Der Besuch der alten Dame – Zusammenfassung
Du möchtest wissen, wovon das Drama „Der Besuch der alten Dame“ handelt? In unserer Zusammenfassung und im Video erfährst du alles zu seinem Inhalt, seinen Figuren und seinem zeitgeschichtlichen Hintergrund.
Inhaltsübersicht
Der Besuch der alten Dame – Übersicht
In dem Werk „Der Besuch der alten Dame“ geht es um die Milliardärin Claire Zachanassian, die in ihre Heimatstadt Güllen zurückkehrt. Dort will sie sich an ihrem ehemaligen Geliebten Alfred Ill (ILL) rächen.
- Veröffentlichung: 1956
- Autor: Friedrich Dürrenmatt
- Gattung: Drama
- Epoche: Literatur der 1950er Jahre, Postmoderne
- Hauptfiguren: Claire Zachanassian und Alfred Ill
- Aufbau: Drama in 3 Akten
Der Besuch der alten Dame – Inhaltsangabe
In dem kleinen verarmten Örtchen Güllen sorgt der Besuch einer alten Dame namens Claire Zachanassian für Aufregung. Die Bewohner hoffen, durch sie wieder zu Wohlstand und Vermögen zu gelangen. Die alte Dame fordert jedoch im Gegenzug für ihre finanzielle Unterstützung die Ermordung des Bewohners Alfred Ill. Er ist ihr ehemaliger Geliebter, der sie während ihrer Schwangerschaft verlassen und gedemütigt hat.
Um das Gerichtsverfahren gegen ihn zu gewinnen hat er falsche Zeugen angeheuert, die gegen Claire aussagten. Die Männer behaupteten, ebenfalls mit Claire geschlafen zu haben. Diese wurde deshalb entehrt und aus ihrer Heimat Güllen vertrieben. Sie verlor das Kind und wurde zur Prostituierten.
Der Besuch der alten Dame – Figurenkonstellation
Damit du die Zusammenfassung von „Der Besuch der alten Dame“ besser verstehen kannst, zeigen wir dir hier eine Figurenkonstellation für das Werk.
Claire Zachanassian
- hieß früher Klara Wäscher
- 62 Jahre alt
- skrupellos und rachsüchtig
- wird in ihrer Jugend von Alfred Ill geschwängert
- erlangt später großen Reichtum
- hat keine Scheu, ihr Geld für ihre Rache zu nutzen
Alfred Ill
- ehemaliger Geliebter von Claire
- verlässt sie und verleugnet seine Vaterschaft
- gewissenlos, aber menschlich
- verheiratet, hat zwei Kinder
- erkennt seine Fehler und akzeptiert den Tod
Der Bürgermeister
- Vertrauter von Alfred
- lässt sich stark von Geld beeinflussen
- gerissen und verlogen
- akzeptiert den Geldscheck von Claire
Eine ausführliche Charakterisierung der drei Figuren findest du in diesem Video !
Der Besuch der alten Dame – Zusammenfassung
Das Drama ist unterteilt in drei Akte. Es spielt in der fiktiven Kleinstadt Güllen in der Nähe der deutsch-schweizerischen Grenze. Außerdem kannst du das Werk als eine tragische Komödie oder Tragikomödie bezeichnen. Darunter verstehst du eine Mischung aus einer Tragödie und einer Komödie. Das bedeutet, dass das Drama sowohl tragische als auch komische Bestandteile hat.
Akt I – Der Besuch der alten Dame
Am Bahnhof der verarmten und verwahrlosten Kleinstadt Güllen warten einige Bewohner auf den angekündigten Besuch der Milliardärin Claire Zachanassian. Diese ist in Güllen als Klara „Kläri“ Wäscher aufgewachsen. Zu den anwesenden Figuren gehören die wichtigsten Verwaltungspersonen der Stadt. Das sind zum Beispiel der Bürgermeister, der Pfarrer und der Polizist.
Der Bürgermeister bittet kurz vor Einfahrt des Zuges Claires Jugendliebe Alfred Ill um einen Gefallen. Er soll seine ehemalige Geliebte zu einer Spende in Millionen-Höhe motivieren. Kurze Zeit später trifft die Milliardärin am Bahnhof ein. Im Schlepptau hat sie ihren mittlerweile siebten Ehemann, einen Butler, zwei Blinde, einen schwarzen Panther und einen Sarg. Ihr Auftritt wirkt — ihrem Ruf entsprechend — sehr prunkvoll.
