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Nathan der Weise – Zusammenfassung

Du suchst eine Zusammenfassung von „Nathan der Weise“? Dann bist du hier genau richtig. In unserem Beitrag und Video erklären wir dir alles Wichtige zum Inhalt und zu den Figuren des Werks.

Quiz zum Thema Nathan der Weise - Zusammenfassung
Inhaltsübersicht

Nathan der Weise – Übersicht

Das Drama „Nathan der Weise“ wurde von Gotthold Ephraim Lessing geschrieben und 1779 veröffentlicht. Im Fokus steht die Gleichstellung der drei Weltreligionen. Das Werk spricht sich also für Harmonie, Akzeptanz und Toleranz aus. Es zählt deswegen zu den bekanntesten Stücken der Aufklärung.

  • Veröffentlichung: 1779
  • Uraufführung: 1783
  • Autor: Gotthold Ephraim Lessing
  • Gattung: Drama (Ideendrama)
  • Epoche: Aufklärung
  • Hauptfiguren: Nathan, Recha, Saladin, Curd von Stauffen (Tempelherr)
  • Gut zu wissen: Die drei monotheistischen Weltreligionen sind das Christentum, das Judentum und der Islam.

Inhaltsangabe – Nathan der Weise

„Nathan der Weise“ ist das bekannteste Werk der Aufklärung. Das Drama spielt zur Zeit des Dritten Kreuzzuges (1189–1192) in Jerusalem.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der jüdische Kaufmann Nathan. Er lebt mit seiner Adoptivtochter Recha und ihrer Erzieherin Daja in Jerusalem. Bei einem Brand rettet ein christlicher Tempelritter namens Curd von Stauffen Recha aus den Flammen. Er verliebt sich in sie und möchte sie heiraten.

Der muslimische Sultan Saladin will währenddessen von Nathan wissen, welche der drei großen Religionen die wahre ist — das Christentum, das Judentum oder der Islam. Nathan vermittelt ihm mithilfe der Ringparabel, dass alle Religionen gleich viel wert sind.

Übrigens: Eine Parabel ist eine lehrhafte Erzählung, die vom Leser entschlüsselt werden muss.

In der Ringparabel geht es um einen Vater, der einen wertvollen Ring besitzt und diesen nach seinem Tod an seinen liebsten Sohn vererben will. Allerdings hat der Vater drei Söhne, die er alle gleichermaßen liebt. Deshalb kann er sich nicht entscheiden, welchem Sohn er den Ring vermacht. Er lässt daraufhin heimlich Kopien des Rings anfertigen und verteilt sie unter den Söhnen.

Nachdem der Vater gestorben ist, geraten die Söhne in Streit. Denn sie wollen wissen, welcher der echte Ring ist. Sie rufen einen Richter herbei, aber der will sich nicht entscheiden. Stattdessen gibt er ihnen einen Rat. Alle drei Ringe sind gleichermaßen echt und wertvoll, denn jeder Ring steht für die Liebe des Vaters. Genau wie die drei Ringe sind auch die drei Weltreligionen gleichwertig.

Recha und Curd finden anschließend heraus, dass sie Geschwister sind und ebenfalls mit der Familie des Sultans verwandt sind. Am Ende ist allen Charakteren die Zusammengehörigkeit als Familie wichtiger als die unterschiedlichen Religionen.

Das Drama behandelt also Themen wie Harmonie, Toleranz und Offenheit. Dazu gehört auch eine Gleichstellung der drei Weltreligionen. Die Menschen sollen in Frieden zusammenleben und sich nicht aufgrund ihrer Religion bekriegen. Durch das Drama fordert Lessing seine Leser auf, auf ihren Verstand zu achten und vernünftig nach den Werten der Aufklärung zu handeln: Sie sollen Vorurteile ablegen und ihren Mitmenschen offen und tolerant begegnen. 

Figurenkonstellation – Nathan der Weise

Hier siehst du alle wichtigen Figuren des Dramas und welche Beziehung sie zueinander haben.

