Andorra Max Frisch – Interpretation

Du bist auf der Suche nach einer „Andorra“ Max Frisch Interpretation? In diesem Beitrag und im Video  zeigen wir dir die drei wichtigen Ansätze, um das „Andorra“ Buch zu deuten.

Inhaltsübersicht

Andorra Max Frisch – Interpretation 

Andorra“ ist ein Drama von Max Frisch, das 1961 uraufgeführt wurde. Darin geht es um Andri, der als Jude mit der Ausgrenzung durch seine Mitmenschen zu kämpfen hat. Das Stück fragt nach der Macht von Vorurteilen, aber auch nach der menschlichen Schuld. Wie kann ein Mensch seine eigene Identität ausleben, wenn alle anderen ein bestimmtes Bild von ihm haben? 

Wenn du nochmal wiederholen möchtest, was in dem Stück genau passiert, findest du hier  unsere Zusammenfassung. Im Folgenden zeigen wir dir drei Interpretationsansätze. Du kannst das Stück als Modell für ein System betrachten, es als Parabel interpretieren oder seine Kritik an der Gesellschaft genauer untersuchen.

Andorra als Modell

Die beiden Staaten Andorra und das Land der Schwarzen sind erfundene Orte. Zusammen bilden sie aber ein System, das überall und zu jeder Zeit entstehen kann. Beides sind Länder, in denen es Ausgrenzung und Fremdenhass gibt. Dabei teilen sie vor allem viele Gemeinsamkeiten mit Deutschland und der Schweiz im Zweiten Weltkrieg . Deutschland gleicht hier dem Reich der Schwarzen und ihrer aktiven Judenverfolgung. Andorra hingegen nimmt im Stück die Position der Schweiz ein: Es bemüht sich um eine neutrale Position. Dennoch kritisiert Max Frisch in dem Drama diese Rolle der Schweiz im Krieg. Denn auch durch Passivität entsteht Mitschuld. 

Neben diesem offensichtlichen Bezug zu Deutschland und der Schweiz kann „Andorra“ aber auch als Modell verstanden werden, das sich überall abspielen kann. Das siehst du auch an den Charakteren. Viele der Figuren im Stück, besonders die Bewohner Andorras, bleiben namenlos. Du erkennst sie lediglich an ihrer Berufsbezeichnung: der Tischler, der Wirt, der Pater.

Die Charaktere stehen also nicht für individuelle Menschen, sondern für Personentypen. Sie zeigen eine bestimmte Sorte Mensch, die überall vorkommen kann, unabhängig von Zeit oder Nationalität. Die skizzenhaften Figuren tragen somit zur Modellhaftigkeit des Dramas bei. Ausgrenzung, Hass und Vorurteile können überall auftreten und sind immer gefährlich!

Andorra als Parabel

Du kannst das Drama außerdem als Parabel , also als Gleichnis, interpretieren. Eine Parabel besteht immer aus zwei Bedeutungsebenen: Der Bildebene — also was in der Geschichte erzählt wird — und der Sachebene — das, was damit gemeint ist. Indem du die beiden Ebenen miteinander verbindest, kannst du die Lehre der Parabel entschlüsseln und sie auf das echte Leben übertragen.

In „Andorra“ handelt die Parabel von der Macht von Vorurteilen und der Frage nach der eigenen Identität. Andri steht im Stück zwischen seiner eigenen Identität und der Meinung der anderen. Sein ganzes Leben lang musste er mit den Vorurteilen seiner Mitbürger aufwachsen: Als Jude sei er geldgierig, arrogant und zu ehrgeizig. Andri hat diese Vorteile so oft gehört, dass er sie verinnerlicht hat und jetzt selbst daran glaubt. Als der Lehrer ihm schließlich die Wahrheit erzählt — nämlich, dass Andri gar kein Jude ist –, kann Andri das nicht glauben. Er bleibt in der Meinung der anderen gefangen. 

Das Stück bezieht sich auch auf das Bibelzitat: „Du sollst dir kein Bildnis machen.“ Anders als in der Bibel geht es aber hier nicht um Gott, sondern um die Menschen selbst. Diese sollen sich kein Bildnis von ihren Mitmenschen machen. Damit ist gemeint, dass sie sich nicht durch Vorurteile ein bestimmtes Bild von einer Person machen sollen. Denn das kann, wie in Andris Fall, schlimme Folgen haben. Wenn andere sich ein Bild von einer Person machen und Vorurteile haben, fällt es der betroffenen Person schwer, ihre eigene Identität auszuleben. 

Andorra als Kritik an der Gesellschaft

Als Letztes kannst du „Andorra“ auch als Kritik an der Gesellschaft interpretieren. Insbesondere stehen dabei die Macht der Vorurteile und die menschliche Schuld im Vordergrund. Max Frisch kritisiert hier nicht nur die Schwarzen, die aktiv Juden verfolgen und töten, sondern auch die Passivität der Andorraner. Als der unschuldige Andri als Jude entlarvt und hingerichtet wird, greift keiner der anderen Bewohner Andorras ein. Obwohl sie mittlerweile wissen, dass Andri kein Jude ist, kommen sie ihm nicht zu Hilfe.

Auch Andri selbst ist machtlos. Weil er sein ganzes Leben lang Vorurteile und Beschimpfungen gehört hat, ist er jetzt überzeugt von seinem Schicksal und meint, als Jude sterben zu müssen. Das Stück kritisiert also die andorranische Gesellschaft, die erst mit Vorurteilen gegen den Protagonisten hetzt und dann tatenlos zusieht, wie sich die Tragödie abspielt. 

Darüber hinaus setzt das Stück bestimmte Mittel ein, um das Publikum zum Nachdenken anzuregen. Die „Judenschau“ im letzten Bild beispielsweise scheint lächerlich und soll den Zuschauern die Absurdität der Thematik vor Augen führen. Natürlich lassen sich Juden nicht anhand ihrer Füße erkennen. Diese Annahme zeigt, wie idiotisch und grundlegend falsch Vorurteile sind. Mithilfe dieser Handlung, die auf den Zuschauer übertrieben und lächerlich wirkt, betont das Stück die Sinnlosigkeit bestehender Vorurteile. 

Nachkriegsliteratur

Jetzt weißt du, wie du eine gute „Andorra“ Max Frisch Interpretation schreibst. Das Stück zeigt großen Bezug zum Zweiten Weltkrieg und lässt sich der Nachkriegsliteratur zuordnen. Wenn du mehr über diese Epoche erfahren willst, dann schau bei unserem nächsten Video vorbei.

Zum Video: Nachkriegsliteratur
Zum Video: Nachkriegsliteratur

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