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Literarische Erörterung

Was ist eigentlich eine literarische Erörterung? Hier und in unserem Video  erklären wir dir Schritt für Schritt, wie du beim Verfassen einer literarischen Erörterung vorgehst und was du dabei beachten musst!

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Inhaltsübersicht

Was ist eine literarische Erörterung?

Die literarische Erörterung ist eine bestimmte Form der textgebundenen Erörterung . Dabei erörterst du anhand einer Fragestellung einen bestimmten Aspekt eines Textes. Bei der Erörterung literarischer Texte ist das immer ein Werk der Literatur, also meist ein erfundener Text aus der Epik wie ein Roman oder eine Kurzgeschichte . Sachtexte zählen hier also nicht dazu.

Je nach Aufgabenstellung musst du entweder durch Argumentieren eine Frage zum Text erläutern und mit Stellen aus dem Text, also Zitaten, belegen oder widerlegen. Oder du bekommst zusätzlich einen Ausschnitt eines anderen Textes (Sekundär-Text), in dem eine These aufgestellt wird, die thematisch etwas mit deinem ersten Text zu tun hat. Diese Behauptung musst du dann mit einer Textanalyse aus dem Ausschnitt herausarbeiten und dann untersuchen, ob oder inwieweit du sie tatsächlich im ersten Text wiederfindest.

Erörterung literarischer Texte 

Bei einer literarische Erörterung arbeitest du dich im Grunde von der allgemeinen Bedeutung eines Textes hin zu einem bestimmten Teilaspekt des Werkes. Du gehst also vom großen Ganzen zum kleinen Teilausschnitt über.

Diesen sehr spezifischen Aspekt eines Werkes ordnest du dann wiederum in seinen zeitgeschichtlichen Kontext ein. Das heißt, du verbindest dein Ergebnis mit deinem Wissen über die Epoche , in der das Werk entstand. Du musst dich also gut für diese Aufgabe vorbereiten, indem du neben dem Inhalt des Werkes auch Informationen zum Autor und der Literaturepoche parat hast. Dann kannst du auch nachvollziehen, wie die Leute damals das Werk bei seiner Erstveröffentlichung fanden. Das ist wichtig, um die Absicht des Autors zu verstehen.

Übrigens: Wie du bereits weißt, kann es auch sein, dass du bei deiner Erörterung einen dir unbekannten Sekundärtext bekommst, aus dem du eine These für den Haupttext herausarbeiten musst. Das ist aber nicht zu verwechseln mit einer textgebundenen Erörterung zu einem Sachtext. Denn dabei geht es darum, ob du klar für oder gegen etwas bist. Bei einer Erörterung literarischer Texte aber wägst du verschiedene Aspekte durch Analysieren des Haupttextes gegeneinander ab und ordnest sie nach Gewichtung. Du diskutierst also sozusagen mit dir selbst. Dabei gibt es oftmals kein so eindeutiges Ergebnis wie bei einer klassischen Erörterung , da die Aufgabenstellung selbst meist ein sehr komplexes Thema bereitstellt.

Literarische Erörterung – Beispiel Aufgabenstellung

Margarete: Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?
Du bist ein herzlich guter Mann,
Allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.
Faust: Lass das, mein Kind! Du fühlst, ich bin dir gut;
Für meine Lieben ließ ich Leib und Blut,
Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben.
Margarete: Das ist nicht recht, man muss dran glauben!
Faust: Muss man?“ (Goethe, Johann Wolfgang: Faust. Der Tragödie Erster Teil. 1808.)

Erörtere, ob und inwieweit Fausts Antwort auf die Gretchenfrage, ausgehend von ihrem nachfolgenden Verhalten, Margarete zufrieden stellt.

Literarische Erörterung – Aufbau

Schauen wir uns den Aufbau einer Erörterung literarischer Texte mal Schritt für Schritt an. Wenn du den Aufbau einer Erörterung genauer erklärt bekommen möchtest, hilft dir dieser Beitrag weiter!

Literarische Erörterung Aufbau – Beispiel Gliederung

Eine Gliederung für die Erörterung literarischer Texte ist meist so aufgebaut:

Literarische Erörterung – Gliederung

  1. Einleitung
  2. Inhaltsangabe
  3. (Textanalyse)
  4. Hauptteil
    4.1 Argument 1
    4.2 Argument 2
    4.3 Argument 3
    (4.4 … )
  5. Schluss

Einleitung – Literarische Erörterung Aufbau

Als erstes führst du in der Einleitung zum Thema hin. Dafür kannst du eine allgemeine Aussage machen, wie zum Beispiel zur Literaturepoche , in die der Text fällt. Diese kannst du dann mit dem Thema der Fragestellung oder des Textes verknüpfen. Danach folgt der Einleitungssatz, in dem du die äußeren Daten des Werks, also Titel, Autor, Erscheinungsjahr, Textsorte und eventuell den Verlag angibst. Zudem fasst du noch den Inhalt des Werks in einem Satz zusammen und gibst einen ersten Hinweis auf die Gesamtdeutung, also das wichtigste, textübergreifende Ergebnis deiner Analyse.

