Faust – Interpretation

Du brauchst eine passende Interpretation zu Goethes Klassiker „Faust“? Dann bist du hier genau richtig. Wir erklären dir in unserem Beitrag und Video , worauf du bei der Analyse des Werks achten musst.

Inhaltsübersicht

Faust – Interpretation

In dem bekannten Drama „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe geht es um den Gelehrten Faust, der auf der Suche nach dem Sinn des Lebens verzweifelt und einen Pakt mit dem Teufel Mephistopheles eingeht. Dabei lernt er das junge Mädchen Margarete (Gretchen) kennen. Ihre gegenseitige Liebe ist der Beginn einer schrecklichen Tragödie.

Für eine Zusammenfassung und Figurenkonstellation der Geschichte schaust du dir am besten dieses Video an.

Wenn du ein Werk interpretierst, versuchst du, den Inhalt zu bewerten. Du möchtest verstehen, warum der Autor genau diese Ausdrucksweise gewählt hat und was er damit aussagen will. Bei deiner Interpretation kannst du auf die Figurenkonstellation , die Sprache, die Motive und die Literaturepoche eingehen.

Drameninterpretation – Merkmale

Bei einer Drameninterpretation musst du einige wichtige Schritte beachten. Welche das sind, erfährst du hier Schritt für Schritt.

Meistens musst du in einer Prüfung oder einem Übungsaufsatz eine ganz bestimmte Szene des Dramas interpretieren. In unserem Beitrag orientieren wir uns an der letzten Szene, nämlich der Kerkerszene.

Wenn du hier klickst, kannst du dir die Kerkerszene durchlesen.

Wichtig: Unsere Interpretation soll dir einen groben Denkanstoß liefern. Deshalb gehen wir dabei beispielhaft vor. Die angebrachten Ausformulierungen sind aber nicht ausreichend für deine eigene Interpretation, sondern liefern nur einen Einblick. Für eine ausführliche Interpretation müssten unsere Beispielformulierungen noch ergänzt werden.

Einleitung

In die Einleitung schreibst du den Autor, die Textart, den Titel und das Erscheinungsjahr, zusätzlich kannst du auch die Epoche erwähnen. Danach folgt eine kurze, strukturierte Inhaltsangabe . Wichtig ist hier, dass du nicht nur den Inhalt des vorliegenden Textausschnittes beschreibst, sondern den Text zusätzlich in den Gesamtkontext des Dramas einbettest. Das heißt, du musst auch erwähnen, was vor und nach dem zu untersuchenden Ausschnitt passiert. Außerdem musst du die wichtigsten Figuren nennen.

Achtung: In der Einleitung darfst du nicht werten, du musst sachlich bleiben!

Eine kurze Einleitung für „Faust“ könnte so aussehen:

Johann Wolfgang von Goethes Drama „Faust. Der Tragödie erster Teil“ erschien im Jahr 1808 und handelt von dem Gelehrten Faust, der einen Pakt mit dem Teufel eingeht. In der vorliegenden Szene befinden sich die drei Hauptfiguren Faust, Mephistopheles und Gretchen im Kerker des Gefängnisses. Gretchen wurde zum Tode verurteilt, weil sie ihr neugeborenes Kind ermordet hat. Jetzt versuchen Faust und Mephistopheles sie zu befreien.

Um das Werk richtig in den Gesamtkontext einordnen zu können, musst du die genaue Aufteilung des Werks in seine einzelnen Szenen kennen. Dazu haben wir für dich hier den Inhalt Szene für Szene kurz zusammengefasst.

Hauptteil

Der Hauptteil deiner Interpretation kann viele verschiedene Aspekte beinhalten. Je nachdem, welchen Textausschnitt du untersuchen musst, wählst du die passendsten Merkmale aus. Wenn also in der zu untersuchenden Szene viele sprachliche Mittel vorhanden sind oder die Hauptcharaktere einen langen Dialog führen, bietet es sich an, genau diese Besonderheiten zu untersuchen. Manchmal ist aber bereits durch die Aufgabenstellung klar, auf welche Aspekte du in deiner Interpretation eingehen musst.

Hauptteil – Figuren und Figurenkonstellation

Die vorhandenen Figuren und deren Beziehungen zueinander kannst du in deine Interpretation sehr gut einbauen. Dabei solltest du zunächst einmal auf die Charaktereigenschaften der Figuren eingehen. Merkmale wie Alter, Geschlecht und Auftreten können behilflich sein, um Rückschlüsse auf den Charakter einer Figur zu ziehen. Meistens analysierst du die Eigenschaften, die Einstellungen, das Verhalten und die Gefühle der Figuren. Du kannst außerdem anmerken, ob die Figur im Verlauf des Dramas eine Entwicklung durchläuft.

