Jugend ohne Gott – Zusammenfassung
Worum geht es in Ödön von Horvaths „Jugend ohne Gott“? In diesem Beitrag und im Video zeigen wir dir eine „Jugend ohne Gott“ Zusammenfassung und helfen dir, das Werk zu interpretieren.
Inhaltsübersicht
Übersicht — Jugend ohne Gott Zusammenfassung
„Jugend ohne Gott“ ist ein Roman von Ödön von Horvath aus dem Jahr 1937. Darin geht es um einen namenlosen Geografie- und Geschichtslehrer in einem autoritären System. Der Lehrer beobachtet, wie sich die Schüler durch die Erziehung in diesem System immer mehr verändern. Als ein Mord in der Klasse geschieht, muss er schließlich Stellung nehmen.
- Veröffentlichung: 1937
- Autor: Ödön von Horvath
- Gattung: Roman
- Epoche: Exilliteratur
- Hauptfiguren: namenloser Ich-Erzähler, N, T, Z, Eva
- Aufbau: 43 Kapitel
Gut zu wissen: Der autoritäre Staat im Roman hat große Ähnlichkeit mit der Diktatur der Nationalsozialisten. Somit kritisiert das Werk das Nazi-Regime.
Inhaltsangabe — Jugend ohne Gott Zusammenfassung
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der namenlose Ich-Erzähler. Er ist 34 Jahre alt und Geschichtslehrer an einem Gymnasium. In Aufsätzen der Schüler zum Thema Kolonien liest er rassistische Bemerkungen einiger Schüler gegenüber Schwarzer. Daraufhin ist er erschüttert und versucht, die Schüler zurechtzuweisen.
Die Schüler beginnen, den Lehrer zu hassen, denn seine Meinungen spiegeln nicht die Ideologie des Staats wider. Der Lehrer wiederum hat Angst vor den Schülern und traut sich nicht, ihnen offen zu widersprechen.
Bald darauf unternimmt die Klasse einen Ausflug in ein paramilitärisches Zeltlager. Der Lehrer, der nicht mehr an Gott glaubt, diskutiert mit dem Dorfpfarrer über Gott und Gerechtigkeit.
Kurz darauf geschieht ein Mord unter den Schülern. Obwohl sich der Schüler Z der Polizei stellt, um so die obdachlose Eva zu schützen, hat der Lehrer einen anderen Verdacht. Er stellt private Ermittlungen an. Doch bevor er die Schuld des Schülers T beweisen kann, nimmt dieser sich das Leben.
Der Lehrer muss sich daraufhin für seine eigenen Taten und Untätigkeit verantworten. Er wird entlassen und folgt der Einladung des Dorfpfarrers, als Missionar in Afrika zu arbeiten.
Schon gewusst? Das Paramilitär bezeichnet Gruppen, die zwar in Kampfhandlungen ausgebildet sind, aber nicht offiziell zum Militär gehören.
Figurenkonstellation — Jugend ohne Gott Zusammenfassung
In unserer Figurenkonstellation lernst du die wichtigsten Charaktere genauer kennen.
Namenloser Geschichtslehrer
- Ich-Erzähler
- 34 Jahre alt
- in religiösem Haushalt aufgewachsen
- hat den Glauben an Gott verloren
- schockiert über die Kälte und Hartherzigkeit der Schüler
- traut sich aber nicht, ihnen zu widersprechen
- handelt zunächst systemkonform
- wandert nach Afrika aus, um Missionar zu werden
N
- schreibt rassistische Beleidigungen in seinen Aufsatz
- glaubt, dass manche Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe weniger wert sind
- sein Vater unterstützt den Rassismus seines Sohnes
- streitet häufig mit Z
- wird erschlagen
Z
- aggressiver Schüler
- streitet oft mit N
- verliebt sich in Schülerin Eva
- gesteht den Mord an N, um Eva zu schützen
- nicht wirklich der Mörder
T
- kommt aus reicher Familie
- hat Fischaugen
- strahlt Kälte aus
- ermordet N aus Neugier
- erhängt sich
Jugend ohne Gott — Zusammenfassung
Der Roman besteht aus 43 Kapiteln und lässt sich in 4 Abschnitte aufteilen. Obwohl der Roman nie explizit Bezug auf den Nationalsozialismus nimmt, hat das autoritäre Regime große Ähnlichkeit mit der NS-Diktatur. Dazu zählen zum Beispiel NS-Ideologien, wie die Rassenlehre.