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Nathan der Weise – Figurenkonstellation

Nathan

  • reicher jüdischer Kaufmann
  • liebt seine Adoptivtochter Recha über alles
  • tolerant, offen und großzügig
  • bewegt seine Mitmenschen zum Nachdenken (z. B. Saladin durch die Ringparabel)
  • vernünftig und realitätsnah
  • beurteilt Menschen nach Charakter und nicht nach Religion
  • ahnt, dass Curd und Recha Geschwister sind
  • typischer Vertreter der Aufklärung 

Recha

  • 18 Jahre alt
  • Nathans Adoptivtochter
  • verträumt und schwärmerisch
  • liebt ihren Vater über alles
  • wurde als Christin geboren
  • geprägt von Nathans Erziehung
  • Verstand und Charakter sind ihr wichtiger als Religion

Curd von Stauffen

  • christlicher Tempelherr
  • wurde von Saladin begnadigt
  • rettet Recha aus brennendem Haus
  • hitzköpfig und impulsiv
  • legt seine Vorurteile gegenüber Juden ab 
  • Bruder von Recha und Neffe von Saladin

Saladin

  • muslimischer Herrscher
  • in finanzieller Notlage
  • Familienmensch
  • zunächst intolerant und feindlich gegenüber anderen Religionen
  • wird durch Nathan auf seine Intoleranz aufmerksam und zeigt Reue

Weitere christliche Charaktere

  • Daja: Rechas christliche Erzieherin
  • Klosterbruder: arbeitet für den Patriarchen
  • Patriarch: christlicher Herrscher, der den anderen Religionen feindlich gegenübersteht

Tipp: In diesem Beitrag zeigen wir dir eine ausführliche Personenkonstellation zu dem Werk.  

Nathan der Weise – Zusammenfassung

Das Drama spielt während eines Waffenstillstands in Jerusalem zur Zeit des Dritten Kreuzzugs, also irgendwann zwischen 1189 und 1192. Mit den Kreuzzügen sind eine Reihe von Kriegen gemeint, die zwischen Christen und Menschen anderer Religionen stattfanden. Die Kämpfer der katholischen Kirche nennst du Kreuzritter, Tempelritter oder Tempelherrn. Die Kirche versuchte, so viele Leute wie möglich zum christlichen Glauben zu bekehren. Das ging sogar so weit, dass die Kreuzritter Menschen töteten, die ihrem eigenen Glauben treu bleiben wollten. 

„Nathan der Weise“ besteht aus fünf Akten und entspricht somit dem Aufbau eines klassischen Dramas. Diese Akte bezeichnest du in diesem Werk als Aufzüge. Die fünf Aufzüge sind in weitere, kleinere Auftritte unterteilt. Wir zeigen dir jetzt eine Zusammenfassung der einzelnen Aufzüge mit jeweils einer kurzen Analyse.

1. Aufzug: Nathan der Weise – Zusammenfassung

Nathan ist ein reicher, jüdischer Kaufmann. Zu Beginn des Dramas kehrt er von einer Geschäftsreise zurück und erfährt, dass es in seinem Haus in Jerusalem einen Brand gegeben hat. Seine Tochter Recha wurde von dem Tempelherrn Curd von Stauffen aus dem brennenden Haus gerettet und auch Rechas Erzieherin Daja ist wohlauf.

Curd wurde zuvor von Sultan Saladin begnadigt und konnte seiner Todesstrafe entkommen. Das ist aber nur der Fall, weil der Tempelherr den Sultan an seinen verstorbenen Bruder erinnert. Recha ist der Meinung, ein Engel habe sie gerettet, doch ihr Vater kann sie überzeugen, dass es sich bei Curd um einen Menschen handelt. 

Als Recha den Tempelherrn wieder einmal in der Nähe ihres Hauses sieht, möchte Nathan ihn zu sich einladen. Er will sich für die Rettung seiner Tochter bedanken. Daja soll zu Curd gehen und ihm Nathans Einladung übermitteln. Sie beobachtet, wie sich der Tempelherr mit einem Klosterbruder, also einem christlichen Mönch unterhält.

