Offenes und geschlossenes Drama
Was ist ein offenes und ein geschlossenes Drama? Alles zum Unterschied und den wichtigsten Merkmalen der Dramenformen erfährst du hier und im Video !
Inhaltsübersicht
Offenes und geschlossenes Drama — einfach erklärt
Ein Drama erzählt die Handlungen von Charakteren in einer theatralischen Darstellung. Dramen begegnen dir in zwei verschiedenen Formen: Es gibt ein offenes und ein geschlossenes Drama. Sie unterscheiden sich in ihren Merkmalen hinsichtlich Handlung, Figuren, Ort, Zeit und Sprache.
Die wichtigsten Merkmale zum Thema geschlossenes und offenes Drama haben wir dir in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
Merkmale | geschlossenes Drama | offenes Drama |
Handlung |
– verknüpfte Szenen |
– nicht verknüpfte Haupt- und Nebenhandlungen |
Figuren |
– wenige Figuren |
– viele Figuren, auch Randfiguren |
Ort |
– einheitlicher Ort |
– häufige Ortswechsel |
Zeit |
– einheitliche Zeit |
– Zeitsprünge |
Sprache |
– einheitlich, gehoben |
– alltägliche Sprache |
Was ist ein geschlossenes Drama?
Das geschlossene Drama wird auch aristotelisches Drama genannt, da der griechische Philosoph Aristoteles (384 v. Chr. – 322 v. Chr.) die erste Idee zum Drama entwickelte. Ihm fiel auf, dass sich gewisse Merkmale im Aufbau immer wiederholten. Basierend auf Aristoteles‘ Beobachtungen entwickelte der Schriftsteller Gustav Freytag die Theorie der Pyramide.
Demnach ist die Handlung des geschlossenen Dramas in fünf Akte unterteilt. Sie bauen aufeinander auf und erzeugen ein sogenanntes Spannungsdreieck.
Akt 1: Exposition
Die Exposition leitet die Handlung des Dramas
ein. Es werden die wichtigsten Figuren und ihre Beziehung zueinander (Figurenkonstellation)
vorgestellt. Außerdem gibt es eine zeitliche und örtliche Einordnung für den Zuschauer.
Akt 2: erregendes Moment
Die Handlung ist im Gange und eine Krise oder eine Intrige (erregendes Moment) führt dazu, dass sich die Handlung verschärft.
Akt 3: Peripetie
Die Spannung erreicht hier ihren Höhepunkt. Die Hauptfigur befindet sich in einem Konflikt und muss eine Entscheidung treffen. Es kommt zu einem dramatischen Wendepunkt (Peripetie). Er endet in einem Sieg oder in einer Niederlage.
Akt 4: retardierendes Moment
Die Handlung geht mit einem verzögernden (retardierenden) Moment dem Ende zu. Im letzten Spannungsmoment wird klar, ob das Schicksal der Hauptfigur noch gerettet werden kann oder nicht.
Akt 5: Katastrophe / Lösung
Der letzte Akt endet entweder im Untergang der Hauptfigur oder in einer Lösung des Konfliktes.
Geschlossenes Drama Merkmale
Im geschlossenen Drama passiert die Handlung an einem einheitlichen Ort und zu einer einheitlichen Zeit. Meist gibt es nur einen Ort und die Ereignisse passieren an einem Tag. Die Handlung ist geschlossen, das heißt, es gibt einen klaren Anfang und ein klares Ende der Erzählung. Außerdem ist die gewählte Sprache eher gehoben und in Versform. Dir begegnen oft gereimte Aussagen der Figuren.
Geschlossenes Drama Beispiele:
- William Shakespeare: „Romeo und Julia“ (1597)
- Gotthold Ephraim Lessing: „Nathan der Weise“ (1779)
- Johann Wolfgang von Goethe: „Iphigenie auf Tauris“ (1787)
Was ist ein offenes Drama?
Jahrhundertelang wurden die von Aristoteles entwickelten und von anderen Theoretikern verfeinerten Regeln des geschlossenen Dramas befolgt. Wie du bereits weißt, sind die Regeln dafür sehr streng. Es gab deshalb oft Ausbrüche aus der vorgegebenen Form.
Das offene Drama ist nicht an feste Regeln gebunden, weshalb eine allgemeine Definition sehr schwierig ist. Im offenen Drama begegnet dir meistens keine einsträngige Handlung. Oft passieren mehrere Ereignisse gleichzeitig.
Die Haupt- und Nebenhandlungen müssen auch nicht miteinander verknüpft sein. Ebenso gibt es keine Erläuterung der Vorgeschichte oder einen richtigen Abschluss. Das Drama ist also offen.
Offenes Drama Merkmale
Trotz der freien Gestaltung kannst du einige Merkmale in offenen Dramen erkennen. Dazu zählen:
- ausgedehnter Zeitraum der Handlung und Zeitsprünge
- verschiedene Orte des Geschehens und Ortswechsel
- hohe Anzahl an Haupt- und Randfiguren
- keine einheitliche Sprache
Offenes Drama Beispiele:
- Georg Büchner: „Woyzeck“ (1836)
- Georg Büchner: „Dantons Tod“ (1835)
- Friedrich Dürrenmatt: „Der Besuch der alten Dame“ (1956)
Offenes und geschlossenes Drama — häufigste Fragen
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Was ist der Unterschied offenes und geschlossenes Drama?
Im Gegensatz zum geschlossenen Drama besteht das offene Drama aus mehreren Handlungssträngen. Neben der Haupthandlung existieren Nebenhandlungen, die oft nicht miteinander verbunden sind. Das geschlossene Drama ist an eine fixe Struktur mit einheitlichem Ort und einheitlicher Zeit gebunden. Das offene Drama ist frei von Regeln.
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Was sind Merkmale offenes Drama?
Offenes Drama Merkmale sind mehrere Handlungsstränge mit Haupt- und Nebenhandlungen. Sie finden an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten statt. Es gibt viele verschiedene Haupt- und Randfiguren mit unterschiedlichem Sprachstil.
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Was ist ein offenes Drama Beispiel?
Ein offenes Drama Beispiel ist „Woyzeck“ (1836) von Georg Büchner. Nach den Merkmalen des offenen Dramas hat die Handlung keinen roten Faden. Es wird jedoch in jeder Szene das Hauptthema wieder aufgegriffen.
Dramenanalyse
Jetzt kennst du alle Merkmale zum Thema offenes und geschlossenes Drama. Damit bist du für die Dramenanalyse besten gewappnet. Wie du ein Drama analysierst, zeigen wir dir hier!