Einleitung – Formulierungshilfen

  • Es ist allseits bekannt, dass …
  • Damals … heutzutage …
  • Das Werk handelt von …
  • Die Handlung lässt sich zusammenfassen als …
  • Die [Textsorte] [Titel] von [Autor], [Erscheinungsjahr] im [Verlag] erschienen, erzählt von …

Literarische Erörterung: Beispiel für Einleitungssatz

Das Drama „Faust. Der Tragödie erster Teil“ von Johann Wolfgang von Goethe, erschienen 1808, handelt von …

Inhaltsangabe

Nun fasst du den gesamten Inhalt des Werks kurz zusammen. Dabei musst du darauf achten, die wichtigsten Ereignisse im Präsens in deinen eigenen Worten wiederzugeben. Dazu zählen die Namen und die Rolle der Hauptfiguren, sowie der Ort und die Zeit der Erzählung. Zusätzlich solltest du versuchen, bei der Zusammenfassung des Inhalts möglichst die Aspekte, die für die Fragestellung wichtig sind, zu erwähnen. Wenn du darüber mehr wissen willst, schau dir am besten unseren Beitrag zur Inhaltsangabe an.

Textanalyse

Falls in der Aufgabenstellung gefordert, musst du zunächst einen Zusatztext analysieren und beispielsweise die wichtigsten Stilmittel herausarbeiten. Wie das Ganze genau funktioniert, erfährst du in unserem Video zur Textanalyse .

Zum Video: Textanalyse
Zum Video: Textanalyse

Überleitung zum Hauptteil

Nun kommt der Teil, der bei der Erörterung literarischer Texte den eigentlichen Hauptteil bildet. Hier wendest du die These an, die du in der Textanalyse herausgearbeitet hast oder die bereits in der Aufgabenstellung steht. Dabei beziehst du dich auf den Haupttext, den du normalerweise schon sehr gut kennst.

Zunächst musst du in den Hauptteil überleiten. Das machst du am besten, indem du die Leitfrage bzw. These der Aufgabenstellung erwähnst. Wenn du möchtest, kannst du hier auch schon einen kleinen Vorgeschmack auf die verschiedenen Positionen geben, die du im restlichen Hauptteil ausführlich behandeln willst.

Beispiel – Überleitung:

Margaretes Reaktion auf Fausts Antwort auf die Gretchenfrage lässt sich unterschiedlich deuten. Zum einen scheint sie Faust zu widersprechen, zum anderen bleibt sie trotzdem weiter bei ihm und geht sogar eine körperliche Beziehung zu ihm ein. Im Folgenden wird genauer auf Margaretes scheinbar widersprüchliche Handlungen eingegangen und erläutert, ob und inwieweit sie dadurch mit ihren eigenen Wertvorstellungen bricht.

Hauptteil – Literarische Erörterung Aufbau

Im Hauptteil selbst formulierst du nacheinander deine Argumente aus. Dabei musst du dich entscheiden, ob du nur eine Seite des Problems behandelst, also eine lineare Erörterung schreibst. Oder du entscheidest dich für eine dialektische Erörterung , in der du beide Seiten, also sowohl die Für- als auch die Gegenseite, gegeneinander abwiegst.

Die Aufgabenstellung gibt dir oft einen Hinweis darauf, welche Art der Erörterung du brauchst. Bei einer dialektischen Erörterung musst du zudem noch überlegen, in welcher Reihenfolge du die Pro- und Contra-Argumente präsentierst:

  • Benutzt du das Sanduhrprinzip, formulierst du zuerst die Argumente, die du nicht vertrittst. Du gehst dabei vom stärksten Argument zum schwächsten über. Danach führst du deine Argumente an, wobei du vom schwächsten zum stärksten Argument übergehst. So wirkt deine Position besonders überzeugend.
  • Du kannst aber auch nach dem Reißverschlussprinzip verfahren. Dafür zählst du abwechselnd ein Pro- und ein Contra-Argument auf. Auch hier solltest du möglichst das stärkste Argument deines eigenen Standpunkts erst ganz zum Schluss einbringen. Denn das letzte genannte Argument bleibt dem Leser am längsten in Erinnerung.

Wenn du die beiden Prinzipien genauer erklärt bekommen möchtest, hilft dir dieses Video weiter!