Der Mönch hat einen Auftrag vom Patriarchen erhalten, das heißt von einem christlichen Bischof. Er soll Curd als Spion anwerben und ihn dazu bringen, den Sultan Saladin auszuspionieren. Der Tempelherr lehnt ab, denn er möchte Saladin nicht hintergehen. Schließlich hat der Sultan ihn begnadigt. Nachdem der Mönch fort ist, geht Daja auf Curd zu und erzählt ihm von der Einladung. Der Tempelherr geht jedoch nicht auf die Einladung ein, da er sich nicht mit Juden wie Nathan unterhalten möchte.

1. Aufzug – Analyse: Zusammenfassung Nathan der Weise

Im ersten Aufzug des Dramas wird vor allem Nathans Weisheit und Gutmütigkeit hervorgehoben. Alle Figuren achten ihn und bewundern ihn für seine Toleranz und Offenheit. Nathan liebt seine Adoptivtochter Recha über alles und macht sich zu Beginn große Sorgen um sie, da er nicht weiß, ob ihr bei dem Brand etwas passiert ist.

Nathans großzügiger Charakter zeigt sich auch in seiner Erziehung von Recha. Sie sieht das Gute in allen Menschen und schaut zu Nathan auf. Als sie von dem zunächst unbekannten Tempelherrn gerettet wird, glaubt sie nämlich, er sei ein Engel. Nathans Gutmütigkeit zeigt sich auch darin, dass er den christlichen Tempelherrn zu sich nach Hause einlädt.

Der Tempelherr selbst steht im Kontrast zu Nathan. Er zeigt sich abweisend und will Nathans Einladung nicht annehmen, da dieser Jude ist. Allerdings zeigt er sich auch als rechtschaffend und ehrlich, denn er lehnt es ab, den Sultan auszuspionieren. Trotzdem verhält er sich gegenüber Daja weiterhin abweisend, als sie ihm für Rechas Rettung dankt. Curd wirkt also im ersten Aufzug geheimnisvoll und verschlossen.

2. Aufzug: Nathan der Weise – Zusammenfassung

Sultan Saladin erfährt in einem Gespräch mit seinem Schatzmeister, dass er pleite ist. Seit längerer Zeit bezahlt Saladins Schwester Sittah schon alle seine Ausgaben. Er überlegt sich, wie er Nathan dazu bekommen könnte, ihm Geld zu leihen. Denn Nathan ist in ganz Jerusalem bekannt, sowohl für seinen Reichtum als auch für seine Großzügigkeit.

Währenddessen spricht Nathan selbst den Tempelherren an und lädt ihn zu sich ein. Curd ist anfangs skeptisch, doch schon bald finden sich Nathan und der Tempelherr sympathisch. Sie teilen die gleichen Ansichten über Glaube und Religion. Beide lehnen es ab, anderen mit Gewalt einen bestimmen Glauben aufzuzwingen. Außerdem sehen sie sich selbst und ihre Mitmenschen in erster Linie als Menschen und nicht als Anhänger einer bestimmten Religion.

Während sich Nathan und der Tempelherr unterhalten, kommt Daja hinzu. Sie teilt Nathan mit, der Sultan möge ihn sprechen. Nathan macht sich sofort auf den Weg zu Saladin und beschließt, sich erkenntlich zu zeigen. Schließlich hat der Sultan den Retter von Nathans Tochter begnadigt.

2. Aufzug – Analyse: Inhaltsangabe Nathan der Weise

Der Anfang des zweiten Aufzugs zeigt die Beziehung zwischen den Geschwistern Saladin und Sittah. Sie sorgen sich umeinander und haben ein gutes Verhältnis. Genau wie Nathan verurteilen die beiden Menschen nicht aufgrund ihrer Religion. Zum Beispiel ist ihnen der Frieden mit den Christen wichtiger als der Krieg zwischen den Religionen. Damit verkörpern die Geschwister typische Werte der Auklärung wie Harmonie, Toleranz und Vernunft.

Auch Nathan und der Tempelherr Curd von Stauffen zeigen sich als Vertreter der Aufklärung. Für beide zählen der Verstand und Charakter eines Menschen mehr als seine Religion.