Das Zeitalter der Fische (Kapitel 1-7) — Jugend ohne Gott Zusammenfassung
An seinem 34. Geburtstag korrigiert der Lehrer Aufsätze seiner Klasse zum Thema „Kolonien”. Der Aufsatz des Schülers N erschreckt ihn, denn N äußert sich sehr negativ gegenüber Schwarzen. Am liebsten würde der Lehrer die Textpassage anstreichen und korrigieren. Aber letztendlich traut er sich nicht. Er kann N nicht widersprechen, da die Regierung und die Medien genau diese rassistischen Botschaften befürworten und verbreiten.
Am nächsten Tag weist der Lehrer die Schüler dennoch darauf hin, dass Schwarze Personen ebenfalls Menschen seien. Diese Aussage sorgt für Wirbel, denn einige Tage später sucht Ns Vater den Lehrer auf. Er warnt den Lehrer, sich nicht der Staatsdoktrin zu widersetzen und meldet ihn beim Direktor. Der Direktor stellt sich zwar auf die Seite des Lehrers, doch ermahnt ihn. Der Lehrer solle sich, zumindest nach außen hin, dem System anpassen.
Nach diesem Vorfall stellen sich die Schüler immer mehr gegen den Lehrer. Sie schreiben sogar einen Brief an den Direktor, in dem sie einen neuen Lehrer fordern. Der Direktor geht jedoch nicht darauf ein.
Am Abend trifft der Lehrer in einer Bar auf einen ehemaligen Kollegen, den er Julius Caesar nennt. Der Lateinlehrer musste aufgrund eines Verhältnisses mit einer Schülerin die Schule verlassen. Die beiden sprechen über das mangelnde Mitgefühl der Jugend und deren fehlendes Gewissen. Der Lehrer erwähnt den rassistischen Aufsatz des Schülers N.
Julius Caesar prophezeit daraufhin das „Zeitalter der Fische”. Damit beschreibt er die junge Generation der Schüler. Diese würden nur die Ideologie der Diktatur nachplappern und nicht mehr für sich selbst denken. So würden ihre Seelen starr werden, so wie die Gesichtsausdrücke von Fischen.
Kurze Zeit später stirbt einer der Schüler W an einer Lungenentzündung. Der Lehrer ist davon schwer betroffen. Obwohl er schon seit dem Ersten Weltkrieg an Gott zweifelt, fällt es ihm immer schwerer, an einen gerechten Gott zu glauben. Auf der Beerdigung des Schülers W ist der Lehrer außerdem schockiert über die fehlende Betroffenheit der Schüler. Besonders Schüler T fällt ihm auf. Seine Fischaugen lassen ihn besonders kalt und gefühllos aussehen.
Das Zeltlager (Kapitel 8-21) — Jugend ohne Gott Inhaltsangabe
In den Osterferien fährt die Klasse mit dem Lehrer in ein paramilitärisches Zeltlager. Hier sollen die Schüler das Schießen und den Umgang mit Gewehren lernen. Vor Ort unterhält sich der Lehrer mit dem Dorfpfarrer. Er erzählt dem Geistlichen von seinen Zweifeln an einem gerechten Gott.
Nachdem auf einem benachbarten Bauernhof eine blinde Frau überfallen wird, vermutet der Lehrer, dass Kinder hinter dem Diebstahl stecken. Um mehr herauszufinden, will der Lehrer das Tagebuch des Schülers Z lesen.
Um an das Tagebuch zu gelangen, muss der Lehrer das Kästchen, in dem das Buch liegt, aufbrechen. Dabei beschädigt er versehentlich das Schloss. Aus den Tagebucheinträgen erfährt er schließlich, dass es eine Kinderräuberbande gibt. Z hat sich außerdem in Eva, die Anführerin der Bande, verliebt. In dem Tagebuch steht auch noch, dass Z jeden töten will, der das Buch heimlich liest.
