Du bist dir unsicher, in welche Epoche du Büchners Drama „Woyzeck“ einordnen kannst? In unserem Beitrag und im Video erklären wir dir, warum das Werk zu verschiedenen Epochen gehört und an welchen Merkmalen du das erkennst.

Inhaltsübersicht

Woyzeck – Epoche

Georg Büchners Drama „Woyzeck“ aus dem Jahr 1836 gehört nicht eindeutig in eine bestimmte Literaturepoche . „Woyzeck“ lässt sich zum einen dem Vormärz zuordnen und fällt auch zeitlich in diese Literaturepoche. Allerdings war Büchner seiner Zeit voraus und so tauchen in „Woyzeck“ auch einige Merkmale zweier späterer Epochen auf: des Realismus und des Naturalismus .

Das Drama erzählt die Geschichte des jungen Soldaten Franz Woyzeck, der verzweifelt versucht, sich und seine kleine Familie zu versorgen. Dabei wird er von der Gesellschaft und den Vertretern der oberen Schichten, wie beispielsweise seinem Hauptmann, gedemütigt und ausgebeutet. Als ihn auch noch seine Freundin betrügt, ermordet er sie.

Wenn du die Handlung noch einmal genau nachlesen willst, findest du hier eine Zusammenfassung des Werks.

Woyzeck – Epoche: Vormärz

Die Zeit des Vormärz (1815-1848) war geprägt von den Folgen des Wiener Kongresses : Man beschloss, die absolutistische Macht in Europa wiederherzustellen, gegen die die Französische Revolution zuvor so hart angekämpft hatte. Die Folge davon war die Unzufriedenheit einiger junger Schriftsteller, die in ihren Werken Kritik an der Politik und den Machtverhältnissen übten. Ihre Werke richteten sich deshalb an die einfachen Bürger und handelten von Themen, mit denen sich die breite Bevölkerung identifizieren konnte. Das siehst du auch in „Woyzeck“: Es geht um das Leben eines einfachen Soldaten, das zunehmend von mächtigeren Mitgliedern der Gesellschaft bestimmt wird.

Durch die Industrialisierung zogen viele Menschen in die Städte, wo sie für wenig Geld hart arbeiteten und in schlechten Verhältnissen lebten. Armut und Elend breiteten sich immer weiter aus und betrafen schließlich ganze Bevölkerungsschichten. Diese Massenarmut bezeichnest du als Pauperismus. Auch Büchner macht in „Woyzeck“ auf dieses soziale Problem aufmerksam, denn der Hauptcharakter des Dramas leidet ebenfalls unter Armut und Elend. Er setzt sogar seine Gesundheit aufs Spiel, um irgendwie seine Familie versorgen zu können.

Woyzeck – Epoche: Realismus

Wie der Name schon sagt, versuchten die Dichter und Denker des Realismus (1848-1890) so realitätsnah wie möglich zu beschreiben. Die Darstellung des Lebens einfacher Leute stand im Mittelpunkt, jedoch sahen sich die Realisten eher als neutrale Beobachter und übten beispielsweise keine Kritik an gesellschaftlichen Gegebenheiten. Allerdings kritisierten sie die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich indirekt, da sie sich mit dem Leben der einfachen, oft armen Leute beschäftigten und deren Situation so einem großen Publikum näherbrachte.

Auch „Woyzeck“ zeigt das Leben eines armen Soldaten und stellt es mit all seinen Facetten dar. Typisch für den Realismus steht in Büchners Drama ein einzelner Mensch und sein Schicksal im Mittelpunkt. Büchner übt auch nicht direkt Kritik an der Situation Woyzecks. Dennoch gelingt es ihm, den Leser wachzurütteln und ihm das Schicksal eines in Armut und Elend lebenden Menschen aufzuzeigen. Die Realisten tendierten dazu, schlimme Ereignisse in ihren Werken zu beschönigen, was du als poetischen Realismus bezeichnest. In „Woyzeck“ jedoch stellt Büchner alle Vorkommnisse unbeschönigt und in all ihrer Grausamkeit dar. In diesem Punkt passt das Drama nicht so recht in die Epoche des Realismus.

Woyzeck – Epoche: Naturalismus

Den Naturalismus (1880-1900) kannst du als eine Art Steigerung des Realismus betrachten. Der Realismus versuchte noch, unschöne Gegebenheiten zu verklären und ihnen ihren Schrecken zu nehmen. Doch das Ziel des Naturalismus war es, die Realität möglichst realitätsnah und ungeschönt darzustellen. Hier fand also auch das Hässliche und das Grausame seinen Platz. Die Autoren des Naturalismus waren sehr direkt und so finden sich häufig Beschreibungen von Armut, Krankheit oder Alkoholismus in ihren Werken. Damit wollten sie das Bildungsbürgertum schockieren und auf die Situation der Arbeiterklasse aufmerksam machen.

Büchners Charaktere in „Woyzeck“ bedienen sich einer sehr direkten Sprache und verwenden oft Kraftausdrücke („er pisse“, „er saufe“). Zum einen spiegelt die Sprache die raue Realität der niedrigen gesellschaftlichen Schichten wider, zum anderen macht sie das Werk authentisch. Woyzeck oder Marie beispielsweise haben nur einen sehr begrenzten Wortschatz und verwenden Wörter aus ihrem Dialekt. Woyzeck spricht Hessisch, durchzogen von Hochdeutsch. So lässt er beispielsweise das -n bei Infinitivformen von Verben wegen („zu fresse“ statt „zu fressen“), was ein typisches Merkmal des hessischen Dialekts ist. Das zeigt die gesellschaftliche Stellung und das soziale Umfeld, in dem der Soldat und seine Freundin leben. Schau dir dazu gerne unsere ausführliche Charakterisierung von Woyzeck an!

Woyzeck Interpretation

In welche Epochen du „Woyzeck“ einordnen kannst, weißt du jetzt. Suchst du außerdem nach einer passenden Interpretation zu dem Werk? Wie du dabei vorgehst und was du in deiner Interpretation zu Büchners Drama schreiben kannst, erfährst du hier .

Zum Video: Woyzeck - Interpretation
Zum Video: Woyzeck – Interpretation

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