3. Aufzug: Nathan der Weise – Zusammenfassung

Statt ihn um Geld zu bitten, fragt der Sultan Nathan, welche Religion die wahre sei. Nach kurzer Bedenkzeit erzählt Nathan ein Märchen, die sogenannte Ringparabel. Das ist die wichtigste Stelle des ganzen Dramas — du musst sie also gut kennen. Daher haben wir für dich ein ausführliches Video zur Ringparabel vorbereitet.

In der Ringparabel geht es um einen Mann, der drei Söhne hat und sie alle gleichermaßen liebt, keiner ist also besser oder schlechter als der andere. Das kannst du als Metapher , also einen bildhaften Vergleich, für die Religionen ansehen. Nathan möchte damit sagen, dass das Judentum, das Christentum und der Islam alle gleich viel wert sind und es keine wahre oder richtige Religion gibt. Der Sultan ist beeindruckt von Nathans Weisheit und bietet ihm seine Freundschaft an. Nathan nimmt sie an und leiht Saladin unaufgefordert Geld.

Der Tempelherr Curd hat sich inzwischen in Recha verliebt. Er bittet Nathan schließlich darum, Recha heiraten zu dürfen, doch Nathan zögert. Er fragt Curd stattdessen über seine Familie aus. Als Daja sich später ebenfalls mit dem Tempelherrn unterhält, offenbart sie ihm ein Geheimnis. Recha ist nämlich gar nicht Nathans leibliche Tochter, sondern wurde adoptiert — und zwar aus einer christlichen Familie. Sie ist also Christin, genau wie Curd. Daja ist sich sicher, dass Nathan aus diesem Grund die Hochzeit eigentlich erlauben müsse.

3. Aufzug – Analyse: Zusammenfassung Nathan der Weise

Daja möchte Recha dazu bringen, sich mehr mit dem Christentum auseinanderzusetzen. Aber Recha ist zu sehr beeinflusst von Nathans Erziehung: Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion ist ihr nicht so wichtig wie der aufrichtige Glaube an Gott selbst. Die Vernunft und die Menschlichkeit zählen für sie mehr als bestimmte religiöse Vorschriften.

Diese Einstellung vertritt auch Nathan. Die Frage des Sultans, welche Religion die wahre sei, bringt Nathan in eine schwierige Situation. Denn für ihn sind alle drei Religionen gleichwertig. Was zählt, ist der Verstand der Menschen und ihr tolerantes Handeln

In der Ringparabel erklärt Nathan, dass alle Religionen gleich viel wert sind. Die drei Söhne in der Geschichte stehen für die drei Weltreligionen und der Vater steht für Gott. Die Söhne streiten sich — genau wie die Religionen — darüber, wen der Vater am meisten liebt. Aber der Vater, genau wie Gott, schätzt alle Menschen unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit gleichermaßen. Durch die Ringparabel fordert Nathan die anderen dazu auf, ihre Vorurteile gegenüber den anderen Religionen abzulegen.

4. Aufzug: Nathan der Weise – Zusammenfassung

Curd will sich eine zweite Meinung dazu einholen und sucht Rat beim Patriarchen. Der Tempelherr erzählt von einem Juden, der eine Christin als seine Adoptivtochter aufgenommen hat, nennt jedoch keine Namen. Der Patriarch zeigt sich feindlich gegenüber dem Judentum. Er ist der Meinung, ein Jude müsse zur Strafe verbrannt werden, wenn er eine Christin adoptiert. Außerdem hat er bereits eine Ahnung, dass es sich bei dem Juden um Nathan handelt. Curd ist entsetzt darüber und verlässt den Patriarchen.

Nathan, der Tempelherr, Daja und Recha treffen sich in Saladins Palast. Der Tempelherr hat beschlossen, er möchte für den Sultan arbeiten. Er will ihm somit seinen Dank dafür erweisen, dass Saladin ihn nicht hingerichtet hat. Nathan weigert sich immer noch, Curd seine Adoptivtochter zur Frau zu geben und sagt, er müsse zuvor noch ein paar Dinge über Curds Herkunft herausfinden. Auf dem Weg zu Saladin erfährt Recha von Daja, dass sie eigentlich eine getaufte Christin ist.