Untersuchst du also die Figur Gretchens in der vorliegenden Szene, dann kannst du so vorgehen:

Gretchen wird zu Beginn des Dramas als ein junges, lebensfrohes und frommes Mädchen beschrieben. Im Verlauf der Handlung ändert sich jedoch ihr Verhalten. Durch den Tod ihrer Familie, die Verstoßung durch die Gesellschaft und die Ignoranz Fausts wird das Mädchen verrückt. Dass Gretchen nicht mehr völlig bei Sinnen ist, merkt man daran, dass sie im Gespräch mit Faust nur noch vor sich hinredet und unaufhörlich Gott um Vergebung bittet. Sie wirkt vollkommen geistesabwesend und reagiert nur wenig auf das, was Faust sagt.

Hauptteil – Aufbau

Außerdem kannst du im Hauptteil deiner Analyse auf den Aufbau des Dramas eingehen. Du kannst beispielsweise anmerken, ob ein offenes oder geschlossenes Drama vorliegt.

Bei einem geschlossenen Drama besteht die Haupthandlung aus einem einzelnen Erzählstrang und den typischen fünf Akten, wohingegen ein offenes Drama mehrere Handlungsstränge aufweist.

Zudem kannst du untersuchen, ob die drei aristotelischen Einheiten Ort, Zeit und Handlung eingehalten werden. Diese Aspekte können sogar in jedem Werk interpretiert werden:

In „Faust“ liegt keine Einheit bezüglich des Ortes vor, denn die Schauplätze wechseln. Außerdem charakterisieren die Handlungsorte oft das Verhalten der Figuren. Das heißt, entsprechend dem Handlungsort passen sich die Figuren an. Im dunklen Gefängniskerker sind die drei Hauptfiguren also hektisch, wütend, verzweifelt und deprimiert. Genau wie in einer Gefängniszelle befinden sie sich in ausweglosen Situationen.

Hauptteil – Sprache und Stil

Im Bereich Sprache und Stil untersuchst du die Wortwahl der Figuren. Ist zum Beispiel die Art und Weise, wie sich die Figuren ausdrücken, gehoben und unabhängig von ihrem Stand? Oder lässt sich erkennen, dass die Wortwahl der Figuren ihre gesellschaftliche Stellung widerspiegelt? Gibt es Besonderheiten in der Wortwahl? Dominieren bestimmte Wortarten wie Verben (Verbalstil) oder Nomen (Nominalstil)? Oder gibt es Auffälligkeiten im Satzbau (Hypotaxe , Parataxe )?

Angewandt auf die Kerkerszene kannst du anmerken:

Während des gesamten Gesprächs zwischen Faust und Gretchen hat vor allem Gretchen das Wort. Sie besitzt den größeren Anteil im Dialog. Ihre Sprache und ihre Äußerungen wirken anfangs verwirrt, werden später aber sicherer. Denn anscheinend ist sie zu dem Entschluss gelangt, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Außerdem gibt es kein festes Reimschema. Ihr Sprachstil ist so zu deuten, dass sie sich bereits von ihrem Leben auf Erden verabschiedet hat. Denn sie spricht plötzlich sehr nüchtern, emotionslos und ruhig.

Hauptteil – Epoche

Ein weiteres Merkmal, das sich meist sehr gut analysieren lässt, ist die Epoche zum Werk. Hier kannst du untersuchen, ob das Werk Gemeinsamkeiten mit dem Weltbild, den historischen Ereignissen und dem Menschenbild der damaligen Epoche teilt. Wenn also beispielsweise in der Epoche des Sturm und Drang oftmals gefühlvolle, impulsive Figuren dargestellt wurden, kannst du überprüfen, ob es eine solche Figur auch in deinem zu untersuchenden Textausschnitt gibt. In unserem Fall ist Faust ein Idealbeispiel eines Stürmers und Drängers.

Du kannst also sagen:

In der Kerkerszene wird erneut deutlich, wie unterschiedlich Gretchen und Faust sind. Vor allem Faust stellt den impulsiven, idealistischen Charakter eines Stürmers und Drängers gekonnt dar. Er taucht völlig überraschend im Kerker auf und erwartet, dass Gretchen ihm sofort folgt. Faust ist davon überzeugt, dass sie aufgrund ihrer Liebe zu ihm mitkommen wird. Als Gretchen sich jedoch weigert, lässt er sie erneut im Stich. Genauso plötzlich, wie er auftaucht, verschwindet er auch wieder. Faust ist launisch und unberechenbar.

Schluss

Zum Schluss deiner Interpretation fasst du noch einmal kurz zusammen, was deine Untersuchungen ergeben haben und ziehst ein Fazit. Für Goethes „Faust“ könnte ein ausformulierter Schlussgedanke so aussehen:

In Fausts Kerkerszene wird deutlich, wie vielschichtig Goethes Werk ist. Es wird zum einen auf die verschiedenen Figuren und ihre fast schon festgeschriebenen Eigenschaften eingegangen. Zum anderen wird auch ein Rückschluss auf den Beginn des Werkes gezogen. Denn in dem Drama wird bereits von Anfang an angedeutet, dass die Hauptfiguren eine Tragödie erleiden werden. Die am meisten betroffene Person ist Gretchen. Sie verliert ihre Familie und wird von der Gesellschaft ausgegrenzt und beleidigt, bis sie schlussendlich verrückt wird.

