Deutschstunde – Zusammenfassung
Du fragst dich, worum es in Siegfried Lenz‘ Roman „Deutschstunde“ geht? Dann bist du hier genau richtig. In unserem Beitrag und Video findest du eine „Deutschstunde“ Zusammenfassung und erfährst alles Wichtige über das Werk.
Inhaltsübersicht
Deutschstunde – Übersicht
„Deutschstunde“ handelt von dem Jugendlichen Siggi Jepsen, der in einer Haftanstalt sitzt und in einer Deutschstunde einen Aufsatz schreiben soll. Dabei erinnert er sich an seinen Vater, der unter den Nationalsozialisten als Polizist arbeitete und blind alle Befehle der Nazis befolgte. Dabei beschlagnahmte er alle Bilder des Künstlers Max Ludwig Nansen und erteilte ihm ein Malverbot, da seine Werke nicht in das Weltbild der Nazis passten.
- Veröffentlichung: 1968
- Autor: Siegfried Lenz
- Gattung: Roman
- Epoche: Nachkriegsliteratur
- Hauptfiguren: Siggi Jepsen, Jens Ole Jepsen, Klaas Jepsen, Max Ludwig Nansen
- Gut zu wissen: Vorbild für Max Ludwig Nansen war der Maler Emil Nolde, dem im Jahr 1941 tatsächlich ein Malverbot von den Nazis erteilt wurde.
Deutschstunde – Inhaltsangabe
Siggi Jensen sitzt in einer Besserungsanstalt für schwer erziehbare Jugendliche und soll einen Aufsatz mit dem Titel „Die Freuden der Pflicht“ schreiben. Er erinnert sich an seinen Vater, Jens Ole Jepsen, der während der NS-Diktatur als Polizist arbeitete. Eines Tages erhielt er den Befehl, dem Maler Max Ludwig Nansen ein Malverbot zu erteilen, da die Bilder nicht dem Weltbild der Nazis entsprachen.
Während Jepsen wie besessen davon war, Nansens Bilder zu zerstören und das Malverbot zu überwachen, wollte Siggi den Maler schützen. Siggi begann, zwanghaft Nansens Gemälde zu stehlen, um sie vor seinem Vater in Sicherheit zu bringen. Als er bei einem der Diebstähle erwischt wird, kommt Siggi schließlich in die Haftanstalt.
Deutschstunde – Figurenkonstellation
Hier siehst du die wichtigsten Figuren des Werks und welche Beziehung sie zueinander haben.
Siggi Jepsen
- 10 Jahre alt
- jüngerer Sohn von Jens Ole Jepsen
- schlau, hilflos, überfordert
- will Nansens Bilder beschützen
- stiehlt Bilder und kommt deshalb in eine Haftanstalt
Jens Ole Jepsen
- Vater von Siggi und Klaas
- Dorfpolizist
- gewissenhaft, streng, ordnungsliebend
- führt Befehle der Nazis blind aus
- ist wie besessen von der Zerstörung Nansens Bilder
Klaas Jepsen
- älterer Sohn von Jens Ole Jepsen
- verweigert den Kriegsdienst
- rebellisch, willensstark, unabhängig
- wird aus der Familie verstoßen
- findet Zuflucht bei dem Maler Nansen
Max Ludwig Nansen
- Maler und Jugendfreund von Jens Ole
- menschlich, mitfühlend, willensstark
- malt trotz des Malverbots weiter
- nimmt Strafen in Kauf
- unterstützt Klaas und Siggi
Deutschstunde – Zusammenfassung
Der Roman beginnt im Jahr 1954, als Siggi sich in einer Haftanstalt bei Hamburg befindet. In seinem Aufsatz erinnert er sich an die Zeit zwischen 1943 und den ersten Nachkriegsjahren. Damals wohnte er bei seinen Eltern in Rugbüll bei Glüserup, einem fiktiven Dorf im Norden Schleswig-Holsteins.