4. Aufzug – Analyse: Nathan der Weise Zusammenfassung

Der Patriarch symbolisiert die strengen Regeln des Christentums. Er will Nathan dafür bestrafen, dass Recha nicht im christlichen Glauben aufgewachsten ist. Der Sultan versucht währenddessen, dem Tempelherren seine Vorurteile über die Religionen auszureden. Der Tempelherr soll sich nicht blind nach seiner Religion richten, sondern alle Menschen als Menschen sehen.

5. Aufzug: Nathan der Weise – Zusammenfassung

Curd erzählt Nathan, dass er ihn beim Patriarchen verpetzt hat und entschuldigt sich dafür. Der Tempelherr möchte Recha nun endlich heiraten, unter anderem auch, damit sie und Nathan dem Urteil des Patriarchen entgehen können. Saladin möchte die Verlobung sofort in Gang setzen, aber Nathan hält ihn zurück.

Nathan erzählt schließlich, dass er der Hochzeit nicht zustimmt, da er etwas herausgefunden hat: Curd und Recha sind in Wirklichkeit Geschwister. Der leibliche Vater der beiden ist Saladins verstorbener Bruder, an den Curd den Sultan schon die ganze Zeit erinnert hat. Recha ist also nicht nur die Pflegetochter eines jüdischen Kaufmanns, sondern auch noch die Nichte eines muslimischen Herrschers. Somit sind in ihrer Familie alle drei Religionen vertreten: das Judentum, das Christentum und der Islam.

Nathan verspricht, auch für Curd als Vater da zu sein. Alle freuen sich über ihre neu gewonnene Familie. Ihre Zusammengehörigkeit ist ihnen letztendlich viel wichtiger als die unterschiedlichen Religionen, denen sie angehören.

5. Aufzug – Analyse: Inhaltsangabe Nathan der Weise

Der Tempelherr hat endlich seine Vorurteile abgelegt und verhält sich jetzt offen und tolerant. Damit symbolisiert auch er jetzt die Werte der Aufklärung

Als sich letztendlich herausstellt, dass sämtliche Figuren einer großen Familie angehören, sind alle erfreut. Denn sie haben verstanden, dass Toleranz und Verstand mehr zählen als religiöse Unterschiede. Und genau wie die Figuren im Stück bilden auch die Weltreligionen eine Familie. Denn sie sind miteinander verbunden und bauen aufeinander auf. Am Ende des Stücks steht die Menschlichkeit im Vordergrund. Ganz im Sinne der Aufklärung sollen die Menschen einander tolerant begegnen und in Frieden zusammenleben.

Nathan der Weise – Sprache und Stil

„Nathan der Weise“ ist im Blankvers geschrieben. Der Blankvers ist ein fünfhebiger Vers ohne Reim mit weiblicher Kadenz . Die letzte Silbe ist also immer unbetont. Oft gehen die Sprechteile der verschiedenen Figuren in mehreren Versen ineinander über. Wenn zum Beispiel eine Figur einen Satz beginnt und dieser von einer anderen Figur im nächsten Vers vervollständigt wird, bezeichnest du das als Enjambement . Diese Weiterführung von Sätzen über mehrere Verse fördert den Lesefluss und gibt dem Drama einen lebendigen Charakter. Das siehst du zum Beispiel im folgenden Zitat des Tempelritters:

  • „Sehr gern ergriff ich die Gelegenheit,
    Es für ein andres Leben in die Schanze
    Zu schlagen: für ein andres – wenn’s auch nur
    Das Leben einer Jüdin wäre.“ (V. 1216-1219)

Das Drama ist hauptsächlich in einfacher Sprache geschrieben. Es gibt nur wenige Nebensätze und kaum Fremdwörter. Oft tauchen typisch aufklärerische Begriffe wie Menschlichkeit, Ehrlichkeit und Großmut auf. 

Die Gespräche im Stück haben den Charakter einer Erörterung . Das bedeutet, dass die Figuren zu Beginn der Unterhaltung unterschiedliche Ansichten über ein Thema haben. Im Laufe des Gesprächs tauschen sie dann logische Argumente aus und können sich am Ende einigen. Dabei steht Nathan oft im Mittelpunkt. Seine Weisheit hilft den anderen Figuren, selbst zu neuen Erkenntnissen zu kommen.