Daraufhin versucht der Lehrer, das Schloss zu reparieren, schafft es aber nicht. Er befürchtet, dass Z N beschuldigen wird, das Tagebuch gelesen zu haben. Denn Z und N streiten häufig. Außerdem teilen sie sich ein Zelt und N weiß, dass Z das Tagebuch führt. Der Lehrer plant deshalb, seine Tat zu gestehen.
Jedoch traut er sich letztendlich nicht, die Tat zuzugeben. Auch als Z ihm mitteilt, dass N gestanden hätte, das Kästchen aufgebrochen zu haben, reagiert der Lehrer nicht.
Nach einem weiteren Ausflug kehren die Schüler ohne N zurück. Wenig später finden Waldarbeiter seine Leiche. Er wurde mit einem Stein erschlagen. Die Polizei wird verständigt und der Verdacht fällt schnell auf Z. Denn dieser hatte sich zuvor mit N gestritten. Ohne lange zu überlegen, gesteht Z die Tat.
Der Prozess (Kapitel 22-29) — Jugend ohne Gott Zusammenfassung
Vor Gericht beteuert Z erneut, N getötet zu haben. Allerdings hat er keine Erinnerungen an die Tat selbst. Die Beamten haben bei Ns Leiche außerdem einen Kompass gefunden, der nicht N gehört hat. Z behauptet, dass es sein Kompass sei. Doch seine Mutter sagt im Prozess aus, dass Z keinen Kompass besitze.
Der Richter vermutet daraufhin, dass Z nicht wirklich der Täter sei. Denn Z hat auch von seiner Beziehung mit Eva erzählt. Deshalb glaubt der Richter, dass Z nur Eva schützen wollte und sich deswegen als schuldig ausgibt.
Der Lehrer nimmt als Zuschauer auch am Prozess teil. Plötzlich hört er eine Stimme in seinem Kopf, die er für Gott hält. Die Stimme fordert ihn auf, die Wahrheit zu sagen. Deshalb lässt er sich vereidigen und gesteht, das Tagebuch gelesen zu haben. Daraufhin wird er entlassen und muss seine Stelle als Lehrer aufgeben.
Als Nächstes sagt Eva aus. Sie gibt zu, dass es im Wald zu einem Streit zwischen den beiden Jungen Z und N kam. Nachdem N Z beinahe einen Felsen hinuntergestoßen hätte, wollte sie selbst N erschlagen. Doch plötzlich sei ein fremder Junge aus dem Gebüsch aufgetaucht. Er habe Eva den Stein abgenommen und N getötet. Eva beschreibt, dass der Junge Augen wie ein Fisch gehabt hat.
Obwohl sie die Wahrheit sagt, glaubt der Richter ihrer Aussage nicht. Eva wird daraufhin für den Mord an N angeklagt und muss in Untersuchungshaft.
Private Ermittlungen (Kapitel 30-43) — Jugend ohne Gott Inhaltsangabe
Nach Evas Aussage hat der Lehrer sofort den Schüler T im Verdacht. Denn dessen Fischaugen sind ihm bereits bei der Beerdigung des Schülers W aufgefallen. Deshalb verabredet sich der Lehrer mit Julius Caesar und teilt mit ihm seine Befürchtung. Caesar organisiert daraufhin eine Gruppe Schüler, die T beschatten sollen.
Der Lehrer verabredet sich auch privat mit T und versucht, ihm ein Geständnis zu entlocken — aber erfolglos. Später trifft der Lehrer den Dorfpfarrer aus dem Zeltlager. Der Geistliche hat den Prozess in der Zeitung verfolgt. Er ist stolz, dass der Lehrer die Wahrheit gesagt hat. Deswegen bietet er ihm an, als Missionar in Afrika zu arbeiten. Doch der Lehrer will zuerst Ts Schuld beweisen und den Prozess beenden.
Er fährt zum Haus von T, um mit dessen Eltern zu sprechen. Jedoch trifft er dort nur auf den Schüler T, der nervös wirkt. Wenige Tage später erhängt sich T. In seiner Abschiedsnotiz beschuldigt er den Lehrer, ihn in den Tod getrieben zu haben.
