Der Untertan – Zusammenfassung
Du bist auf der Suche nach einer „Der Untertan“ Zusammenfassung? In diesem Beitrag und im Video erfährst du alles über das Werk von Heinrich Mann.
Inhaltsübersicht
Der Untertan – Übersicht
„Der Untertan“ ist ein Roman von Heinrich Mann aus dem Jahr 1914. Es geht um Diederich Heßling und dessen Leben in der Gesellschaft des deutschen Kaiserreichs (1871-1919) unter Wilhelm II. Diederich ist unterwürfig gegenüber mächtigen Personen. Gleichzeitig unterdrückt er aber schwächere Menschen und versucht so, bei jeder Gelegenheit in der Gesellschaft aufzusteigen.
- Veröffentlichung: 1918
- Autor: Heinrich Mann
- Gattung: Satire , Roman
- Epochen/Strömungen: Moderne
- Hauptfiguren: Diederich Heßling, Guste Daimchen, Wolfgang Buck, der alte Buck
- Gut zu wissen: Heinrich Mann hat das Manuskript wenige Monate vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs fertiggestellt. Aufgrund des Kriegs wurde „Der Untertan“ allerdings erst 1918 in Buchform veröffentlicht.
Der Untertan – Inhaltsangabe
Diederich Heßling ist der Vorzeigebürger des deutschen Kaiserreichs unter Wilhelm II. Gegenüber autoritärer Macht wie dem Kaiser ordnet er sich unter. Schwächere Menschen hingegen unterdrückt und tyrannisiert er. Manns Roman folgt Diederich von der Kindheit bis zu seiner gesicherten Stellung in der Gesellschaft des deutschen Kaiserreichs. Als Opportunist versucht er, aus jeglichen Umständen seinen persönlichen Vorteil zu ziehen. Dabei geht er ohne Prinzipien und ohne Rücksicht auf andere vor. Sein Leben ist bestimmt von Gegensätzen: Er ist ein Tyrann und gleichzeitig unsicher. Denn er unterdrückt andere und ordnet sich höherer politischer Macht unter.
Am Schluss des Romans hält er eine Rede zur Einweihung des Kaiserdenkmals. Diese wird von einem schweren Gewitter unterbrochen. Auf dem Rückweg sieht Diederich den alten Buck, einen Demokraten der 1848er Revolution, der bei seinem Anblick stirbt. Der Tod des alten Buck symbolisiert also den Untergang der demokratischen Werte. Die nationalistischen Gedanken erhalten in Form von Diederich mehr Macht. Damit hat das Werk den kurz bevorstehenden Ersten Weltkrieg bereits vorhergesagt.
Der Untertan – Figurenanalyse
Damit du die Handlung besser verstehst, zeigen wir dir jetzt eine Figurenkonstellation mit den wichtigsten Charakteren.
Diederich Heßling
- unterwirft sich der Macht
- unterdrückt Schwächere
- heiratet Guste Daimchen
- unsicher, unterwürfig, tyrannisch
Guste Daimchen
- ehemalige Verlobte von Wolfgang Buck
- heiratet Diederich Heßling
- reiche Erbin
Der alte Buck
- Demokrat und Revolutionär der 1848er Revolution
- Kritiker des Kaisers
- Ideologie: Freiheit, Gleichheit, Demokratie
-
stirbt am Ende beim Anblick Diederichs
Wolfgang Buck
- Rechtsanwalt und Sohn des alten Buck
- keine klare politische Gesinnung
- „Schöngeist“
- ehemals mit Guste Daimchen verlobt
Weitere Figuren
- Jadassohn: Staatsanwalt
- Lauer: Fabrikbesitzer
- Agnes Göpel: ehemalige Geliebte Diederichs
Jugend und Studium (Kapitel 1-2) – Der Untertan Zusammenfassung
Diederich Heßling wächst in der Kleinstadt Netzig auf. Er wird als „weiches Kind“ beschrieben. Seine sensible Art teilt er mit seiner Mutter. Der Vater hingegen ist eine strenge Autoritätsperson in Diederichs Leben und verprügelt seinen Sohn oft. Dennoch mag Diederich seinen Vater lieber als seine Mutter, denn die Macht des Vaters fasziniert ihn. Er wächst zu einem begeisterten Anhänger des autoritären Kaisertums heran. Er ist also der Ansicht, dass die Macht von einem übergeordneten Monarchen ausgehen soll. Die Bürger sollten sich daher dem Kaiser unterwerfen.