Nathan der Weise – Interpretation

Du kannst das Werk auf verschiedene Weisen interpretieren. Wir stellen dir hier drei Interpretationsansätze vor. Eine ausführliche Interpretation für das Werk findest du hier .

Aufklärung

„Nathan der Weise“ ist ein bekanntes Werk der Aufklärung. In dieser Epoche standen humanitäre Werte wie der menschliche Verstand, Toleranz und Vernunft im Vordergrund. Vor allem Nathan selbst verkörpert diese Eigenschaften im Stück. Aber auch die anderen Figuren lernen nach und nach Vorurteile abzulegen und einander zu akzeptieren.

Der Tempelherr beispielsweise zeigt sich anfangs feindlich gegenüber Nathan, weil dieser Jude ist. Erst im Laufe des Dramas und durch Gespräche mit Nathan, ändert er seine Meinung. Nathans Wunsch nach Harmonie und Einigkeit zeigt sich auch im Hauptkonflikt des Dramas, der Frage welche Religion die wahre sei. Es gibt für Nathan nicht die eine ‚richtige‘ Religion. Viel mehr ist es wichtig, die Menschen nach ihrem Charakter zu beurteilen und jede Religion als gleichwertig hinzunehmen. 

Tipp: Eine ausführliche Einordnung des Werks in die Epoche der Aufklärung findest du hier .

Ringparabel

Die Frage nach der einen ‚wahren‘ Religion, beantwortet Nathan in der Ringparabel. Mithilfe dieser lehrreichen Erzählung erklärt er, dass es nicht eine richtige Religion gibt. Das Christentum, das Judentum und der Islam sind alle gleichwertig und keine Religion steht über den anderen.

Genau wie die drei Söhne des Vaters in der Geschichte hat jede Religion ihren Platz und wird von Gott geschätzt. Nathan spricht sich im Stück also für Religionsfreiheit aus. Jeder Mensch soll anderen offen begegnen und sie akzeptieren, egal welcher Religion sie angehören. 

Vorurteile

Das Drama warnt vor den Gefahren von Vorurteilen. Am Anfang haben alle Figuren Vorurteile gegenüber den anderen Religionen. Der Tempelherr zum Beispiel lehnt Nathans Einladung ab, denn er will nichts mit Juden zu tun haben. Ähnlich geht es Saladin: Er lässt sich von seinem Schatzmeister davon überzeugen, dass Nathan geizig sei und ihm keinen Kredit geben werde.

Erst als die Charaktere sich besser kennenlernen und über ihre religiösen Unterschiede hinausschauen, können sie ihre Vorurteile ablegen. Am Ende stellt sich sogar heraus, dass sie eine große Familie sind.

Nathan der Weise – Zeitgeschichtliche Einordnung

„Nathan der Weise“ kannst du in die Literaturepoche der Aufklärung einordnen, die etwa von 1720 bis 1800 gedauert hat. Sie war geprägt war von neuen Ideen und Denkanstößen. Die Menschen in Europa hinterfragten die Zwänge der Ständegesellschaft sowie den Machanspruch von Königen, aber auch der katholischen Kirche. Die Unzufriedenheit mit dem Absolutismus , also der Alleinherrschaft eines Königs oder Kaisers, gipfelte schließlich in der Französischen Revolution

Jeder Mensch wurde erstmals als einzelnes, selbständig denkendes Wesen betrachtet. Für die Aufklärung war nicht mehr der Mensch als Teil eines gesellschaftlichen Standes am wichtigsten, sondern als eigenständige Person mit eigenen Ideen und Werten. Der Philosoph Immanuel Kant rief die Menschen dazu auf, ihren Verstand zu benutzen und eigenmächtig zu denken. Nur wenn der Mensch auf seine Vernunft vertraut, kann er wichtige Entscheidungen treffen. 