Kapitel 1-4: Siegfried Lenz – Deutschstunde
Siggi ist Insasse in einer Besserungsanstalt für schwer erziehbare Jugendliche. Eines Tages bekommt er im Deutschunterricht die Aufgabe, einen Aufsatz mit dem Titel „Die Freuden der Pflicht“ zu verfassen. Dabei erinnert er sich sofort an seinen Vater, Jens Ole Jepsen, der in seinem Heimatdorf als Polizist arbeitete und immer sehr gewissenhaft alle Befehle ausführte. Siggi verliert sich in seinen Erinnerungen und weiß nicht, an welchem Punkt er für seinen Aufsatz ansetzen soll. Am Ende der Deutschstunde gibt er ein leeres Heft ab. Zur Strafe wird er in eine Zelle gesperrt, die er erst verlassen darf, wenn den Aufsatz beendet hat.
Siggi beginnt, seine Erinnerungen aufzuschreiben. Im Jahr 1943, als Siggi 10 Jahre alt ist, überbringt Siggis Vater dem Maler Max Ludwig Nansen die Neuigkeit, dass ein Malverbot gegen ihn verhängt wurde. Die Nazis bezeichnen seine Werke als „entartete Kunst“, also als Kunst, die gegen die Weltanschauung der Nazis verstößt. Jepsen und Nansen kennen sich von früher und auch Siggi besucht den Maler immer gerne. Deshalb bittet Jepsen seinen Sohn, den Maler zu bespitzeln, da er die Einhaltung des Malverbots genau überwachen möchte. Eines Tages erhält Jepsen ein Telegramm mit der Anweisung, alle Bilder von Nansen in Beschlag zu nehmen. Nansen ist wütend, doch für den Polizisten ist klar, dass er dem Befehl Folge leisten wird.
Kapitel 5-8: Siegfried Lenz – Deutschstunde
Eines Morgens wird Siggi von seinem älteren Bruder Klaas geweckt, der Sand an Siggis Fenster wirft. Klaas hatte sich selbst angeschossen, um dem Kriegsdienst zu entgehen. Er war ins Lazarett gebracht worden, also auf die Krankenstation der Soldaten. Für die Familie ist Klaas eine Schande, da er den Kriegsdienst verweigert. Deswegen soll niemand im Haus Jepsen über Klaas sprechen. Nun ist er aus dem Lazarett geflüchtet und sucht einen Ort, wo er unterkommen kann. Siggi zeigt Klaas eine alte Mühle, in der er vorübergehend bleiben kann. Bald schon tauchen drei Männer bei den Jepsens auf und suchen nach Klaas. Dieser bittet Siggi nun, ihn zu Nansen zu bringen, da er sich dort verstecken will. Nansen befürchtet zwar nur noch mehr Ärger, nimmt Klaas aber trotzdem bei sich auf.
Nansen hält sich nicht an das Malverbot und malt trotzdem weiter. Eines Tages wird er dabei von Jepsen erwischt. Auf dem Bild ist unter anderem Klaas zu sehen und Jepsen vermutet nun, dass Klaas sich bei Nansen aufhält. Als der Polizist das Haus des Malers durchsucht, findet er allerdings niemanden. Jepsen fordert den Maler auf, das Bild abzugeben. Nansen zerreißt es daraufhin und übergibt Jepsen die Schnipsel. Zuhause entdeckt Siggi die Überreste von dem Gemälde, die er wieder zusammenklebt und in der alten Mühle versteckt.
Kapitel 9-12: Siegfried Lenz – Deutschstunde
Bei einem Luftangriff auf das Dorf wird eine Person schwer verletzt. Es stellt sich heraus, dass es sich um Klaas handelt, der sich im Moor versteckt hat, als Jepsen das Haus des Malers durchsucht hat. Klaas wird zu seinen Eltern gebracht und ein Arzt versorgt ihn. Dieser meint jedoch, er könne nicht viel für Klaas tun und er müsse ins Lazarett gebracht werden. Doch dort würde Klaas vermutlich bestraft werden, da er vor dem Kriegsdienst geflüchtet war. Das interessiert Jepsen wenig und er veranlasst, dass Klaas fortgebracht wird.
Wenig später wird Nansen zum Verhör bei der Gestapo abgeholt und er vertraut Siggi vor seiner Verhaftung eines seiner Bilder an. Als Nansen zurückkommt, ist er schweigsam und schließt sich ein. Kurz darauf stirbt Nansens Frau und der Maler möchte alle Dorfbewohner einladen und ihnen die letzten Bilder zeigen, die er von ihr gemalt hat. Nansen gibt somit offen zu, dass er sich dem Malverbot erneut widersetzt hat und zieht damit Jepsens Wut erneut auf sich.