Die wahren Absichten der Milliardärin – Der Besuch der alten Dame Zusammenfassung
In seinen Bemühungen um die Spende der Milliardärin zeigt Alfred ihr vertraute Orte aus der gemeinsamen Vergangenheit. Am Abend treffen beide im einzigen Hotel der Stadt ein. Dort soll ein spezieller Empfang für Claire veranstaltet werden. In Anwesenheit aller Bewohner kündigt sie an, Güllen eine Milliarde zu spenden. Davon soll die eine Hälfte an die Stadt selbst und die andere Hälfte an die Einwohner gehen. Sie hat nur eine einzige Bedingung: Ihr ehemaliger Geliebter Alfred soll ermordet werden.
Grund dafür ist das, was vor 45 Jahren geschehen ist. Damals war die jugendliche Klara Wäscher (heutige Claire Zachanassian) von Alfred schwanger. Dieser jedoch weigerte sich, die Vaterschaft anzuerkennen. Vor Gericht bestach er sogar zwei Zeugen, die gegen Klara aussagten. Entehrt, wehrlos und arm musste Klara Wäscher ihre Heimatstadt verlassen. Zudem verlor sie ihr Kind und wurde zur Prostituierten. Durch mehrere Ehen wurde Klara später sehr vermögend. Mit Hilfe des Tauschgeschäfts — Geld gegen Mord — möchte die verbitterte Claire Gerechtigkeit erzielen. Der empörte Bürgermeiste lehnt das Angebot jedoch ab.
Akt II – Der Besuch der alten Dame
Alfred, der Besitzer eines Krämerladens (Tante-Emma-Laden) ist, fühlt sich dank der Unterstützung und Loyalität der Güllener sicher. Er hat zu Beginn keine Angst vor Claire und ihrer Forderung. Auch als Alfred von seinem Laden aus mitbekommt, wie Claire eine vermeintliche Beerdigung plant, scheint er nicht besorgt. Mit der Zeit kommen aber immer mehr Einwohner in seinen Laden und kaufen teure Waren, die sie nicht bezahlen können. Stattdessen lassen sie sich ihre Einkäufe bei Alfred anschreiben. Er bemerkt, dass seine Kunden plötzlich alle neue gelbe Schuhe tragen.
Angst und Panik – Der Besuch der alten Dame Zusammenfassung
Jetzt wird Alfred doch von der Angst gepackt. Er macht sich deshalb auf den Weg zum Polizeirevier. Dort will er Claire wegen Anstiftung zum Mord anzeigen. Der Polizist jedoch macht sich über Alfred lustig und wimmelt ihn ab. Auch der Polizist trägt die seltsamen neuen gelben Schuhe. Als Nächstes sucht Alfred nach Hilfe beim Bürgermeister. Auch er hat neue Schuhe und außerdem eine neue Schreibmaschine und sogar einen Bauplan für ein neues Rathaus.
In seiner letzten Not geht Alfred zum Pfarrer. Auch er trägt neue gelbe Schuhe und seine Kirche hat neue Turmglocken erhalten. Der Pfarrer rät Alfred schließlich so schnell wie möglich aus Güllen zu fliehen. Alfred ist jetzt voller Panik, er versucht zu fliehen. Am Bahnhof bricht er jedoch zusammen und der Zug fährt ohne ihn weiter.
Akt III – Der Besuch der alten Dame
Die Güllener verschulden sich immer mehr. Eines Tages bitten der Lehrer und der Arzt Claire, dass sie in die Stadt investiert und dafür einige Gebäude kauft. Es stellt sich heraus, dass die Milliardärin bereits vor langer Zeit alle Gebäude der Stadt aufgekauft und stillgelegt hat. All das war Teil ihres großen Racheplans. Für die Bevölkerung gibt es also keinen Ausweg mehr aus ihrer verschuldeten Lage. Sie müssen Alfred umbringen.
Neben den Bürgern hat auch Alfreds Familie sich der allgemeinen Kauflust angeschlossen. Alfreds Ehefrau hat neue Kleidung, sein Sohn ein neues Auto und seine Tochter teuren Tennisunterricht. Die gesamte Ortschaft fängt an, Alfreds vergangene Entscheidungen und sein Fehlverhalten gegenüber Claire zu bemängeln.
Akzeptanz und Tod – Der Besuch der alten Dame Zusammenfassung
Eine Gemeindeversammlung soll Alfreds Schicksal bestimmen. Noch vor der Anhörung bringt der Bürgermeister Alfred ein geladenes Gewehr. Er soll Selbstmord begehen und dadurch die Bewohner vor einer Straftat bewahren. Alfred lehnt den Selbstmord ab, er möchte sich seiner Vergangenheit stellen.
Bei der Versammlung vor dem Gemeindegericht stimmen die Güllener einstimmig für das Angebot der Milliardärin. Zu der Verhandlung wurde außerdem die Presse eingeladen. Die Journalisten sollen jedoch zur endgültigen Urteilsverkündung den Raum verlassen. Nachdem sie rausgeschickt wurden, drängen sich die Bewohner immer dichter an Alfred und das Licht geht aus. Als es wieder hell wird, liegt Alfred tot am Boden. Die offizielle Todesursache soll ein Herzinfarkt sein.