Vor allem die Vernunft, Toleranz und Gleichheit standen im Mittelpunkt der Aufklärung. Diese Themen kannst du auch in „Nathan der Weise“ finden. Nathan ist eine sehr typische Figur für die Aufklärung, da er immer vernünftig und überdacht handelt. Außerdem ist ihm die Gleichheit der Religionen sehr wichtig und er setzt sich für die Toleranz gegenüber Andersgläubiger ein. 

Die Freiheit der Religionen im Drama lässt sich auf den geschichtlichen Hintergrund zurückführen. Zu Lessings Lebzeiten waren Kirche und Staat noch eng miteinander verknüpft. Die Menschen lebten oft streng nach den Vorschriften der Kirche, ohne diese zu hinterfragen. Mit seinem Drama wollte Lesssing die Bevölkerung dazu auffordern, nach ihrem Verstand zu handeln und offen gegenüber anderen zu sein. 

Nathan der Weise – Analyse einer Szene

In der Mitte des 2. Aufzugs, genauer gesagt im 5. Auftritt, zeigt sich, wie wichtig Toleranz und Gleichberechtigung für Nathan sind. Curd und Nathan sprechen in dieser Szene miteinander und der Tempelherr erkennt, dass er zu Unrecht Vorurteile gegenüber dem Judentum und gegenüber Nathan hatte. Wie sich Curds Einstellung zu Nathan im Laufe des Gesprächs ändert, kannst du sowohl am Inhalt als auch an der Sprache der Szene festmachen.

Zu Beginn des Gesprächs ist die Stimmung zwischen den beiden angespannt. Curd verhält sich Nathan gegenüber abweisend und ist unhöflich. Der Tempelherr sieht Rechas Rettung aus dem brennenden Haus nur als seine Pflicht an. Nathan will sich bei Curd bedanken und bietet ihm zunächst Geld an, was Curd aber schroff ablehnt. Je länger sich die zwei aber unterhalten, desto offener wird der Tempelherr. Zwar versucht er anfangs noch, seine Haltung zu wahren, allerdings ist er beeindruckt von Nathans Toleranz. Nathan gelingt es schließlich, Curd davon zu überzeugen, dass alle Religionen gleich viel wert sind und die beiden freunden sich an. 

Auch sprachlich zeigt sich die Veränderung Curds. Für den Tempelherrn ist Nathan kein ebenbürtiger Gesprächspartner und er spricht ihn auch nicht mit Namen, sondern immer nur nur mit „Jude“ (V. 1200) an. Als Nathan sich für die Rettung seiner Tochter erkenntlich zeigen will, nennt ihn Curd das erste Mal beim Namen („Aber Jude, ihr heißet Nathan?“; V. 1259 f.) und ist beeindruckt, wie wortgewandt Nathan ist („Ihr setzt eure Worte […] sehr gut“; V. 1260). Durch mehrere rhetorische Fragen bringt Nathan den Tempelherrn schließlich zum Umdenken.

Nathan der Weise – Prüfungsfragen

Mit unseren Prüfungsfragen bist du bestens auf die nächste Klausur vorbereitet.

  • Zu welcher literarischen Epoche gehört „Nathan der Weise“? Begründe deine Antwort.
    „Nathan der Weise“ wurde 1779 veröffentlicht und lässt sich deswegen in die Epoche der Aufklärung einordnen. In der Aufklärung stand der Verstand des Menschen im Vordergrund. Menschen sollten tolerant handeln und auf ihre Vernunft vertrauen. Diese Werte wie Humanität und Toleranz sind auch in der Handlung des Dramas vertreten. Denn das Stück fordert die Zuschauer dazu auf, ihre eigenen Vorurteile abzulegen und anderen Menschen friedlich und offen zu begegnen. 

  • Was ist die Kernaussage des Werks?
    In dem Stück geht es in erster Linie um eine Gleichstellung der drei Weltreligionen. Keine von ihnen ist mehr wert als die anderen. Außerdem geht es in „Nathan der Weise“ um ein harmonisches Zusammenleben zwischen den Menschen. Jeder soll seinem eigenen Verstand mehr vertrauen als Vorurteilen oder religiösen Regeln. So betont das Stück wichtige Werte der Aufklärung. Diese Bewegung besagt nämlich, dass Menschen den gleichen Wert unabhängig ihres Standes oder ihrer Religionszugehörigkeit haben.