Für sein Chemiestudium zieht Diederich nach Berlin. Hier lernt er Agnes Göppel kennen und verliebt sich fast in sie. Außerdem tritt er einer konservativen Studentenverbindung bei. Hier fühlt er sich als Teil der Gruppe. Durch Trinken und Zeit unter Männern gewinnt er an Selbstbewusstsein. Dennoch zeigt er sich unterwürfig gegenüber größeren Autoritäten.
Obwohl er ein lautstarker Vertreter des Militärs ist, lässt er sich von seinem eigenen Militärdienst ausmustern. In einem Park trifft er zufällig auf Kaiser Wilhelm II. Diederich will den Kaiser grüßen und ihm Respekt erweisen. Allerdings blamiert er sich dabei ziemlich, da er ausrutscht und in eine Schlammpfütze fällt.
Bald darauf beginnt er eine körperliche Beziehung mit Agnes Göppel. Kurz darauf verlässt er sie jedoch. Agnes‘ Vater, Herr Göppel, bittet Diederich darum, Agnes zu heiraten. Allerdings lehnt Diederich ab, obwohl er Gefühle für Agnes hat. Er könne keine Frau heiraten, die keine Jungfrau mehr ist.
Familienoberhaupt und Firmenleiter (Kapitel 3-5) – Der Untertan Zusammenfassung
Diederich erhält schließlich seinen Doktortitel und kehrt nach Netzig zurück. Hier übernimmt er nach dem Tod des Vaters dessen Papierfirma. Als neues Familienoberhaupt zeigt er sich gegenüber seinen Schwestern streng. In Netzig trifft er auch auf den alten Buck. Dieser ist ein Demokrat der 1848er Revolution und genießt hohes Ansehen im Ort. Laut ihm soll die Macht im Staat vom Volk ausgehen. Damit ist er das Gegenbild zu Diederichs autoritären Ansichten.
Zudem kommt es zu einem Konflikt zwischen Diederich, dem Staatsanwalt Jadassohn und Fabrikbesitzer Lauer. Dem Fabrikbesitzer wirft Diederich Majestätsbeleidigung vor und zeigt ihn an. Sich kritisch gegenüber dem Machthaber zu äußern war zu dieser Zeit ein ernstzunehmendes Verbrechen. Der anschließende Prozess hat allerdings negative Folgen für Diederich. Die Menschen von Netzig wenden sich von ihm ab und die Umsätze der Papierfabrik sinken. Er muss deswegen Personal entlassen und eine neu gekaufte Maschine zurückgeben.
Letztendlich gewinnt Diederich den Prozess nach einem Fehltritt von Wolfgang Buck, dem Anwalts des Fabrikbesitzers. Daraufhin wirbt Diederich um Wolfgang Bucks Verlobte Guste Daimchen. Um Guste und Wolfgang auseinander zu bringen, verbreitet er das Gerücht, dass die beiden Halbgeschwister seien. Der Plan geht auf und Guste und Diederich heiraten. Darüber hinaus ist Diederich Teil weiterer politischer Intrigen, um seine Stellung in der Gesellschaft zu sichern.
Kaiserdenkmal (Kapitel 6) – Der Untertan Zusammenfassung
Guste und Diederich gehen auf Hochzeitsreise. Dabei folgen sie dem Kaiser nach Rom. Hier jubelt Diederich seinem Monarchen begeistert zu. Der Kaiser löst anschließend den Reichstag auf und Diederich reist zurück nach Deutschland. In Netzig gründet er die „Partei des Kaisers“. Bei der Wahl gewinnen allerdings die Sozialdemokraten. Erneut verbreitet Diederich Gerüchte über seine Gegner und bringt diese vor Gericht. Jedoch steigt sein Ansehen immer mehr, während der Ruf des alten Buck sich verschlechtert. Die demokratischen Werte, die der alte Buck vertritt, gelten nicht mehr als zeitgemäß. Guste und Diederich haben zusammen drei Kinder. Trotzdem ist Diederich seiner Frau untreu.