Daraufhin bereitet der Lehrer eine Rede vor. Er schildert seinen Verdacht auf T und geht auch auf die scheinbare Gewissenslosigkeit der Jugend ein. Ts Mutter bricht daraufhin zusammen und lässt einen Zettel fallen, auf dem T gesteht, N erschlagen zu haben.
Zum Abschluss denkt der Lehrer nocheinmal über sein Verhältnis zu Gott nach. Er beschließt, wieder an Gott glauben zu können, da Gott ihn zur Wahrheit geführt habe. Eva wird nach Ts Geständnis aus dem Gefängnis entlassen und soll beim Pfarrer leben. Der Lehrer hingegen nimmt das Angbot des Pfarrers an und wandert nach Afrika aus, um Missionar zu werden.
Schon gewusst? Ein Missionar ist ein Anhänger einer Religion, der herumreist, um Menschen dazu zu bewegen, auch der Religion beizutreten. Dabei arbeiten Missionare oft in sozialen Hilfsprojekten mit oder leisten andere gemeinnützige Arbeit.
Kritik am Nationalsozialismus
Das autoritäre System in „Jugend ohne Gott“ weist viele Parallelen zum Nationalsozialismus auf. Das siehst du am besten am Lehrplan und der Erziehung der jungen Generation. Rassenideologie und Ausgrenzung stehen auf dem Lehrplan und werden vom Staat vorgegeben.
Die Jugendlichen hören in allen Medien die gleichen Informationen. Deshalb hinterfragen sie die Vorgaben des Staats auch nicht, sondern passen sich kommentarlos an. Sie werden also zu blinden Mitläufern des Systems. Selbst der Lehrer, der eigentlich eine andere Meinung vertritt, muss sich unterordnen.
Diese Erziehung der Jugendlichen führt auch dazu, dass sie gefühlloser werden. Sie scheinen kein Gewissen und deswegen auch kein Mitgefühl mit ihren Mitmenschen zu haben. Deshalb bezeichnet der ehemalige Lehrer Julius Caesar die junge Generation auch als „Zeitalter der Fische“. Wie Fische folgen die Schüler dem Schwarm. Ihre Individualität und ihre Emotionen haben sie komplett verloren.
Der Roman kritisiert also das Bildungssystem der Nationalsozialisten und zeigt die Gefahren einer solchen Mitläufer-Diktatur.
Gott
Gott spielt eine große Rolle im Roman. Allerdings bedeutet Gott nicht nur bestimmte Religion oder den Glauben an sich. Stattdessen handelt es sich hier um eine Metapher , also um einen bildhaften Vergleich. Gott steht im Buch für die Wahrheit oder das Gewissen.
Der Lehrer zum Beispiel hat seinen Glauben an Gott verloren. Erst als er sich endlich traut, die Wahrheit zu sagen, gewinnt er wieder an Hoffnung. Sein Gewissen, das ihn letztendlich dazu bringt, seine Tat zu gestehen, hält er für Gottes Stimme.
Die Schüler hingegen werden vom Lehrer als gottlos bezeichnet. Wie im Titel des Romans, scheinen die Jugendlichen keinen Gott — also kein Gewissen — zu besitzen. Das zeigt vor allem der Mord an N. Die Schüler haben kein Mitgefühl, dass sie davon abhält, anderen Schaden zuzufügen.
Historischer Hintergrund — Jugend ohne Gott Zusammenfassung
„Jugend ohne Gott“ wurde 1937 veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die NS-Ideologie bereits in den Schulen eingebürgert und das komplette Bildungssystem umgekrempelt.
Die „Totale Pädagokik“ der Nationalsozialisten umfasste alle Bildungseinrichtungen. Sie war darauf ausgelegt, die Bevölkerung im Sinne der Ideologie zu erziehen. Dazu gehörte auch ein größerer Fokus auf einen möglichen Krieg und eine militärische Vorausbildung.
Diesen Bezug zum Militär erkennst du auch im Roman. Hier besucht die Klasse ein Zeltlager, in dem die Schüler den Umgang mit Waffen lernen sollen.
Exilliteratur
Jetzt weißt du, worum es in „Jugend ohne Gott“ geht. Horvaths Werk gehört zur Exilliteratur. Alles über diese Epoche erfährst du hier.