  • Warum erzählt Nathan die Ringparabel und welche Bedeutung hat sie?
    Nathan erzählt die Geschichte der Ringparabel, weil der Sultan ihn fragt, welche der drei Religionen die wahre sei. Die drei Söhne in der Geschichte stehen für die drei Weltreligionen. Ihr Vater liebt sie alle gleichermaßen, deshalb gibt es nicht den einzig wahren Ring, sondern jeder Ring symbolisiert die Liebe des Vaters. Genauso hält es sich mit Gott und den Weltreligionen, denn alle Religionen sind von Gott gesegnet. 

  • Gibt es in dem Drama mehr Monologe oder mehr Dialoge? Warum ist das so?
    In „Nathan der Weise“ gibt es viele Dialoge. Die Gespräche sind im Stil einer Erörterung aufgebaut. Zu Beginn sind die Charaktere unterschiedlicher Meinung. Durch das Austauschen logischer Argumente können sie sich aber einigen. Dabei zwingen sie sich aber nicht gegenseitig ihre Meinung auf. Vielmehr kommen sie durch die Diskussion selbst zu neuen Erkenntnissen. Auch hier lässt sich ein wichtiger Aspekt der Aufklärung erkennen, denn nur im offenen Dialog können Menschen ihre Vorurteil überwinden und sich vernünftig einigen.

  • Welches sind die wichtigsten Eigenschaften von Nathan?
    Nathan ist bekannt für seine Weisheit. Er vertritt wichtige Werte der Aufklärung wie Humanität und Toleranz. Er fordert die anderen dazu auf, ihre Vorturteile abzulegen und nach ihrem eigenen Verstand zu handeln. Nathan selbst lebt bereits nach dieser Philosophie. Obwohl seine Frau und Kinder von Christen ermordet wurden, hat er später ein christliches Kind, Recha, adoptiert. 

  • Was lässt sich über die sprachlichen Besonderheiten des Dramas sagen? Nenne drei Aspekte. 
    – Das Drama ist nicht in Prosa geschrieben, sondern in einem Blankvers. Dabei handelt es sich um einen fünfhebigen Vers ohne Reim. Außerdem gibt es viele Enjambments. Das bedeutet, Sätze gehen von einem Vers in den nächsten über.
    – Sprachlich kommen häufig aufklärerische Begriffe vor, zum Beispiel „Großmut“ oder „Menschlichkeit“. So betont das Drama nochmal die Werte der Aufklärung wie Humanität und Toleranz. 
    – Darüber hinaus ist das Stück in recht einfacher Sprache verfasst. Es werden kaum Fremdwörter verwendet. So ist das Drama zugänglich für eine breite Schicht der Bevölkerung.

Nathan der Weise Zusammenfassung – häufigste Fragen

  • Was ist die Kernaussage von „Nathan der Weise?“
    „Nathan der Weise“ handelt vom jüdischen Geschäftsmann Nathan und seiner Großzügigkeit. Er hilft seinen Mitmenschen nicht nur durch finanzielle Unterstützung, sondern zeigt seine Güte auch durch Toleranz und Akzeptanz.
  • Wann wurde „Nathan der Weise“ geschrieben?
    „Nathan der Weise“ wurde 1778 geschrieben und 1779 veröffentlicht. Die Uraufführung fand am 14. April 1783 in Berlin statt. 

  • Wann spielt „Nathan der Weise“?
    Nathan der Weise spielt während des dritten Kreuzzugs (1189-1192) in Jerusalem. 
Quiz zum Thema Nathan der Weise - Zusammenfassung

Szenenanalyse

Jetzt weißt du, worum es in „Nathan der Weise“ geht und kennst dich mit den Figuren sowie dem historischen Hintergrund aus. Um eine vollständige Szenenanalyse für das Werk schreiben zu können, schaust du dir am besten direkt unser Video dazu an.

Zum Video: Nathan der Weise - Szenenanalyse
Zum Video: Nathan der Weise – Szenenanalyse

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