Kapitel 13-16: Siegfried Lenz – Deutschstunde
Als der Krieg sich dem Ende zuneigt und ein englischer Panzer im Rugbüll ankommt, ruft Jepsen andere Männer aus dem Dorf zusammen. Sie sollen das Dorf im Fall eines Angriffs gegen die englischen Soldaten verteidigen. Auch Nansen ist unter den Männern, da Jepsen ihn immer im Auge behalten will. Außerdem verbrennt der Polizist einige Dokumente, die dem Feind nicht in die Hände fallen sollen. Dabei wird er von zwei englischen Soldaten erwischt und festgenommen.
Nach dem Krieg kehrt auch Klaas verstört und traumatisiert wieder in seine Heimat zurück. Dort zieht er bei Nansen ein und beginnt langsam, sich zu erholen. Als Jepsen aus seiner Haft entlassen wird, möchte er mit Klaas abschließen, da er für ihn immer noch das schwarze Schaf in der Familie ist. Er verbrennt ein Foto von Klaas und befiehlt allen Familienmitgliedern, Klaas für immer aus ihrem Gedächtnis zu streichen.
Mit dem Ende des Krieges entfällt auch das Malverbot für Nansen, da die Nazis ihre Macht verloren haben. Eines Tages erhält Jepsen eine Einladung: Nansen soll für seine Kunstwerke geehrt werden und Jepsen soll als Dorfpolizist ebenfalls anwesend sein. Vor der Ehrung schleicht Jepsen sich in das Haus des Malers und verbrennt dort mehrere Bilder. Siggi erwischt ihn dabei und betont, dass der Krieg längst vorbei sei und somit auch das Malverbot für Nansen schon längst nicht mehr gelte. Doch Jepsen ist geradezu besessen davon, die Bilder des Malers zu vernichten.
Kapitel 17-20: Siegfried Lenz – Deutschstunde
Eines Tages entdeckt Siggi, dass die alte Mühle brennt, in der er einige von Nansens Bilder versteckt hatte. Er will versuchen, die Gemälde aus den Flammen zu retten, doch zwei Männer halten ihn davon ab, in das brennende Gebäude zu laufen. Siggi geht sogleich zu Nansen und erzählt ihm von dem Brand. Der Junge vermutet, sein Vater habe die Mühle angezündet, um die Bilder zu vernichten. In Nansens Atelier glaubt Siggi zu sehen, wie sich um eines der Bilder Flammen bilden. Um das Bild zu beschützen, nimmt er es aus dem Rahmen und versteckt es unter seiner Kleidung. Obwohl Nansen das Fehlen des Bildes bemerkt, sagt er nichts zu Siggi.
Um Nansens Bilder vor Jepsen zu beschützen, stiehlt Siggi immer mehr von ihnen, unter anderem auch auf Ausstellungen. Eines Tages wird er dabei erwischt und festgenommen. So landet er letztendlich in der Haftanstalt. Jepsen sieht, dass aus seinem Sohn ein Kunstdieb geworden ist und verstößt auch ihn aus der Familie, so wie er es mit Klaas getan hat. In der Anstalt schreibt Siggi monatelang allein in seiner Zelle an seinem Aufsatz. „Deutschstunde“ endet damit, dass Siggi kurz vor seiner Entlassung seinen Aufsatz beendet. Doch er freut sich keineswegs auf seine neu gewonnene Freiheit, denn er weiß nicht, wo er hin soll und was er mit seinem Leben anfangen will.
Deutschstunde – Interpretation
Neben einer „Deutschstunde“ Zusammenfassung solltest du auch einige Interpretationsansätze für das Werk kennen. Zwei davon stellen wir dir nun vor.
