form der Glosse, die sich ausschließlich mit Ereignissen aus der Region beschäftigt. Diese nennst du Lokalglosse oder Lokalspitze.
Glosse – Beispieltext
Damit du die Merkmale einer Glosse noch besser verstehst, schauen wir uns jetzt ein Beispiel an. Im Juni 2017 wurde in der ZEIT eine Glosse veröffentlicht, die sich auf die neue Rechtschreibreform bezieht: Das scharfe ß darf nun großgeschrieben werden. Hier siehst du einen Ausschnitt aus dem Glosse Beispiel:
„Das Eszett war lange ein kleiner, abgehängter Buchstabe, den man bald aus dem letzten Schloß und jedem Fluß verjagte und als Buckel-S beschimpfte, als verhärmte halbe Portion, die mit doofen Diphthongen spielen musste. Kurz: Wir wollten das Eszett eigentlich gerne knuddeln und mit Kondensmilch füttern.
Aber jetzt soll es erwachsen werden, was letztlich natürlich auch bedeutet, strafrechtlich relevant mit anderen Großbuchstaben im Internet rumpöbeln zu dürfen, da müssen wir jetzt durch.“
Dieses Glosse Beispiel fällt besonders durch seinen ironischen Ton auf. Der Autor spielt Mitleid vor, indem er offensichtliche Übertreibungen benutzt (z. B. „kleiner, abgehängter Buchstabe“). Dazu passend wird der Buchstabe personifiziert und mit einem Kind verglichen, das man gerne knuddeln würde, bis es erwachsen wird und mit dem „rumpöbeln“ beginnt.
Musst du z. B. in der Schule eine Glosse analysieren? Dann solltest du sowohl die Sprache als auch den Inhalt untersuchen:
- Inhalt: Was ist das Thema und warum ist es gerade aktuell? Um welchen Bereich geht es (z. B. Politik, Sport)? Welche Sicht hat der Autor auf das Thema?
- Sprache: Wie drückt der Autor seine Meinung aus? Welche Stilmittel werden verwendet und welche Wirkung haben sie?
- Beispiel: Hans Müller thematisiert in seiner Glosse die diesjährige Darts-WM. Mithilfe von Hyperbeln stellt er die Begeisterung der Fans als übertrieben dar und möchte, dass Leser ihre Prioritäten hinterfragen…
Textsortenbestimmung: Glosse & ähnliche Textarten
Neben der Glosse gibt es noch weitere journalistische Textsorten. Wir stellen dir jetzt die wichtigsten Unterschiede vor.
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Nachricht:
Nachrichten findest du ebenfalls in Zeitungen. Hier geht es allerdings wirklich nur darum, den Leser zu informieren. Also die klassischen W-Fragen (Wer, wann, wo, was, wie und warum?) zu beantworten. Nachrichten sind objektiver und dürfen nicht die Meinung des Autors wiedergeben. Auch der Sprachstil ist weniger kreativ.
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Kommentar:
In einem Kommentar bringen Autoren ihre eigene Meinung zum Ausdruck. Deshalb ist das die journalistische Textsorte, die der Glosse am meisten ähnelt. Einen Unterschied kannst du dir aber merken: Autoren eines Kommentars begründen ihre Meinung sachlich. Sie überspitzen ihren Text nicht mit satirischen oder ironischen Elementen.
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Kolumne:
Die Kolumne kannst du als Sonderform des Kommentars bezeichnen. Sie erscheint jedoch regelmäßig und wird immer von demselben Autor (häufig in der Ich-Form) verfasst. Außerdem bezieht sie sich nicht unbedingt auf ein aktuelles Thema.
Glosse – weitere Bedeutungen
Nicht immer ist mit dem Begriff Glosse die journalistische Textsorte gemeint. Es gibt nämlich noch zwei weitere Glosse Bedeutungen:
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Glosse: Erklärung eines Wortes
Im antiken Griechenland bezeichnete das Wort Glosse ein Fremdwort. Später stand der Begriff für die Erklärung eines solchen Fremdwortes. Daraus ist auch das Wort Glossar entstanden, also die Sammlung komplizierter Wörter mit Erklärungen.
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Glosse: Gedichtform
Auch eine spanische Gedichtform des 15.-17. Jahrhunderts wird als Glosse bezeichnet. Diese Art der Glosse hat vier Strophen mit jeweils 10 Versen.
Glosse – häufigste Fragen
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Was ist eine Glosse?
Eine Glosse ist ein Meinungsbeitrag und gehört zu den journalistischen Textarten. Sie ist kurz und oft in Zeitungen zu finden. In Glossen behandeln Autoren ein aktuelles Thema auf eine kritisierende, ironische und überspitzte Art.
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Welche Textsorte ist die Glosse?
Die Glosse ist eine eigenständige Textart. Sie zählt zu den journalistischen Textsorten, weil sie oft in Zeitungen veröffentlicht wird. Weil Glossen aktuelle Themen beurteilen, kannst du sie auch als judizierende Texte bezeichnen.
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Was sind die Merkmale einer Glosse?
Die wichtigsten Stilmittel einer Glosse sind Ironie, Sarkasmus und Hyperbeln. Der Autor nutzt sie, um das jeweilige Thema überspitzt darzustellen.
Karikatur analysieren
Genau wie Glossen können auch Zeichnungen aktuelle Themen humorvoll und ironisch darstellen. Sogenannte Karikaturen beziehen sich oft auf die Politik, Kultur oder Geschichte und sind von besonderer Bedeutung. Wie du sie analysieren kannst, erfährst du hier !