Der Leichnam Alfreds wird in den von Claire mitgebrachten Sarg gelegt. Sie übergibt dem Bürgermeister einen Geldscheck über eine Milliarde und verlässt daraufhin gemeinsam mit dem Sarg die Stadt.
Der Besuch der alten Dame – Interpretation
In seinem berühmten Drama zeigt Dürrenmatt auf eine sehr groteske und verrückte Art und Weise, wie viel Macht Geld haben kann. Denn mit Geld kann man sich anscheinend alles erkaufen. Dazu zählt auch die Ermordung eines Mitmenschen. Die Güllener begehen aber nicht nur Mord, sie sind auch der festen Überzeugung, dass sie durch ihre Tat für Gerechtigkeit gesorgt haben. Sie ignorieren vollkommen, dass sie, um Gerechtigkeit zu schaffen, ein ebenso schlimmes Unrecht begangen haben. Dürrenmatt stellt also durch sein Werk eine sehr verdrehte Art der pessimistischen Gerechtigkeit da.
Außerdem wird klar, dass die Bewohner Güllens trotz ihrer anfänglichen Versicherungen Alfred gegenüber doch nicht so harmlos sind. Sie haben Alfred immer versprochen, er sei in Sicherheit und er lebe in einem Rechtsstaat. Niemand würde ihm etwas Böses antun wollen, denn sie seinen alle loyal ihm gegenüber.
Es zeigt sich jedoch recht schnell, dass die Menschen doch nicht so moralisch sind, wie anfänglich behauptet. Sogar Alfreds eigene Frau und Kinder wenden sich gegen ihn. Er wird ermordet und sein Tod wird vertuscht. Es liegt also alles andere als ein Rechtsstaat vor. Der Rechtsstaat unterstützt Alfred nämlich am Ende doch nicht. Das merkst du daran, dass alle Instanzen, die den Rechtsstaat repräsentieren, wie der Polizist, der Bürgermeister und der Pfarrer, sich gegen ihn wenden.
In diesem Video zeigen wir dir, wie du einen Textausschnitt aus dem Drama interpretieren kannst.
Der Besuch der alten Dame – Zeitgeschichtliche Einordnung
Dürrenmatts Drama „Der Besuch der alten Dame“ lässt sich in die Epoche der Postmoderne einordnen. Diese Zeit war geprägt von einschneidenden Ereignissen wie dem Kalten Krieg oder der Wiedervereinigung Deutschlands. Die Welt wurde aufgrund der Technisierung und gesellschaftlichen Veränderung als schnelllebig und kompliziert aufgefasst. Die Menschen verloren sich zunehmend in der modernen Welt und irrten orientierungslos umher. Der Postmoderne lag also eine eher pessimistische Weltsicht zur Grunde. Außerdem machten sich Unsicherheit und Zerstreutheit breit.
Die Schriftsteller versuchten damals, die fortschreitenden Veränderungen in der Kultur und in der Gesellschaft zu erkennen und in ihren Werken wiederzugeben. Der Mensch wird nicht als Macher der Geschichte dargestellt, sondern als ihr Spielball. Genau so wird Alfred behandelt, sein Schicksal ist eigentlich schon sehr früh zu erahnen. Trotzdem zögert der Autor seinen Tod hinaus. Er spielt mit Alfred, aber auch mit dem Leser. Deshalb verwendet Dürrenmatt in seinem Drama häufig Stilmittel wie das Paradoxon . Darunter verstehst du widersprüchliche Aussagen. Diesen Gegensatz siehst du auch in der Kombination von Tragödie und Komödie.
Der Besuch der alten Dame Zusammenfassung – häufigste Fragen
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Was thematisiert „Der Besuch der alten Dame“?
Das Drama thematisiert Gerechtigkeit, Schuld und Rache. Die Milliardärin Claire Zachanassian will sich an ihrem ehemaligen Geliebten Alfred Ill rächen und so nachträglich für Gerechtigkeit sorgen.
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Wie geht „Der Besuch der alten Dame“ zu Ende?
Das Werk geht mit dem Tod von Alfred Ill zu Ende. Anschließend erhalten die Bewohner von Güllen das Geld, das Claire Zachanassian ihnen versprochen hat.
Interpretation
Jetzt weißt du, worum es in „Der Besuch der alten Dame“ geht und welche Figuren darin vorkommen. Wenn du noch genauer wissen willst, wie du das Werk interpretieren kannst, dann schau gleich bei diesem Beitrag vorbei.