Hauptteil – Formulierungshilfen

  • Das wichtigste Argument für/gegen … ist …
  • Dafür spricht …
  • Einerseits … andererseits …
  • Im Gegensatz dazu …
  • Als Zweites …
  • Auf der anderen Seite …
  • Widersprüchlich ist aber …
  • Das lässt sich mit … beweisen.
  • Als Beleg dafür …
  • Dafür/Dagegen spricht …
  • Aus diesem Grund …

Argument literarische Erörterung – Aufbau

Um ein Argument auszuformulieren, stellst du zunächst eine These auf. Diese begründest du dann nachvollziehbar und benutzt anschließend Textstellen, also direkte oder indirekte Zitate, als handfeste Belege für deine Behauptung:

  1. These: Behauptung
  2. Begründung: am Text
  3. Belege: Zitate

Zitat – Beispiel

  • direktes Zitat:
    Margarete stellt Faust die Frage „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“ (Goethe 1808: Vers 3415), die in der Literaturwissenschaft  als sogenannte ‚Gretchenfrage’ allseits bekannt ist.
  • indirektes Zitat:
    Margarete fragt Faust, ob er denn gläubig sei (Vgl. Goethe 1808: Vers 3415); diese Frage wird in der Literaturwissenschaft als sogenannte ‚Gretchenfrage’ bezeichnet.

Schluss – Literarische Erörterung Aufbau

Im Schluss gehst du nochmal auf deine Leitfrage ein und darauf, welche Aspekte du behandelt hast. Dabei hebst du besonders das stärkste Argument hervor und fasst deine Ergebnisse zusammen. Stimmst du der These zu oder nicht? Oder findest du dich irgendwo dazwischen? Und verändert dein Ergebnis deine Deutung des Textes? Aber Vorsicht, hier solltest du keine neuen Argumente mehr einbringen, sondern nur solche, die du im Hauptteil schon besprochen hast!

Besonders gut gefällt es vielen Lehrern, wenn du hier nochmal das Thema deiner Einleitung aufgreifst. Dann wirkt dein Aufsatz nämlich vollständig und abgerundet.

Schluss – Formulierungshilfen

  • Abschließend …
  • Zusammenfassend kann man/lässt sich sagen …
  • Daraus lässt sich schlussfolgern …
  • Ein möglicher Kompromiss wäre …
  • Die Argumente der Pro-/Contra-Seite wiegen am stärksten …
  • Demnach ist die Lösung des Problems …

Erörterung literarischer Texte – Vorgehen

  1. Aufgabenstellung durchlesen und verstehen
  2. Text gründlich lesen und für die Fragestellung wichtige Stellen markieren, erste Ideen aufschreiben
  3. Weitere wichtige Aussagen im Text markieren, eventuell bereits Zuordnung von Pro/Contra mit verschiedenen Farben, passende Zitate für spätere Beispiele/Belege markieren 
  4. Wenn gefordert: Text analysieren, rhetorische und sprachliche Mittel heraussuchen und interpretieren
  5. Hauptthese des Textes in eigenen Worten aufschreiben und eigenen Standpunkt dazu überlegen: Stimmst du der These zu oder nicht? Oder stimmst du ihr nur teilweise zu?
  6. Die wichtigsten Argumente herausarbeiten und nach Pro oder Contra sortieren, Überzeugungskraft der Argumente überprüfen: gut am Text belegbar?
  7. Schreibplan erstellen: Struktur überlegen, Argumente nach Stärke sortieren, Beispiele zu den Argumenten zuordnen
  8. Gliederung erstellen
  9. Aufsatz schreiben, an Schreibplan und Gliederung orientieren
  10. Text überarbeiten
Literarische Erörterung – Checkliste
  • Ist dein Aufsatz übersichtlich gegliedert?
  • Gehst du in der Einleitung auf Titel, Autor, Textsorte und Erscheinungsjahr ein?
  • Beinhaltet dein Aufsatz eine kurze Zusammenfassung/Inhaltsangabe des Werks?
  • Wenn vorgegeben: Gehst du in deiner Textanalyse auf die wichtigsten Aussagen, die sprachlichen Mittel und ihre Bedeutung ein?
  • Hast du die These kritisch überprüft, eigene Gedanken dazu entwickelt und sie in deiner Argumentation logisch und nachvollziehbar dargestellt?
  • Hast du im Schluss deine eigene Meinung als Fazit zusammengefasst? Gehst du nochmal auf die Leitfrage ein?
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Erörterung Beispiel

Du willst wissen, wie eine Erörterung in der Praxis aussehen kann? Dann schau dir unser ausführliches Erörterung Beispiel an!

Zum Video: Erörterung Beispiel
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