Ein wichtiges Motiv, das immer wieder im Roman auftaucht, ist die Pflicht. Der Aufsatz, den Siggi in der Anstalt schreibt, trägt den Titel „Die Freuden der Pflicht“. Siggi setzt sich mit seiner Vergangenheit auseinander und erzählt von seinem Vater Jepsen, dem pflichtbewussten Polizisten, der seine Befehle sehr ernst nimmt. Selbst als der Krieg vorbei ist und die Nazis längst nicht mehr an der Macht sind, sieht es Jepsen immer noch als seine Pflicht, Nansens Bilder zu vernichten.
Siggi wird zum Gegenspieler seines Vaters und in ihm entsteht der Drang, Nansens Bilder zu beschützen. So sieht er es als seine Aufgabe, die Gemälde vor seinem Vater in Sicherheit zu bringen. Jeder der Charaktere in „Deutschstunde“ hat ein anderes Pflichtbewusstsein und eine andere Auffassung von Pflicht. Während Siggis Vater um jeden Preis den Befehlen seiner Vorgesetzten nachkommt, will Siggi den Maler und dessen Bilder vor Jepsen beschützen.
Außerdem kannst du in deiner Interpretation auf den Titel des Werks eingehen. „Deutschstunde“ kannst du zum einen auf die Schulstunde beziehen, in der Siggi den Aufsatz schreiben muss. Diese Deutschstunde ist der Auslöser dafür, dass Siggi sich aktiv mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt und zu dem Schluss kommt, dass nicht er selbst in der Haftanstalt sitzen sollte, sondern sein Vater. Denn erst durch Jepsens Besessenheit von Nansens Bildern wurde Siggi zum Kunstdieb.
Der Titel des Aufsatzes spielt auch auf die Zeit des Nationalsozialismus an, da es im Unterricht üblich war, Aufsätze über Pflichtbewusstsein gegenüber Hitler und Nazi-Deutschland schreiben zu müssen. Andererseits kannst du „Deutschstunde“ auch als eine Geschichtsstunde sehen, die sich mit der deutschen Vergangenheit auseinandersetzt und einzelne Schicksale zur Zeit des Nationalsozialismus behandelt.
Deutschstunde – Zeitgeschichtlicher Hintergrund
„Deutschstunde“ fällt in die Epoche der Nachkriegsliteratur , die etwa von 1945 bis 1967 andauerte. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigten sich viele Autoren mit den Folgen des Krieges und den Spuren, die das Nazi-Regime hinterlassen hatte. Als die Alliierten Deutschland besetzten, machten sie es sich zur Aufgabe, das Land vom nationalsozialistischen Gedankengut zu befreien — das nennst du auch Entnazifizierung. Viele Männer des Militärs und der Polizei sowie das Personal der Konzentrationslager wurden verhaftet und in sogenannte Internierungslager gebracht. So passiert es auch mit Siggis Vater, der nach einiger Zeit jedoch wieder frei kommt.
„Deutschstunde“ zeigt, wie wenig sich das Leben für manche Bürger damals nach dem Ende der Nazi-Diktatur in Deutschland veränderte. Trotz der Entnazifizierung war die Weltanschauung der Nazis noch in den Köpfen der Menschen verankert, wie du zum Beispiel an Siggis Vater sehen kannst. Er setzt sich selbst nach Ende des Krieges, als viele ranghohe Nazis verhaftet werden, nicht kritisch mit der Ideologie des Dritten Reichs auseinander. Und obwohl das Malverbot gegen Nansen längst nicht mehr gilt, will Jepsen die Bilder weiterhin zerstören, um seine „Pflicht“ zu erfüllen.
Deutschstunde – häufigste Fragen
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Welcher Maler ist in der „Deutschstunde“ gemeint?
Gemeint ist der expressionistische Maler Emil Nolde, dem ein Malverbot erteilt wurde.
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Ist die „Deutschstunde“ autobiographisch?
In dem Werk lassen sich autobiographische Stellen wiederfinden. Der Autor Siegfried Lenz hat die Zeit des Nationalsozialismus selbst miterlebt. Zudem hat er dem Protagonisten, Siggi Jepsen, denselben Vornamen gegeben.
Interpretation
Dank unserer „Deutschstunde“ Zusammenfassung weißt du nun alles Wichtige über das Werk. Wenn du noch Hilfe bei der Interpretation des Romans brauchst, dann schau dir gleich unseren Interpretationsbeitrag an.