Zur Einweihung des Kaiserdenkmals hält Diederich eine Rede. Außerdem soll er einen Orden verliehen bekommen. Bevor es allerdings so weit kommt, bricht auf einmal ein schweres Gewitter herein. Die Versammlung löst sich auf. Diederich macht sich auf den Heimweg und kommt am Haus des alten Buck vorbei. Dieser liegt im Sterben. Beim Anblick Diederichs stirbt er letztendlich.
Der Untertan – Interpretation
Neben einer „Der Untertan“ Zusammenfassung ist es außerdem wichtig, das Werk zu interpretieren. Du kannst dich in deiner Interpretation auf verschiedene Aspekte beziehen.
Der Protagonist Diederich ist eine Allegorie für die Gesellschaft im deutschen Kaiserreich. Eine Allegorie ist ein Stilmittel, das eine abstrakte Sache beschreibt und sie so veranschaulicht. Die einzelne Figur des Diederich steht im Roman für eine ganze Gesellschaft. Er ist unterwürfig gegenüber der Macht, verehrt den Kaiser und unterdrückt schwächere Personen in seinem Umfeld. Dabei folgt er einer autoritären und nationalistischen Ideologie. Heinrich Mann beschreibt in der Hauptfigur seines Werks also die deutsche Gesellschaft kurz vor Beginn des ersten Weltkriegs.
Außerdem kannst du „Der Untertan“ als Satire interpretieren. Unter einer Satire verstehst du einen Text, der durch Stilmittel wie Übertreibungen und Ironie etwas kritisieren will. In seinem Roman richtet Heinrich Mann seine Kritik gegen die wilhelminische Gesellschaft im deutschen Kaiserreich. Die Hauptfigur des Romans Diederich Heßling ist dabei gleichzeitig der Antiheld. Durch die überspitzte Darstellung von Diederichs Respekt vor dem Kaiser kritisiert der Roman die Gesellschaft.
Die Kritik des Romans an seiner Zeit siehst du auch in der einzig positiven Figur der Geschichte: dem alten Buck. Der ehemalige Revolutionär steht für die Demokratie. Er vertritt eine Ideologie, die auf Freiheit und Gleichheit aufbaut. Er ist damit der Gegenspieler von Diederich, der an eine absolute Macht des Kaisers glaubt. Am Ende des Romans stirbt der alte Buck, als er Diederich sieht. Die demokratischen Werte, die er verkörpert gehen also unter, während der Nationalismus an Macht gewinnt.
Der Untertan – Historischer Hintergrund
Heinrich Manns Roman wirkt beinahe wie eine Prophezeiung. Das Ende zeigt den Tod der Demokratie in der Figur des alten Buck. Der Nationalismus und die autoritäre Ideologie hingegen werden stärker. Damit hat „Der Untertan“ den bevorstehenden 1. Weltkrieg bereits kommen gesehen. Manns harsche Kritik an der Gesellschaft beeinflusste auch die Veröffentlichung des Werks. Sein negativer Blick auf die politische Lage passte nicht zur aufkommenden Kriegsstimmung. Obwohl der Roman kurz vor Ausbruch des Kriegs fertiggestellt wurde, kam es deshalb erst nach dem Krieg zur Veröffentlichung.
Doch auch nach dem 1. Weltkrieg behält der düstere Ausblick des Romans recht. Themen der Geschichte sind unter anderem Nationalismus, Antisemitismus und antidemokratische Werte. Diese gewannen auch nach der Veröffentlichung des Werks an Macht, sodass es 1939 zum 2. Weltkrieg kam.
Interpretation
Jetzt weißt du, worum es in „Der Untertan“ geht. Wenn du wissen willst, wie du das Werk noch genauer interpretieren kannst, sieh dir hier unser Video dazu an.