Übrigens: Faust Analyse und Faust Interpretation sind nicht dasselbe! Bei der Analyse wird das Werk sachlich untersucht und bei der Interpretation wird es bewertet.

Faust Kerkerszene – Interpretation: Motiv des Wahnsinns

Als Letztes möchten wir die vorliegende Kerkerszene auf das Motiv des Wahnsinns untersuchen. Hier machst du deutlich, an welchen Stellen des Textauszugs das Motiv zu erkennen ist und wie es umgesetzt wurde. Wenn du dann alle wichtigen Textstellen herausgefunden hast, überlegst du dir, wie du das alles deuten kannst. Eine beispielhafte Ausformulierung zu dieser Aufgabe könnte ungefähr so aussehen:

Gretchens emotionale Verfassung ändert sich im Verlauf der gesamten Szene. Zu Beginn scheint sie völlig verstört und realitätsfern. Zwischenzeitlich findet jedoch ein Wechsel zwischen Wahn und Vernunft statt, bei dem sie kurzzeitig einen klaren Gedanken fassen kann. Gegen Ende der Szene und somit auch des Dramas zeigt sich ein ganz anderer Bewusstseinszustand Gretchens. Sie wirkt von ihren Lasten befreit, indem sie fast schon freudig auf ihre Erlösung durch Gott wartet.

Im ersten Teil scheint Gretchen von ihrer Sprache und von der Gestik her wahnsinnig. Sie singt nämlich ein düsteres, wirres Lied. In dem Lied beschreibt sie all ihre Sünden. Sie singt: „Meine Mutter, die Hur, Die mich umgebracht hat!“ (V. 4413-4414). Hier wird deutlich, dass sie aus der Sicht ihres verstorbenen Kindes erzählt. Gretchen sieht sich selbst also als eine Hure und Kindsmörderin, die es verdient hat von ihren Mitmenschen verstoßen zu werden.

Außerdem kann sie zunächst nicht mit Faust kommunizieren, da sie ihn in ihrem Wahn nicht erkennt. Auch ihre Haltung als eine auf dem Boden kauernde Gestalt verdeutlicht, wie schlecht es ihr geht. Denn Margarete befindet sich auf ihren Knien (vgl. V. 4428). Dass Gretchen nicht in der Lage ist, Schein und Sein voneinander zu unterscheiden, merkt man vor allem auch an ihren Aussagen wie „Lass mich nur erst das Kind noch tränken.“ (V. 4443) oder „Sie nahmen mir’s um mich zu kränken.“ (V. 4445). Sie realisiert gar nicht, dass ihr Kind nicht mehr lebt und dass man ihr das Kind nicht weggenommen hat.

Später, nachdem Faust auf sie einredet und versucht, sie zur Realität zurückzuholen, wirkt Gretchen wieder normal. Sie erkennt Faust und erinnert sich an die vorherigen gemeinsamen Erlebnisse. Sie erzählt: „Du bist’s!“ (V. 4470) und „Schon ist die Straße wieder da, Auf der ich dich zum ersten Mal sah.“ (V. 4475-4476). Doch dann folgen wieder Phasen der Verwirrung in denen sie wieder in ihren Wahn zurück verfällt. Sie fragt ihn plötzlich: „Wie? du kannst nicht mehr küssen? (V. 4484).

Zum Schluss der Szene wirkt Gretchen immer vernünftiger. Sie erkennt jetzt deutlich, dass auch Faust Schuld an den Geschehnissen hat. Denn sie beschreibt Fausts Hände, die feucht vom Blut des ermordeten Valentin, also Gretchens Bruder, sind (vgl. V. 4512-4514). Gegen Ende ist sie sich sogar ihrer Schuld bewusst und möchte die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Im Gegenteil zu Faust rennt sie nicht weg. Gretchen versucht ihre Schuld zu begleichen, indem sie sich an Gott wendet und ihn um Gnade bittet. Sie fleht: „Dein bin ich, Vater! Rette mich!“ (V. 4607).

Abschließend lässt sich also sagen, dass das Motiv des Wahnsinns in der Kerkerszene sehr geschickt dargestellt wurde. Es zieht sich durch die gesamte Szene und ist mal intensiver, mal schwächer ausgeprägt. Der Wahnsinn scheint eine berechtigte Reaktion Gretchens auf das ihr zugestoßene Leid. Zum Schluss wird jedoch deutlich, dass Wahn und Verdrängung einen nicht erlöst. Erst als Gretchen ihre Fehler einsieht und von ganzem Herzen zu Gott spricht, wird sie erlöst.

Epoche

Jetzt kennst du einige Möglichkeiten, wie du Goethes Drama „Faust“ interpretieren kannst. Möchtest du ganz genau wissen, welchen Epochen das Drama zugeordnet wird? Dann schau bei unserem passenden Video dazu vorbei.

Zum Video: Faust - Epoche
Zum Video: Faust – Epoche

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